10 Gründe Kaffee zu hassen – Nr. 11 ist die Krönung!

Moin! Ich bin Arne. Nach einigen Jahren als Barista habe ich mich einer Mission verschrieben: Mehr guten Kaffee unter die Leute zu bringen. Dafür stellen mein Team und ich eine breite Wissensbasis zum Thema Kaffee für euch bereit.

Wie wir testen | Unser Team

Eigentlich sind wir alle total bescheuert. Wir kippen ein bitteres Gebräu in uns hinein, das uns künstlich wach macht. Wir faseln was von Pfirsicharomen und Lederakzenten – und schmecken am Ende doch nur „Kaffee“. Wir machen uns Gedanken um irgendwelche Bauern in Hinterarschistan, statt uns über die Krönung im Angebot bei Lidl zu freuen.

Lavazza Kaffee

Eigentlich sind wir alle total bescheuert. Wir kippen ein bitteres Gebräu in uns hinein, das uns künstlich wach macht. Wir faseln was von Pfirsicharomen und Lederakzenten – und schmecken am Ende doch nur „Kaffee“. Wir machen uns Gedanken um irgendwelche Bauern in Hinterarschistan, statt uns über die Krönung im Angebot bei Lidl zu freuen.

Außerdem halten wir Kaffeefans uns für wahre Gourmets und essen zum Frühstück dann doch Mortadella. Wir sind eine Bande von Heuchlern mit zu viel Geld, zu wenig Hobbys und keiner anständigen Arbeit!

Am schönsten es ist, wenn unser Schlag Mensch auf das genaue Gegenteil trifft: die Kaffeehasser mit Mitteilungsbedürfnis.

Jedes Mal, wenn ich irgendwo sage, was ich beruflich mache, gibt es wenigstens eine Person, die mir ihre Anti-Meinung zu meinem Thema und meiner Leidenschaft im Detail darlegen muss. Ungefragt. Mit tipptopp Argumenten. Ich habe keine Lust mehr, auf jedes dieser Argumente einzeln zu antworten.

Darum liefere ich euch hier die zehn ultimativen Gründe, Kaffee zu hassen. Wer will, kann sich die Liste ausdrucken, sie laminieren und beim nächsten Zusammentreffen mit einem Kaffee-Hasser auslegen.

Die persönlich wichtigsten Punkte sollten mit einem Textmarker und einem Katzensticker markiert werden. Das kürzt die Hass-Tiraden ab, ihr könnt sofort in die Diskussion einsteigen und euch wirklich wichtigen Dingen zuwenden – Ich schlage fluffige Themen wie Impfen oder Chemtrails vor.

Wenn ihr richtig nett seid, könnt ihr dem mitteilungsbedürftigen Kaffeehasser auch gleich noch einen Aluhut anbieten, den ihr in liebevoller Handarbeit aus leeren Krönungs-Packungen zusammen geklöppelt habt.

1. Kaffee ist ungesund!

Death by Coffee kommt auf der Liste der häufigsten Todesarten gleich hinter Erstickungstod am Brokkoliröschen und Boxkampf mit Bienen. Und ja, wenn ihr täglich einen Swimmingpool Kaffee schlabbert, kann das sicher ungesund sein. Ist Lecken an der U-Bahn-Haltestange aber auch.

Wenn euch mal einen Nachmittag langweilig ist, klickt euch durch die Weiten des Aluhut-Internets oder spielt Bullshit-Bingo mit den verschiedenen Studien, die es zum Thema Kaffee, Koffein und Gesundheitsversprechen gibt.

Es ist natürlich totaler Zufall, dass alle Belege, wie ungesund Kaffee doch ist, ausgerechnet bei Quellen zu finden sind, die euch irgendwelchen Nahrungsergänzungsschrott mit ausgependelten Borkenkristallen aus dem Komposthaufen eines Wunderheilers andrehen wollen.

Die echte Wissenschaft ist auf dem Stand, dass Kaffee sowohl ungesunde Aspekte als auch förderliche Faktoren vereint. Es kommt darauf an, wie euer Körper drauf ist, was ihr in welcher Konzentration trinkt – und irgendwie auch ein bisschen auf den Stand des Mondes.

Denn ernsthafte Studien geben zu, dass sie keine Ahnung haben, worauf ihre Befunde nun letztendlich wirklich zurückzuführen sind.

Das ist bei mehr als 1.000 bisher bekannten Bestandteilen in einer einzigen Kaffeebohne auch kein Wunder. Tatsache ist nur: Ich lebe noch, Folgeschäden habe ich auch noch keine und sollte irgendwann doch Death by Coffee auf meinem Grabstein stehen, lasse ich es euch wissen.

Ohne Flachs aber immer noch mit der gleichen „Hört doch ma uff, Kaffee wie ein Medikament zu behandeln“-Einstellung gehe ich der Frage „Ist Kaffee ungesund?“ in einem eigenen Artikel nach.

2. Kaffee ist bitter

Ist das Leben auch. Passt also.

Ja, Kaffee ist bitter. Vor allem, wenn er im ICE von München nach Hamburg um 23.30 Uhr aus dem 12 Liter-Tank kommt, der vor 20 Stunden gebrüht wurde. Oder, wenn auf der Packung total gute Marken wie Jacobs, Melitta oder Eduscho stehen. Oder, wenn eure Kaffeemaschine aus Plastik noch ein Relikt aus eurer ersten WG ist.

Bitterstoffe sind der Kern des Aromengerüsts bei Kaffee … denkste, Puppe! Unter 800 bekannten Aromen, die in der durchschnittlichen Kaffeebohne stecken, findet ihr auch reichlich Blumen, Zuckervarianten, manchmal Obst, oft auch Säure, sogar milchige Nuancen et cetera pp.

Wenn euch Kaffee allerdings scheißegal ist, dann werdet ihr mit Bitterkeit nicht unter 100.000 IBU (International Bitterness Units) bestraft. Und habt es nicht anders verdient.

Denn bei handwerklich hervorragend gerösteten Kaffeebohnen ist Bitterkeit nicht mal in den wirklich dunklen Espressoröstungen ein riesiges Thema. Und wenn ihr euch bei der Zubereitungsmethode und Maschinenpflege ein bisschen Mühe gebt, werdet ihr schnell entdecken, warum exorbitante Bitterstoffe ein todsicherer Anlass für Backpfeifen mit Supermarktkaffee-Briketts sind.

3. Wenn ich Kaffee trinke, kann ich nicht schlafen

Trinken und Schlafen geht wirklich nicht. Die Tasse ist echt immer im Weg.

Ich glaube, das ist auch der Grund, warum die meisten von uns ihren Kaffee morgens nach dem Aufstehen oder in der Mittagspause trinken. Die Tassen-Barriere bewahrt uns davor, uns vor dem Chef und Karin aus der Buchhaltung lächerlich zu machen.

Ach, das meint ihr gar nicht? Koffein und Wachmacher und so? Mhhh. Dann frage ich mich aber, warum ihr ausgerechnet vor dem Schlafengehen (oder ein paar Stunden davor) noch einen Kaffee trinkt. Masochismus? YOLO?

Über die aufputschende Wirkung von Koffein gibt es keinen Zweifel. Allerdings hat das Alkaloid erst nach rund 30 Minuten diesen Effekt. Davor wirkt es erst einmal förderlich auf die Ausschüttung von Schlummerhormonen. Crazy, oder?

Und davon mal ganz abgesehen, ist Kaffee wirklich dazu da, uns herzhaft ins Wachsein zu befördern. Alles andere kommt erst danach. Wer also ein Problem mit dem Schlafen nach dem Kaffee hat, sollte vielleicht mal darüber nachdenken, warum praktisch die ganze Welt erst nach dem Aufstehen zum Vollautomaten latscht.

Es trinkt ja auch kein Schwein Baldrian-Tinktur, bevor es ins Berghain geht. Ursache, Wirkung – manchmal ist die Lösung so einfach.

4. Von Kaffee bekomme ich Sodbrennen

Willkommen im Club. Ich auch.

Immer dann, wenn uns Industrieröster mit Social Greenwashing verarschen wollen oder eine Kaffeegroßkette mal wieder die Preise senkt, muss ich packungsweise Bullrichsalz knuspern.

Wenn Sodbrennen auf den Kaffeegenuss selbst zurückzuführen ist, gibt es dafür genau zwei Gründe:

  1. Scheiß Kaffee
  2. Irgendetwas anderes

Der Kaffee – insbesondere in mieser Qualität – ist ein Trigger für bestimmte körperliche Reaktionen, die ihre Ursachen meist woanders haben. Der Kaffee ist aber nicht die Ursache an sich. Es stimmt, dass er gewisse Reizstoffe enthalten kann, die Reaktionen auslösen können.

Das gilt aber weder für alle Sorten noch für alle Röststufen und auch nicht für alle Zubereitungsmethoden. Wenn Kaffee für euch aber gleichbedeutend mit Gala für 3,50 Euro ist, dann braucht ihr euch um all diese Dinge keine Gedanken machen. Und müsst mit dem Sodbrennen leben.

5. Kaffee ist zum Hipster-Hype verkommen

Okay, hier muss ich euch Recht geben.

Werden Kaffees kalt, weil die Chantalle noch ein Foto von der Latte Art für ihre 15 Follower auf Insta machen muss, ist das behämmert.

Wenn euch ein Barista mit beeindruckendem Moustache erst einmal einen Vortrag hält, warum Milchschaum im Kaffee was fürs Fußvolk ist, gehört er mit Kaffeekirschen beworfen.

Wenn die nächste Kaffeebar aufmacht, die euch mit prätentiösem Minimalismus und mittelmäßigem Angebot das Geld aus der Tasche ziehen will, dürft ihr gern „Scheiß Gentrifizierung“ schreien.

Wenn ihr mit dem Krakeelen fertig seid, habt ihr drei Möglichkeiten:

  1. Folgt nicht Chantalle. Folgt einem anständigen Insta-Account für Kaffee.
  2. Lächelt den Barista an und bestellt statt Latte Macchiato drei „Expressi“. Seht zu, wie ihm der Moustache aus dem Gesicht fällt.
  3. Informiert euch über Röstereien und Cafés in eurer Stadt, die es mit gutem Kaffee ernst meinen.

Sich über Hipster und ihre Hype-Macht aufzuregen, ist in etwa so, wie sich über „dieses Internet“ oder „Halbstarke“ aufzuregen: völlig sinnlos, kraftraubend, ewig gestrig und auch ein bisschen zu kurz gedacht.

Denn man kann gegen Hipster sagen, was man will: Sie sind im Grunde dafür verantwortlich, dass immer mehr Menschen Bock haben, bei Kaffee genauer hinzuschauen und nicht mehr jeden Mist zu akzeptieren. Das Stylo-Gesummse drumherum ist eine Begleiterscheinung, die wir genauso hinnehmen sollten wie Pop-up-Werbung oder Grünkohl-Smoothies.

6. Kaffee macht gelbe Zähne

Ja, gegen Kaffee ist eine umsichtige Mundhygiene machtlos. Nicht.

7. Kaffee dehydriert

Und jetzt alle im Chor: Ein Getränk, das zu 98 Prozent aus Wasser besteht, muss echt schlecht für den Flüssigkeitshaushalt sein!

Immer noch hält sich hartnäckig das Gerücht, dass Kaffee bzw. die gelösten Moleküle wie Staubsauger durch den Körper wandern und Flüssigkeit aus den Zellen mitnehmen. Erstens darf man fragen, wie das funktionieren soll. Zweitens sollte man hinterfragen, wer solche Behauptungen aufstellt.

Wenn ihr genau wissen wollt, warum ich diesen Satz echt nicht mehr hören kann, empfehle ich euch abermals den Artikel Ist Kaffee gesund?

8. Von Kaffee muss man ständig pinkeln

Was rein muss, muss auch wieder raus. Und die Blase bekommt so etwa bei 250 bis 350 Milliliter nervöse Zuckungen. Rechnen wir mal nach: Wie viel Kaffee passt in einen handelsüblichen Kaffeebecher? Da habt ihr eine Antwort.

9. Kaffee ist schlecht für die Umwelt

Solltet ihr einen ökologischen Fußabdruck von null haben, dürft ihr das sagen. Doch ansonsten seid lieber still. Denn ALLES, was der Mensch tut, ist schlecht für die Umwelt. Selbst im Tod verseuchen wir mit unseren Körpern noch den Boden.

Wir können uns also für die absolute Nichtexistenz entscheiden oder anfangen darüber nachzudenken, wie jede unserer Handlungen Auswirkungen hat. Das ist bei einem Luxusgut, das ausschließlich in anderen Teilen der Welt wächst, natürlich besonders wichtig.

Dafür müssen wir aber erst einmal lernen, dass Luxus seinen Preis haben sollte. Und wir müssen lernen, nicht nur unseren eigenen Nabel zu beglotzen, sondern uns dafür interessieren, welche Menschen unter welchen Bedingungen unseren Kaffee herstellen und „Was ein Kaffeebauer bekommt?“.

Danach gehen wir dazu über und hinterfragen, wer am Kaffee eigentlich unnötigerweise Geld verdient. Die Antwort findet ihr meist im Supermarktregal.

Nicht jeder kleine Röster achtet darauf, seinen Kaffee nach ökologischen und fairen Maßstäben zu beziehen. Aber es werden immer mehr. Als Verbraucher haben wir die Macht, dass die Bedingungen der Kaffeeproduktion besser werden. Doch komischerweise nutzen wir diese Macht nicht.

Vielmehr bekommen wir bei Angeboten von 3,50 Euro für das Pfund Kaffee glänzende Augen und sagen uns, dass wir ja schon auf die Plastiktüten beim Einkauf verzichten. Reicht doch! Nein, reicht nicht.

Dementsprechend ist Kaffee auch weiterhin schlecht für die Umwelt. Doch das eigentliche Problem sind wir.

10. Ich bezahle doch keine vier Euro für einen Quadrupel-Non-Flavour-Latte

Tipptopp. Dann haste gleich vier Euro mehr, die du für anständigen Kaffee ausgeben kannst! Wer immer noch behauptet, dass Zucker-Sirup-Sahne-Käffchen-Gemische im Plastik-To-Go-Becher irgendwas mit Kaffee zu tun haben, hat den Schuss nicht gehört.

11.Krönung

Jacobs, lass es einfach. Bitte. Und der Rest der Bande im Supermarkt auch.

Und welche Argumente gehen euch am meisten auf die Nerven? Ich sammle in den Kommentaren!

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