Wer bei Vietnam in Sachen Kaffee zuerst an Robusta und Ca Phe Sua denkt, hat Recht. Vietnam ist nach Brasilien das zweitgrößte Exportland für Kaffee, und ja, zumeist ist das Robusta. In unsere Breitengrade hat es vietnamesischer Kaffee dank der zahlreichen vietnamesischen Restaurants und in den größeren Städten auch schon mal ein Café, das Ca Phe Sua – Kaffee, der mit einem so genannten Phin-Filter und gesüßter Kondensmilch zubereitet wird – geschafft.
Wer bei Vietnam in Sachen Kaffee zuerst an Robusta und Ca Phe Sua denkt, hat Recht. Vietnam ist nach Brasilien das zweitgrößte Exportland für Kaffee, und ja, zumeist ist das Robusta. In unsere Breitengrade hat es vietnamesischer Kaffee dank der zahlreichen vietnamesischen Restaurants und in den größeren Städten auch schon mal ein Café, das Ca Phe Sua – Kaffee, der mit einem so genannten Phin-Filter und gesüßter Kondensmilch zubereitet wird – geschafft.
Das südostasiatische Land am Chinesischen Meer hat aber weit mehr zu bieten als Robusta und zum Teil zu Tode gerösteten Kaffeebohnen. Mit diesem Artikel will ich, ja ich kann das ruhig so schreiben, etwas mit diesem Klischee aufräumen. Denn auch in Vietnam gibt es eine kleine wachsende Spezialitätenkaffee-Community, die nicht weniger ambitioniert ist, als anderswo in dieser Kaffeewelt.
Wo wächst eigentlich Kaffee in Vietnam?
Die Kaffeeanbaugebiete sind begrenzt auf das vietnamesische Hochland, das sich im Landesinneren hauptsächlich in den Provinzen Dak Lat, Kontum, Gia Lai, Lam Duong und Buon me Thuot befindet. Vor allem die knapp 200.000 Einwohner umfassende Stadt Da Lat und ihr Umland, die sich auf 1.500 Metern Höhe über dem Meeresspiegel befindet, beherbergen einige Kaffeefarmen, die jedoch oft für Besucher nicht so leicht zugänglich sind.
Viele dieser Kaffeefarmen sind Zusammenschlüsse von Kaffeebauern und ihren Familien, die nicht selten ethnischen Minderheiten wie den K’ho angehören. Während meiner dreiwöchigen Rundreise durch Vietnam durfte ich eine dieser Kaffeefarmen besuchen und erlebte hautnah mit, wie sich das Leben in einer K’ho Familie gestaltet: Die K’ho leben nämlich im Matriarchat. D.h. sämtliche Entscheidungen, auch geschäftlich, sind den Frauen vorbehalten.
Auf der Kaffeefarm K’ho Coffee von Rolan Co Lieng geht es nicht anders zu. Das Cupping an dem ich während meines Besuchs teilhaben durfte, war bestimmt durch die Ansagen seitens Rolan. Auch für mich als Frau war das interessant mitzuerleben, ganz besonders in Ost- und Südostasien, von dem ich annahm, dass es eher patriarchalisch bestimmt sei. Rolan ist nicht nur die Geschäftsführerin von K’ho Coffee, sondern übernimmt auch das Rösten der vor Ort angebauten Kaffeebohnen.
Gibt’s tatsächlich nur Robusta?
Die Kaffeepflanze ist in Vietnam nicht ursprünglich beheimatet, sondern wurde erst durch die Franzosen Mitte des 19. Jahrhunderts in Vietnam eingeführt. Mit dem Ausbruch des Vietnamkriegs wurde der Anbau allerdings unterbrochen.
Um nach dem Krieg am weltweiten Kaffeemarkt wieder mitmischen zu können und auf den aktuell zweiten Platz hinter Brasilien zu klettern, bedurfte es für den massenhaften Export schnellwachsender und preisgünstiger Kaffeequalitäten, dazu zählt auch Robusta.
Wer jetzt denkt, Farmen wie K’ho Coffee würden sicherlich hauptsächlich Robusta anbauen, der ist schief gewickelt. Viele dieser Farmen sind dank der Initiative von Frauen wie Rolan inzwischen in Bezug auf den Anbau von Arabica und moderne Verarbeitungsmethoden wie Honey Processing, bei der die Kaffeebohnen mit einem Teil des Fruchtfleisch sonnengetrocknet werden, und so verrückter Fermentations-Experimente wie „yeast fermenting“, weit vorn.
Denn nach dem Fall des eisernen Vorhangs und der Wiedereinführung privater Gesellschaften, hatten auch Qualitätskaffee und Arabica wieder eine Chance.
Allen voran die Inhaber von La Viet Coffee aus Da Lat, die ganz vorn an der Kaffeefront in Vietnam mitwirken. La Viet Coffee gelten als die Vorreiter von Spezialitätenkaffee in Vietnam und haben sich in Da Lat ein kleines Kaffee-Imperium mit Farm, Rösterei und Kaffee-Lab sowie angeschlossenem Cafébetrieb aufgebaut. Betritt man als Gast ihren Laden in Da Lat könnte man meinen, man befinde sich nicht im vietnamesischen Hochland, sondern mitten in einer Großstadt.
Beide Kaffeefarmen könnt ihr auch besuchen; geführte Touren werden ganzjährig angeboten. Besonders interessant ist das aber natürlich in der Erntezeit, zumeist um den Jahreswechsel herum.
Gibt’s noch mehr außer Ca Phe Sua Nong und Ca Phe Sua Da?
Während meiner dreiwöchigen Rundreise durch Vietnam habe ich mich vom Norden ausgehend in Richtung Süden fortbewegt. Gestartet bin ich in Hanoi, DER Stadt für Ca Phe Sua Nong (die heiße Variante) oder Ca Phe Sua Da (Iced Coffee) und Egg Coffee.
Egg Coffee oder Ca Phe Trung ist starker, dunkelgerösteter Kaffee, der nicht nur mit gesüßter Kondensmilch trinkbar gemacht wird, sondern zudem mit aufgeschäumtem Eigelb. Das klingt abenteuerlich, schmeckt aber tatsächlich sehr lecker und cremig, wenn er frisch zubereitet wird.
Ansonsten ist leider in Sachen Kaffee im Norden und bis ungefähr zur Kaffeeregion Lam Dong nicht viel los mit ‚gutem’ Kaffee. Klar, man bekommt Phin Filter-Kaffee, an allen Ecken. Ca Phe Sua Nong und Ca Phe Sua Da in allen Formen und Größen und auch schon mal einen Iced oder Hot Latte mit Kokosmilch.
Noch einfacher geht es mit der türkischen Variante, wie wir es in Deutschland oft nennen: Kaffeepulver heiß aufgießen, Kaffeesatz setzen lassen und genießen. Dies war Teil meines morgendlichen Frühstücks – ein Berg frisch gebackener Pfannkuchen und Bananen – im Haus einer einheimischen Stammes-Familie in Sapa, nahe der chinesischen Grenze, wo ich eine Nacht verbracht habe.
Italienische Kaffeekultur mit Espresso, Cappuccino und Co., geschweige denn Filterkaffee und Pour Over wird man im Norden Vietnams bisher vergeblich suchen. Zum größten Teil auch in den Touristenzentren Hoi An und Da Nang, in denen ich nach einem Cappuccino suchen musste.
Je südlicher man reist, desto mehr Vielfalt konnte ich auch kaffeeseitig beobachten. Besonders in Da Lat sprießen gerade Röstereien, Cafés und Coffee Shops wie Pilze aus dem Boden, die Pour Over, espressobasierte Getränke und sogar Cascara (Tee aus der Kaffeekirsche) anbieten.
Nicht selten stecken hinter diesen Geschäften Zugezogene aus dem In- und Ausland, die die Nähe zu den vietnamesischen Kaffee-Anbaugebieten und das angenehm gemäßigte Klima zu schätzen wissen. Dazu zählen „Manki – By the 1992“ und ‚London Saigon Coffee’. Letztere sind zwei junge Londoner, die erst vor wenigen Monaten in Da Lat eine eigene kleine Rösterei mit angeschlossenem Bed & Breakfast aufgebaut haben.
Die letzten Tage meiner Vietnam-Tour habe ich in Saigon, Ho Chi Minh Stadt, verbracht. Was dort los ist, lässt die vergebliche Suche nach ‚gutem Kaffee’ im nördlichen Teil des Landes ganz schnell wieder vergessen.
In Saigon haben sich in den letzten 3 bis 4 Jahren gleich mehrere Spezialitäten-Cafés und Röstereien etabliert, die gut und gerne mit einem der Shops aus Übersee mithalten können. Die Macher und Menschen aus der Saigoner Kaffeeszene sind passionierte Baristi, Röster und Geschäftsleute, die Spezialitätenkaffee, ganz besonders natürlich Arabica aus dem vietnamesischen Hochland, vorantreiben wollen.
Allen voran junge Frauen wie Han Tran, zweifache vietnamesische Barista-Meisterin, die ich einen Tag lang durch ihre Heimatstadt auf Coffee Tour begleiten durfte. Dazu zählten so hippe Läden wie The Workshop und Bosgaurus in dem Han als Barista arbeitet.
Während unserer Tour hat sie mich nicht nur in die Saigoner Kaffeeszene eingeführt, sondern mich auch zahlreichen interessanten Kaffeemenschen der Stadt vorgestellt und mir von ihren Ideen, Plänen und Träumen berichtet.
Es freut mich besonders zu sehen, dass die Pioniere der Spezialitätenkaffee-Szene in Vietnam eng zusammen arbeiten wollen, mit den Farmern, den Coffee Professionals in Da Lat als auch in Saigon, um die Kräfte zu vereinen und gemeinsam die vietnamesische Kaffeeindustrie voranzubringen. Ich bin schon sehr gespannt, welche interessanten Entwicklungen demnächst aus dem Land von Robusta und Ca Phe Sua kommen werden.
Wer übrigens in Deutschland in den Genuss von vietnamesischen Kaffeebohnen, sei es Arabica oder Robusta – und den traditionellen vietnamesischen Zubereitungsmethoden – kommen will, dem sei Han Coffee Roasters in Berlin sowie das Caphe House in Düsseldorf empfohlen.