Es gibt Marken und Geräte, bei denen schon der Name allein für Kaffeegenuss mit Stil (und auch ein bisschen überhebliches Hipstergehabe) steht – Chemex und Hario fallen einem sofort ein.
Es gibt Marken und Geräte, bei denen schon der Name allein für Kaffeegenuss mit Stil (und auch ein bisschen überhebliches Hipstergehabe) steht – Chemex und Hario fallen einem sofort ein.
Und dann gibt es Severin. Das Unternehmen aus dem Sauerland ist ungefähr so sexy wie ein Stück Butter, ist aber bei Kunden beliebt – und will sich auch gar nicht über ein hippes Image definieren:
Severin KA 5828 Duo
Die doppelte Kaffeemaschine ist ideal für Büros.
Große Kaffeemengen auf einmal kochbar
Sehr leichte Bedienung
Kaffee & Tee gleichzeitig möglich
Isolierkanne mit Zusatzdeckel
Kein schönes Design
Alles voller Kunststoff
„Seit mehr als 60 Jahren produziert SEVERIN Elektrokleingeräte mit dem Anspruch, Ihnen das tägliche Leben so einfach wie möglich zu machen“, heißt es auf der Website. That’s it.
Diesen Anspruch erfüllt auch der Severin KA 5828 Duo-Kaffeeautomat, den ich für euch getestet habe.
Er macht was er soll, ist dabei potthässlich und bringt alles im Doppelpack mit. Hierbei geht es in meinen Augen nur darum, möglichst viele Leute gleichzeitig mit einem Wachmacher zu versorgen. Nicht mehr, nicht weniger. Gourmets kommen hier nicht auf ihre Kosten. Sollen sie aber auch nicht.
Inhaltsverzeichnis
Der Severin KA 5828 Duo-Kaffeeautomat im Überblick
Eines muss man den Produktentwicklern von Severin lassen – sie wissen, wie man Geräte clever und überaus platzsparend verpackt. Das erwähne ich nur am Rande, weil es mir zum Beispiel beim Severin SM 9684 Milchaufschäumer auch schon aufgefallen ist.
Aber zurück zum Thema: Der Duo-Kaffeeautomat ist eine Doppel-Filterkaffeemaschine aus Kunststoff, die zwei Filter, zwei Wassertanks, zwei Heizplatten, zwei An-Aus-Schalter und dementsprechend zwei Kannen mitbringt.
Die Kannen sind eine typische Isolierversion mit Kunststoffummantelung, wie es sie auch einzeln zu kaufen gibt. Pro Kanne gibt es einen „Durchlauf“-Deckel mit Siebeinsatz zum Kaffeekochen sowie einen Iso-Schraubdeckel zum Warmhalten.
Als nettes Zusatz-Gimmick enthält die Packung einen Kunststoff-Teefilter, mit dem ihr theoretisch in der KA 5828 gleich eine Kaffeealternative zubereiten könntet, während nebenan der Kaffee durchläuft.
Die Gesamtfüllmenge ist mit 2 x 8 Tassen angegeben, was übersetzt auf etwa 2 Liter Filterkaffee gleichzeitig hinausläuft – und damit natürlich die meisten anderen Filtermaschinen um Längen schlägt.
Leider sind weder die Filtereinsätze (für Filter 1×4), noch die Wassertanks entnehmbar, was ich bei Severin aber auch nicht erwartet hätte.
Insgesamt ist das schwarze Kunststoffungetüm unfassbar leicht, was kein Wunder ist. Dennoch steht es relativ sicher auf der Arbeitsfläche und verschont euch auch mit einem ekelhaften Kunststoffgeruch.
Bei Amazon kostet der Doppel-Kocher ca. 80,00 Euro (29.03.2017), ich habe Ende Februar einen Cent mehr bezahlt. Da ich diese Maschine sowieso nur in einem Büro o.ä. sehe, finde ich diesen Preis für die Kaffeemenge (die das wichtigste Verkaufsargument ist) vollkommen in Ordnung.
Fassen wir also zusammen:
Vor- & Nacteile
große Kaffeemengen auf einmal kochbar
sehr leichte Bedienung.
theoretisch Kaffee und Tee gleichzeitig möglich.
Isolierkannen mit Zusatzdeckel.
annehmbarer Preis.
keine Schönheit
alles voller Kunststoff.
Filter und Wassertank nicht herausnehmbar.
Die Sache mit Kaffee und Tee gleichzeitig habe ich mit „theoretisch“ eingeschränkt, weil ich nicht dafür bin, durch eine Maschine, die sonst Kaffee produziert, Teewasser durchzujagen – oder andersherum. Da würde mir das Herz bluten.
Wenn wir aber bedenken, wie Severin an solche Sachen herangeht, dann ist dieser Doppelschlag schon wieder nachvollziehbar und für die anvisierte Zielgruppe wahrscheinlich ein zusätzliches Verkaufsargument.
Die Severin doppelt Kaffeemaschine im Einsatz – Die Vorbereitung
Die Wassertanks sind recht geräumig und verfügen über eine gut lesbare Skala, das Befüllen klappt also gut. Ich würde dafür aber nicht die dazugehörigen Kannen benutzen, weil diese mit ihrer typischen Form und kleinen Öffnung nicht so einfach vollständig zu leeren sind.
Vorwärmen solltet ihr sie trotzdem, damit ihr gerade bei einer kleinen Füllmenge eine anständige Kaffeetemperatur erreicht. Dazu später mehr.
Bei den Empfehlungen zur Kaffeemenge und zum Mahlgrad ist Severin in der Betriebsanleitung ziemlich spezifisch:
„Wir empfehlen für jede normalgroße Tasse (125 ml) ca. 6g = 1½-2 Teelöffel mittelfein bis fein gemahlenes Kaffeemehl zu verwenden.“
Die Angaben sind korrekt, obwohl ich mich bei meiner Vorbereitung für den Test lieber wieder an die gute alte Regel „1 EL pro Tasse (was auch in etwa 6 Gramm ergibt) plus ein Esslöffel für die Maschine“ gehalten habe. Und das hat sich grundsätzlich wieder als gute Idee herausgestellt.
Dieser eine Löffel für die Maschine ist sowieso ein Tipp, den ihr euch immer für elektrischen Filterkaffee merken könnt. Das Mehr an Kaffeepulver gleicht die Grenzen der Filtration bei den meisten Geräten aus – zum Beispiel was den guten Durchlauf und vor allen die sanfte Anfeuchtung betrifft.
Wie immer habe ich auch den Papierfilter vorgefaltet und gespült, auch dieser Profi-Tipp sollte euch bei Filtermaschinen in Fleisch und Blut übergehen.
Ansonsten war es das aber mit den notwendigen Vorbereitungen und diese kriegt beim Severin KA 5828 auch ein blutiger Anfänger hin.
Der Severin KA 5828 Duo-Kaffeeautomat im technischen Überblick
Machen wir uns nichts vor: Bei einem solchen Gerät sind die technischen Werte das wirklich entscheidende Testkriterium. Was am Ende rauskommt, sollte nach Kaffee schmecken. Wie lange das dauert und wie lange das Getränk heiß bleibt, ist für die Zielgruppe sicher wichtiger.
Darum kamen also wieder mein Stromzählergerät, mein Thermometer sowie eine Stoppuhr zum Einsatz, um zu testen, wie die Maschine bei der minimalen und der maximalen Füllmenge arbeitet.
Die Vergleichbarkeit mit anderen Automaten ist in diesem Fall begrenzt, weil es nur eine Tassengröße gibt und die Skala von 2 bis 8 reicht. Aber wir sind hier auch nicht wissenschaftlich unterwegs. So hat der Severin KA 5828 Duo-Kaffeeautomat jedenfalls abgeschnitten:
Tassenanzahl | Durchlaufzeit in Minuten | Temperatur Kaffee | Temperatur nach 30 min. | Verbrauch (in kWh) |
---|---|---|---|---|
2 | 3:30 | 81,0 | 78,5 | 0,044 |
8 | 6:42 | 88,5 | 85,1 | 0,084 |
Um das Ganze ins Verhältnis zu setzen, würde die technischen Werte der Severin zum Beispiel mit der Philips Intense aus der aktuellen Runde vergleichen, die ebenfalls eine Isolierkanne mitbringt:
Tassenanzahl (groß) | Durchlaufzeit in Minuten | Temperatur Kaffee | Temperatur nach 30 min. | Verbrauch (in kWh) |
---|---|---|---|---|
3 | 2:42 | 76,2 | 73,5 | 0,044 |
10 | 7:48 | 87,0 | 84,6 | 0,126 |
Der wichtigste Unterschied ist für mich die Temperatur, die der Kaffee in der kleinsten Füllmenge bei der Severin erreicht: 81 Grad heben sich wohltuend von den kalten Pfützen ab, die fast alle anderen Maschinen der aktuellen Testrunde liefern. Optimal ist das immer noch nicht, aber wir kommen der Sache näher.
Aber auch Severin betont Folgendes: „Bei einer Teilfüllung oder Aufbewahrung einer Restmenge, ergibt sich eine wesentlich verkürzte Warmhaltung.“ Das ist physikalisch korrekt, aber ich werde einfach nicht drüber fertig, dass noch keiner eine Lösung dafür gefunden hat.
Denn wer will schon immer eine ganze Kanne kochen?
Ein kleiner Blick in den Filter, während die Severin in Betrieb war, hat mir bestätigt, was ich bei derartigen Maschinen immer annehme: Das Wasser wird ziemlich ruppig auf den Filter „gespuckt“, von sanfter, aromenschonender Filtration also keine Spur.
Übrigens wird die Isolierfähigkeit der Severin nicht nur an den Zahlen deutlich, die Maschine (bzw. die Kanne) bleibt während der gesamten Zubereitungszeit außen komplett kalt. Verletzungsgefahr gibt es hier also kaum.
Der Kaffee war bei meinem Test etwas dünn, ich würde also ruhig den Mahlgrad – wie auch von Severin empfohlen – etwas feiner als „mittel“ einstellen. Geschmacklich ist das Ergebnis relativ platt, fiel aber auch nicht negativ aus dem Rahmen. Gut trinkbarer Durchschnittskaffee, würde ich sagen.
Dieses Ergebnis könnte ihr mit einer guten Kaffeemühle und perfekt abgestimmten Kaffeebohnen sicher noch verbessern. Die Frage ist nur, ob sich das bei dieser ruppigen Filtration überhaupt lohnt. Wie gesagt: Wir sollten die Zielgruppe nicht vergessen.
Die Reinigung
Auch wenn ihr die wichtigsten Bauteile nicht abnehmen könnt, funktioniert die Reinigung der Severin KA 5828 ziemlich einfach. Denn der Schwenkfilter und der Wassertank sind leicht zugänglich und mit einem Papiertuch gut zu reinigen.
Bei den Isokannen ist es ein bisschen kniffliger. Die dürfen weder in die Spülmaschine, noch vollständig unter Wasser getaucht werden. Dabei geht es um die (nicht wirklich dichten) Verbindungsstücke zwischen Kunststoffisolierung und Metallinnenbeschichtung. Und die Innenisolierung kann verkratzen.
Ihr sollt sie nur ausspülen und mit einem feuchten Tuch auswischen, was bei der relativ kleinen Öffnung für Menschen mit großen Händen eine Herausforderung dürfte.
Falls mal eine Tiefenreinigung notwendig wird, könnt ihr einen EL Spülmaschinenreiniger hineingeben, das Ganze mit heißem Wasser auffüllen, den Iso-Deckel draufschrauben und die Sache ein paar Stunden einwirken lassen.
Für die Entkalkung seid ihr komplett allein verantwortlich, eine Erinnerung gibt es nur in schriftlicher Form in der Betriebsanleitung. Severin empfiehlt eine Entkalkung nach etwa 30 Durchgängen, was ziemlich eng getaktet ist.
Das ist aber auch notwendig, denn Kalk und Kunststoff vertragen sich äußerst schlecht. Und in unseren kalkhaltigen Landen kann man gar nicht oft genug zu Essig greifen.
Mein Fazit zum Severin KA 5828 doppelt Kaffeemaschine
Wie ich schon eingangs sagte, gibt es am Severin KA 5828 Duo-Kaffeeautomat kaum etwas zu meckern, wenn man jeglichen Anspruch an den fertigen Kaffee außen vor lässt und sich vor allem auf eine unkomplizierte und schnelle Zubereitung von möglichst viel Kaffee auf einmal konzentriert.
Als penibler und anspruchsvoller Kaffeetester gehöre ich also ganz sicher nicht zur Zielgruppe dieser Kaffeemaschine – sehe aber auch nichts, was gegen die Maschine für die eigentliche Zielgruppe spricht.
Und diese würde ich definieren als kleine Bürogemeinschaft, Werkstatt, soziale Einrichtung etc. – also eine Umgebung, in der relativ viele Menschen schnell und unkompliziert mit Kaffee versorgt werden wollen und wo stromlinienförmige relativ Abläufe wichtig sind.
Dabei ist die Severin KA 5828 weitaus budgetfreundlicher als manche Gewerbemaschine und braucht vor allem weder Spezialfilter noch irgendwelche Kenntnisse.
Severin KA 5828 Duo
Die doppelte Kaffeemaschine ist ideal für Büros.
Große Kaffeemengen auf einmal kochbar
Sehr leichte Bedienung
Kaffee & Tee gleichzeitig möglich
Isolierkanne mit Zusatzdeckel
Kein schönes Design
Alles voller Kunststoff
Außerdem weiß ich aus Erfahrung, dass viele Bonamaten auch nicht schneller sind und ihr darüber hinaus auch noch mit einer großen Kanne hantieren müsstet – auch wenn ihr noch mehr Kaffee gleichzeitig machen könntet.
Beim Severin Duo-Kaffeeautomat überzeugt jedenfalls das durchdachte Anwendungsprinzip für die Angesprochenen: Kaffee läuft in die Kanne, ihr macht den Isodeckel drauf und stellt die Sache umweglos auf die Kaffeetafel – und der Kaffee bleibt heiß. Da müssen Glasalternativen und manche Chichi-Maschinen passen.
Darum sage ich: Daumen hoch für die Severin KA 5828, auch wenn der Daumen in diesem Fall bildlich gesprochen nicht mir gehört.
Habt ihr noch Fragen oder Ergänzungen? Dann hinterlasst mir gerne einen Kommentar.