Beim Hersteller Severin habe ich manchmal das Gefühl, er hätte sich die Computer-Weisheit „Sobald er aus dem Laden kommt, ist er schon veraltet“ zu Herzen genommen. Denn das deutsche Unternehmen ballert in einer Tour neue Modelle heraus, die mal mehr, mal weniger als ihre Vorgänger können.
Beim Hersteller Severin habe ich manchmal das Gefühl, er hätte sich die Computer-Weisheit „Sobald er aus dem Laden kommt, ist er schon veraltet“ zu Herzen genommen. Denn das deutsche Unternehmen ballert in einer Tour neue Modelle heraus, die mal mehr, mal weniger als ihre Vorgänger können.
Und bei den kryptischen Typenbezeichnungen blickt sowieso irgendwann keiner mehr durch. Darum habe ich im Vorfeld noch einmal genau gecheckt, ob es zwischen dem Severin SM 3582 ( baugleich mit dem SM 9684), den ich schon vor einer Weile für euch getestet habe, und diesem Gerät jetzt überhaupt Unterschiede gibt.
Ja, die gibt es. Der Severin SM 9685, um den es uns hier geht, kann noch ein bisschen mehr als das Vorgänger- oder „schlechtere“ 84er-Modell. Was ihr davon am Ende wirklich nutzt oder braucht, ist natürlich eine andere Frage.
Aber überzeugend ist die Performance auf jeden Fall und ich finde, dass hier auch ein paar tolle Ideen umgesetzt wurden. Aber, die Frage lautet: Muss ich mir wirklich einen doch recht hohen Preis von aktuell über 75€. Ich habe ihn im Juli 2017 gekauft, ans Bein binden, wenn es zum Beispiel den tollen Clatronic 263125 MS 3326 schon für fast die Hälfte gibt? Mmmhh….
Severin SM 9685
Besonders große Milchschaummenge.
Hochwertige Verarbeitung
Sehr einfache Bedienung
Mehrere Temperatureinstellungen
Schnelles Aufschäumen
Geringe Mindestfüllmenge
Relativ teuer
Der erste Eindruck – Unterschiede zwischen SM 9684 und Severin SM 9685
Eines vorweg: Wenn ihr euch den SM 3582 bzw. SM 9684 gekauft habt, gibt es absolut keinen Grund, jetzt zum SM 9685 upzugraden. Denn auch wenn der SM 9685 noch ein bisschen mehr von allem hat, so sind die Unterschiede zumindest zwischen diesen beiden Geräten überschaubar:
Der SM 9685 packt in Sachen Füll- und Schäummenge noch einmal eine Schippe drauf. 350 ml Schaum auf einmal sind wirklich enorm. Mit 700 ml Erwärm-Menge kriegt man praktisch die ganze Familie auf einmal versorgt.
Vier Temperatureinstellungen sollen dafür sorgen, dass ihr verschiedene Milch- bzw. Schäumrezepte gut umsetzen könnt. Das halte ich für ein nettes Gimmick, aber eine einfache „Kalt“-Funktion tut es genauso.
Den „Mixer-Deckel“ finde ich hingegen total super. Durch eine Nachfüllöffnung könnt ihr noch Schokopulver o.ä. im laufenden Betrieb nachlegen, ohne den Deckel abzufummeln.
Preislich nehmen sich die beiden Geräte momentan kaum etwas. Für den SM 9685 müsst ihr bei www.amazon.de noch rund einen Zehner mehr draufpacken. Preisintensiv sind sie so zwar beide, allerdings rechtfertigen sie das in meinen Augen auch problemlos.
Die enorme Größe und hohe Funktionsvielfalt gehen (wie bei Severin scheinbar üblich) leider immer auf Kosten des Looks. Der SM 9685 ist ein potthässliches Ungetüm aus weißem Kunststoff und Edelstahl.
Das wiederum sorgt zwar dafür, dass die gesamte Konstruktion überaus stabil ist, aber ein Blickfang sieht nun einmal anders aus. Andererseits ist das Kännchen überaus handlich und sehr gut gearbeitet. Und wie gesagt, der Mixer-Deckel ist ein echter Geistesblitz.
Die magnetischen Rühr- bzw. Schäumringe werden Severin-üblich einfach auf den Pipus am Kännchenboden gesetzt und ansonsten sinnvoll an der Rückseite in eigenen Docks aufbewahrt.
Funktionalistisch, haptisch und verarbeitungstechnisch gibt es am Severin SM 9685 Milchaufschäumer also wie immer absolut nichts zu meckern. Nur Freunde der Ästhetik müssen sich leider wegdrehen.
Die Vorbereitung
Ich wusste schon vor dem Blick in die Betriebsanleitung, dass mir Severin wieder halbfette Milch andrehen will. Und ich hatte recht. Nö, mach ich nicht. Die vollfette Wiesenmilch ist einfach viel besser.
Eintrag | Wert |
---|---|
Gerätename | Severin SM 9685 Milchaufschäumer |
Maximale Schäummenge | 350 ml |
Maximale Füllmenge | 700 ml |
Schäumdauer | k.A. |
Milchtemperatur | 68,2 ° Celsius |
Kaltschäumen | ✔ |
Milch erhitzen | ✔ |
Sonderfunktionen laut Hersteller | 4 Temperatur-einstellungen / Nachfüll-Deckel |
Warum das so ist und warum das Wörtchen „kühlschrankkalt“ bei Milchaufschäumern so wichtig ist, könnt ihr übrigens im Ratgebertext zum Milchaufschäumer Test 2017 nachlesen. Hier verrate ich auch noch einmal, warum die Rädchen magnetisch sind und was es mit der Induktion bei Milchaufschäumern eigentlich auf sich hat.
Ein dicker Pluspunkt, den ich bei Severin schon oft bemerkt habe: Das Gerät kommt fast klinisch rein aus der Packung. Ihr müsst nur kurz das Kännchen durchspülen und könnt dann direkt loslegen.
Auch schön: Obwohl die Füllmengen sehr hoch sind, ist die Minimalfüllung erfreulich klein. Solange der Pipus vollständig mit Milch bedeckt wird, kann das Gerät ordentlich arbeiten. Das macht die verschwendungsfreie Dosierung für jeden Haushalt wesentlich leichter.
Die Anwendung
Die Temperaturstufen lassen sich einfach einstellen. Mir ist immer wichtig, dass die Voreinstellung werksseitig sinnvoll ist und der Severin legt bei 65 Grad los – übrigens genau die untere Temperaturgrenze für anständigen Milchschaum.
Ich würde nicht gerade von einem „flüsterleisen“ Gerät sprechen. Da zeigen etwa der Clatronic MS 3326 oder auch der Philips Senseo Milk Twister dann doch mehr, was das bedeutet. Die Lautstärke des Severin ist aber mehr als verträglich.
Allerdings habe ich das Gefühl, dass sich ein leichter Kunststoffgeruch im Betrieb in der Küche ausbreitet, der vorher nicht zu riechen war. Ich gehe mal davon aus, dass dies das typische „Neuwagen-Phänomen“ im Sockel ist, zumal im Kännchen selbst kaum Kunststoff dabei ist.
Es gibt zwar keine herstellerseitigen Angaben zur Schäumdauer, aber bei einer Minimalfüllung dauert es ungefähr eine Minute, bis der Severin ein Tonsignal von sich gibt und abstellt. Das ist sehr ordentlich und entspricht in etwa den Zeitspannen der Ultrakompaktklasse – allerdings in einem wesentlich geräumigeren Gerät.
Beim Umkippen gab es dank Henkel, ergonomischem Kännchen und Tülle absolut keine Probleme, was gerade bei voller Ladung wichtig ist.
Das Ergebnis
Im Testbericht zum Severin SM 3582 hatte ich folgende Worte zum Milchschaum geschrieben: „Er ist ein wenig kompakter, als mir persönlich lieb ist und hat fast Badeschaum-Qualität, allerdings ohne große Poren oder Löcher.“
Und praktisch exakt dasselbe würde ich hier wieder sagen. Zwei große Löcher in der Oberfläche habe ich weggeklopft, ansonsten war der Schaum wirklich sehr gut. Auch den Satz „die (durchaus dicke) Schaumschicht schwimmt auf einem kleinen Milchsee“ kann ich für den SM 9685 wiederum nur unterschreiben.
Allerdings glaube ich, dass Severin hier noch ein wenig nachgearbeitet hat, denn der Milchsee ist merklich kleiner geworden. Temperaturtechnisch kann der Severin mit 68,2 Grad überzeugen, vor allem, wenn man vorher die kalten Alpträume aus vielen anderen Geräten in dieser Testrunde trinken musste.
Ob drei Grad mehr als die Temperaturvoreinstellung nun gut oder schlecht sind, sei erst einmal dahingestellt. Ich finde aber, dass es bei diesen Geräten (im Gegensatz zu Wasser für Tee oder Kaffee) auf ein bis zwei Grädchen nicht so ankommt.
Außerhalb der Wertung: Was kann der Severin SM 9685 noch?
Mit den Temperatureinstellungen könnt ihr hübsch spielen und zum Beispiel den Kakao für eure Kids ganz nach Geschmack machen. Oder Getränkepulver anständig anlösen. Nichts davon ist wirklich nötig, aber immer noch ein nettes Gimmick.
Auch wenn Severin in der Betriebsanleitung dazu nichts sagt, finde ich, dass das Gerät auch zum Erhitzen von Brühen oder Saucen o.ä. taugt. Denn das Kännchen ist groß genug, aus einem Guss gearbeitet, ziemlich unempfindlich und trotzdem sehr antihaft. Warum also nicht?
NATÜRLICH gehen auch alle Pflanzenmilchalternativen klar, ihr müsst nur ausklügeln, welcher Drink die besten Schäumeigenschaften für euch hat.
Ich habe übrigens neulich einen tollen Tipp bei Facebook von einem Leser bekommen: Mit einem Hauch Agavensirup schäumen alle Pflanzenvarianten wesentlich besser! Vielen Dank dafür!
Die Reinigung
Mein persönlicher Eindruck der Marke Severin ist immer der, dass die Produktentwickler sehr praktisch und in Familien-Strukturen denken. Das bestätigt sich auch bei der Reinigung, denn im Gegensatz zu vielen anderen Geräten dürfen Kännchen und Deckel hier in die Spülmaschine.
Ihr müsst nur darauf achten, den Ring vorher sicher zu parken, ansonsten gibt es für die Reinigung volle Punktzahl mit Schlagsahne obendrauf. Denn selbst, wenn ihr keinen Spüli haben solltet, ist die Säuberung ruckzuck unter fließendem Wasser erledigt. Hier setzt sich nämlich absolut nichts ab.
Mein Fazit: Lohnt sich der automatische Milchaufschäumer Severin SM 9685?
Klarer Fall, die Pro- und Contraliste für den Severin SM 9685 Milchaufschäumer fällt problemlos zugunsten des Gerätes aus – und zwar in mehr als einer Hinsicht:
Severin SM 9685
Besonders große Milchschaummenge.
Hochwertige Verarbeitung
Sehr einfache Bedienung
Mehrere Temperatureinstellungen
Schnelles Aufschäumen
Geringe Mindestfüllmenge
Relativ teuer
An der Optik lässt sich nichts deuteln. Beim Preis allerdings finde ich, dass ihr dafür sehr viel geboten bekommt. Vor allem, wenn ihr das Gerät täglich nutzt, mehr als Milchschaum macht und mehrere Familienmitglieder versorgen wollt, hat sich die Investition schnell gelohnt.
Hochwertige Materialien
Hochwertige Verarbeitung
Bisher größte Schäum- und Füllmenge in der Kategorie
Sehr einfach zu bedienen
Mehrere Temperatureinstellungen
Schnell und sauber
Geringe Mindestfüllmenge
Relativ leise
Sehr brauchbarer Milchschaum mit Verbesserungen gegenüber dem SM 9684 (3582)
Überaus gut zu reinigen
Toller Deckel mit Nachfüllöffnung
Hässlich
Relativ hoher Preis
Und was ist nun mit dem Vergleich zum Clatronic 263125 MS 3326, dessen Ergebnis mich wirklich begeistert hat? Sagen wir’s so: Ich weiß aus Erfahrung, dass ein Severin-Gerät rödelt und rödelt und rödelt. Ich weiß auch, dass es bei Clatronic mit der Funktionstüchtigkeit oft schnell vorbei sein kann.
Oder, wie unsere Eltern immer so schön gesagt haben: Wer billig kauft, kauft zweimal. Mehr will ich dazu eigentlich nicht sagen. Schließlich kann es auch sein, dass euch der Severin morgen kaputt geht, während der Clatronic bis in alle Ewigkeit läuft. Nur die Praxis sieht hier meist umgedreht aus.
ABER: Wenn ihr sowieso schon bereit seid, rund 80 Euro für einen Schäumer zu investieren, hätte ich mit dem WMF LONO Milk & Choc noch ein wesentlich schickeres, überaus hochwertiges und im Ergebnis sensationelles Gerät im Repertoire. Auch wenn dieses wiederum weniger schäumt.
Habe ich noch etwas vergessen? Wollt ihr noch etwas wissen? Dann her mit den Kommentaren!