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Geisha Kaffee – Bester Kaffee der Welt?

Moin! Ich bin Arne. Nach einigen Jahren als Barista habe ich mich einer Mission verschrieben: mehr guten Kaffee unter die Leute zu bringen. Dafür stellen mein Team und ich eine breite Wissensbasis zum Thema Kaffee für euch bereit.

Wie wir testen | Unser Team

Was dem Deutschen sein Spargel, ist der Specialty Coffee-Szene ihr „Geisha Kaffee“: Sobald die neue Ernte verfügbar ist, rasten Röster, Tester, Instagram-Feeds und Blogbeiträge vollkommen aus. Folgt man dem Hype, kommen Fragen auf:

Barista Arne testet den LatteGo Espresso

Was dem Deutschen sein Spargel, ist der Specialty Coffee-Szene ihr „Geisha Kaffee“: Sobald die neue Ernte verfügbar ist, rasten Röster, Tester, Instagram-Feeds und Blogbeiträge vollkommen aus. Folgt man dem Hype, kommen Fragen auf:

  • Was macht diese Kaffeebohnen so besonders?
  • Was unterscheidet sie von anderen Hype-Produkten wie Kopi Luwak oder Blue Mountain?
  • Ein Pfund Geisha ist teuer. Sehr teuer. Was rechtfertigt diesen Preis?

Ich könnte euch mit „objektiven“ Argumenten wie den unwahrscheinlich hohen Cupping-Scores kommen. Ich könnte auch lang und breit erklären, warum Geisha Kaffee schmeckt wie keine andere Bohne – und dass das an der hausgemachten Qualität liegt.

So undifferenziert mag ich weder meinen Espresso noch meine Ratgeber. Ich erkläre euch daher lieber, woher Geisha kommt und warum vieles am Hype auf einer gut erzählten Story beruht. Außerdem werde ich Geisha zubereiten und meine Geschmackseindrücke schildern. Was ihr mit diesen Erkenntnissen macht, ist eure Sache. Wie immer.

Geisha Coffee: Von wegen japanischer Kaffee

Unter #geishacoffee findet ihr bei Instagram ein Bild, dass die Verwirrung um diese Kaffeesorte perfekt zusammenfasst: Ein lateinamerikanischer Mann steht vor drei als Geishas aufgemachten asiatischen Damen, die jeweils eine Tasse Cappuccino unter einem Schild in die Kamera halten, auf dem „Panama Geisha“ steht.

Panama Geisha 2020 und Geisha Girls Instagram Suzuki Taroho

Was stimmt an diesem Bild nicht? Fast alles.

Schon der Begriff Geisha ist nicht richtig. Eigentlich heißt die Kaffeesorte „Gesha“. Sie wurde nach einem äthiopischen Dorf bzw. Berg benannt, wo die Pflanze als erstes nachgewiesen wurde und bis heute wild wächst.

Weil aber die Entdecker dieser Sorte ignorante Kolonialisten waren, dachten sie sich das ‚i’ hinzu. Sie fühlten sich vom Namen wohl an holde Meikos in den Hanamachis erinnert. Weil Geisha sowieso ein bisschen schöner klingt als Gesha, etablierte sich der Name fortan.

Allerdings krähte lange Zeit kein Hahn danach. Unter welchem Namen auch immer. Schon gar nicht in Äthiopien, dem Mutterland des Kaffees, der Third Wave und der blumig-frischen Sortenvielfalt.

Botanisch gesehen ist Geisha trotzdem äthiopisch wie sonst was. Auf dem Stammbaum sitzt die Kaffeespezialität direkt hinter der Hauptabzweigung zu Arabica und der Einordnung äthiopischer Ausprägungen. Anders gesagt: Sie war schon da, bevor irgendjemand auf die Idee kam, Sorten zu kreuzen.

Kaffee aus dem Handfilter

Wie alle anderen Kaffeesorten verbreitete sich auch Geisha auf der ganzen Welt. Wenn auch nur zu Forschungs- oder Kreuzungszwecken, kaum relevant für die globale Kaffeeproduktion.

So kam sie auch nach Mittelamerika – und auf eine Plantage in Panama. Und hier steht die eigentliche Wiege des Hypes. Panama liegt eingekeilt zwischen Costa Rica und Kolumbien, also zwei Kaffee-Supermächten mit recht würzigem Profil. Panama hatte dagegen kaum ein Gesicht. Bis Geisha Kaffee kam.

Der Story nach entdeckte die Kaffeebauern-Familie Peterson von der Hacienda La Esmeralda in einer Ecke ihrer Plantage ein Beet mit Kaffeepflanzen, die sich wacker gegen den damals wütenden Kaffeerost behauptete. Kaffeerost ist ein Pilz, der nicht nur ganze Ernten, sondern auch Existenzen auslöscht. Eine Rost-befallene Plantage ist zum Tode verurteilt.

Die wackeren Geisha-Pflanzen gediehen jedoch munter vor sich hin. Den Petersons blieb also nichts anderes übrig, als sich mit dieser Sorte näher zu befassen.

Sprung ins Jahr 2004: Bei der nationalen Kaffee-Competition in Panama soll den Verkostern der Cupping-Löffel aus dem Mund gefallen sein, als sie das erste Mal das Aroma der „neu entdeckten“ Kaffeebohnen von der Hacienda La Esmeralda schmeckten.

So blumig! So süß! So unverwechselbar! So …. exklusiv!

Die Farm war gerettet, Panama wurde zum Geisha-Epizentrum, Setzlinge und Samen wurden plötzlich zur heißbegehrten Ware von Kolumbien bis Peru.

Ich weiß, in welchem Ton ich das erzähle.

Doch hier liegt auch ein Grund für den Preis: Abgesehen von der bisherigen Seltenheit von Geisha Kaffee hat die sexy Origin-Story mit reichlich Pathos dafür gesorgt, dass Geisha Kaffee kostet, was er kostet:

2019 wurden zwei Säcke Geisha zu 100 Pfund bei der Panama-Kaffee-Auktion für 1.029 US-Dollar verkauft. Pro Pfund. Das macht 102.900 Dollar insgesamt. Die Preise für 2020 wurden noch nicht veröffentlicht.

Auch wenn höhere Kaffeepreise ein Segen für die gesamte Wertschöpfungskette wären, gilt diese sagenhafte Zahl nur für eine einzige Sorte und ist schon wegen der Geisha-Nachfrage in Asien (true story!) spekulativ aufgeblasen. Andere, „bescheidenere“ Sorten haben davon nichts.

Noch kurz zurück zum Bild: Der wahrscheinlich größte Fehler im Foto sind die drei Cappuccino. Wer käme bitte auf die Idee, seine Superbohnen mit Unikat-Aroma mit Milch zu panschen? Geht es nach der Szene – keiner.

Wie bereite ich Geisha Kaffee zu?

Wie jede Sorte könnte man Geisha genauso gut zum Espresso wie zum Filterkaffee rösten. Man kann ihn auch auf jede Art aufbereiten. Dennoch ist es fast logisch, das süß-blumige Profil nicht unter Röst-Arien zu verstecken, sondern eine helle Filterröstung anzustreben.

Geisha Coffee 19grams All

Aber sicher nicht für die Melitta-Maschine!

Wer so viel Geld ausgibt, schnappt sich gefälligst seinen besten Handfilter, nimmt die besten Filtertüten, gefiltertes Wasser, die Kaffeewaage und ALLES, was sonst so schön im Kaffeeregal drapiert ist.

Wenn bei der Zubereitung von Geisha Kaffee überhaupt Druck aufgebaut wird, dann nur bei euch. Teure Bohnen sollten sorgfältig und mit Liebe gekocht werden. Ausschuss wegen falscher Mahlgradeinstellung oder ungenauer Wassertemperatur wäre ein Kapitalverbrechen.

Allerdings ist dies Druck, den uns größtenteils Hype und Preis vorgeben. Denn der Geschmack kommt auch zum Tragen, wenn ihr nicht bis zum letzten Krümel alles richtig macht. Dennoch solltet ihr euch an die wichtigsten Handfilter-Parameter halten:

  • Mahlgrad mittelfein
  • Brew Ratio ungefähr 7 Gramm Kaffee pro 100 ml Wasser (ich mag es stark)
  • Wassertemperatur von 96 Grad Celsius
  • Blooming-Phase
  • Langsames, kreisförmiges Aufgießen

Wie schmeckt Geisha Kaffee?

Meine Idee zu diesem Ratgeber kam mir, als mich der Kaffee-Adventskalender von 19grams erreichte. Der Berliner Röster hat einen Sonora Geisha aus Costa Rica zum 24. Türchen gemacht. Außerdem schickten sie mir eine Probe ihrer neuesten Produktidee mit: ein Ready2Go-Einzelpack Don Martin Geisha Enano.

Der fertig gemahlene Kaffee muss nur in seinem vorportionierten Filter mit Papphalterung in eine Tasse gehängt und mit heißem Wasser aufgegossen werden. Dann könnt ihr Geisha sogar am Lagerfeuer genießen. Wer’s braucht.

Geisha Coffee 19grams Filter Brewing

Ich habe beide Versionen gekostet. Es handelt sich aber nicht um einen offiziellen Kaffeebohnen Test. Mir geht es dieses Mal um die Sorte, nicht um den Röster. Auch wenn ich einmal mehr festhalten muss, dass 19grams seinen Job beherrscht.

Duft

Für den Sonora Geisha werden die Duftnoten Mango, Passionsfrucht und Honig aufgerufen. Andere Geisha-Röstungen variieren vielleicht bei den Frucht- und Blumennoten, doch auch sie betonen die unwahrscheinliche Süße. Und ja, dieses Zusammenspiel ist eine Wucht.

Schon beim Öffnen der Packung riecht ihr Dinge, die ihr sonst aus kaum einer Bohnenpackung riecht. Und tatsächlich könnte das Duftprofil kaum weiter von „Kaffee“ im klassischen Sinne entfernt sein.

Es erinnert leicht an aromatisierten Tee – aber auf die natürliche, geniale Art. Das Ganze wird noch dreimal intensiver, sobald ihr die Bohnen durch die Kaffeemühle gejagt habt.

Geisha Coffee 19grams Bohnenbild

Geschmack & Säure

Die Welt hat 2016 in einem Artikel zu Geisha folgendes gesagt: „Ausgerechnet die edelste Kaffeesorte der Welt schmeckt nach allem, nur nicht nach Kaffee.“ Das würde ich mit Bleistift unterschreiben.

Die „dominierenden“ Noten erinnern eindeutig an sehr runden, weichen Schwarztee, obwohl von Dominanz keine Rede sein kann. Alles ist zart und zärtlich, der leichte Hauch Frische funktioniert hervorragend. Kaffee-Aromen sind aber trotzdem präsent – vor allem, wenn man an ostafrikanischen Kaffeebohnen trainiert ist.

Die äthiopische Heimat der Kaffeepflanze schlägt sich im Geschmack nieder – auch wenn sie auf einer Farm in Panama angebaut wird oder ihr Akzent peruanisch klingt. Ich muss in diesem Zusammenhang sogar zugeben, dass die fertige Filterportion Don Martin Geisha Enano den frischen Bohnen aus der Kalender-Dose in keinem Deut nachsteht.

Ich sage ja: Geisha kann auch dann was, wenn ihr euch nicht an alle Vorgaben für guten Kaffee haltet. Selbst, wenn die Bohnen nicht superfrisch gemahlen werden.

Körper & Abgang

Von Wumms und Macht ist bei Geisha Kaffee keine Spur. Elegante Lieblichkeit ist alles, was hier zählt. Ich finde, dass ihr die volle Schönheit dieser Sorte vor allem im Epilog mitbekommt. Der Abgang ist lang, aromenreich und wirklich so speziell, wie alle immer behaupten.

Diese Eindrücke so ganz ohne Bitterstoffe und klassische Schokonoten werden Einsteiger vielleicht etwas ratlos zurücklassen. Aber Geisha ist ja auch kein Einsteiger-Kaffee.

Geisha Kaffee ist Spezialitätenkaffee …

Die Kaffeewelt ist so vielfältig und spannend wie nie. Allein in den vergangenen Jahren hat mich mein Kaffeebohnen-Test immer wieder mit Neuentdeckungen und so manch unerwartetem Geschmack begeistert. Gleiches gilt für meinen Espresso-Test.

Geisha Coffee 19grams Single Portion Front Close

Aus dieser Perspektive ist Geisha Kaffee nur eine Spielart von vielen. Allerdings eine, die schon durch ihren Preis aus der „Masse“ heraussticht. Schuld daran ist ein Hype, den ich mal wieder nicht ernst nehmen kann.

Ich behaupte vielmehr, dass ein Geisha Kaffee selbst dann Abnehmer zum aufgerufenen Preis findet, wenn er sich nicht durch ein besonderes Engagement für die Kaffeewertschöpfung oder durch gekonntes Rösterhandwerk auszeichnet. Es reicht, dass er existiert.

Damit repräsentiert Geisha auch die „dunkle Seite“ von Spezialitätenkaffee: Aufgeblasene Preise treffen auf undifferenzierten Trendfaktor. Auf der anderen Seite hat Geisha anderen Supersonder-Bohnen – wie dem Tierquäler-Produkt Kopi Luwak – entscheidende Dinge voraus:

(Noch) ist die Qualität hervorragend. Die Kaffeebauern geben sich Mühe, die Pflanzen werden mit Sorgfalt angebaut. Von Massenware kann bei dieser Varietät also keine Rede sein.

Doch sobald Geisha in den Mainstream Einzug hält – und das wird unweigerlich passieren – dürfte es damit vorbei sein. Könnt ihr Geisha im Tchibo Cafe um die Ecke kaufen, lassen große Ketten den teuren Kaffee selber anbauen, geht diese besondere Varietät denselben Weg wie jeder gute Kaffee.

Worauf ich hinaus will?

„Besonderer“ Kaffee hat nichts mit einem Namen oder einer Varietät zu tun. Er kann genauso gut aus Äthiopien oder Costa Rica kommen. Die Kaffeeplantage kann groß oder klein sein. Die Herstellung macht das Ausnahmetalent. Qualität definiert sich nicht über den Preis. Oder über die Story.

Wie seht ihr das? Ich freue mich auf eure Kommentare!

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Arne Preuss

Moin! Ich bin Arne. Nach einigen Jahren als Barista habe ich mich einer Mission verschrieben: mehr guten Kaffee unter die Leute zu bringen. Dafür stellen mein Team und ich eine breite Wissensbasis zum Thema Kaffee für euch bereit.

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