Seit Cold Brew seinen Siegeszug angetreten hat, haben sich Wortspiele mit „kalter Kaffee“ komplett erledigt. Denn was früher als Gleichnis für abgestandenen und geschmacklosen Mist herhalten musste, ist heute ein wahres Hype-Getränk.
Seit Cold Brew seinen Siegeszug angetreten hat, haben sich Wortspiele mit „kalter Kaffee“ komplett erledigt. Denn was früher als Gleichnis für abgestandenen und geschmacklosen Mist herhalten musste, ist heute ein wahres Hype-Getränk.
Die Kunst, Kaffee mit kaltem Wasser zu extrahieren, hat vielen gezeigt, dass Kaffee nicht immer aus der Kaffeemaschine kommen muss. Cold Brew beweist außerdem den meilenweiten Unterschied zwischen guten und schlechten Kaffeebohnen:
- Brüht ihr schlechte Bohnen heiß auf und lasst den Kaffee kalt werden, schmeckt er ekelhaft.
- Brüht ihr gute Kaffeebohnen heiß auf, schmeckt er kalt fast noch besser.
Wenn ihr euch bei guten Bohnen das Erhitzen gleich spart, entdeckt ihr noch völlig andere Aromen.
Zauberei? Nein, eine Frage des Handwerks! Ich habe meinen Cold Brew Guide ein wenig aufgefrischt und meine Tipps und Rezepte erweitert. Denn der nächste Sommer kommt bestimmt. Oder der nächste Blizzard. Cold Brew geht schließlich immer.
Inhaltsverzeichnis
- Welches Equipment brauche ich für Cold Brew?
- Was macht Cold Brew aus?
- Wie bereite ich Cold Brew zu? Das GrundrezeptFür PuristenMit frischem ZitronensaftMit TonicMit Tonic für KaffeejunkiesMit MandelmilchCold Brew Bulletproof CoffeeFür Spielkinder
- Was ist Nitro Cold Brew?
- Was ist der Unterschied zwischen Cold Brew und Cold Drip?
- Welche Kaffeebohnen für Cold Brew?
- Was kann der Hario Cold Brew Coffee Pot?
- Wie mache ich Cold Brew im Dripster²?
- Brauche ich das Brew Jar von Dripster?
- Was ist das Besondere an Cold Brew aus der Aeropress?
- Worauf muss ich bei Cold Brew aus der French Press achten?
- Was kann Cold Brew in Flaschen und Dosen?
Welches Equipment brauche ich für Cold Brew?
Gute Kaffeebohnen, kaltes Wasser und ein Gefäß eurer Wahl – mehr braucht ihr für Cold Brew im Grunde nicht.
Wenn wir es ein wenig genauer nehmen, dürft ihr für Cold Brew nicht auf eine Kaffeemühle verzichten. Denn vorgemahlene Bohnen funktionieren meist aus Mahlgradgründen nicht.
Für typischen Cold Brew muss der Kaffee gröber als für den Handfilter, eher in Richtung French Press gemahlen werden. Der gröbere Mahlgrad hat weniger mit der benötigten Kontaktoberfläche als mit einem typischen Cold Brew-Phänomen zu tun.
Während der stundenlangen Supperei „lösen“ sich die Kaffeekörnchen zunehmend auf, werden also feiner. Darum habt ihr am Ende oft Kaffeesatz im Cold Brew-Jar, der an sehr nassen Sand erinnert. Würdet ihr euren Kaffee sehr fein mahlen, wäre diese Auflösung noch gründlicher.
Dann hättet ihr am Ende eine Lösung, in der fast alles schwimmt, was im Cold Brew-Aroma nichts zu suchen hat. Im Grunde wäre es dann ein körperreicher Espresso auf die gaaaaanz lange (und drucklose) Tour. Also irgendwie falsch.
Doch Cold Brew ist ausnehmend demokratisch. Probiert den feinen Mahlgrad gern aus. Wenn ihr darauf steht, behaltet ihr ihn bei. Ich finde, dass es nicht funktioniert.
Daher lautet auch meine Ansage: Bitte gröber mahlen! Die gute Nachricht ist, dass selbst supergünstige Einsteigermühlen mit dem groben Mahlgrad sehr gut zurechtkommen. Teuer wird euer Cold-Equipment also nicht.
Als Gefäß kann ein sexy Mason Jar herhalten, ihr nutzt ein Weckglas oder nehmt irgendeine große Karaffe, die ihr abdecken könnt. Mit dem Abdecken sorgt ihr für mehr Hygiene.
Spezielle Produkte müssen also nicht sein. Aber sie lösen die Frage, wie ihr die Kaffeekrümel aus dem fertigen Cold Brew bekommt. Dafür nehmen viele den Handfilter mit entsprechendem Filterpapier.
Allerdings kann das sehr ins Material gehen. Lange aufgeweichte Kaffeekrümel verstopfen gern die Poren und ihr müsst ständig neue Papierfilter nehmen.
Zwei Dinge sind für guten Cold Brew allerdings wirklich entscheidend: der Faktor Zeit und das richtige Wasser.
Je nach gewünschter Extraktionsstärke sollte Cold Brew zwischen 8 und 24 Stunden ziehen. Ob ihr daraus 12 oder 16 Stunden macht, ist euch überlassen. Profis arbeiten meist nach der Regel: Wenn ihr das Kaffeemehl feiner mahlt, solltet ihr die Extraktionszeit verlängern.
Halte ich es bei der Frage nach einem Wasserfilter sonst immer mit dem Motto „Macht es oder lasst es bleiben“, muss das Wasser für Cold Brew besonders kalkfrei – also weich – sein.
Denn anders als beim Brühen habt ihr hier keinen Extraktionsbooster in Form von Wärme. Ist euer Wasser mit Kalkbestandteilen gesättigt, kann es kaum noch Kaffeearomen aufnehmen bzw. die Bohnen auch nicht richtig „aufschlüsseln“.
Wollt ihr keinen Filter benutzen, ist stilles Mineralwasser eine gute Idee – auch wenn ich sonst deutlich gegen Wasser in Flaschen plädiere.
Was macht Cold Brew aus?
Ich habe es schon immer geahnt, aber jetzt habe ich es schriftlich: Cold Brew ist eine echte Koffein-Bombe.
In meinem großen Koffein-Test 2023 mit wissenschaftlicher Unterstützung landete ein 24 Stunden-Cold-Brew mit 112 Milligramm Koffein pro 100 Milliliter auf Platz sechs, der 8 Stunden-Cold-Brew mit 95 Milligramm auf Platz acht.
Umgerechnet auf typische Cold Brew Rezepte und damit die benötigte Kaffeemenge pro Portion sieht die Sache nochmal anders aus: Bei 250 Milligramm Portionsgröße landet der 24 Stunden-Cold-Brew auf Platz eins, während der 8 Stunden-Cold-Brew den dritten Platz belegt.
Wenn ihr mehr zum Koffeingehalt von insgesamt 15 getesteten Kaffee-Getränken erfahren wollt, schaut euch auch mein Video „Wie viel Koffein enthält Kaffee?“ an:
Davon abgesehen lässt kalt extrahierter Kaffee vor allem jenen Aromen den Vortritt, die bei üblichen Zubereitungsmethoden sonst keine Chance hätten: floral-zitrische Elemente, blumige Noten, hintergründige Süße usw.
Cold Brew schmeckt auf der Zunge weniger nach Kaffee, dieser typische Geschmackseindruck entfaltet sich meist erst im Abgang. Das macht ihn so leicht und erfrischend – auch wenn wir „leicht“ in Hinblick auf das Koffein in Anführungsstriche setzen müssen.
Viele von euch berichten außerdem, dass sie Cold Brew wesentlich besser vertragen als jede andere Zubereitungsmethode.
Ich schätze, das hat etwas damit zu tun, dass wir hier ohne den Kickstarter Wärme auskommen – also werden reizende Stoffe auch nicht so stark gelöst. Das ist nur eine Vermutung, scheint sich aber in eurer Erfahrung zu bestätigen.
Wie bereite ich Cold Brew zu?
Die folgenden Tipps und Ideen stammen direkt aus meinem Alltag, weil ich sehr häufig Cold Brew zubereite. Ich habe nach einigem Experimentieren ein Grundrezept etabliert, das ihr in den Parametern gern (leicht) verschieben dürft.
Der Mahlgrad, das Verhältnis von Kaffee und Wasser sowie die Ziehzeit laden zum Rumprobieren ein. Auch die Kaffeebohnen solltet ihr immer mal wieder wechseln.
Die Wasserqualität bzw. die Temperatur stehen jedoch nicht zur Debatte. Genauso wenig wie die Forderung, nur gute Kaffeebohnen zu benutzen und sie frisch zu mahlen! Logisch.
Wenn euch nach Gucken zumute ist, empfehle ich euch mein Video „Cold Brew Kaffee Tipps | Lieber Pur oder mit Tonic?“:
Das Grundrezept
Egal, für welches meiner vorgestellten Rezepte ihr euch entscheidet, die Grundzubereitung bleibt immer gleich:
- Mahlgrad: eher grob
- Kaffeemenge: ca. 100 g
- Wassermenge: 1 Liter (wirklich KALT und WEICH)
- Ziehzeit: 12 Stunden (mein etablierter Standard)
Zudem braucht ihr einen Handfilter oder anderes Equipment zum Filtrieren und Eiswürfel zum Anrichten (wenn ihr wollt). Das Vorgehen ist denkbar einfach:
- Kaffee frisch grob mahlen.
- Kaffeemehl ins Gefäß geben, mit kaltem Wasser auffüllen.
- Gegebenenfalls umrühren, um den Satz zu verteilen, Gefäß verschließen oder abdecken.
- Bei Raumtemperatur ziehen lassen. Im Kühlschrank geht auch, dann solltet ihr den Kaffee länger ziehen lassen.
- Kaffee durch einen Filter klären bzw. den Filterhalter bei Cold-Brew-Gefäßen herausnehmen.
- Die Lösung mit Wasser aufgießen, bis ein Liter erreicht ist.
Der letzte Schritt sorgt in meinen Augen für einen optimalen Geschmackseindruck, manche mögen ihren kalten Kaffee aber auch in der reduzierten Variante. Mit diesem Grundrezept könnt ihr nun die verschiedensten Cold Brew Drinks ausprobieren.
Für Puristen
Ihr braucht:
- 1 sexy Tumbler und 1 gemütlichen Sessel. Pfeife und Attitüde optional,
- 3 bis 5 Eiswürfel,
- 300 ml Cold Brew Coffee.
Klarer Fall: Sollte euer Cold Brew in der Puristen-Variante nicht schmecken, liegt es fast immer an den Kaffeebohnen bzw. der nicht ganz passenden Aromen-Stilistik. Gegen einen einfach zu kräftigen Brew hilft etwas Wasser zur Verlängerung.
Stimmt alles, schmeckt ihr hier am besten, worum es bei Cold Brew geht. Die Aromen erinnern in ihrer Intensität und Komplexität an einen guten Whisky – der Tumbler und der Sessel verstärken den Effekt noch.
Aber Achtung, dieser Drink ist nichts für einen gemütlichen Feierabend. Der puristische Cold Brew enthält laut unserer großen Koffein-Studie bis zu 336 Milligramm Koffein (bei einer Ziehzeit von 24 Stunden). Schlafen könnt ihr danach vergessen!
Mit frischem Zitronensaft
Ihr braucht:
- 3 bis 5 Eiswürfel,
- 300 ml Cold Brew,
- 20 ml Zitronensaft (frisch gepresst, bitteschön).
Was läge näher, als einem spritzigen Cold Brew zusätzlich mit echten Zitronenaromen auf die Sprünge zu helfen? Ich nutze einen Entsafter und hole mir damit auch ein wenig Schalenaroma aus der Bio-Zitrone in den Drink. Fetzt.
Hier müsst ihr euch wahrscheinlich in mehreren Anläufen an die beste Dosierung herantasten. Denn nach sauer kommt nicht lustig, sondern bläh.
Wiederum ist dieser spritzige Cold Brew kein Schlummertrunk. Selbst bei einer Ziehzeit von nur acht Stunden führt ihr eurem Körper immer noch rund 285 Milligram Koffein zu.
Mit Tonic
Ihr braucht:
- 3 bis 5 Eiswürfel,
- 80 ml Cold Brew,
- 220 ml Tonic Water.
Mit diesem koffeinhaltigen Longdrink für den Sommernachmittag hat der Hype angefangen. Und er läuft und läuft und läuft. Cold Brew Tonic schlägt fast jedes andere „Erfrischungsgetränk“, weil er nicht so pappsüß ist – zumindest, wenn ihr auf Qualitäts-Tonic achtet.
Je nach Brew-Stilistik finde ich neutrale oder etwas herbere Varianten am besten. Die neutralen Tonics haben eine klare Zitrusnote, die hervorragend funktioniert. Thomas Henry liefert meinen derzeitigen Lieblings-Filler für Cold Brew.
Und NATÜRLICH dürft ihr euren Cold Brew Tonic mit Gin pimpen. Ich merke nur an, dass Alkohol, Koffein und Zucker in einem einzigen Drink extrem reinhauen.
Dann seid ihr sturzbetrunken, sturzwach und sturzhibbelig. Bei einer Ziehzeit von acht Stunden schlägt der Cold Brew hier mit 76 Milligramm Koffein zu Buche.
Mit Tonic für Kaffeejunkies
Ihr braucht:
- 3 bis 5 Eiswürfel,
- 150 ml Cold Brew,
- 150 ml Tonic Water.
Das Tonic Water ist dazu da, den Kaffeestil stärker herauszuarbeiten. Darum lohnt es sich, probeweise die Tonic-Dosierung zu reduzieren, bis ihr beim perfekten Pegel für euren Geschmack angekommen seid.
Nur eine Anmerkung: In dieser Variante wären wir bei 142,50 Milligram Koffein (8h).
Mit Mandelmilch
An anderer Stelle habe ich bereits frech angemerkt, dass Leute ihren Kaffee nur deswegen mit Milch trinken, weil sie eigentlich keinen Kaffee mögen. Für diese Fraktion (und alle anderen) empfehle ich Cold Brew mit Mandelmilch.
Ihr könntet auch flüssige Sahne oder von mir aus Schmand ins Glas kippen: Was wir wollen, ist die samtige Süße des Milchprodukts in Kombination mit der spritzigen Frische des Kaffees.
(Selbstgemachte) Mandelmilch finde ich persönlich am besten, weil sie dem Kaffee den Vortritt lässt und den Geschmackseindruck hervorragend ausbalanciert. Außerdem komme ich immer stärker vom Euter ab.
Bei Mandelmilch kommen wir geschmacklich irgendwo in der Nähe von Bailey’s raus – nur eben nicht süß und auch nicht alkoholisch. Das könnt ihr ändern, müsst ihr aber nicht.
Cold Brew Bulletproof Coffee
Ihr braucht:
- 3 bis 5 Eiswürfel,
- 300 ml Cold Brew,
- 15 g Weidebutter,
- 15 g Kokosöl.
Bulletproof Coffee funktioniert nicht nur heiß, sondern auch kalt. Zur Erinnerung: Hier wird Kaffee mit Weidebutter und Kokosöl gemischt und serviert. Der Hype hat sich zwar inzwischen erledigt, aber als kalte Variante finde ich Bulletproof Coffee sowieso leckerer.
Gebt die Zutaten (ohne Eiswürfel) in einen Standmixer und lasst sie eine schwungvolle Runde drehen. Da Butter und Kokosfett recht fest sind, kann es sich lohnen, sie vorher etwas anzuwärmen.
Für Spielkinder
Alle meine Tipps und Rezepte laufen am Ende auf eine Erkenntnis hinaus: Wenn es euch schmeckt, könnt ihr es in euren Cold Brew kippen. Und was sich im heißen Triple Moccachino Pumpkin Mint Latte tummelt, funktioniert theoretisch auch in kalt.
Oder anders gesagt, ein Cold Brew schmeckt hervorragend mit:
- Allen säuerlichen Arten von Fruchtsaft (Apfel, Ananas, Orange)
- Allen Nuss-Likören oder -Siruparten (inklusive Mandel, Amaretto etc.)
- Clever komponierter Schärfe (Ingwer, Chili)
- Jeder Variante von Milch (mit und ohne Kuh)
- Süßlich-bitteren Spirituosen
- SCHOKOLADE (of course!)
- Natürlichen Süßungsmitteln (Honig, Agave, Birkenzucker usw.)
- Salzigen Elementen (oder einfach *Salz*)
- Sprudelndem Mineralwasser (für den salzig-säuerlichen Eindruck)
Immer öfter sehe ich Signature Drinks, die Cold Brew mit Tomatensaft zusammenkippen. Da bin ich zwar völlig raus – aber ihr seht, auch das geht!
Was ist Nitro Cold Brew?
Wo wir gerade bei Hypes sind: Nitro Cold Brew wird immer wieder als Zutat für die Signature Drinks bekannter Kaffeebars genannt und klingt nach ordentlich Aufwand und ein bisschen Angeberei.
Ist es auch. Nitro Cold Brew ist kalt gebrauter Kaffee, der in druckfesten Gefäßen nach der Zubereitung mit Stickstoff versetzt wird. Dabei entsteht eine Schäumfähigkeit, die stark an Guinness erinnert – ist ja auch das gleiche Grundprinzip. Darum wird Nitro oft aus Zapfanlagen ausgeschenkt.
Diese Methode rechtfertigt nicht nur den Preis für einen Kaffeedrink, sie ergibt auch Sinn. Durch die Schaumschlägerei ist Nitro ziemlich süß, ohne dass Zucker in den Kaffee gegeben werden muss. Damit werden Drinks wesentlich balancierter und leichter.
Solltet ihr auf die Idee kommen, Nitro Cold Brew zu Hause herstellen zu wollen, braucht ihr einen Sahnesyphon und Stickstoffkapseln.
Die Syphons sind in der Gastro sehr beliebt, weil sich damit alle Arten von Schäumen, Espumas und Co zaubern lassen. Allerdings kostet ein anständiger Syphon, der ausreichend Druck erzeugt, um die 100 Euro.
Was ist der Unterschied zwischen Cold Brew und Cold Drip?
„Cold Brew ist wie Bier, Cold Drip ist wie Wein“, fabulierte einmal ein Cold Drip-Anbieter beim Berlin Coffee Festival. Unrecht hat er nicht, aber ich würde nicht gleich so übertreiben.
Cold Brew als Full-Immersion-Methode ist wie ein (kalter) Kaffee aus der French Press in Zeitlupe. Das gemahlene Kaffeemehl ist während der gesamten Ziehzeit vollständig mit Wasser in Kontakt. Erst am Ende wird der Kaffee gefiltert, um keine Krümel im Glas zu haben.
Cold Drip ist eher die Zeitlupen-Variante von Filterkaffee – auch wenn Filterpapier nicht unbedingt notwendig ist. Über ein einstellbares Ventil tropft Wasser in Mini-Portionen auf das Kaffeemehl, „frisst“ sich langsam hindurch und tropft dann als fertiger Kaffee in ein Auffanggefäß.
Für eine solche Zubereitung braucht es etwas kompliziertere Apparaturen. Darum sieht zum Beispiel der Beem Cold Drip aus, als wäre er aus einem Chemielabor entflohen. Der Dripster² ist nicht so etepetete – und eignet sich sowohl als Cold Brew- als auch als Drip-Gerät.
Ähnlich wie im Vergleich von Filterkaffee und French Press extrahiert ein Dripper tatsächlich feinere Aromen als die Full-Immersion-Methode.
Darum bevorzugen viele Kenner für ihren Dripper noch hellere und blumigere Röstungen als beim Cold Brew – sie kommen mit der Tropf-Methode besser zur Geltung. Frisch, spritzig und vor allem facettenreich werden aber beide Varianten – wenn die Kaffeebohnen stimmen.
Welche Kaffeebohnen für Cold Brew?
Ihr kennt das Coffeeness-Glaubensbekenntnis: Nehmt gute Kaffeebohnen und mahlt sie frisch. Warum sollte das bei Cold Brew anders sein?
Ich persönlich bevorzuge afrikanische Kaffees, insbesondere aus Äthiopien. Für sie sind 12 Stunden Ziehzeit ideal. Denn ich habe festgestellt, dass danach die fruchtig-floralen Aromen verloren gehen und vom vorlauten „Körper“ des Kaffees zermalmt werden.
Wichtig ist, dass ihr stets auf reine Arabicas ohne Robusta-Anteil setzt. Die Canephora-Bohne ist viel zu rumpelig und vordergründig, sie würde beim kalten Extrahieren alle anderen Nuancen erschlagen.
Damit fallen dunkle Espressos für Cold Brew flach. Sage ich. Andere sehen das anders. Wie gesagt: Cold Brew ist gelebte Kaffee-Demokratie.
Welche Kaffeeaufbereitung für euren Cold Brew infrage kommt, solltet ihr selbst entdecken. Tendenziell setzen die meisten Kenner eher auf trocken aufbereitete Kaffees (Naturals), weil sie mehr Süße versprechen. Aber da würde ich mich ebenfalls nie pauschal festlegen.
Was kann der Hario Cold Brew Coffee Pot?
Am Beginn meiner Kaltbrau-Manie habe ich auf ein Schraubglas und einen Handfilter gesetzt. Doch irgendwann hatte ich keine Lust mehr, nach dem Ende der Ziehzeit ewig am Cold Brew rumzufiltern. Darum habe ich mir den Hario Mizudashi Cold Brew Coffee Pot gekauft.
Er hat inzwischen zahlreiche Brüder und Cousins, die aber alle dasselbe machen: Euer Kaffeemehl schwimmt nicht frei im Wasser herum, sondern in einem leicht entnehmbaren Filter. Damit spart ihr euch den letzten Schritt im Cold Brew Prozess.
Das ist weder revolutionär noch besonders wichtig. Ich liebe den Pot dennoch, weil er perfekt in den Kühlschrank passt und außerdem einen Deckel hat. Da ich Cold Brew quasi wöchentlich zubereite, hat sich der Preis inzwischen mehrfach amortisiert.
Wie mache ich Cold Brew im Dripster²?
Das Doppelpack-Gerät Dripster² empfehle ich euch immer wieder, weil ich die Macher sehr sympathisch und ihr Produkt ziemlich clever finde.
Die Apparatur ist zwar nicht gerade schlank. Doch ihr müsst nur den Aufsatz umdrehen, um aus dem Cold Brew-Gefäß mit entnehmbarem Filter einen Cold Dripper mit entsprechendem Tropfventil zu machen.
Beides funktioniert hervorragend, auch wenn die Ästheten unter euch sicher den schlanken und sexy Glaslook des Vorgängers Dripster vermissen. Der hatte aber ein paar Probleme mit der Tropfdosierung und Beständigkeit – was beim zweiten Dripster definitiv ausgeräumt wurde.
Bevor ich mir hier die Finger fusselig schreibe, verweise ich euch lieber auf mein Video, in dem ihr alle Apparate in Action sehen könnt:
Brauche ich das Brew Jar von Dripster?
Nö. So sehr ich die Dripster-Jungs mag, so reichlich egal ist ihr Brew Jar. Das ist ein Schraubglas in Mason Jar-Ästhetik mit Filter drin. Nicht mehr, nicht weniger.
Das Ding kostet rund 27 Euro, wofür ihr euch aus einem günstigen Weckglas und einem Dauerfilter auch wesentlich günstigere Alternativen bauen könnt. Die Qualität und die Idee sind aber dennoch nicht verkehrt.
Was ist das Besondere an Cold Brew aus der Aeropress?
Cold Brew aus der Aeropress ist vor allem eine Empfehlung für den kleinen Haushalt. Mit dieser Variante bereitet ihr sehr konzentrierte Mini-Mengen zu und filtriert den Kaffee beim Pressen automatisch mit.
Ich weiß nicht, ob meine Erfindung namens „AeroPress Cold Brew Kolben Dings“ einzigartig auf dieser Welt ist. Aber ich mag diese Konstruktion, weil ihr damit sozusagen einen Cold Brew Espresso zaubert. Mehr dazu lest ihr im Ratgeber!
Worauf muss ich bei Cold Brew aus der French Press achten?
Die French Press ist eine praktische Gefäßempfehlung, weil ihr euch mit dem Stempel das Filtrieren sparen könnt. Zumindest theoretisch. Es liegt in der Natur der Sache, dass der Cold Brew aus der French Press mehr Schwebstoffe ins Glas bringt – das muss man mögen.
Der nasse „Kaffeesand“ schlüpft nun mal gern durch die Siebe der Stempelkanne. Darum ist es die beste Idee, die French Press um einen Handfilter zu ergänzen. Womit sich der Vorteil der Stempelkanne fast wieder erledigt hat. Allerdings filtert sich „vorgestempelter“ Kaffee leichter.
Was kann Cold Brew in Flaschen und Dosen?
Wo ein Hype ist, ist die Industrie meist nicht weit. Darum gibt es inzwischen fertig gebrauten Cold Brew in Dosen und Flaschen – meist mit Geschmack und allem möglichen Zeug.
Keine Überraschung: Auch Tchibo oder Starbucks sind auf den Zug aufgesprungen. In Berlin liefern zum Beispiel Goodspirits fertigen Cold Brew. Ich gebe gern zu, dass manche Fertigmischen überraschend gut schmecken. Zum Beispiel die nur in Polen erhältliche Etno Cafe-Mischung mit Orange.
Doch wenn ihr nicht gerade unvorbereitet auf einer Wanderung seid und dringend Bock auf Cold Brew habt, gibt es kaum Gründe, fertigen Cold Brew zu kaufen. Ihr seht ja, wie einfach er selbst zu machen ist. Der DIY-Brew kostet wesentlich weniger, ist wesentlich weniger verarbeitet und auch noch höchst individuell.
Wenn’s euch in den Fingern juckt, könnt ihr euren Cold Brew sogar zum klassischen Eiskaffee mit Milch, Sahne und Vanilleeis hochjazzen. Solltet ihr zwar nicht, aber das ist nur meine Einstellung.
Warum das so ist, seht ihr auch in meinem Video:
So oder so ist Cold Brew endlich mal ein Trend mit Sinn. Weil er viel kann und dafür nichts verlangt. Weil er einfach schmeckt. Und weil er das Problem löst, wie wir Kaffee bei unerträglicher Hitze genießen können.
Ihr habt bereits fleißig kommentiert und ich freue mich über jede weitere Idee und Frage rund um Cold Brew!