Ich meckere gern und viel. Am liebsten über halbgare „Neuerscheinungen“ im Kaffeevollautomaten Test.
Ich meckere gern und viel. Am liebsten über halbgare „Neuerscheinungen“ im Kaffeevollautomaten Test.
Meist wollen uns die Hersteller weismachen, dass ihre Maschine etwas Supertolles und Einzigartiges kann, für das sich der Neukauf unbedingt lohnt.
Beim genaueren Hinsehen handelt es sich dabei höchstens um eine andere Display-Aufmachung oder ein neues Design.
Mit dem DeLonghi Magnifica Evo Milk ECAM 290.81.TB kann ich euch wirklich mal etwas Neues präsentieren – einen Kaffeevollautomat der unteren Mittelklasse mit intelligentem Milchschaumsystem.
Kurz gesagt, handelt es sich dabei um die Schaumvariante der Grind-on-Demand-Funktion bei Kaffeemühlen:
Der Automat gibt exakt so viel Milchschaum aus, wie ihr möchtet. Was ihr dafür tun oder lassen müsst, klären wir ausführlich im Test.
Abgesehen von diesem hübschen Einfall hat sich dieses ECAM-Modell unter den DeLonghi Kaffeevollautomaten offensichtlich an einem anderen beliebten Modell einer ebenso beliebten Marke orientiert.
Ob wir von Zitat, Hommage oder etwas dreister Kopie reden sollten, lasse ich mal dahingestellt. Im Endeffekt haben sich mein Spieltrieb, meine Geschmacksnerven und meine Bohnen jedenfalls über den Evo Milk gefreut.
Für Schaum-Individualisten
DeLonghi Magnifica Evo Milk
Schöne Neuerung in gewohnter Mittelklasse-Maschine.
Cleveres Milchschaumsystem
Einfache Bedienung
Schöner Espresso und Milchschaum
Sehr kompakt
Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
Kein Display
Inhaltsverzeichnis
DeLonghi Magnifica Evo Milk: Die Serie im Vergleich
Mein Testgerät wurde mir vor Markteinführung von DeLonghi zur Verfügung gestellt. Seitdem sind aber schon ein paar Monate vergangen. Irgendwie scheinen die Italiener mit dem Launch nicht ganz aus der Hüfte zu kommen oder ich bringe mal wieder Maschinen durcheinander.
Die ECAM Magnifica Evo-Reihe besteht aus zwei Unterserien:
einmal mit manueller Milchschaumdüse,
einmal mit integriertem Milchsystem.
Generell erhaltet ihr jede Variante in Titan oder Schwarz. Den tatsächlichen Unterschied seht ihr einmal mehr nur, wenn ihr die Modellnummern dechiffriert.
Alle Magnifica EVO beginnen mit der Bezeichnung ECAM 290. Danach folgt eine (aufsteigend nummerierte) zweite Zahl, an der ihr die wichtigste Unterscheidung – die Milchtechnik – erkennt:
ECAM 290.21: manuell
ECAM 290.31: manuell
ECAM 290.61: automatisch
ECAM 290.81: automatisch
Weniger Funktionen oder mehr Funktionalität?
DeLonghi Magnifica Evo Milk | |
Testmodell | ECAM 290.81.TB |
Gehäusematerial | Kunststoff glänzend |
Verfügbare Farben/Designs | Titan, Schwarz, Silber |
Milchschaumsystem | Automatisch (Integriert) |
Lautstärke (eigene Messung) | - |
Brühgruppe herausnehmbar | |
Display | |
Touch | |
App | |
Benutzerprofile | 1 Profil |
Wassertank | 1,8 l |
Minimale Auslaufhöhe | - |
Maximale Auslaufhöhe | 14 cm |
Mahlwerk | Kegelmahlwerk Edelstahl |
Elektronisches Mahlwerk | |
Bohnenfach | 250 g |
Zwei Bohnenfächer | |
Mahlgrade | 13 Stufen |
Kaffeepulverfach | |
Kannenfunktion | |
Kaffeegetränke auf Knopfdruck | 7 |
Kaffeestärke einstellbar | 3 Stufen |
Temperatur Kaffee einstellbar | 3 Stufen |
Temperatur Milchschaum einstellbar |
|
2-Tassenfunktion | Keine Milchgetränke |
Heißwasserfunktion | |
Heiße-Milch-Funktion | |
Nur Milchschaum beziehen | |
Wasserfiltereinsatz |
|
Gewicht | 9,6 kg |
Maße (Höhe x Breite x Tiefe) | 44,0 x 24,0 x 36,0 cm |
Sonstiges | Intelligentes Milchsystem |
Aktueller Preis | 479,99 Euro |
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Meine Maschine – die ECAM 290.81 mit dem Farbkürzel TB für Titan/Black – ist derzeit nur sehr eingeschränkt erhältlich. Die schwarze Version 290.61 in Black gibt es ebenfalls nur bei einigen Versendern. Alle berechnen euch zwischen 450 und 500 Euro.
Das ist für die untere Mittelklasse garantiert nicht teuer, für DeLonghi jedoch angesichts der reduzierten Funktionalität schon preisintensiver. Allerdings passt es in die Evo-Reihe, wie etwa der Vergleich mit dem sehr gelungenen DeLonghi Perfecta Evo ESAM 420.40.B zeigt.
Der Evo Milk jedenfalls bringt alles mit, was wir von DeLonghi praktisch immer erwarten dürfen:
13-stufiges Mahlwerk aus Edelstahl
Aroma (Kaffeepulvermenge) 3-stufig über Kaffeebohnen-Skala einstellbar
Kaffeemenge feinteilig einstellbar (20 ml bis 360 ml je nach Rezept)
Temperatur 3-stufig einstellbar
Einfache Bedienung über Touch-Knopfdruck
Brühgruppe entnehmbar
Nichts davon ist eine große Sache. Aber nach unseren Erfahrungen ist Einfachheit an den richtigen Stellen schließlich nie ein Nachteil.
Ich finde es nur ein bisschen merkwürdig, dass DeLonghi von einem „Farbdisplay“ spricht, obwohl es sich bei der Bedienung eindeutig „nur“ um bunten hinterleuchtete Sensor-Touch-Tasten handelt.
Diese machen es euch jedoch besonders leicht, alle Einstellungen vorzunehmen und euch mit eurem Gerät zu beschäftigen. Typisch DeLonghi, eben. Oder doch nicht?
Wer hat denn da bei der Konkurrenz gespickt?!
Als ich den Milchtank angebaut habe, ging mir plötzlich auf, wo ich die Mischung Sensor-Touch und kompakter Milchaufschäumer schonmal gesehen habe:
Der DeLonghi Magnifica Evo Milk erinnert verdächtig stark an die Philips Kaffeevollautomaten der LatteGo-Generation.
Das schlauchlose Milchsystem von Philips hat sich zum absoluten Publikumsrenner entwickelt, zumal die Bedienung dieser Vollautomaten besonders einfach ist.
Auch wenn DeLonghis Variante definitiv nicht abgekupfert ist, bleibt der Verdacht der „Inspiriation“ nicht aus. Allerdings ist DeLonghis Design wesentlich moderner und aufgeräumter, die Maschine insgesamt noch kompakter.
Zudem ist das Milchsystem nicht einfach nur schlauchlos, sondern liefert euch Schaum on Demand: Ihr gebt eine bestimmte Milchmenge eurer Wahl in den Behälter, der Vollautomat verarbeitet sie (fast) vollständig. Warum ich das so genial finde, klären wir gleich detailliert.
An dieser Stelle stellt sich wie immer erst einmal die Preisfrage. Beim Test kannte ich den aktuellen Verkaufspreis noch nicht. Jetzt kenne ich ihn und finde ihn trotz Einordnung über dem DeLonghi-Durchschnitt mehr als in Ordnung.
Natürlich handelt es sich um einen Plastik-Vollautomat ohne echtes Display und App. Doch die Milch-Funktion und das generelle Angebot an Einstellungen und Wahlmöglichkeiten zeigen, dass sich DeLonghi mal wieder aufs Wesentliche konzentriert: Kaffeezubereitung nach euren Wünschen.
DeLonghi Magnifica Evo Milk einstellen: Keine große Sache
Wer einmal eine DeLonghi-Maschine vom Bohnenbehälter bis zum Wassertank benutzt hat, kann jedes neue Gerät im Schlaf justieren – und das auch noch stets mit ähnlichen Parametern.
Den Evo Milk Kaffeevollautomat stellt ihr deshalb zunächst auf den drittfeinsten Mahlgrad. Wie immer. Das Kegelmahlwerk aus Edelstahl ist weder besonders laut noch besonders leise. Wie immer.
Da ihr euch nicht mit einem Display bzw. den Menüs rumschlagen müsst, drückt ihr einfach die entsprechende Kaffee-Taste eurer Wahl – einmal kurz für die Werkseinstellung, länger für die Individualisierung.
Der Espresso ist auf 40 Milliliter voreingestellt und damit auch bei meinen Bohnen ein kräftiger Doppelschluck. Den Kaffee solltet ihr jedoch von den vorgegebenen 180 Milliliter auf 120 Milliliter runterpegeln. An Temperatur und Aromastärke habe ich dieses Mal nichts geändert.
Solltet ihr zwischendurch heißes Wasser benötigen, müsst ihr den Milchtank abnehmen und gegen eine extra Düse tauschen, die natürlich zum Zubehör gehört. Das war es auch schon … also go.
Kaffee & Espresso: Angenehm unaufgeregt
Schwarz, schokoladig, voll und auch noch schön heiß: So habe ich meine Bohnen konzipiert, so bildet sie der Evo Milk auch ab. Es hätte mich überrascht, wenn mich dieser Kaffeevollautomat mit einem besonders feinen Geschmack überrascht hätte.
Es ist eines der DeLonghi-Markenzeichen, in den unteren Preisklassen einen Durchschnitt zu treffen, der allen schmeckt, die ihren Kaffee klassisch mögen. Das haben wir jüngst beim DeLonghi Perfecta Evo gesehen, das zeigt sich hier ebenso.
Ich würde euch gern mehr erzählen – aber es gibt zu diesem Punkt einfach nicht mehr zu sagen. Das ist die große Stärke dieser Maschine und ähnlicher Modelle: keine Überraschungen, keine Herausforderungen, einfach anständiger Kaffee.
Bester Kaffee für den DeLonghi Magnifica Evo Milk
Wir haben einen Kaffee extra für Kaffeevollautomaten entwickelt – auch für alle Getränke aus dem DeLonghi Magnifica Evo Milk. Wir haben getestet: Espresso, schwarzer Kaffee, Cappuccino und Latte Macchiato erhalten eine angenehme Schoko-Note. Hier geht es zu unserem Shop.
Auf den Kaffee kommt es an: Kippt ihr oben was Gutes rein, kommt unten was Gutes raus!
Kaffee entwickelt für den Vollautomaten
Bester Kaffee für den DeLonghi Magnifica Evo Milk.
Für Latte Macchiato
Espresso, schwarzer Kaffee
Schokoladig-nussig
Frisch geröstet
Das sind die richtigen Einstellungen für unseren Kaffee mit dem DeLonghi Magnifica Evo Milk:
Stellt das Mahlwerk auf die drittfeinste Stufe (von 13)
Achtung: Bitte immer nur bei laufendem Mahlwerk verstellen
Bezieht einen Espresso mit 35 bis 40 ml, einen Kaffee mit 120 ml
Stellt die Kaffeestärke nach Geschmack ein
Milchschaum: Hurra, endlich mal was Neues!
Ob die Schaum-on-Demand-Funktion wirklich ein entscheidender Grund für den Kauf ist, solltet ihr euch genau überlegen.
Doch für sich genommen ist sie prima. Ihr habt die Möglichkeit, den Milchschaum vom Gerät nach Einstellung beziehen zu lassen oder eben genau die Menge zu beziehen, die ihr in den kompakten Behälter gekippt habt.
Der Vorteil liegt auf der Hand: Egal, wie groß eure Tassen oder Latte-Gläser sind, ihr bekommt sie besser voll. Für zwei große Ikea-Gläser reicht es zwar nicht, dafür ist der Behälter zu klein. Für zwei ausladende Tassen ist aber genug Platz.
Allerdings solltet ihr euch darüber bewusst sein, dass ein seitlich montierter Milchbehälter mit einem solchen Rüssel, wie ihn der Evo Milk hat, nie für zwei Tassen gleichzeitig funktioniert.
Das ist zwar irgendwie logisch, fällt in der Unternehmenskommunikation aber ein wenig unter den Tisch.
Zudem seht ihr auch im Testvideo, dass der Cappuccino nicht allzu hübsch wird – zumindest nach Vollautomaten-Maßstäben. Die Schaumhaube ist ein bisschen mickrig, auch wenn das Mundgefühl sämig und lecker ist.
Sollte sich DeLonghi hier etwa stärker in Richtung moderner Mikroschaum orientieren? Ich glaube nicht. Der Cappuccino ist superheiß, was auf eine Milchtemperatur nahe der Denaturierung hindeutet. Das stört euch nicht, ich weiß.
Es ist zudem interessant, dass der Latte wiederum nicht nur den 3-Finger-Schaumhauben-Test besteht, sondern auch so klassisch gebaut ist, wie dieses Getränk nur sein kann.
Um nun das Wunder der perfekten Milchmenge zu erleben, müsst ihr die „MyLatte“-Taste drücken – erkennbar am Herzchen. Um euch die Dosierung zu erleichtern, verfügt der Behälter über getränketypische Markierungen.
Ein Sensor erkennt, wann die Milch verbraucht ist, und stoppt dann die Maschine. Ein kleiner Rest bleibt jedoch immer im Behälter. Das macht jedoch nichts bzw. ist bei einer solchen Technik erwartbar.
So oder so liebe ich dieses Feature, weil es euch erstens alle Freiheiten bei der Zubereitung lässt. Zweitens ist es eine unterschwellige, jedoch deutliche Aufforderung, den Behälter vor dem Neubefüllen nochmal schnell zu reinigen.
Reinigung: Alles da, wo es hingehört
Ein seitlich montierter Wassertank mit Wasserfilter, der nach vorn zu entnehmen ist. Eine herausnehmbare Brühgruppe. Reinigungsprogramme, die nicht allzu sehr nerven.
Der Magnifica Evo Milk ist sicher nicht selbstreinigend, aber genauso sauber und selbsterklärend, wie wir es von den Italienern gewohnt sind.
Seine ziemlich kompakten Maße sorgen dafür, dass Abtropfschale und Tresterbehälter eher klein gehalten sind. Doch das ist für einen solchen Automaten erstens normal und zweitens Mal wieder ein Argument, die wichtigen Bauteile zwischendurch öfter abzuspülen.
Auch in Sachen Reinigung bricht der Evo Milk also nicht mit Gewohnheiten, was ihn einerseits angenehm vertraut macht. Andererseits wirft es aber erneut die Frage auf, ab wann ein Kaffeevollautomat wirklich als neu gelten kann.
DeLonghi Magnifica Evo Milk ECAM 290.81.TB: Evolution oder Revolution?
Als altes Spielkind und manchmal gelangweilter Vollautomaten-Angucker sind mir neue Ideen immer willkommen.
In meinem Kaffeevollautomaten Test 2023 macht sich der DeLonghi Magnifica Evo Milk ECAM 290.81.TB mit seinem Milk-on-Demand-Feature zwar nicht zum Testsieger, aber er bleibt in Erinnerung.
Für Schaum-Individualisten
DeLonghi Magnifica Evo Milk
Schöne Neuerung in gewohnter Mittelklasse-Maschine.
Cleveres Milchschaumsystem
Einfache Bedienung
Schöner Espresso und Milchschaum
Sehr kompakt
Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
Kein Display
Damit hat er vielen Automaten seiner Klasse schon viel voraus. Der hier öfter erwähnte DeLonghi Perfecta Evo als vielleicht unmittelbarste Konkurrenz hat mich zum Beispiel in Sachen Milchschaumqualität und Getränkeangebot mehr angesprochen.
Doch dieser bleibt durch seine Kenne-ich-schon-Funktionalität dann doch wieder gedanklich im Hintergrund. Das ist ja die Crux auf dem Vollautomatenmarkt: Bleibe mit etwas Ausgefallenem im Gedächtnis oder werde ignoriert.
Wie bereits anklang, solltet ihr jedoch darüber nachdenken, ob die Milch-nach-Maß-Funktion wirklich so entscheidend ist. Oder ob wir damit nicht einem gelungenen Marketingtrick aufsitzen:
Automatische Systeme beziehen schließlich auch nur so viel Milch, wie ihr vorher eingestellt habt. Das wirklich akzeptable „Aber“ bietet die Tatsache, dass ihr die Dosierung komplett selbst in die Hand nehmen könnt und außerdem keine überflüssigen Milchreste wegschütten müsst.
Damit ist der Evo Milk quasi durch die Hintertür ein Geld- und Ressourcensparer. Apropos: Auch laut neuem Energielabel besitzt er die Effizienzklasse A, was nach dem neuen EU-Standard gar nicht so selbstverständlich ist.
Beziehen wir dieses Detail in die Bewertung ein und lassen uns nicht von der Frage blenden, ob das Milch-Maßnehmen nun Evolution oder Revolution ist, bleibt immer noch ein gelungener DeLonghi Kaffeevollautomat der unteren Mittelklasse übrig.
Auf diesen hat die Welt zwar nicht gewartet, er ist jedoch vergleichsweise günstig und gut.
Ähnlich wie die Philips-Geräte, deren Vorbild der Evo Milk scheinbar nacheifert, halte ich ihn für einen tollen Kaffeevollautomaten für Singles oder Paare.
Achtet bei der Wahl nicht nur auf den Unterschied zwischen Schwarz und Titan, sondern auch auf die (leistungsstärkste) Ausführung. Dann habt ihr am meisten davon.
Wer von euch hat sich dieses Gerät bereits gekauft – zu welchem Preis und wo? Nutzt ihr die Milchfunktion wirklich so intensiv? Was gefällt euch, was nicht? Ich freue mich auf eure Kommentare!