DeLonghi Rivelia Test : Was kann der Bean-Switch-Kaffeevollautomat?

Ob eine neue „Technologie“ eine gute oder schlechte Idee ist, zeigt sich im Kaffeevollautomaten Test 2024 vor allem daran, wie sehr ihr nach meinem YouTube-Video und Testbericht schreit. Geht es danach, ist der DeLonghi Rivelia die beste Erfindung seit geschnittenem Brot.

Schuld daran ist das Bean Switch System: Anstatt Bohnen umständlich zu wechseln, tauscht ihr einfach den ganzen Bohnenbehälter aus. Diese neue Idee ist zwar grundsätzlich nicht neu, aber in höchstem Maße clever.

Obwohl der Switch in der Praxis ein paar Tücken hat, tut dieser DeLonghi Kaffeevollautomat alles dafür, zum neuen Kunden-Testsieger aufzusteigen. Auch zu meinem? Schauen wir genauer hin und switchen die Bohnensorte, was das Zeug hält!

DeLonghi Rivelia EXAM440.55.B in der Übersicht

Geht es nach DeLonghi, läutet der Rivelia eine „neue Ära der Kaffeezubereitung“ ein. Denn damit wird „jeder Switch ein Perfetto-Moment, eine Offenbarung für die Sinne“. 

Außerdem haben wir es hier mit einem „besonders intelligenten und vielseitigen Kaffeeautomaten“ zu tun. Beruhigt euch! Die Neuheit kann zwar eine ganze Menge, aber sie ist im Kern doch weiterhin „nur“ ein moderner Kaffeevollautomat. Oder?

Kaffeebohnen wechselt euch!

Das Bean Switch System wird als „innovative Kern-Technologie“ beschrieben. Zumindest für Kaffeevollautomaten stimmt das. Für Equipment zur Kaffeezubereitung allerdings nicht. Denn abnehmbare Kaffeebohnen-Behälter sind bei Kaffeemühlen für Espresso normal – schön zu sehen bei der Graef CM800 oder ähnlichen Modellen. 

Allerdings bringen diese weder einen zweiten Behälter direkt mit, noch haben sie eine Lösung für das Problem, dass alte Bohnen noch auf und im Mahlwerk übrig sind. Die Italiener bieten uns dafür zwei Herangehensweisen:

Damit das Bean Switch System funktioniert, müsst ihr den sogenannten Switch-Modus auf dem Touchscreen-Display aktivieren. Dann mahlt die Maschine die verbliebenen Bohnen entweder einfach durch oder bereitet daraus einen „Zwischen-Kaffee“.

So oder so gehen bei jedem Wechsel gemessen sechs Gramm Kaffeebohnen drauf, die ihr nicht ganz so benutzen könnt, wie ihr wollt. 

So oder so ist der DeLonghi Rivelia eine tolle Weiterentwicklung von Kaffeevollautomaten mit zwei Bohnenkammern, aber weiterhin jedem Gerät mit zwei Mahlwerken unterlegen.

Das ist bei einem Preis von derzeit um die 800 Euro durchaus okay, zumal er trotz der Bean-Switch-Technologie (oder vielleicht gerade deswegen) erfreulich schmal und weniger klobig ist als Kaffeevollautomaten mit ähnlichen Funktionen. 

Ihr müsst jedoch höllisch aufpassen, welche Maschine euch angeboten wird. Ich habe auch erst später entdeckt, dass DeLonghi sein neuestes Modell ein bisschen verwirrend klassifiziert und mit höchst unterschiedlichen Funktionen ausgestattet hat.

EXAM440.55.G oder EXAM440.35B: Cold-Brew-Unterschied & Preisvergleich

In der Werbung machen DeLonghi Rivelia Kaffeevollautomaten nicht wirklich klar, dass es eigentlich zwei Typen gibt. Selbst beim Vergleich auf der Seite von DeLonghi Deutschland wird das nicht deutlich. Das Design und die grundsätzliche Technologie stimmen überein, doch gibt es zwei wesentliche Unterschiede:

EXAM440.55 – mit integriertem Milchsystem, aber ohne Cold Brew

EXAM440.55 – mit integriertem Milchsystem, aber ohne Cold Brew

Ich finde es super, dass DeLonghi die vermeintlich „minderwertigere“ Aufschäummethode nicht mehr nur in Einsteigergeräten verbaut, sondern auch in Technologie-verliebte Kaffeeautomaten anbietet, die euch somit alle Freiheiten beim Milchschaum lassen.

Aber ich verstehe nicht, warum die aktuell so beliebte Kalt-Zubereitung nicht im Technologie-King mit voller Automatik verbaut ist. 

Den Kaffeebohnen-Switch können schließlich beide. Auch ergibt es so wenig Sinn, dass die Düsen-Version rund 100 Euro günstiger ist. Hey DeLonghi, welches ist denn nun der bessere Switch-Kaffeevollautomat?!

Wichtig für die Bedienung? Die Höhe!

Müsst ihr euch bei der Passgenauigkeit von Vollautomaten für eure Küche sonst vor allem auf die linke und rechte Seite konzentrieren, solltet ihr beim DeLonghi Rivelia an die Höhe denken.

Diese liegt mit 38 Zentimeter an sich schon über dem Durchschnitt. Um die Bean Switch-Technologie zu verwenden, braucht ihr jedoch nochmal einige Zentimeter mehr.

Über ein schickes Design müsst ihr euch jedoch keine Gedanken machen. Zwischen Scandi-Style und Vintage Look macht der DeLonghi Rivelia wirklich etwas her – vor allem in Beige und Grau. Es gibt auch eine Jade Green-Special Edition, die noch ein bisschen mehr Vintage aussieht.

Neue Ideen, wichtige Basics: Die Grundausstattung

Bei all der Aufregung ums Bean Switch System gehen die eigentlichen Knaller-Features für meinen Geschmack etwas unter. Denn der Rivelia hat für den „Perfetto-Moment“ einiges zu bieten:

Ihr merkt, wie die Zeit vergeht: Noch vor kurzem haben sich die Hersteller über kalten Kaffee oder fast vollelektronische Einstellungen nicht einbekommen, hier versteckt DeLonghi diese Features fast.

DeLonghi Rivelia EXAM440.55.BG vs Prima Donna Soul

Der DeLonghi PrimaDonna Soul ist ein Oberklasse-Highlight der Italiener und schneidet nicht nur in meinen Rezensionen super ab. Denn er bietet eine vollelektronische Steuerung (auch fürs Mahlwerk) sowie unheimlich viele Einstellungen.

Allerdings ist er im Vergleich zum Rivelia mindestens 300 Euro teurer, hat keine Kalt-Fähigkeiten und wirkt schon jetzt nicht mehr ganz so zeitgemäß. Welchen von beiden kaufen? Aktuell tendiere ich zum Rivelia.

DeLonghi Rivelia vs Eletta Explore

Auch den DeLonghi Eletta Explore finde ich gelungen. Ich würde ihn jedoch in der 450.86.T-Version kaufen, da er wirklich alles bietet, was ein Getränke-betonter Kaffeevollautomat derzeit können sollte – sogar kalten Milchschaum.

Auch bei diesem Duell müsst ihr wissen, was ihr von einem Kaffeevollautomaten verlangt. Wer oft die Bohnen wechselt, wird mit dem Rivelia definitiv glücklicher. Wer viele Getränkeideen will, eher mit dem Eletta Explore. In Sachen Preis nehmen sich die beiden kaum etwas.

Rivelia Vollautomat einstellen: Bedienung & Tipps

Trotz aller aufregenden Technologien und zahlreicher Kaffeespezialitäten erhaltet ihr mit dem Rivelia Vollautomat vor allem ein gewohnt intuitives Gerät, das euch die Bedienung leicht macht.

Mahlwerk: Mahlgrad & Lautstärke

Da der Bohnenbehälter geswitcht werden soll, befindet sich der Einstellhebel für den Mahlgrad nicht wie gewohnt im Behälter, sondern als Drehring an der Halterung. 

Von den DeLonghi-üblichen 13 Stufen habe ich dieses Mal Stufe 5 gewählt – allerdings nur, weil meine Röstungen beim Testen wirklich superfrisch waren.

Ältere und/ oder hellere Bohnen solltet ihr mit einem feineren Mahlgrad (Empfehlung: Stufe 3) verarbeiten. Vielleicht noch feiner wird es bei entkoffeinierten Kaffeebohnen, da Decaf generell schnell ins Säuerliche abdreht, wenn der Mahlgrad zu grob ist.

Mit gemessenen 66 Dezibel ist der Rivelia ein normal lautes Gerät, das allerdings mit seinem Schreddergeräusch etwas aus dem Rahmen fällt. Das ist jedoch nicht überraschend, da der Aufsetzbehälter die sonst übliche Geräuschisolierung torpediert.

Kaffeemenge, Stärke & Temperatur einstellen

Sämtliche Getränke werden standardmäßig in Kleidergrößen angegeben (S bis XL). Anders als bei ähnlichen Konzepten habt ihr jedoch die Möglichkeit, die jeweilige Menge genau einzustellen – oder alles zu lassen, wie es ist.

Um richtig praxisnah zu testen, habe ich die voreingestellten Mengen gewählt und nur die Kleidergröße ausgesucht, die am ehesten unseren Idealen entspricht (Espresso 40 ml, Kaffee 120 ml, Cappuccino und Latte passend zur Füllmenge meiner Kaffeegläser):

Die Temperatur bietet keine Überraschungen: Von den drei Stufen nutzt ihr die höchste für Espresso, ansonsten dreht ihr sie bei Kaffee und Co lieber runter.

Bei der Kaffeestärke habe ich den Espresso auf Stufe 4 von 5 gestellt, alle anderen wurden bei Stufe 3 von 5 gekostet. Für meine Decaf-Version würde ich jedoch im Nachhinein auch zu Stufe 4 von 5 (oder auch 5 von 5) raten – insbesondere bei schwarzem Kaffee.

Espresso & Kaffee: So muss das heute sein!

Ich hatte zwar schon länger keinen DeLonghi-Kaffee mehr im Test, bin mir aber sicher, dass der Hersteller für seinen Rivelia-Geschmack nochmal eine Schippe draufgepackt hat. Kaffee und Espresso schmecken lebendig, Frische und reichlich Süße kommen in beiden Versionen heraus.

Auch halte ich es für ein gutes Zeichen, wenn ihr bei einer DECAF-Röstung nicht merkt, dass irgendwas fehlt. Zwar ist der Geschmack definitiv anders, aber ebenso rund und balanciert wie in meinen Koffein-Versionen.

Sowohl der Espresso mit 60 Grad Celsius als auch der Kaffee mit superstarken 79 Grad Celsius machen den Rivelia zu einem Heißgetränke-König – auch wenn der aktuelle Jura S8 EB, den ich im gleichen Atemzug getestet habe, richtig nachlegt.

Milchschaum: Is‘ mir (gern) Latte

Nachdem ich endlich herausgefunden habe, dass ihr den Milchschaumrüssel der Karaffe herausziehen und flexibel zurechtbiegen könnt, sind auch mein Latte und der Cappuccino genau so ins Glas gekommen, wie es sein soll – fluffig, schaumig, cremig, gut.

Mit um die 70 Grad Celsius sind beide Getränke heißer als erwartet, wogegen gerade Mauricio natürlich nichts hat. Falls ihr übrigens wirklich viel Latte Macchiato auf einmal wünscht, ist das dem Rivelia absolut Befehl:

Mein Latte Glas mit 300 Milliliter Füllmenge wird in der Einstellung M schon richtig, richtig voll. Die Skala geht jedoch bis XL. 

Rivelia reinigen: Weniger Erfahrungen, mehr Anleitung

Nahezu alle Kaffeevollautomaten-Hersteller haben inzwischen verstanden, dass ihr viele Fragen zur korrekten Reinigung der Maschinen habt. Insbesondere, wenn es um den Einsatz der Spülmaschine geht.

Umso schöner ist es, dass euch DeLonghi nicht nur in der Betriebsanleitung sagt, welche Teile in den Spüli dürfen und welche nicht. 

Ihr könnt sämtliche Teile der Kaffeemaschine feinteilig auseinander nehmen und seht stets ein Symbol, falls sie nicht in die Spülmaschine dürfen. Ansonsten Feuer frei.

Auch die restliche Reinigung gelingt dank einfacher Symbol-Anleitungen und Tutorials direkt in der Maschine immer besser. Folgt einfach den Anweisungen auf dem Touchscreen. 

Der meckert übrigens auch, wenn die Milchkaraffe zu lange voller Milch am Gerät hängt, statt im Kühlschrank aufbewahrt zu werden. Vorbildlich!

Beim Wassertank müsst ihr etwas umdenken. Er wird durch Ankippen von oben seitlich aus der Maschine genommen, was erst einmal nicht so intuitiv wirkt. 

Ist er aber draußen, steht er von allein – keine Selbstverständlichkeit bei Vollautomaten. Dieses Detail hat zwar nichts direkt mit der Reinigung zu tun, macht aber die Handhabung noch besser.

Fazit zum DeLonghi Rivelia Testbericht: Wirklich neue Ideen zum guten Preis

Mir persönlich sind das Bean Switch System oder die Bean Adapt Technologie fast egal. Der DeLonghi Rivelia begeistert eher als sehr moderner Kaffeevollautomat, der einen tollen Geschmack aus euren Kaffeebohnen holt und von der Zubereitung bis zum Design auf Höhe der Zeit liegt.

Ich bin mir jedoch sicher, dass er gerade wegen der Switch-Technologie zum Bestseller unter DeLonghi Kaffeevollautomaten und vielleicht sogar im gesamten Kaffeevollautomaten Test 2024 werden kann.

Beim Bean Switch-System ist zwar noch Luft nach oben. Doch jede neue Idee, die euch mehr Kaffeezubereitung zum vernünftigen Preis bietet, hat in meinen Augen absolute Daseinsberechtigung. 

Nehmt ihr die Sache mit dem Switch jedoch wirklich ernst, werft lieber einen Blick auf Zwei-Mahlwerk-Könner wie den Jura J8 Twin. Auch wenn’s teurer wird.

Begeistert euch der neue Rivelia ebenso wie mich oder fehlt noch was zum wahren Perfetto-Moment für eure Kaffeebohnen? Hinterlasst mir gern einen Kommentar!