In meinem Kaffeevollautomaten Test 2024 geht es praktisch nie um den Wasserfilter. Ich setze ihn zwar durchaus ein, aber kümmere mich nicht weiter darum. Ist das falsch?
In meinem Kaffeevollautomaten Test 2024 geht es praktisch nie um den Wasserfilter. Ich setze ihn zwar durchaus ein, aber kümmere mich nicht weiter darum. Ist das falsch?
Der Kaffeevollautomaten-Wasserfilter soll Leitungswasser Kaffee-fitter machen, die Maschine schonen und den Aufwand für die Reinigung und Wartung deutlich senken. Aber stimmt das überhaupt?
In diesem Artikel gehe ich der Frage nach, ob Kaffeegenuss auch ohne Filtergranulat funktioniert, welche Produkte für welche Kaffeemaschinen gebraucht werden und wie ihr den Filter richtig einsetzt – und vor allem einschätzt. Denn es stellt sich heraus, dass ein Filter im Wassertank schnell überbewertet wird.
Vorteile & Nachteile: Wasserfilter im Kaffeevollautomaten
+ | – |
---|---|
Reduziert Kalk & Partikel im Trinkwasser | Extra Zubehör mit laufenden Kosten |
Verringert Kalkablagerungen im Gerät | Nicht überall notwendig (Wasserhärte) |
Optimiert den Geschmack des Kaffees | Muss regelmäßig gewechselt werden |
Verlängert die Lebensdauer der Geräte | Kompatibilität der Produkte begrenzt |
Senkt den Wartungsbedarf der Maschine | Leistung wird häufig überschätzt |
Kalk & Wasserqualität: Wie hängt das zusammen?
Kalk bzw. Calciumcarbonat ist eine natürliche mineralische Verbindung, die bei der Wasserförderung aus dem Boden aus Gesteinsschichten gelöst wird und so in unser Trinkwasser gelangt.
Je nachdem, aus welchen Quellen in welcher Region euer Wasser stammt, ist der Kalkgehalt des Wassers höchst unterschiedlich. Dieser Gehalt wird über den Härtegrad angegeben (°dH) – je größer die Zahl, desto höher auch die Kalkkonzentration.
Wenn wir es sehr genau nehmen, sollte das Wasser für optimalen Kaffee höchstens 3 °dH (Filterkaffee) bzw. 6 °dH (Espresso) betragen. Also schön weich. Das weichste Leitungswasser Deutschlands kommt in Bremen aus dem Hahn und hat eine Härte von 8 °dH. Der Rest der Republik kommt im Durchschnitt auf 14°dH.
Wollen wir also vernünftig Kaffee kochen, müssen wir theoretisch einen Weg finden, um das Wasser vor der Zubereitung zu enthärten. Aber warum eigentlich?
Was macht Kalk mit Kaffee?
Auf der einen Seite ist Calciumcarbonat aus dem Wasserhahn die günstigere Alternative zum teuren Calciumpräparat und liefert uns tatsächlich wichtige Mineralien und Spurenelemente für unsere Gesundheit.
Auf der anderen Seite hat die mineralische Verbindung erstens einen deutlichen, kreidigen Geschmack, der etwa im Kaffee nichts zu suchen hat. Zweitens stören zu viele Kalkverbindungen die korrekte Kaffeezubereitung:
Etwa Espresso als Emulsion, Suspension und Lösung wird nicht mehr richtig extrahiert, wenn wichtige „Strukturplätze“ des Wassers bereits mit Kalkmolekülen besetzt sind. Auch das könnt ihr schmecken und vor allem sehen: Ein hoher Kalkgehalt sorgt dafür, dass sich keine korrekte Crema aufbauen kann.
Andersherum sollte der Gehalt aber eben auch nicht bei 0 °dH liegen. Ein bisschen Calcium ist für Kaffee das buchstäbliche Salz in der Suppe.
Welchen Einfluss hat Kalk auf den Kaffeevollautomaten?
Aus meiner Sicht geht es beim Wasserfilter-Einsatz weniger um den Kaffee an sich, sondern um die Funktionstüchtigkeit und Lebensdauer euer Maschine.
Kalkverbindungen (und andere Stoffe) lösen sich ab einer gewissen Temperatur aus dem Wasser und lagern sich als kristalliner Feststoff auf sämtlichen Oberflächen ab. Je dicker diese Ablagerung, desto größer die Probleme:
Wasser kann nicht mehr ungehindert durch Leitungen & Ventile fließen
Der (notwendige) Wasserdruck nimmt ab
Heizelemente & Pumpen brauchen mehr Energie, um ihre Arbeit zu verrichten
(Elektrische) Widerstände steigen
Mit jedem Einsatz nähern sich die Kaffeevollautomaten schneller ihrem Ende
Wasserfilter im Kaffeevollautomaten: Wie funktioniert das?
Wasserfilter für Kaffeevollautomaten werden in eine spezielle Halterung im Wassertank eingesetzt. Bei jedem Bezug passiert das Wasser diesen Filter und durchfließt dabei ein Filtergranulat, das in den meisten Fällen aus vier Phasen besteht:
Vorfiltration: Gegen grobe Stoffe wie Kalk oder Rost
Aktivkohle: Gegen Chlor und organische (Geruchs- und Geschmacks-) Stoffen
Ionenaustauscher: Gegen Wasserhärte, Metalle, Salze
Partikelfilter: Gegen feine Stoffe & Fasern
Man könnte meinen, dass unser Trinkwasser vollkommen durch Schadstoffe und Schwebstoffe verseucht ist. Zumindest in Deutschland ist die Wasserqualität allerdings erstklassig. Der Kalkgehalt hat darauf keinen Einfluss. Mit Chlor oder zu vielen Metallen müssen wir uns auch nicht rumschlagen.
Im Vergleich dazu sieht das zum Beispiel in Irland oder den USA anders aus. Hier wird das Wasser gechlort, was den Einsatz von Wasserfiltern durchaus nötig macht. Und zwar längst nicht nur für Kaffee.
Ich will natürlich nicht unterschlagen, dass es auf den letzten Rohrmetern auch bei uns zu Verunreinigungen im Wasser kommen kann. Deswegen wird die Wasserqualität in Häusern auch in regelmäßigen Abständen geprüft.
Sollten sich da bedenkliche Partikel im Wasser finden, habt ihr allerdings ganz andere Probleme als nur ein komisches Aroma im Kaffee – und solltet euch sowieso nicht auf irgendwelche Filterpatronen verlassen.
Der richtige Wasserfilter für euren Kaffeevollautomaten: Was ist wichtig?
Der Wasserfilter-Markt für Kaffeevollautomaten besteht im Grunde nur aus zwei Namen: Claris oder Brita. Einige Vollautomatenanbieter wie Philips, DeLonghi oder Melitta bieten zwar Filterpatronen unter ihrem eigenen Namen. Aber ich vermute dahinter ein Whitelabel.
Denn es gibt nur zwei Formen: eckige Kartusche (Brita Wasserfilter) oder längliche Filterpatrone (Claris). Auch alle eigenen Artikel sehen jeweils so aus. Ob die Form einen Einfluss auf die Granulat-Funktion hat, lasse ich dahingestellt.
Allerdings sorgt sie dafür, dass der Aktivkohle-Filter im entsprechenden Wassertank optimal Platz findet, optimal von Wasser durchströmt wird und trotzdem noch genug Platz für Wasser zum Kaffee kochen lässt.
Darum ergibt es auch keinen Sinn, eine Filterpatrone in einen Wassertank für eine Kartusche einzusetzen oder andersherum – abgesehen davon, dass der Filter dann sowieso nicht hält.
Das führt natürlich zu einem Lock-in-Effekt: Wenn ihr euch für einen bestimmten Vollautomaten entscheidet, entscheidet ihr euch auch für eine Filtermarke. Zumindest ein Stück weit.
Welcher Kaffeevollautomaten-Wasserfilter gehört in welche Maschine?
Ich kann euch nur raten, auf der Suche nach der korrekten Filterpatrone oder Wassertank-Kartusche für euren Kaffeevollautomaten nochmal direkt beim Hersteller zu recherchieren.
Etwa Siemens setzt nämlich je nach Gerät mitunter auf unterschiedliche Filtermarken, während andere keine offiziellen Informationen zur Verfügung stellen. Ich konnte folgende Unterteilung herausfinden:
Brita (Intenza) Wasserfilter | Claris Wasserfilter | Eigener Wasserfilter |
---|---|---|
Siemens | Jura | Melitta (Melitta Pro Aqua) |
Gaggia | Nivona | Philips + Saeco (Philips Aqua Clean) |
Krups | WMF (WMF Perfection Wasserfilter) | |
Siemens (einzelne Geräte) | DeLonghi (Wasserfilter (DLSC002) | |
KEINE offizielle Wasserfilter-Empfehlung Tchibo Miele |
Ob ihr den korrekten Filter zum Kaffeevollautomaten dann direkt beim Hersteller kaufen solltet, lasse ich dahingestellt. Etwa bei Krups zahlt ihr im eigenen Shop deutlich mehr als bei Media Markt und Co. Das führt uns noch zu einer weiteren Frage …
Muss der Filter von Brita oder Claris sein?
Aktivkohle ist kein Patentprodukt, die Zusammensetzung und der Aufbau von Filtergranulat und Patrone kein Geheimnis. Kein Wunder also, dass es unzählige Drittanbieter gibt, die das scheinbar selbe Produkt zum deutlich geringeren Preis pro Stück verkaufen.
Denn beide Hauptmarken schlagen mit jeweils rund 13 Euro pro Stück auf Dauer ein recht großes Loch ins Kaffeevollautomaten-Budget, das ihr viel besser für gute Kaffeebohnen oder andere Dinge ausgeben könnt.
Kaffee entwickelt für den Vollautomaten
Mein Kaffee eignet sich bestens für alle Getränke aus dem Vollautomat.
Täglich frisch geröstet
Schokoladiges Aroma
Fair gehandelt
Für Espresso, Kaffee & Milchgetränke
Warum keine Wasserfilter-Pads?
Wer noch mehr Geld sparen will, stößt ziemlich schnell auf Wasserfilter-Pads als vermeintlich noch klügere Alternative. Bei DeLonghi heißen sie Softballs.
Hier befindet sich das Filtergranulat in einem Sachet, das ihr in jeden Wassertank packen könnt. Der Granulat-Inhalt ist meist auf den Kalkgehalt abgestimmt, Aktivkohle oder komplexe Vorrichtungen zum Filtern fehlen.
Allerdings können sie problemlos in allen Kaffeemaschinen verwendet werden, selbst wenn der Wassertank keine Halterung mitbringt. Auch über die Passgenauigkeit für die jeweilige Maschine müsst ihr euch keine Gedanken machen.
Meine Freunde von den Schweizer Kaffeemachern haben allerdings einen extrem kompetenten Test gemacht und sind zu einem eindeutigen Fazit gelangt: Die Pads funktionieren nicht sinnvoll.
Bis das Filtergranulat überhaupt richtig aktiv wird, vergehen bis zu 100 Stunden. Und auch die Filterleistung selbst ist endlich. Euer Kaffee wird also erst ewig nicht besser und die Maschine selbst hat davon auch nicht wirklich was.
Wasserfilter richtig einsetzen & wechseln: So geht’s
Als ob wir beim Kaffeevollautomaten einstellen und pflegen nicht schon genug zu tun hätten: Eine Filterpatrone oder -kartusche kann nicht einfach in den Wassertank gesetzt werden, sondern muss vorbereitet werden. Hauptsächlich geht es darum, das Granulat zu „aktivieren“.
Wie das bei eurem eigenen Kaffeevollautomaten funktioniert, entnehmt ihr der jeweiligen Bedienungsanleitung. Im Vergleich unterscheiden sich die Maschinen jedoch nicht allzu sehr. Etwa für einen DeLonghi Wasserfilter geht das Ganze so:
Wasserhärte mit Teststreifen checken, Datum auf Filter-Oberseite einstellen (zur Kontrolle)
Filter extern mit Wasser füllen (rund 500 ml)
Filter in den Wassertank eintauchen, leicht drücken, um überschüssige Luft zu entfernen.
Filter in die Halterung im Wassertank einsetzen
Je nach Wasserhärte & Betrieb Wasserfilter austauschen
Wie oft muss ein Wasserfilter gewechselt werden?
DeLonghi sagt was anderes als Krups, Siemens was anderes als Nivona und alle behaupten, ihre Angaben stimmen. Aber Wasser ist nicht gleich Wasser und Härtegrad nicht gleich Härtegrad.
Praktisch jeder FAQ-Artikel über markeneigene Produkte gibt an, dass eine Filterpatrone nach spätestens zwei Monaten oder x Bezügen (meist um die 600 Tassen) gewechselt werden sollte. Schließlich ist auch das beste Filtergranulat mit der aktivsten Aktivkohle irgendwann mal erschöpft.
Diese Werte sagen jedoch nichts aus. Schaut lieber auf euren Kaffee, euren Vollautomaten und den Inhalt des Wassertanks: Sieht es komisch aus oder stimmt der Genuss nicht, funktioniert das Granulat nicht mehr.
Wann sollte ich die Filterpatrone wechseln?
Wir haben uns schon öfter über das Marketing von Jura Kaffeevollautomaten lustig gemacht. Aber in Sachen Kalkablagerungen schießen sie in meinen Augen den Vogel ab. Denn sie behaupten, dass ihr eure Maschine nicht mehr entkalken müsst, wenn ihr ihren Filter einsetzt.
Quelle: https://ch.jura.com/de/einkaufsberatung/optimale-pflege/faq
Das halte ich für eine dicke, fette Lüge. Kein Wasserfilter senkt den Kalkgehalt auf Null, die Qualität der Filterung ist nicht zwangsläufig immer gleichbleibend. Jeder Kaffeemaschine droht auf Dauer Verkalkung – und vorher schon schlechter Kaffee.
Worauf ich eigentlich hinaus will: Kombiniert den Wechsel des Filters am besten direkt mit allen anderen Schritten einer gründlichen Reinigung. Und ja, auch mit der Entkalkung.
Mit jedem gründlichen Reinigungsgang wird euer Kaffee auf Dauer ein Stück besser, die Maschine hält ein Stück länger. Wahrscheinlich hat (nicht nur) Jura darauf aber keine Lust. Davon lasst ihr euch nicht übers Ohr hauen, sondern befolgt lieber meine Ratgeber:
DeLonghi Magnifica entkalken (passt für alle Vollautomaten)
Besserer Kaffeegeschmack mit Wasserfilter: Ja oder nein?
Ich bin euch noch eine Antwort schuldig: Kann man einen Kaffeevollautomaten nun ohne Wasserfilter verwenden oder nicht? Kann man. Problemlos.
Die wesentlichen Aromen eines Kaffees könnt ihr auch völlig ohne Filter herausarbeiten. Wenn ihr beim Entkalken vernünftig bleibt, passiert auch eurem Kaffeevollautomaten von Siemens, Krups oder sonst wem nix. Schlechtes Wasser gibt es bei uns erst recht nicht.
Ein Filter hilft euch aber dabei, die Mineralien im Leitungswasser in Zaum zu halten, die Verkalkung der Kaffeemaschine zu verzögern und noch mehr Qualität aus eurem Kaffee zu holen.
Auf Entkalker könnt ihr aber trotzdem nicht verzichten, wenn euch die Lebensdauer eures Geräts wichtig ist. Also: Filter ja oder Filter nein? Offenbar alles eine Frage der Einstellung.
Wie steht ihr zum Filter, zum Filterwechsel und überhaupt zu Leitungswasser für den Kaffeegenuss? Hinterlasst mir gern einen Kommentar unter diesem Artikel!
FAQ zu Wasserfiltern in Vollautomaten
Jeder Kaffeevollautomat lässt sich problemlos ohne Wasserfilter benutzen. Wenn euer Leitungswasser besonders weich ist, würde ein Filter den Kaffee sowieso nicht besser machen.
Hersteller raten dazu, spätestens nach zwei Monaten oder um die 600 Tassen Kaffee einen neuen Filter einzusetzen.
Wasserfilter lohnen sich grundsätzlich immer, da sie die Wasserqualität nicht nur in Sachen Kaffee optimieren. Allerdings sollte man ihre Funktionstüchtigkeit nicht überschätzen. Einfache Filterpatronen haben bei Weitem nicht die Leistung wie aktive Filteranlagen.