Ach gucke, ein Listicle!
Ach gucke, ein Listicle!
Lang ist’s her, dass 10-Dinge-Listen der Internethype schlechthin waren. Das ändert aber nichts daran, dass es wirklich zehn Dinge bzw. Fakten gibt, mit denen ihr Prospekte, Angebote und Schnäppchen rund um das Thema automatisierten Kaffee scannen solltet.
Ein Gerät kann noch so günstig oder hochwertig sein, den Sieg in meinem Kaffeevollautomaten Test 2023 eingefahren oder die Stiftung Warentest zum Jubeln gebracht haben: Wenn es nicht zu euch passt, habt ihr reichlich Geld rausgeschmissen und erhaltet immer noch nicht den Kaffee, den ihr euch wünscht.
Überlegt euch stattdessen lieber, was ihr von eurer Maschine erwartet. Wie ist das Thema Kaffee bei euch zu Hause integriert? Sucht ihr vielleicht einen Kaffeevollautomaten fürs Büro? Unter welchen Gesichtspunkten würdet ihr zwei ähnliche Modelle vergleichen? Dafür habe ich euch übrigens einen interaktiven Finder mit meinen Kaffeevollautomaten-Tests angelegt.
Ich habe den alten Ratgeber intensiv aufgemöbelt und um sehr aktuelle Beispiele und Testsieger erweitert.
Inhaltsverzeichnis
1. Mit Milchbehälter oder Kannenfunktion? Wenn ihr’s nicht nutzt, wird’s immer teuer!
Es liegt in der Natur der Konsumenten, beim Kauf von Geräten aller Art auf bestimmte Triggerzahlen und schnieke Funktionen zu achten. Bei Smartphones ist es die Megapixelzahl der Kamera, bei Rechnern die Speichergröße. Bei Vollautomaten sind es beispielsweise vorprogrammierten Kaffeegetränke und individuelle Nutzerprofile.
Das Problem: Wollt ihr wirklich dafür zahlen, dass ihr beispielsweise beim schnieken Miele CM 5500 ganze zehn voreingestellte Kaffeegetränke abrufen könnt, obwohl ihr tagtäglich ausschließlich Cappuccino trinkt?
Braucht ein Zwei-Personen-Haushalt wirklich die vier Benutzerprofile des Siemens EQ 6 plus s700 oder die drei Profile plus Gast-Account wie beim DeLonghi PrimaDonna für knapp unter 1.000 Euro?
Die Zahlenwut bei Kaffeevollautomaten soll euch vor allem davon überzeugen, dass die jeweilige Kaffeemaschine ihr Geld auch wirklich wert ist. Je größer die Zahlen, je mehr Funktionen, desto gerechtfertigter ist der Preis.
Das mag für jedes einzelne Gerät sogar stimmen. Aber jede Funktion, die ihr nicht nutzt, ist rausgeschmissenes Geld!
Maschine mit Kakao oder 2 Bohnenbehälter für den täglichen Bohnenwechsel? Schön und gut. Macht jedoch am Ende kaum einen Unterschied.
Unterm Strich können ultrareduzierte Vollautomaten nämlich das Gleiche wie die hochwertigen Riesenklopper mit allen Schikanen. Nur eben nicht dermaßen feinteilig und fancy.
Dennoch hat es einen Grund, warum sich etwa der DeLonghi Magnifica ECAM 22.110.B als bester Kaffeevollautomat unter 300 Euro *theoretisch* auf die gleiche Stufe mit dem Jura Z8 als derzeit teuerster Vollautomat in meinem Test stellt:
Am Ende kommt immer dasselbe Endprodukt in überzeugender Qualität aus den Ausläufen. Kaffee ist immer Kaffee. Was euch mehr Geld kostet, sind Convenience und Prestige. Wenn ihr darauf Wert legt – gerne. Solange ihr es wirklich nutzt.
2. Zollstock raus: Der Platz in der Küche ist kaufentscheidend
Erst kaufen, dann überlegen, wo der Vollautomat aus dem Sale stehen soll? Schlechte Idee!
Jedes Gerät ist etwas anders aufgebaut. Der Bohnenbehälter befindet sich zwar immer oben, ist aber manchmal sehr weit vorne, seitlich oder hinten. Der Wassertank kann wahlweise zur Seite, nach oben oder vorne herausgenommen werden.
Kauft euer Gerät immer so, dass ihr an alle Bedienelemente perfekt heranreicht. Stellt euch dazu folgende Fragen im Verhältnis zum anvisierten Standort:
- Wie erreiche ich den Wassertank?
- Wie komme ich an den Bohnenbehälter?
- Von welchen Seiten kann ich den Tresterbehälter entnehmen?
- Wie steht’s mit der Serviceklappe für die Brühgruppe?
- Habe ich genug Platz für den Milchschaumbehälter/ den Cappuccinatore/ die Bedienung der Dampflanze?
- Wie gut lässt sich die Auffangschale entnehmen und einsetzen?
- Wie weit ist es bis zum Waschbecken?
- Wie weit ist die nächste Steckdose entfernt?
Im Zweifel ist es die bessere Idee, wenn ihr zum kompakteren Modell greift. Das geht nicht unbedingt auf Kosten der Spielfreude, wie wir zum Beispiel beim Saeco PicoBaristo sehen.
3. Spart euch den Vergleich: Das Mahlwerk ist vollkommen wurscht
Okay, nicht ganz. Mir geht es nur darum, dass ihr euch vom ewigen Duell Kegel- vs. Scheibenmahlwerk oder Edelstahl- vs. Keramikmahlwerk nicht mehr irre machen lasst.
Jedes Mahlwerk ist gut, solange es die Kaffeebohnen gleichmäßig, schnell, relativ leise und besonders feinteilig mahlen kann.
Merkt euch nur, dass Keramikscheibe und niedriger Gerätepreis meist nicht ganz zusammenpassen. So hat der Philips EP2220/10 ein (theoretisch) leises Keramikmahlwerk, ist aber ausnehmend laut. Der Melitta Purista ist dagegen mit seinem Edelstahlkegel überaus leise.
Schaut in der Produktbeschreibung von Saturn oder Otto lieber genau darauf, wie viele Stufen das Mahlwerk mitbringt – je mehr, desto besser!
4. Ihr könnt es testen: Entnehmbare Brühgruppe = weniger Ärger
Obwohl ich Jura und Krups inzwischen durchaus vertraue, dass ihre Kaffeevollautomaten trotz fest verbauter Brühgruppe relativ hygienisch sind, bleibt doch eine simple Wahrheit: Alle anderen Hersteller bieten entnehmbare Brühgruppen. Dafür muss es einen Grund geben. Meine Ansicht: Sie kennen den typischen Nutzer!
Eine entnehmbare Brühgruppe erhöht die Chance, dass ihr länger etwas von eurem Gerät habt und es tendenziell auch gründlicher reinigt. Sobald ihr gecheckt habt, wie sich die Brühgruppe einsetzen und herausnehmen lässt, ist die tägliche Spülung unter fließendem Wasser eine Sekundenangelegenheit.
Warum solltet ihr also darauf vertrauen, dass die automatischen Programme selbstreinigend alle Kaffeekrümel aus jeder Ecke entfernen? Eben.
Eine Komplettsäuberung im One Touch Verfahren wie bei Krups oder Jura ist faktisch einfach nicht derart möglich, wie es bei einer gründlichen Handreinigung der Fall ist. Ich weiß: Was „gründlich“ bedeutet, klärt jeder Nutzer am Ende ein klein wenig anders.
5. Mit Milchaufschäumer? Kein Muss!
Wäre ich früher nie auf die Idee gekommen, einen Kaffeevollautomaten ohne Milch ernst zu nehmen, ist das spätestens seit den hervorragenden Melitta-Modellen Caffeo Solo und Purista anders. Der Tchibo Esperto Caffè ist auch ein Vertreter dieser Kategorie.
Zumindest bei Melitta wissen wir inzwischen sogar, was euch ein Milchschaumsystem, das ihr nie verwendet, kosten würde: Der Melitta Avanza ist ein Purista plus Milchsystem und kostet rund 170 Euro mehr. Warum solltet ihr das bezahlen, wenn ihr gar keine Milch trinkt?
Stehen Latte Macchiato oder Cappuccino nie auf eurem Speisezettel könnt ihr mit reduzierten Vollautomaten eine Menge Geld sparen und erhaltet außerdem sehr schicke, schlanke und kompakte Modelle. Sollte euch irgendwann doch die Schaumlust packen, gibt es ja noch automatische Milchaufschäumer.
6. Je weniger Marketingbullshit, desto besser der Kaffeevollautomat
Geht es um bescheuerte Einfälle, wie man seine Geräte mit viel Getöse an den Mann bringt, fallen mir ausgerechnet Nivona und Siemens ein – beides Marken, die eigentlich für zurückhaltende, „erwachsene“ Werbung bekannt sind.
Aber Nivona kann mir immer noch nicht vollständig begreiflich machen, was sein „Barista in a box“-Prinzip eigentlich sein soll. Wir haben zwei Jahre hintereinander bei der IFA nachgefragt und es nicht kapiert.
Siemens wiederum hat noch vor zwei Jahren das „innovative“ iAroma System für den Siemens EQ 9 beworben, konnte aber ebenso wenig erklären, was das sein soll. Schon ein Jahr später gab es beim Siemens EQ.500 kein Gelaber mehr – nur einen reduzierten, nutzerfreundlichen Vollautomaten.
Das lehrt uns eins: Sobald die Hersteller anfangen zu schwurbeln, könnt ihr euch sicher sein, dass hier ein selbstverständliches Feature hochgejazzt wird. Lasst euch von solchem Marketingbullshit nie einfangen – es soll nur Geräte verkaufen.
Genauso solltet ihr bei irgendwelchen halbgaren Testsiegen oder merkwürdigen Formulierungen in Anzeigen zum Black Friday oder anderen Shopping-Events aufpassen. Je lauter um eine bestimmte Maschine geworben wird, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass das angebliche Alleinstellungsmerkmal keines ist.
7. Gilt für Bohnen und alles andere: Sch … rein – Sch … raus
Ich fasse mich kurz, aber kann es nicht oft genug sagen: Wenn ihr euch einen supertollen Kaffeevollautomaten kauft, aber Kaffeebohnen für sechs Euro das Kilo reinkippt, wird er daraus keinen exzellenten Espresso, Latte Macchiato oder Kaffee machen. Punkt, aus, Ende.
Selbst der beste Automat mit Mahlwerk und allen Schikanen ist am Ende nur ein Medium, der euch Handgriffe abnimmt, die ihr sonst mit Mühle und Espressomaschine selbst können müsstet.
Es ist allerdings relativ egal, ob ihr Kaffeebohnen in etwas hellerer Röstung oder Espressobohnen nehmt. Das Kompromissgerät kann alle Varianten. Trotzdem gibt es Bohnen, die in Vollautomaten einfach besser funktionieren.
Darum habe ich viel getüftelt, verkostet und wieder getüftelt. Herausgekommen ist mein Coffeeness-Kaffee, den ich extra auf Vollautomaten ausgerichtet habe. Sein Aroma mit schokoladiger Note kommt mit den Maschinen optimal zur Geltung. Die schonend, dunkel gerösteten Bohnen sind fair gehandelt und kommen direkt vom Farmer aus Brasilien. Die optimalen Einstellungen für euer KVA-Modell findet ihr in meinen jeweiligen Einzeltests.
Kaffee entwickelt für den Vollautomaten
Der Coffeeness Kaffee ist endlich erhältlich.
Für Latte Macchiato
Espresso, schwarzer Kaffee
Schokoladig
Frisch geröstet
Nur helle Röstungen, die ausschließlich für Kaffee aus dem Handfilter empfohlen werden, haben in dieser Zubereitungsmethode keine Chance. Im Zweifel greift ihr zum Omniroast, der eierlegenden Wollmilchsau der Bohnenwelt.
8. Alles außer Kaffee: Manchmal geben Details den Ausschlag
Ob es ein aktiver Tassenwärmer, ein Festwasseranschluss für die Gastro oder ein extra Heißwasserauslauf ist: Fragt euch beim Kaffeevollautomaten Kauf, welche (wichtigen) Zusatzfunktionen und Details euer Gerät mitbringen sollte.
Dazu zählt auch das Bedienpanel. Manche Touchscreens verwirren oder besitzen eine kleine Schrift, oft sind die Untermenüs verzweigter als ein Apfelbaum.
Genauso häufig sind viele von euch enttäuscht, wenn ein Vollautomat keine zwei Tassen auf einmal zubereiten kann oder das nur mit Espresso oder Americano schafft. Darum rate ich euch, euch bei jedem Gerät eurer Wahl das gesamte Datenblatt durchzulesen.
Geht dazu am besten immer auf die Herstellerseite. Meine Datenblätter im Kaffeevollautomaten Test sind „normiert“, damit ihr die Geräte vergleichen könnt. Bei Amazon oder Otto stehen meist nur die verkaufsfördernden Highlights. Auf den Herstellerseiten findet ihr alle relevanten Informationen.
9. Neu, noch besser und überhaupt? Kaffeevollautomaten sind niemals veraltet
Gibt es eine Spielekonsole mit noch mehr Grafikpower oder Speicherplatz, tauschen Gamer ihre alte Möhre aus dem Stand aus.
Bei Kaffeevollautomaten gibt es real niemals einen Grund, sich eine neuere Version des eigenen Modells zu kaufen – oder das Upgrade ins Auge zu fassen, weil es moderner wirkt.
Ändert sich absolut nichts an euren Bezugsparametern oder euren Ansprüchen an den automatischen Kaffee – und funktioniert das „alte“ Gerät tadellos – verpasst ihr nichts, wenn ihr die shiny new Maschinen und alle Triggerwörter ignoriert.
Ziemlich oft ist die angebliche Neuheit sowieso ein kleiner Etikettenschwindel: Bei Philips müsst ihr zum Beispiel wissen, dass der EP 5335/10 und der EP 5365/10 nur aufgehübschte Versionen längst etablierter Geräte von Saeco sind.
Auf der anderen Seite heißt das auch, dass es bei Vollautomaten in dem Sinne keinen Resteramsch oder Auslaufmodelle gibt.
Seht ihr also im Prospekt oder Onlineshop einen günstigen Vollautomaten, der jedoch schon hornalt ist, könnt ihr das Modelljahr ignorieren und euch überlegen, ob die Maschine euren Anforderungen entspricht.
Allerdings solltet ihr euch auch bewusst machen, dass die Preisnachlässe aus diesen Gründen endlich sind. Zwar werden auch Spitzenmaschinen im Laufe ihres Produktlebens günstiger, die Margen sind aber nicht so riesig wie bei nicht ganz so scharfen Fernsehern oder lahmarschigeren Rechnern. Das ist auch ein wichtiger Hinweispunkt auf Fake Shops.
10. Soll es wirklich der Kaffeevollautomat sein?
Bevor ihr bei Amazon shoppt oder Richtung Media Markt startet, solltet ihr noch einmal genau überlegen, ob ihr den Kaffeevollautomaten wirklich wollt – oder ob ihr ihn nur ins Auge fasst, weil er so bequem klingt und in jeder Küche zu finden ist.
Immer wieder stelle ich fest, dass viele ein Gerät anschaffen, es ein paar Wochen benutzen, drei Cappuccino machen und dann feststellen, dass sie viel lieber Filterkaffee trinken.
Wieder andere trauen sich noch nicht so recht an Siebträger, sind aber enttäuscht, wenn Espresso und Latte Macchiato aus dem Vollautomaten nicht dem Getränk vom Barista entsprechen.
Genauso, wie der Vollautomat ein Kompromissgerät ist, ist oft der Kauf selbst ein Kompromiss, den ihr mit euch selbst eingeht. Prestige, Convenience und „das machen alle“ spielen hier eine Rolle.
Wenn ihr eine bestimmte Zubereitungsmethode klar bevorzugt, haltet euch auch an die entsprechenden Gerätschaften. Das ist in vielen Bereichen längst nicht mehr so kompliziert, wie es früher war.
Wer keine Lust auf langwieriges Handfiltergesummse hat, findet inzwischen hervorragende Kaffeemaschinen, die auf Knopfdruck sorgfältig filtrieren. Wer echten Espresso will, erhält inzwischen Siebträgermaschinen, die auch von Einsteigern gut bedient werden können. Hybridmaschinen als Mischung aus Siebträger und Vollautomat werden auch immer besser.
Der Kaffeevollautomat ist wirklich nur dann eine gute Kaufentscheidung, wenn mehrere unterschiedliche Kaffeeansprüche erfüllt werden sollen und Bequemlichkeit wichtiger ist als Präzision.
Noch weitere Fragen oder Hinweise? Hinterlasst weiter fleißig Kommentare!