Koffein-Überdosis: Tipps aus Forschung & Wissenschaft zur Koffeinvergiftung

Moin! Ich bin Arne. Nach einigen Jahren als Barista habe ich mich einer Mission verschrieben: mehr guten Kaffee unter die Leute zu bringen. Dafür stellen mein Team und ich eine breite Wissensbasis zum Thema Kaffee für euch bereit.

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Gerade erst habe ich mich beschwert, dass es bei den Themen „Koffein und Sport“, „Koffein und Abnehmen“ oder „Koffein und Schlaf“ so viele Clickbait-Artikel gibt. Schon komme ich selbst mit einem Buzzword-Begriff wie „Koffeinvergiftung“ um die Ecke.

Gerade erst habe ich mich beschwert, dass es bei den Themen „Koffein und Sport“, „Koffein und Abnehmen“ oder „Koffein und Schlaf“ so viele Clickbait-Artikel gibt. Schon komme ich selbst mit einem Buzzword-Begriff wie „Koffeinvergiftung“ um die Ecke.

Wer sich nur ein wenig mit dem wissenschaftlichen Stand zur Koffeinintoxikation (Caffeinismus) beschäftigt, stellt jedoch schnell fest, dass wir uns allesamt öfter „vergiften“, als wir glauben. 

Jeder kennt ein bisschen Herzflattern oder Hibbeligkeit nach der x-ten Tasse Kaffee des Tages. Das sind bereits zwei typische Symptome einer Überdosis. Die Frage ist allerdings, wie viel wir tatsächlich zu uns nehmen müssen, bis sich Ärzte der Sache annehmen sollten.

Was passiert bei einer Überdosis Koffein? Wie viel ist wirklich zu viel? In welcher Dosierung kann Koffein tödlich sein und bekomme ich leichte Vergiftungen mit Sport und Co in den Griff? 

Wie immer gilt: Ich bin weder Arzt noch das Bundesinstitut für Risikobewertung. Ich bin nur Sternzeichen Kaffee mit Aszendent Espresso. Im Zweifelsfall und bei ernsthaften Symptomen meldet euch bei Leuten mit medizinischer Ausbildung!

Der mg-Rechner: Ab wann hat man eine Koffein-Überdosis?

Die wissenschaftliche Welt ist sich einig, dass eine Koffeinmenge von bis zu 400 Milligramm pro Taggenerell unbedenklich ist. Laut Bundesinstitut für Risikobewertung oder Europäischer Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) gilt dies aber nur für:

  • Gesunde Erwachsene (und Jugendliche)

  • Nicht-schwangere Personen

  • Einen über den Tag verteilten Konsum

In der Schwangerschaft sollte der Wert auf etwa 200 Milligramm Koffein halbiert werden. Als allgemeine Faustformel für einen harmlosen Koffeinkonsum gilt ein grundsätzlicher Richtwert von 3 Milligramm Koffein pro Kilogramm Körpergewicht.

Projekt Koffeinkick Filterkaffee fertig

Diese Schwellenwerte sind allerdings nur eine Orientierung. Denn ob und wie ihr auf Koffein reagiert, hängt von höchst individuellen Faktoren ab – eurer Genetik, eurem gewöhnlichen Konsum, eurem Aktivitätslevel etc. (etwa Bell & McLellan 2002).

Wenn wir allgemein von einer Koffein-Überdosis reden, meinen wir also eine individuelle Schwelle. Sobald ihr Symptome einer Überdosierung bemerkt, ist der tatsächliche Koffeingehalt in eurem Körper egal.

Symptome & Anzeichen einer Koffeinvergiftung: Was passiert im Körper?

Beim Stichwort „Vergiftung“ denken wir meist sofort an eine Todesursache. Aus wissenschaftlicher Sicht liegt aber bereits eine Vergiftung (Intoxikation) vor, wenn Körperfunktionen nach Aufnahme eines schädlichen Wirkstoffs gestört sind.

Wenn ihr also eine Tasse Kaffee zu viel getrunken oder ungewöhnlicherweise zu einem Energy Drink gegriffen habt, könnt ihr bereits Vergiftungssymptome zeigen. 

Schlafmangel wegen des Koffeins

Eine akute Koffeinvergiftung (Coffeinismus) im Sinne des ICD-10-Code F15.0 der WHO liegt vor, wenn ihr fünf oder mehr Symptome zeigt, die im direkten Zusammenhang mit dem Koffeinkonsum stehen (zum Beispiel Institut für Molekulare Zellbiologie, Saarland Universität). Dazu gehören:

  • Nervosität & Unruhe

  • Schlaflosigkeit

  • Rötungen im Gesicht

  • Magen-Darm-Beschwerden

  • Gesteigerter Harndrang

  • Angstzustände

  • Muskelkrämpfe

  • Hyperaktivität

  • Herzrhythmusstörungen

  • Sprachstörungen

  • Schwindel & Übelkeit

In vielen Untersuchungen hat sich gezeigt, dass diese Symptome in Clustern auftreten, die wiederum von der Koffeinkonzentration im Körper abhängen:

  • Vergleichsweise harmlose Symptome treten bereits knapp über der empfohlenen Gesamtmenge pro Tag und Körpergewicht auf. Allgemein wird eine Schwelle von 5,7 mg/kg pro Tag identifziert (EFSA).

  • Ab etwa 7 bis 10 mg/kg betreten wir deutlicheres Vergiftungsterritorium (Wilson 2013).

  • Eine tödliche Dosis Koffein liegt zwischen 100 und 200 mg/kg (Higdon & Frei 2007).

Tod durch Kaffee: Kann man an Koffein wirklich sterben?

Laut unserer Koffein-Studie enthält eine exemplarische Tasse Filterkaffee mit 250 Milliliter Füllmenge etwa 170 Milligramm Koffein. Je nach Typ könnte eine 70 Kilo schwere Person schon bei rund drei Tassen Kaffee einige Symptome bemerken. Sie müsste aber ungefähr 41 Tassen Kaffee trinken, um daran zu sterben.

Kaffeekonsum an sich ist also nicht tödlich. Die meisten Sterbefälle mit Koffein-Beteiligung  lassen sich auf Supplements und die Überdosierung koffeinhaltiger Medikamente zurückführen (Nawrot et al. 2003). Der unkontrollierte Umgang mit Energy Drinks wird auch immer öfter genannt.

Folgen einer Koffein-Überdosis: Gibt es bleibende Schäden?

Ein bisschen Herzrasen führt nicht gleich zu Herzstillstand, eine leichte Koffein-Überdosis halten die meisten problemlos aus. Auch unterhalb der „Todesgrenze“ gilt: Die meisten klinisch bedeutsamen Fälle werden nicht wegen zu viel Kaffee, sondern wegen einer unheiligen Allianz koffeinhaltiger Getränke und Pillen gemeldet (etwa Temple et al. 2017). 

Zu viel Kaffee

Die Koffeinkonzentration muss hoch sein, ansonsten sind keine dauerhaften Schäden zu erwarten (Universitätsklinikum des Saarlandes). Dauerhafte Folgen zeigen sich erst, wenn ihr dauerhaft mehr als ein Gramm Koffein pro Tag zu euch nehmt – also nach unserer Koffein-Studie rund sechs Tassen Filterkaffee pro Tag trinkt (vgl. (Wilson 2013).

Dann kann es zu Problemen wie Kaliummangel, Magersucht, Übelkeit, Magen- sowie Herz-Kreislauf-Störungen kommen. Sogenannter chronischer Caffeinismus (etwa Meredith et al. 2013) wird allerdings weniger gut untersucht als die akute Intoxikation, da die beiden Krankheitsbilder kaum zu unterscheiden sind.

Das liegt auch daran, dass Koffein allgegenwärtig ist und wir Entzugserscheinungen wie Müdigkeit, Kopfschmerzen etc. direkt mit Kaffee oder Cola bekämpfen. Wer dem entgegenwirken will, sollte nicht von einem auf den anderen Tag aufhören, sondern die Dosis nach und nach reduzieren (Sajadi-Ernazarova et al. 2023).

Wie lange & was tun: Das hilft gegen eine Koffein-Überdosis

Eine simple Überdosierung klingt meist nach vier bis sechs Stunden von selbst ab (Universitätsklinikum des Saarlandes). Darum widmen sich die meisten Empfehlungen auch nur den schwereren Fällen, bei denen Ärzte und Erste Hilfe notwendig sind.

Für leichte Fälle stimmt eure Intuition: Da Koffein über den Stoffwechsel abgebaut wird, kann es helfen, den Stoffwechsel anzukurbeln. Am besten ist es allerdings, Wasser zu trinken (Murray & Traylor 2023) und sich auf einem angenehmen Level zu bewegen. 

Wichtig ist, dass die Aktivität nicht in Überbelastung ausartet. Wer sonst keinen Sport treibt, sollte aus Liebe zum eigenen Herz nicht plötzlich nach zu viel Kaffee damit anfangen. 

Genau andersherum kann auch Meditation helfen – wobei hier vor allem der Placebo-Effekt eine Rolle spielen dürfte: Ich denke mich ruhiger, also werde ich ruhiger.

Kind, Hund, eigene Übelkeit: Wann brauche ich ärztliche Behandlung?

Wir vergessen gern, dass Koffein nicht nur in einer Tasse oder einem Energy Drink steckt, sondern auch in Schokolade, Kakao, Cola usw. – also vielen Dingen, die Kinder lieben.

Einige Studien legen nahe, dass Kinder die am stärksten wachsende Koffein-Konsumentengruppe sind (Temple 2009). Sobald ihr an euren Kids Symptome einer Koffein-Überdosis entdeckt, würde ich zumindest einen Arzt anrufen. Der Mediziner weiß am besten, was zu tun ist.

Bei euch selbst gilt im Grunde dasselbe. Insbesondere, wenn ihr koffeinhaltige Medikamente genommen habt und ungewöhnliche Reaktionen bemerkt, solltet ihr auf jeden Fall jemanden fragen, der sich wirklich damit auskennt. Vorsicht, Nachsicht usw.

Bei Hunden (und Katzen) ist die Empfehlung eindeutig: Die tödliche Dosis liegt für sie wesentlich niedriger als bei Menschen. Deshalb solltet ihr sofort und ohne Umstände in die Tierklinik fahren, sobald euer Fellfreund irgendetwas gegessen oder getrunken hat, das Koffein enthalten könnte. Und sei es „nur“ Grüntee.

Fazit: Der Koffeinschock bleibt aus …

Speziell bei Themen wie einer Koffein-Überdosis zeigt sich, wie wenig wir die Wachmacher-Substanz bisher verstehen. 

Zwischen Tod, Therapie und einfach „müde“ gibt es viele Nuancen einer Koffeinintoxikation. Nicht einmal Forscher wissen genau, wie viel wir zu uns nehmen müssen, bis wir von einer klinischen Koffein-Überdosis reden können.

Ob Kaffee gesund ist, konnten wir bisher nie klären. Ob Koffein eine „Droge“ im Sinne von Abhängigkeit und Entzugserscheinungen ist, finden wir auch erst Stück für Stück heraus.

So oder so sollten wir hinterfragen, ob wir uns tatsächlich täglich eine Mini-Koffein-Überdosis verpassen und mit einer Tasse Kaffee weniger besser drauf wären. Von Verzicht redet ja keiner!

Hattet ihr schonmal Symptome einer Koffein-Überdosis? Erzählt eure Story in den Kommentaren!

Dein Kaffee-Experte
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Arne Preuss

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