Grundsätzlich muss eine elektrische Kaffeemühle für unter 100 Euro nicht viel können. Ich will Kaffeebohnen ohne Aufwand mahlen können, für die Bedienung kein Mühlen-Diplom oder viel Zubehör brauchen und ein halbwegs gleichmäßiges Mahlergebnis für French Press oder Filterkaffee erhalten. Espresso traue ich diesem Preissegment sowieso nicht zu.
Grundsätzlich muss eine elektrische Kaffeemühle für unter 100 Euro nicht viel können. Ich will Kaffeebohnen ohne Aufwand mahlen können, für die Bedienung kein Mühlen-Diplom oder viel Zubehör brauchen und ein halbwegs gleichmäßiges Mahlergebnis für French Press oder Filterkaffee erhalten. Espresso traue ich diesem Preissegment sowieso nicht zu.
Doch wenn ich einen Kaffeemühlen Test 2024 am liebsten sofort abbrechen möchte, weil das Gerät statische Aufladung neu definiert und in Handhabung oder Reinigung kaum Punkte bringt, werde ich selbst bei deutlich unter 100 Euro sauer.
Die Braun FreshSet KG 7070 kostet mit weniger als 70 Euro zwar wirklich nicht viel. Aber dafür kann sie auch kaum etwas. Was ist das Problem? Ihre Mahltechnologie macht alles falsch, was man in Sachen Kaffeemühle falsch machen kann.
Braun KG 7070 FreshSet: Im Klassen- & Preisvergleich
Scheibenmahlwerk aus Edelstahl in einem Kunststoff-Gehäuse, kompakte Größe, Drehregler für die Mahlgradeinstellungen und das Tassen-Dosieren, großer Auffangbehälter für Kaffeepulver:
Die Braun FreshSet sieht genauso aus, wie man sich eine Einsteiger-Kaffeemühle für alles außer Espresso vorstellt. Hier geht es ums Kennenlernen der Vorteile frisch gemahlener Kaffeebohnen, um eine elektrische Arbeitserleichterung und Kaffee mit mehr Geschmack.
Wie die Rommelsbacher EKM 200 oder die Tchibo Kaffeemühle sagt zwar auch die Braun FreshSet, dass ihre feinsten Mahlstufen für Espresso geeignet sind.
Doch der typische Aufbau sowie die Tassen-Dosierung schließen diese Zubereitungsart zwar nicht generell aus, machen sie aber im Bedarfsfall höchst kompliziert.
Das ist übrigens auch bei höherwertigen Kaffeemühlen über 100 Euro der Fall. Die gerade neu aufgelegte Baratza Encore ESP mit Top-Testurteil kann zwar faktisch mehr als Filterkaffee und French Press, in der Praxis macht sie das mit ihrem identischen Grundaufbau zur FreshSet aber genauso schwer.
Braun KG 7070 FreshSet vs. Rommelsbacher EKM 200
Wenn man nichts erwartet, wird man manchmal überrascht. Die Rommelsbacher EKM 200 für um die 50 Euro hat sich in meinem Kaffeemühlen-Test klammheimlich zur Günstig-Messlatte und einem kleinen Testsieger im Einsteigersegment entwickelt.
Sie ist beim Mahlen zwar ganz schön laut und besitzt einen für die Praxis etwas zu empfindlichen Behälter. Trotzdem liefert sie ein zufriedenstellendes Mahlergebnis für alles, was in Richtung Filterkaffee oder eben French Press geht.
Stellen wir die Braun FreshSet daneben, nehmen sich beide Kaffeemühlen auf den ersten Blick kaum etwas.
Braun FreshSet KG 7070 | Rommelsbacher EKM 200 | |
---|---|---|
Dosierung | 2 bis 12 Tassen | 2 bis 12 Tassen |
Mahlstufen | 9 (15 mit Feinjustierung) | 9 (18 mit Feinjustierung) |
Preis zum Zeitpunkt Test | 70 Euro | 60 Euro |
Fassungsvermögen Pulver-Behälter | 220 g | 250 g |
Fassungsvermögen Bohnenbehälter | 220 g | 250 g |
Extras o. Zubehör | Anzeige Überhitzungsschutz, Reinigungsbürste | Reinigungspinsel |
Mahlwerk | Scheibenmahlwerk aus Edelstahl | Scheibenmahlwerk aus Edelstahl |
Mehr Mahlgrade für weniger Geld bei Rommelsbacher wirkt erstmal widersprüchlich. Doch diesen Widerspruch löst der EKM-Einsteiger im Vergleich nicht nur auf, er ist der Braun FreshSet aus vielen Gründen klar überlegen.
Braun KG 7070 Test vs. Baratza Encore
Um die preislichen Abstufungen zwischen Supereinsteiger und Ernsthaft-Einsteiger zu verstehen, schauen wir uns zusätzlich kurz die Baratza Encore (oder Baratza Encore ESP an). Die ESP besitzt gegenüber ihrem Vorgänger einige Verbesserungen in der Handhabung und Verarbeitung, die für diesen Vergleich jedoch nicht ins Gewicht fallen.
Braun FreshSet KG 7070 | Baratza Encore | |
---|---|---|
Mahlwerk | Scheibenmahlwerk aus Edelstahl | Kegelmahlwerk aus Edelstahl |
Mahlgradeinstellungen | 9 (15 mit Feinjustierung) | 40 |
Fassungsvermögen Pulver-Behälter | 220 g | 120 g |
Fassungsvermögen Bohnenbehälter | 220 g | 300 g |
Dosierung | 2 bis 12 Tassen | On Demand |
Extras o. Zubehör | Anzeige Überhitzungsschutz, Reinigungsbürste | Reinigungspinsel, Pulse-Taste |
Preis zum Zeitpunkt Test | 70 Euro | 170 Euro |
Die Erfahrung mit dem Baratza-Kegelmahlwerk zeigt, dass jeder Mahlgrad mehr für bessere Ergebnisse sorgt.
Auch wenn die preisintensivere Kaffeemühle durch den fast identischen Aufbau zwar immer noch nicht für Espresso geeignet ist, könnte sie durch ihre wirklich feinen Mahlgradeinstellungen theoretisch dennoch dafür verwendet werden.
Außerdem sind die Ergebnisse für Kaffee, French Press, Chemex und Co absolut überzeugend und eine starke Begründung, warum man sich überhaupt eine elektrische Kaffeemühle zulegen sollte.
Einziger Nachteil ist die Größe. Das Kegelmahlwerk mit 40 Millimeter Bauteilen benötigt Platz – und ist ein Beweis dafür, dass ein Scheibenmahlwerk einem Kegelmahlwerk nicht von Haus aus überlegen ist. Aber Hauptsache ist, es steckt kein Schlagmahlwerk in der Kaffeemühle.
Mit Sicherheit wird der Preis der Baratza viele von euch am Anfang abschrecken. Ich bin aber fast davon überzeugt, dass ihr irgendwann upgraden werdet, sobald ihr auf den Geschmack gekommen seid.
Mahlwerk & Mahlgrad einstellen: Von wegen elektrische Vielfalt & kluge Technologie
Wenn ihr euch auf die Suche nach eurer ersten Kaffeemühle macht, könnt ihr euch eine Faustformel merken:
Da French Press und Filterkaffee von Haus aus gröber gemahlen werden, reichen dafür auch gröbere Einstellungen in einer weniger feinfühlig konstruierten Kaffeemühle.
Zwischen feinfühlig und grobschlächtig gibt es normalerweise allerdings viele Nuancen. Egal, was die Kaffeemühle kostet. Bei der Braun FreshSet gehört Grobschlächtigkeit offensichtlich zur grundsätzlichen Technologie-Philosophie.
Wenn ihr versucht, die drei feinsten Grade zu benutzen, rödelt das Scheibenmahlwerk, als würdet ihr Granit zermalmen. Ihr seht sofort, dass das fertige Pulver grob und unregelmäßig ist – wenn es denn im Behälter ankommt. Dazu gleich mehr.
Wie bei allen Kaffeemühlen dürft ihr das Mahlwerk nur im laufenden Betrieb einstellen. Dafür müsst ihr erst den On-Button betätigen, dann auf „Start“ drücken und anschließend den Drehknopf an der Seite justieren – je kleiner die Zahl, desto feiner die Mahlleistung.
Um überhaupt ein halbwegs zufriedenstellendes Ergebnis zu erzielen, solltet ihr keinen Mahlgrad unter 5 verwenden. Das ist einfach Kaffee-Verschwendung. Die Einstellungen 5 bis 10 halte ich für okay – aber auch nur für French Press oder Perkolator.
Selbst für Kaffee aus dem Filter halte ich die FreshSet für eher ungeeignet. Zumindest, wenn ihr einen feinen Geschmack aus einem Single Origin bzw. Specialty Coffee herausarbeiten wollt.
Vielleicht eiert das Scheibenmahlwerk auf seinem Zentrallager, vielleicht ist es einfach nur blöd verbaut. So oder so bin ich nicht begeistert. Wir haben zwar nicht Schlagmahlwerk-Niveau, aber Spaß sieht anders aus.
Bedienung & Praxiseinsatz: Ein Drehknopf kann nichts falsch machen, oder?
Selbst bei günstigen Kaffeemühlen lautet das oberste Gebot (eigentlich): Gebt nur wenige Kaffeebohnen in den Bohnenbehälter, damit ihr Aroma nicht durch Sonne und Wärme verloren geht. Hier macht euch die FreshSet jedoch von Anfang an einen Strich durch die Rechnung:
Bei geringer Füllmenge hat das Scheibenmahlwerk Probleme, sich die Bohnen zu schnappen und ins Mahlsystem zu ziehen. Wollt ihr Kaffeepulver für zwei Tassen Kaffee mahlen (etwa 36 Gramm), müsst ihr dennoch Bohnen für wenigstens vier oder mehr Tassen einfüllen.
Das weitaus größere Problem ist allerdings die unglaubliche statische Aufladung. Das Kaffeepulver klebt überall – nur nicht am Boden des Behälters. Egal, bei welchem Mahlgrad, egal bei welcher Menge:
Wenn die Mühle den größten Teil eurer Kaffeebohnen „frisst“, kann sie nur eine schlechte Bewertung erhalten.
Denn das ist ein klares Zeichen, weshalb sie so günstig ist. Billiger Kunststoff, viel Totraum und ein schlechtes Zusammenspiel von Mahlscheiben, Mahlvorgang und Aufbau machen sämtliche Vorteile zunichte.
Die Rommelsbacher EKM 200 mag es zwar auch wesentlich lieber, wenn sie voller ist. Doch sie hält dennoch bis zur letzten Bohne durch, selbst wenn diese eine Weile durch den Behälter springt.
Auch hat sie ebenfalls mit statischer Aufladung zu kämpfen. Hier landet allerdings fast alles Kaffeepulver im Behälter. Wenn ihr ihn bei geschlossenem Deckel einmal auf die Arbeitsfläche klopft, fällt das Mahlgut sofort von den Wänden ab und ihr könnt es umfüllen.
Unter all diesen Voraussetzungen fällt es kaum noch ins Gewicht, dass die Braun FreshSet in ihrer eigentlichen Bedienung so einfach ist, wie sie es verspricht.
Die Tassenvorwahl könnt ihr einstellen, wie ihr lustig seid – der Mahlvorgang wird erst danach gestartet. Stellt den Drehregler auf die Zahl eurer Wahl und los geht’s.
Wie ich schon sagte, entspricht eine Tasse etwa 18 Gramm Kaffee, was wiederum einer ordentlichen Tassengröße von 250 Milliliter Kaffee entspricht.
Reinigung: Ein leichtes Aroma von Verzweiflung
Solltet ihr die Braun KG 7070 Kaffeemühle wirklich kaufen wollen, könnt ihr einen passenden Handstaubsauger gleich mitbestellen. Die mitgelieferte Bürste zur Reinigung erscheint fast wie ein schlechter Witz.
Damit kommt ihr zwar in den Bohnenbehälter oder nah ans Scheibenmahlwerk. All der Kaffee, der weit außerhalb der Mühle landet, muss aber auch noch weg.
Vor allem beim Umfüllen des Pulvers aus dem Bohnenbehälter in einen Filter oder gar einen Siebträger geht im Grunde alles daneben.
Und zwar egal, wie groß die Öffnung zum Befüllen ist. Statische Aufladung heißt natürlich auch, dass die Kaffeemühle selbst vom Bohnenbehälter bis zum Auslass ständig irgendwo Kaffee zurückhält.
Die Reinigung an sich ist jedoch dank leicht auseinander baubaren Scheibenmahlwerk relativ einfach. Der Bohnenbehälter ist geräumig genug, um die Teile des Mahlwerks aus Edelstahl leicht zu entnehmen. Achtung, scharfkantig!
Doch dieser ganze Aufwand ist und bleibt irgendwie überflüssig, da die Kaffeemühle an sich irgendwie überflüssig ist.
Braun KG 7070 Kaffeemühle: Weder für Espresso noch Filterkaffee
Selten habe ich Kundenmeinungen in Onlineshops so herzhaft zugestimmt. Bei Media Markt schrieb ein Rezensent über die Braun KG 7070 FreshSet:
„Sie macht mich traurig … […] Diese Kaffeemühle treibt mich in den Wahnsinn.“
Word!
Trotz ausreichender Mahlgrade und eines Aufbaus, der für eine einfach anzuwendende elektrische Kaffeemühle spricht, bringt die FreshSet keinerlei Argumente für ihren Kauf mit.
Den Technologie- und Preisvergleich verliert sie genauso einfach gegen die Rommelsbacher EKM 200 wie den Vergleich der Mahlergebnisse.
Was sie überhaupt gemahlen kriegt, wird durch sämtliche Mahlgrade hinweg zu unregelmäßig und grob – oder verschwindet gleich in der Kaffeemühle.
Hier gibt es für mich keine zwei Meinungen: Spart euch das Geld und sucht euch lieber einen anderen günstigen Kandidaten in meinem Kaffeemühlen-Test 2024.
Es muss nicht gleich ein wirklicher Einsteiger-Könner wie die Baratza Encore ESP sein. Selbst die Tchibo Kaffeemühle reicht vollkommen aus. Hauptsache, nicht dieser Mist.
Kennt ihr die Braun FreshSet Kaffeemühle? Wie sind eure Meinungen und welche Alternativen für die Zubereitungsart eurer Wahl würdet ihr vorschlagen? Ich freue mich auf eine Empfehlung in den Kommentaren!