Im Kaffeemühlen Test 2024 war es lange ruhig – auch, weil meine vorhandenen Testgeräte das gesamte Spektrum an Mahlgraden, Preisklassen und Ansprüchen gut abdecken. Die Baratza Encore empfehle ich euch seit Jahren als Filter- und French Press-Mühle, die mehr kann als ein bloßes Einsteigergerät.
Im Kaffeemühlen Test 2024 war es lange ruhig – auch, weil meine vorhandenen Testgeräte das gesamte Spektrum an Mahlgraden, Preisklassen und Ansprüchen gut abdecken. Die Baratza Encore empfehle ich euch seit Jahren als Filter- und French Press-Mühle, die mehr kann als ein bloßes Einsteigergerät.
Auch wenn der Hersteller stets versprochen hat, dass seine Mühle auch für Espresso taugt, haben ich und so ziemlich alle anderen Rezensenten dieser Ansage immer widersprochen. Das soll die neue Baratza Encore ESP nun genauso lösen wie ein paar andere Herausforderungen, die das Vorgängermodell stets hatte.
Baratza Encore ESP
Tolles Filter-Update
Wenig Aufladung
Einfache Reinigung
leichte Einstellung
homogenes Mahlgut
leiseres Mahlwerk
Baulich weniger für Espresso
Schonmal ein Spoiler vorweg: Das Update ist an vielen Ecken gelungen. Nur an die Sache mit dem Espresso glaube ich immer noch nicht so recht. Aktuell ist die Baratza Encore ESP bei Amazon über Amazon US erhältlich (*Stand 06/23).
Überblick & Vergleich: Das Baratza Encore Update mit ESP
Solltet ihr bereits eine Baratza Encore zu Hause haben und mit ihr zufrieden sein, könnt ihr direkt aufhören zu lesen. Denn der Neuigkeitswert der Baratza Encore ESP hält sich in diesem Fall in Grenzen. Geht stattdessen zum Beispiel lieber neue Kaffeebohnen im Coffeeness-Shop kaufen.
Vom Kunststoff-Korpus-Design bis zu den Mahlstufen (40) und der Pulse-Taste ähneln sich Vorgänger und Nachfolger praktisch bis aufs Haar.
Auch die grundsätzliche Mechanik ist weiterhin identisch: Per Unterlegscheibe könnt ihr die Mahlstufen vor allem im Espressobereich noch feinteiliger justieren, ohne Scheibe geht aber auch.
Das Neue an der Baratza Encore ESP
Die wirklichen Neuerungen der Baratza Encore ESP zeigen sich eher an Stellen, die Einsteiger vielleicht nicht so genau beachten, die jedoch sinnvoll sind:
Leiseres Mahlwerk mit runderem Lauf
Weniger Totraum und weniger statische Aufladung
Schnelleres Mahlen
Siebträger-Portionierer zum Aufsetzen auf 54mm- und 58mm-Portafilter
Quick-Release-Mahlwerk zum einfachen Reinigen
Deutlichere Kennzeichnung der Mahlstufen am Einstellring
Release Date: Wann welche Encore-Variante kaufen?
Bei rund 160 Euro für die alte und rund 180 Euro für die neue Encore-Version liegt es praktisch auf der Hand, sich direkt an die neue Version zu wenden. Ob die alte Baratza Encore noch weiter im Preis fällt oder beizeiten einfach vom Markt in Deutschland verschwindet, lässt sich nur schwer beurteilen.
Da die ESP das Encore-Selbstverständnis direkt weiterführt, gehe ich eher von letzterem aus. Sollte das Vorgängermodell aus irgendwelchen Gründen in Richtung 100 Euro reduziert werden, würde ich auf jeden Fall zuschlagen. Zumindest, wenn ihr bei Filterkaffee bleiben wollt.
Bedienung & Mahlgrad einstellen
Der wichtigste Handgriff bei jeder Kaffeemühle ist die Einstellung des Mahlgrads. Hier bietet die Baratza Encore ESP eine klar lesbare Skala. Um die korrekte Stufe zu finden, dreht ihr einfach den Bohnenbehälter bzw. Aufsatz in die entsprechende Richtung.
Im Espressobereich (1 bis 20) hat bereits eine sehr kleine Drehung große Auswirkungen, im Filterbereich (20 bis 40) sind die Veränderungen bei jedem Klick kleiner. Die Unterlegscheibe soll das Ganze nochmal feiner gestalten.
Ob sie notwendig ist, lasse ich dahingestellt. Denn auch wenn die Baratza Encore ESP auf jeden Fall eine Espressokörnung hinbekommt, heißt das nicht, dass diese Körnung wirklich überzeugt – oder dass wir von einer Allroundmühle reden können.
Praxis-Review: Leise, aber eher für Filterkaffee
Als wichtigste Begründung für das ESP-Update gibt der Hersteller aus Seattle an, dass seine Mühle nun tatsächlich für alle Formen der Kaffeezubereitung von Espresso bis Karlsbader Kanne und Cold Brew geeignet ist.
Das haben sie allerdings beim Vorgänger auch schon behauptet. Mein Einwand bezieht sich aber weniger auf die Mahlergebnisse als auf die Konstruktion der Mühle. Die Espressokörnung ist auf jeden Fall gleichmäßiger als zuvor.
Aber es bleibt weiterhin aufwändig, dieses Espressomehl überhaupt in den Siebträger zu bekommen. Denn die Baratza Encore ESP setzt immer noch auf einen großen Auffangbecher als Standardgefäß.
Ein zusätzlicher „Siebträgerportionierer“ mit 25 Gramm soll das Umfüllen des Kaffeemehls in den Portafilter erleichtern. Und ja, das geht. Doch eine exakte Dosierung ist bei diesem Umgestülpe nicht möglich – zumal 25 Gramm Espresso selbst für einen Doubleshot zu viel sind.
Dementsprechend gibt es hier auch keinen Siebträgerhalter, ihr könntet den Portafilter höchstens frei unter den Auswurf halten und den Mahlvorgang starten. Dazu habt ihr bei der Baratza Encore ESP zwei Möglichkeiten:
Ihr stellt den seitlichen An-Aus-Hebel an und lasst sie einfach mahlen
Ihr nutzt die frontale Pulse-Taste für kleine, wohldosierte Mahlstöße
Die erste Variante ist für größere Mahlportionen ideal, die zweite zum Nachlegen. Ich nutze die Pulse-Taste zudem gerne, um beim Bohnenwechsel Kaffeereste aus dem Mahlwerk zu holen.
Um euren Kaffee zu dosieren, müsst ihr hier einen Umweg gehen. Direkt unter dem Mühlenauslass ist kein Platz für eine Kaffeewaage. Diese braucht ihr jedoch unbedingt, da sich diese Mühle ausschließlich ums Mahlen und Auffangen kümmert.
Wer bereits die Baratza Encore kennt, wird sofort bemerken, dass die neue ESP deutlich leiser und runder läuft. Das wiederum verstärkt den Eindruck, dass die Materialien und die Konstruktion entscheidend verbessert wurden.
Beim Vorgänger habe ich leider nicht gemessen, doch die ESP bringt nur noch 80,5 Dezibel auf die Ohren. Das ist zwar lauter als jedes Mahlwerk in einem Kaffeevollautomaten, für eine Edelstahl-Kegel-Mühle mit viel Kunststoff zum Einsteigerpreis aber absolut in Ordnung.
Das sagt Reddit zur Encore ESP
In letzter Zeit treibe ich mich öfter mal bei Reddit herum, wenn ich ehrliche Meinungen zu einem Produkt lesen will. Denn die Board-Community ist sehr ehrlich und greift gern minutiös bestimmte Detailaspekte auf.
Bei der Frage, ob die ESP nun mehr für Espresso geeignet ist als vorher, gehen die Ansichten auseinander. Viele Kommentatoren sind der Ansicht, dass durch die Feinjustierung jetzt sehr wohl ein guter Espresso drin ist. Anderen ist die Mahlung zu unregelmäßig.
Ich bleibe bei meiner Sicht der Dinge, dass das größte Problem in der Konstruktion liegt. Und dafür gibt es ein gutes Vergleichsbeispiel:
In der Theorie ist die Graef CM 800 ebenfalls auf alle Zubereitungsarten ausgelegt. Sie hat nicht nur ebenso viele Mahlgrade wie die Baratza Encore ESP, sie kostet auch ähnlich viel. Schon ihr Aufbau zeigt allerdings, dass sie sich auf den Siebträger konzentriert.
Denn hier ist ein Siebträgerhalter vorinstalliert, der Auffangbecher für mehr Kaffee ist sehr klein und passt sich in der Form dem Halter an. Außerdem gibt es hier einen direkten Kontaktschalter, den ihr über das Einsetzen des Siebträgers aktiviert.
Drittens kann die Graef im Espressobereich wesentlich mehr punkten als in den mittleren Körnungen. Mit anderen Worten: Sie ist im Grunde der genaue Gegenentwurf zur Baratza Encore ESP.
Reinigung: Das ESP-Gefühl
Keine Ahnung, wofür ESP steht. Doch schon vor der Review hatte ich sofort den Gedanken, dass das irgendwas mit statischer Aufladung und damit auch mit dem Reinigungsaufwand zu tun haben könnte. Ich glaube, ich habe recht:
Die neue Baratza Encore ESP besteht zwar immer noch aus reichlich Kunststoff, der sich auflädt und Kaffeepulver anzieht.
Doch insgesamt ist diese Anziehung deutlich weniger geworden als beim Vorgänger. Auch der Totraum – also der Abschnitt zwischen Mühle und Auslass, in dem sich Kaffee sammeln kann – wurde reduziert. Das haben sie nicht nur versprochen, sondern offensichtlich auch gehalten.
Das Kegelmahlwerk aus Edelstahl lässt sich tatsächlich super einfach auseinandernehmen, sobald ihr den Bohnenbehälter aus seinem Sockel gedreht habt.
Für die richtige Reihenfolge der Bauteile beim Zusammensetzen nach dem Abpinseln oder Aussagen solltet ihr die Betriebsanleitung konsultieren.
Ich habe schon oft bei so mancher Mühle nach dem Reinigen eine Krise bekommen, weil die Mahlkegel nicht mehr richtig ineinander gegriffen, blockiert oder einfach nicht gepasst haben.
In die Spülmaschine darf offiziell übrigens nichts. Und daran würde ich mich halten. Der Kunststoff ist nicht für die Dauerbelastung im Spüler gemacht, eine schonende Handspülung verlängert die Lebensdauer der beweglichen Teile erheblich.
Baratza Encore ESP: Am richtigen Ende erneuert?
Die größte Diskussion in meinem Kaffeemühlen-Test 2024 dreht sich stets um die Frage, ob man für eine Filterkaffee-Mühle wie die Baratza Encore ESP tatsächlich fast 200 Euro ausgeben muss. Muss man definitiv nicht. Für mittelgrobe Mahlgrade reichen schließlich auch blutige Einsteigermodelle wie die Melitta Calibra.
Baratza Encore ESP
Tolles Filter-Update
Wenig Aufladung
Einfache Reinigung
leichte Einstellung
homogenes Mahlgut
leiseres Mahlwerk
Baulich weniger für Espresso
Allerdings macht die Baratza auch klar, dass sie weniger auf flankierende Technik als auf viele Mahlstufen und eine anständige Mahlgeschwindigkeit legt. Wenn die neue ESP-Version so lange so zuverlässig arbeitet wie meine alte, bin ich noch mehr überzeugt.
Für sich genommen sind alle Updates gelungen, der Hersteller hält sich weitestgehend an das, was er uns verspricht. Ob ihr sie für Espresso nehmen könnt und wollt, ist am Ende vielleicht eine Komfort-Frage.
Aber was heißt das nun für eure Auswahl? Ehrlich gesagt, habe ich dazu lieber keine abschließende Meinung. Bei elektrischen Espressomühlen sehe ich sofort ein, deutlich mehr als 100 Euro auszugeben. Bei allem anderen entscheidet euer Geldbeutel.
Wer von euch hat bereits eine Baratza Encore ESP und hat einen klaren Standpunkt? Ich freue mich auf eure Kommentare!