Merkt euch folgende Weisheit: Wenn eine Espressomaschine auch im Set mit passendem Toaster und Wasserkocher angeboten wird, dann ist es keine Espressomaschine, sondern Schrott.
Merkt euch folgende Weisheit: Wenn eine Espressomaschine auch im Set mit passendem Toaster und Wasserkocher angeboten wird, dann ist es keine Espressomaschine, sondern Schrott.
Ich muss zugeben, dass mich die DeLonghi ECOV 311.GR auf den Produktbildern mit ihrer schicken Retro-Optik beinahe gehabt hätte. Doch dann habe ich den Kandidaten in der Ultragünstig-Kategorie der Siebträgermaschinen ausgepackt und getestet. Und wusste wieder, warum rund 150 Euro (Stand: September 2019) für eine Siebträgermaschine immer zu wenig sind.
Wenn ihr Bock auf eine Ultra-Mini-Espressomaschine mit anständiger Funktionalität habt, haltet euch besser an die SAGE SES500 the Bambino Plus. Die kostet zwar mehr als das Doppelte, aber so viel Geld solltet ihr schon investieren, um euch nicht mit einem schönen Witz den Start in den Tag zu vermiesen.
Finger weg
DeLonghi ECOV 311.GR
Nicht „günstig“, sondern „billig“!
Retro-Look
Milchschaum okay
Espresso zu kalt
Schlechtes Material
Inhaltsverzeichnis
Der Überblick – Den Preis will keiner
Es steht außer Frage, dass der Look der DeLonghi ECOV 311.GR anspricht – zumindest auf den Bildern. Beim Anfassen und Ausprobieren bleibt von dieser Optik jedoch nicht mehr viel übrig. Das olivgrüne Finish wirkt eher billig als retro.
DeLonghi ECOV 311.GR | |
Testmodell | DeLonghi ECOV 311.GR |
---|---|
Gehäusematerial | Edelstahl |
Verfügbare Farben/Design | |
Typ | Einkreiser |
Bedienung | Tasten |
Display | Nein |
Manometer | |
Durchmesser Siebe | 52 mm |
Siebe einwandig | |
Siebe doppelwandig | |
Tamper | Integriert (Basic) |
Wassertank | 1,4 l |
Wasserfilter | |
Mahlwerk | |
Mahlgrade | Kein Mahlwerk |
Bohnenfach | |
Temperatur einstellbar | |
Rezepte speichern | |
Vorbrühfunktion | |
Dampflanze | Manuell + Automatisch |
Heißwasserfunktion | |
Gewicht | 4,1 kg |
Maße | 25,5 x 29,0 x 31.5 cm |
Sonstiges | |
Aktueller Preis | 155,76 € |
Alle Spezifikationen |
Und außerdem muss ich zum ersten Mal in der Coffeeness-Geschichte den Preis für den hässlichsten Siebträger ever vergeben. Der Klotz soll wohl gut in der Hand liegen und ein hochwertiges Gefühl erwecken. Leider wirkt auch er einfach nur billig und fehldesignt.
Das gilt auch für die Siebe, die keine echten Siebe im Sinne professioneller Espressomaschinen, sondern nur Crema-Modelle mit Loch im Boden sind.
Gegen den abnehmbaren Wassertank mit einer Füllmenge von rund 1,4 Liter oder die passive Tassenvorwärmung habe ich freilich nichts.
Bedienung und Funktionalität – Wenigstens eindeutig
In Sachen Bedienung will DeLonghi mit einem integrierten Tamper für einen besseren Arbeitsablauf und einen anständigen Anpressdruck sorgen. Das kann schon deshalb nicht klappen, weil die Maschine insgesamt zu leicht und wackelig ist.
Ihr könnt also den Stempel gar nicht sauber auf den Siebträger setzen und erzeugt auch keinen nutzbaren Druck. Denn ihr müsst fürchten, dass das Gerät nach hinten wegkippt oder der Tamper abbricht.
Ich kann euch aber auch nicht raten, einen extra Tamper dazuzukaufen – da ich dieser Maschine nun einmal nichts abgewinnen kann.
Wenigstens sind die Knubbel-Knöpfe als Steuerungseinheit eindeutig beschriftet und übersichtlich aufgeteilt. Sie dienen zum Einschalten, für den Brühstart und die manuelle Milchschaumdüse. Und weil sie so hubbelig sind, findet ihr den jeweiligen Knopf auch im Halbschlaf.
Espresso und Milchschaum – Brrrr, kalt hier!
Es ist ein bisschen Perlen vor die Säue, dass ich diese Maschine mit einem anständigen Espresso bestückt und vorher noch eine ordentliche Kaffeemühle sowie meine Kaffeewaage bemüht habe. Genauso gut hätte ich die von DeLonghi vorgeschlagenen ESE-Pads in den Siebträger packen können.
Da es an der DeLonghi ECOV 311.GR kaum etwas einzustellen gibt, habe ich das Kaffeemehl für eine Einzelportion auf rund 7 Gramm bemessen, es mit einem externen Tamper angepresst, gelevelt und den Siebträger dann in die Maschine eingesetzt.
Haltet das Gerät dabei gut fest, sonst dreht es sich gerne einmal mit. Dann drückt ihr nur noch auf den Start-Knopf und wartet ab.
Zunächst dachte ich, dass sie wohl noch nicht einsatzbereit war, denn der fertige Espresso hatte eine Temperatur unter 62 Grad Celsius.
Also habe ich das ganze Prozedere wiederholt, die Tassen vorgewärmt und nochmals gemessen – wieder mit dem gleichen Ergebnis. Ein Espresso um die 62 Grad grenzt schon fast an Cold Brew. Oder in diesem Fall Cold Brrr.
Auf den Bildern seht ihr, dass die Crema zwar sinnvoll gefärbt ist und auch eine brauchbare Dicke aufweist, doch die Löcher sind genauso offensichtlich. Entsprechend der Kaffee-Temperatur zerfaserte die Cremedecke auch recht schnell.
Es ist schon bezeichnend, dass sich DeLonghi des Temperaturproblems offensichtlich bewusst ist. Denn in der Betriebsanleitung gibt es einen sehr geräumigen Abschnitt, der „Empfehlungen für einen heißeren Kaffee“ genannt wurde.
Mit viel Gerede wird euch hier empfohlen, die Tasse unter den Siebträgerauslauf zu stellen und einmal den Brühvorgang ohne Kaffeemehl zu starten. Groundbreaking.
Beim Milchschaum hatte ich etwas weniger zu meckern. Der Aufbau der Maschine und die scheinbar mangelnde Temperatur- und Druckleistung sorgen aber dafür, dass selbst erfahrene Barista mit dem Ding nur einen recht blubberigen Schaum hinbekommen.
Das könnt ihr aber mit ein paar Tricks, wie schwenken und verdichten, schnell beheben. Ich habe irgendwann schon einmal darüber nachgedacht, warum noch kein Hersteller auf die Idee gekommen ist, einen reinen Milchaufschäumer zu bauen, der wie eine Dampflanze funktioniert. Ich kenne Leute, die so etwas sofort kaufen würden.
Wenn wir vom Preis mal absehen, wäre die DeLonghi ECOV 311.GR der ideale Prototyp für eine solche Gerätekategorie. Für mehr als einen bitterkalten Espresso und halbwegs brauchbaren Milchschaum taugt sie nämlich nicht. Dann sollte DeLonghi aber wenigstens einen Milchpitcher spendieren.
Die Reinigung – Wenig Angebot, wenig Aufwand
Bei der Reinigung gilt für die DeLonghi ECOV 311.GR das, was für alle Siebträgermaschinen gilt: Da kein Kaffeemehl durch das Innere der Maschine muss, ist der Aufwand ziemlich gering. Die fipsige abnehmbare Auffangschale und die Siebe können in die Spülmaschine.
Den hässlichen Siebträger solltet ihr nicht unbedingt hinterherwerfen, aber das ist hier schließlich auch nicht mehr wichtig. Ansonsten reicht ein regelmäßiges Flashen der Maschine – also der Start von Brühvorgang oder Milchdüse ohne Kaffee und Milch. Auch den Wassertank solltet ihr regelmäßig säubern.
Fazit zur DeLonghi ECOV 311.GR – Lass mal gut sein
Nehmt das Geld für die DeLonghi ECOV 311.GR und kauft euch lieber den Toaster oder den Wasserkocher aus der Serie. Dann seid ihr auch nicht so enttäuscht.
Finger weg
DeLonghi ECOV 311.GR
Nicht „günstig“, sondern „billig“!
Retro-Look
Milchschaum okay
Espresso zu kalt
Schlechtes Material
Die Sterne in meiner Bewertung gibt es dafür, dass diese Plastikbude überhaupt Espresso produziert und auch noch einen einigermaßen brauchbaren Milchschaum liefert.
Für alle anderen Aspekte einer sehr preiswerten Espressomaschine verweise ich euch entweder auf die SAGE SES500 the Bambino Plus oder rate euch gleich zum Klassiker: Rancilio Silvia.
Mehr gibt es dazu eigentlich nicht zu sagen. Oder doch? Hinterlasst mir gerne einen Kommentar!