Sich gesund zu ernähren ist das Ziel eines jeden. Manche Menschen ziehen es vor, ihre Herzgesundheit durch den Verzehr von Fisch zu verbessern, andere trinken Kaffee, ohne zu wissen, welche Wirkung er auf ihren Körper haben kann. Viele Menschen befürchten, dass Kaffee ihren Blutdruck erhöht und sie dem Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen aussetzt. Tatsächlich war die medizinische Forschung auch lange der Meinung, dass es so einen Zusammenhang gibt.
Sich gesund zu ernähren ist das Ziel eines jeden. Manche Menschen ziehen es vor, ihre Herzgesundheit durch den Verzehr von Fisch zu verbessern, andere trinken Kaffee, ohne zu wissen, welche Wirkung er auf ihren Körper haben kann. Viele Menschen befürchten, dass Kaffee ihren Blutdruck erhöht und sie dem Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen aussetzt. Tatsächlich war die medizinische Forschung auch lange der Meinung, dass es so einen Zusammenhang gibt.
Inzwischen glaubt aber kaum noch jemand, dass moderater Kaffeekonsum das Herz-Kreislauf-System schädigt. Die Forschungsmethoden sind besser als früher und immer weniger Studien stellen einen Zusammenhang zwischen Kaffee und Herzkrankheiten fest.
Manche ergeben sogar Hinweise auf eine positive Wirkung von Kaffee auf das Herz-Kreislauf-System. Eine davon ist 2013 erschienen, also ziemlich aktuell.
Sie trägt den sperrigen Titel “Long-Term Coffee Consumption and Risk of Cardiovascular Disease: A Systematic Review and a Dose–Response Meta-Analysis of
Prospective Cohort Studies“. Weil mich als überzeugten Kaffeetrinker das Thema natürlich interessiert, ist sie mir allemal einen Artikel wert.
Wie der Name schon sagt, handelt es sich um eine Meta-Analyse. Eine Meta-Analyse führt die Befunde von möglichst vielen relevanten Studien zusammen. So zeichnen die Forscher ein Gesamtbild des Wissens zum Thema auf Basis harter Zahlen.
Dass eine Studie dies und eine andere das Gegenteil “herausfindet”, ist normal: Keine Studie kann alle Faktoren im Blick haben, die vielleicht unbeabsichtigt aufs Ergebnis wirken. Eine Meta-Analyse ist wertvoll, weil diese unerklärten Schwankungen darin untergehen und der Gesamttrend zum Vorschein kommt.
Damit klar ist, worum es eigentlich geht, erkläre ich erst kurz, was Blut(hoch)druck und eine Herz-Kreislauf-Erkrankung ist und komme dann auf die Studie zurück.
Weil das medizinisch wahnsinnig wichtige Themen sind, gibt es dazu gute Quellen. Ich verwende unten vor allem die Seiten der Hochdruckliga und der Herzstiftung sowie die Ratgeber-Plattform Kardionet. Diese Info-Angebote sind alle wissenschaftlich betreut.
Wie immer bei Gesundheitsthemen der Hinweis: Ich bin kein Arzt und ein Blogartikel ersetzt niemals professionelle medizinische Beratung. Wenn es um Fragen eurer Gesundheit geht, stützt euch nie allein aufs Internet, sondern sprecht mit eurem Arzt!
Erhöht Kaffee unseren Blutdruck?
Je nach Koffeingehalt erhöht Kaffee durchaus den Blutdruck. Aber bevor ihr jetzt Angst bekommt: Erhöhter Blutdruck ist etwas ganz anderes als Bluthochdruck.
Es ist normal, dass sich euer Blutdruck erhöht, wenn ihr euch bewegt, zum Beispiel beim Sport oder bei körperlicher Arbeit. Bei den meisten erhöht er sich ebenfalls durch die Aufregung vor einem Date. Ihr glaubt hoffentlich nicht, dass das ein Problem für die Gesundheit ist.
Weil Koffein das Herz-Kreislauf-System anregt, kann auch Kaffee den Blutdruck erhöhen. Das ist aber ein kurzfristiger Effekt. Er verschwindet, wenn euer Körper das Koffein verarbeitet, also spätestens nach ein paar Stunden. Langfristig kann regelmäßiger Koffeinkonsum den Blutdruck sogar senken. Ein leicht erhöhter Blutdruck nach einem schönen Espresso ist also überhaupt kein Problem.
Bluthochdruck dagegen ist ein dauerhaft hoher Blutdruck. Die medizinische Bezeichnung dafür heißt Hypertonie. Bluthochdruck in diesem Sinn ist auch nicht in jedem Einzelfall schlimm, geht aber mit Gesundheitsrisiken einher.
Die Medizin misst Blutdruck in der merkwürdigen Maßeinheit “Millimeter Quecksilbersäule” (mmHg). Ein Blutdruck von 120 mmHg entspricht dem Druck, den eine 120 Millimeter hohe Quecksilbersäule ausübt.
Nun haben Blutdruckwerte ja immer zwei Bestandteile, zum Beispiel 120/80. Das liegt daran, dass unser Herz nicht gleichmäßig pumpt, sondern in Stößen. Der Blutdruck ist direkt nach einem Herzschlag am höchsten und sinkt bis zum nächsten allmählich ab. 120 und 80 sind der höchste und der niedrigste Wert während dieser Schwankungen.
Ein Blutdruck von 120/80 oder weniger gilt als ideal. Leichter Bluthochdruck beginnt bei 140/90, schwerer Bluthochdruck bei 180/110. Das Problem ist, dass durch den ständig erhöhten Druck die Wände der Adern dicker und härter werden. Das Blut hat dann weniger Platz zum Fließen und der Körper ist schlechter durchblutet.
Das erhöht zum Beispiel das Risiko für einen Schlaganfall. Beim Schlaganfall setzen Gehirnfunktionen aus, weil das Gehirn wegen der schlechteren Durchblutung zu wenig Sauerstoff bekommt.
Wer Bluthochdruck hat oder das vermutet, sollte unbedingt mit einem Arzt sprechen, um kein größeres Risiko einzugehen als nötig.
Was ist eine Herz-Kreislauf-Erkrankung?
Das Herz ist ein kompliziertes Organ, das dafür zuständig ist, Blut durch den Körper zu pumpen. Dadurch versorgt es alle anderen Organe mit Sauerstoff, Nährstoffen, Vitaminen, Mineralien und anderen wichtigen Stoffen.
“Herz-Kreislauf-Erkrankungen”, auf englisch “cardiovascular disease”, ist ein Oberbegriff für verschiedenste Probleme, die in diesem Zusammenspiel von Herz und Blutversorgung auftreten können. Weil Bluthochdruck das ganze System tendenziell überlastet, ist er ein wesentlicher, übergeordneter Risikofaktor.
Zu den Herz-Kreislauf-Erkrankungen gehören:
Der Herzinfarkt. Er entsteht durch eine Durchblutungsstörung eines Herzkrankzgefäßes. Diese Gefäße versorgen die Herzmuskeln mit Sauerstoff und Nährstoffen. Die nicht mehr versorgten Teile des Herzmuskels sterben ab. Häufige Ursache ist Arterienverkalkung (Atherosklerose).
Herzrhythmusstörungen. Dies sind Unregelmäßigkeiten beim Herzschlag. Sie entstehen durch Störungen der Nervenbahnen, die das Herz steuern. Dafür gibt es viele mögliche Ursachen, zu denen auch mangelnde Durchblutung gehört.
Die Herzinsuffizienz. Davon sprechen die Mediziner, wenn die Herzmuskel zu schwach sind, um ihre Arbeit zu verrichten.
Manche Fachleute zählen auch die “Zuckerkrankheit” Diabetes mellitus zu den Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Dabei ist der Blutzuckergehalt chronisch erhöht. Das kann die Blutgefäße schädigen und damit viele andere Probleme mit Herz und Durchblutung verursachen oder verschärfen.
Die koronare Herzkrankheit. Durch Arterienverkalkung nehmen die Wände der Herzkranzgefäße Schaden. Daraus können Blutgerinsel entstehen, die das ganze Blutgefäß verstopfen und die Versorgung des Herzmuskels unterbrechen. Dann erleidet der Betroffene einen Herzinfarkt (siehe oben).
Die verschiedenen Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind zusammen die häufigste Todesursache in Deutschland. Deswegen ist Bluthochdruck sehr ernst zu nehmen.
Ist Kaffee nun auch ein Risikofaktor?
Die Ursachen für Herzerkrankungen und Bluthochdruck sind vielfältig – aber dazu gehören auf jeden Fall die üblichen Verdächtigen wie Rauchen, Stress, schlechte Ernährung und Mangel an körperlicher Bewegung.
Studie: Kaffee scheint das Risiko zu senken
Für die genannte Meta-Analyse haben die Forscher insgesamt 36 Studien aus Europa, den USA und Japan ausgewertet. Diese Studien umfassen den Zeitraum von 1966 bis 2013 und haben gemeinsam, dass es “prospektive Kohortenstudien” sind.
Das heißt, dass die Forscher ihre Studienteilnehmer über einen längeren Zeitraum begleiten und dabei ihre Ernährung und Gesundheit überwachen. Je höher die Teilnehmerzahl ist, desto größer die Chance, Zusammenhänge zwischen Ernährung und Gesundheit festzustellen.
Insgesamt bildet die Meta-Analyse Daten von gut 1,2 Millionen Teilnehmern ab. Davon haben knapp 50.000 im Untersuchungszeitraum eine Herz-Kreislauf-Erkrankung entwickelt; die meisten eine koronare Herzerkrankung (knapp 30.000) oder einen Schlaganfall (12.000).
Um möglichen Zusammenhängen zwischen Kaffeekonsum und Erkrankungen der Teilnehmer auf die Spur zu kommen, bildeten die Forscher vier Kategorien. In der untersten ging der Kaffeekonsum gegen null, die oberste fasste Personen zusammen, die im Mittel fünf Tassen Kaffee pro Tag tranken.
Im Ergebnis stellt die Studie einen “nichtlinearen Zusammenhang” fest: Bei mittlerem Kaffeekonsum (etwa drei Tassen pro Tag) ist das Erkrankungsrisiko leicht vermindert. Bei starkem steigt es wieder, aber nur so hoch, wie es auch ohne Kaffee wäre.
Wie kann das sein und was bedeutet das jetzt?
Ich würde mich noch nicht hundertprozentig auf dieses Ergebnis verlassen. Der beobachtete Effekt ist nur klein und die Forscher können nur spekulieren, wie die positive Wirkung biologisch zustandekommen könnte.
Zum Beispiel könnte es sein, dass positive und negative Wirkungen verschiedener Substanzen im Kaffee sich bei starkem Konsum ausgleichen, während bei mittlerem die positiven überwiegen (Seite 656).
Wenn es entgegen diesem Befund einen negativen Gesamteffekt von Kaffee auf das Herz-Kreislauf-System geben sollte, dann kann dieser Effekt nur sehr klein sein. Das kann man auf Basis der vielen Studien mit ziemlicher Sicherheit sagen.
Dass frühere Studien zum Teil starke Zusammenhänge festgestellt haben, liegt unter anderem daran, dass die Forscher andere wichtige Einflussfaktoren nicht herausgefiltert haben. Zum Beispiel sind starke Kaffeetrinker oft auch Raucher. Die werden natürlich öfter krank, aber das liegt nicht am Kaffee (S. 655).
Eine Einschränkung und Warnung geben uns die Autoren noch mit auf den Weg: Die inhaltliche Zusammensetzung von Kaffee variiert je nach Zubereitung. Sie gehen davon aus, dass die meisten Studienteilnehmer Filterkaffee trinken. Das heißt, für Kaffee aus der French Press oder Espresso treffen die Ergebnisse vielleicht nicht zu.
Aber wie gesagt: Selbst wenn die Forscher sich irren sollten und es eine negative Wirkung gibt, kann die nur sehr gering sein. Dementsprechend glaubt heutzutage kaum ein Ernährungsexperte oder Arzt noch, dass Kaffee in normalen Mengen ungesund wäre.
Wie seht ihr das? Haltet ihr die Forschung für verlässlich? Was tut ihr für Herz und Kreislauf? Haut in die Tasten! Ich freue mich auf eure Kommentare.