Kaffeeröster aus Amsterdam bzw. den Niederlanden haben es echt nicht leicht. Sie produzieren exzellente Qualität und Specialty Coffee auf hohem Niveau. Macht Tripadvisor Listen wie „Best Coffee Bar in Amsterdam“ oder so, geht es aber meist um was ganz anderes …
Kaffeeröster aus Amsterdam bzw. den Niederlanden haben es echt nicht leicht. Sie produzieren exzellente Qualität und Specialty Coffee auf hohem Niveau. Macht Tripadvisor Listen wie „Best Coffee Bar in Amsterdam“ oder so, geht es aber meist um was ganz anderes …
Ich glaube, das ist ein Grund, warum niederländische Röstereien derzeit verstärkt nach einem Kaffee- oder Espresso Test bei deutschen Kaffeebloggern wie mir fragen. Amsterdam braucht einen Imagewechsel.
Der könnte problemlos gelingen, wenn vermehrt Bocca Coffee serviert wird. Die Rösterei aus Dronten hat ein eigenes Café in Amsterdam und verkauft ihren Kaffee online. Übrigens: Den richtigen Siebträger für euch zu Hause könnt ihr in meinem Espressomaschinen-Test 2024 finden.
Sie haben mir eine kleine Auswahl ihres riesigen Angebots geschickt, die ich im direkten Vergleich mit den Niederländern von Moyee Coffee und Boot Coffee getestet habe. Alle drei Marken verfolgen einen klaren Fairness-Ansatz, nur jeweils aus einer anderen Richtung.
Bocca geht den „üblichen“ Weg für Specialty Coffee, setzt also auf Direct Trade und faire Preise. Das ist zwar im Vergleich zu den beiden anderen Coffee Roasters nicht ganz so Impact-lastig. Aber die Bocca-Bohnen sind großartig – und beweisen, dass gekonntes Rösterhandwerk niemals hinter dem Anspruch als Impact Company zurückstehen sollte.
Bocca Coffee im Überblick
Wie auch bei Moyee Coffee und Boot Coffee habe ich aus dem Bocca-Paket zwei Bohnen gefischt, die mich ohne tieferen Sinn angesprochen haben. Anders als bei den anderen brauchte ich nach den wichtigen Informationen hier allerdings nicht lange suchen.
Bocca Coffee Bombita | Bocca Coffee Ethiopia | |
---|---|---|
Röstprofil | Omniroast | Omniroast |
Bohne | 100% Arabica | 100 % Arabica |
Herkunftsland | Brasilien, Guatemala | Äthiopien |
Herkunftsort | Cerrado, Minas Gerais, Rio Brilhante Café and Pirulito farm Brazil, Sul de Minas Passeio farm Guatemala, Huehuetenango | Guji, Sidamo Suke Quto (Farm) |
Handelsweg | Direct Trade | Direct Trade |
Varietät | Keine genauen Angaben | Kurume, Welicho (Heirloom) |
Aufbereitung | Gewaschen | Gewaschen |
Zubereitungsempfehlung | Espresso und Filter | Espresso und Filter |
Röstdatum | Ja | Ja |
Füllmenge in g | 250 | 250 |
Preis pro kg in Euro (im Verhältnis zur Füllmenge) | 30 | 30 |
Was nicht auf der Packung steht, findet ihr jeweils in den extrem ausführlichen Datenblättern zum Bocca Bombita oder Bocca Ethiopia. Der Bombita wird in Sachen Varietät nicht genau beschrieben, weil sich das wohl ständig ändert.
So besteht er „momentan aus zwei Brasilianern und einem Kaffee aus Guatemala“. Farm, Farmer und die gesamte Herkunft werden trotzdem ausführlich erklärt.
Ihr merkt sofort, dass Bocca (etwa im Vergleich zu Moyee) besonderen Wert auf alle Bohnen-Aspekte legt. Also auch auf die Zubereitung und die beste Genussform.
Darum bin ich den Angaben gefolgt und habe die beiden Teströstungen als Espresso mit 40 Milliliter, 19 Gramm Kaffeepulver und einer Durchlaufzeit von 30 Sekunden (Ethiopia) bzw. 26 Sekunden (Bombita) zubereitet.
Die Farbgebung der Bocca-Packungen ist übrigens kein Zufall: Die grüne Linie mit Bombita richtet sich an Einsteiger im Specialty Coffee-Segment, die apricotfarbene Red Collection enthält Single Origins wie den Ethiopia und „fortgeschrittene Kaffees“. Ich liebe es, wenn Röster an alle denken!
Bohnenbild
Farblich sind beide Röstungen praktisch perfekt – die Röstmeisterschaft starrt euch aus jeder einzelnen Braunschattierung an.
Der hellere Ethiopia wirkt allerdings teilweise etwas runzelig und hat auch ein paar hohle Nüsse an Bord. Solche kleinen Qualitätsfehler lassen sich im satten Braun des Bombita besser verstecken – auch wenn wir hier ebenso nicht ganz ohne Bruch auskommen.
Geruch
Ihr kennt mich: Wenn ich ohne Ziel in einer Packung Kaffeebohnen herumschnüffele, macht die Röstung offensichtlich richtig viel Spaß in der Nase. Das gilt ohne Abstriche für beide Bocca-Varianten.
Für den Ethiopia werden Pfirsich, floral und spritzig als Noten angesagt. Davon merkt ihr in der Nase noch nicht allzu viel. Hier geht es eher freundlich-süß, leicht Dessert-lastig und überhaupt nicht superspritzig zu.
Im Bombita stecken Chocolate, Caramel, Spicy. Und das merkt ihr sofort. Die Würze ist besonders schön, weil sie euch in der Nase kitzelt, ohne euch zu ärgern.
Während ihr bei anderen Kaffee-Probierpaketen oft überlegen müsst, ob wirklich ein Unterschied besteht, könnten die Charaktere bei Bocca nicht eindeutiger sein.
Geschmack & Säure
In meinen Tastingnotizen stehen für beide Bocca-Versionen ähnliche Superlative. Der Ethiopia ist supersüß, bietet helle, spritzige Fruchtakzente ohne klare Sortenausprägung und gilt für mich als „lecker, lecker“.
Der Bombita hat überraschend mehr Frucht als Schoko zu bieten, schafft aber zwischen beiden Polen eine hervorragende Balance. Er ist gleichzeitig superleicht und kräftig – oder auch „richtig klasse“.
Kleine Einschränkung: Wird der Ethiopia kalt, schmeckt er als Espresso ein bisschen nach Schweiß. Spätestens hier gelangt ihr zur Überzeugung, dass dieser Omniroast als Filter besser funktionieren würde. Hätte ich mir auch denken können.
Körper & Mundgefühl
Während die Bocca-Bohnen geschmacklich mit vielen anderen guten Röstungen vergleichbar sind, zeigt sich ihre wahre Besonderheit bei Körper und Mundgefühl. So cremig und dennoch animierend erlebt ihr Espresso selten – zumindest ohne Anwesenheit jeglicher Bitterstoffe.
Die Samtigkeit des grünen Bocca (Bombita) ist wirklich herausragend. Der Ethiopia spielt nicht ganz in derselben Liga, aber das muss er mit seiner Spritzigkeit auch nicht. Ich würde das Mundgefühl als genau richtig beschreiben – und so mancher Einsteiger dürfte hier tatsächlich ein Erweckungserlebnis haben.
Abgang & Nachhall
Die Boccas sind offensichtlich nicht darauf auslegt, euch lange zu behelligen. Der Nachgeschmack ist bei beiden lecker, der Abgang weich, cremig und süß – wie zu erwarten ist. Allzu lange bleibt davon nichts. Aber das stört kein bisschen. Denn was bleibt, ist schnuckelig.
Für wen ist Bocca Coffee geeignet?
Im niederländischen Impact-Derby ist Bocca Coffee auf dem Papier zwar nicht der „fairste Kaffee“, aber unbestritten der beste. Wo Moyee alles in die Wertschöpfungskette buttert und bei Boot klar-klassische Eleganz und eine übersaubere Länderstilistik herrscht, geht’s bei Bocca in Tasse, Mund und Nase auf die schönste Weise ab.
Und auch wenn es hier weniger um die soziale Verantwortung als um den Status als Specialty Coffee Roasters zu gehen scheint, sind sie in mancher Hinsicht transparenter (und damit genauso fair!) wie der Rest.
Für den Espresso Test gibt es volle Punktzahl, wobei mir persönlich ausgerechnet der dunkle Bombita am besten geschmeckt hat.
Kennt ihr Bocca schon oder habt weitere Impact- und Röster-Empfehlungen aus Amsterdam und Umgebung? Ich freue mich auf euren Kommentar! Lust auf transparenten Espresso, Kaffee und Co aus dem Vollautomaten? Dann schaut mal in meinen Coffeeness-Shop!
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