Behälter obendrauf, Mahlwerk untendrunter – Bei einer handelsüblichen elektrischen Kaffeemühle bleibt normalerweise nicht viel Raum für optische (und technische) Innovation. Und dann kommt die Baratza Sette 270W um die Ecke und erklärt dieses Statement für hinfällig.
Behälter obendrauf, Mahlwerk untendrunter – Bei einer handelsüblichen elektrischen Kaffeemühle bleibt normalerweise nicht viel Raum für optische (und technische) Innovation. Und dann kommt die Baratza Sette 270W um die Ecke und erklärt dieses Statement für hinfällig.
Nicht nur der auffällige Look macht bei dieser Mühle richtig Spaß, ihr werdet auch von den Mahlergebnissen und der Handhabung sicher genauso begeistert sein wie ich. Das schwungvolle Ding hat so eingeschlagen, dass es bei Amazon zwischendurch immer wieder zu Lieferschwierigkeiten kommt.
Ich habe die Baratza Sette 270W bei den Kollegen von Coffee Circle gekauft und dafür sehr gerechtfertigte 548 Euro bezahlt – und bisher keine Cent bereut. Darum müssen meine anderen Mühlen (für Espresso) jetzt auch leider auf der Reservebank sitzen, denn die Sette ist der neue Star.
Baratza Sette 270W
Meine Lieblings-Mühle für Espresso
Einmaliges Design mit Köpfchen
Stufenlose Mahlgradeinstellung
Sehr leichte Bedienung
Kein Totraum
Minimalste statische Aufladung
Profi-Qualität im Consumer-Gewand
Technische Daten der Baratza Sette 270 W
Kategorie | Eintrag |
---|---|
Hersteller | Baratza |
Name | Sette 270W |
Gewicht | 3.2 kg |
Mahlwerk | Kegelmahlwerk aus Edelstahl |
Mahlleistung | 3,5 bis 5,5 g/sek |
Mahlgradstufen | stufenlos |
Typ | elektrische Kaffeemühle |
Abmessungen | 13 x 38 x 24 cm |
Leistung | 280 Watt |
Spannung | 230 Volt |
Gut geeignet für | Espresso, French Press, AeroPress, Karlsbader Kanne, Cold Brew, Chemex |
Der erste Eindruck
Klären wir zunächst kurz den Namen und den Unterschied zwischen der Sette 270 und der 270W. Die Preisdifferenz zwischen mit und ohne W ist recht deutlich, spielt aber für manche von euch in dieser Preiskategorie vermutlich auch keine Rolle mehr.
Die Bauteile und der Look, der an eine Sieben erinnert (darum auch der Name) sind bei beiden Maschinen gleich. Der wirkliche Unterschied besteht in der Dosierung:
Die Baratza Sette 270W verfügt über eine aktive (!) Wiegeeinheit, die direkt beim Mahlen checkt, ob die Vorgaben erreicht werden. Das ist komplett neu auf dem Markt und sorgte bei der Einführung der Baratza schon für mächtig Wirbel.
Bei der Sette 270 wird nach Zeit dosiert, aber auch hier ist die Mahlgeschwindigkeit unfassbar hoch. Beide erreichen Werte von 3,5 bis 5,5 Gramm pro Sekunde. Da wird der Espresso ausnahmsweise einmal wirklich zum Expresso!
Mal nur zum Vergleich: Die Kollegin Baratza Encore, die ich im Test auch als sehr gut bewertet habe, schafft nur 0,8 bis 1,1 Gramm pro Sekunde. Noch Fragen?
Der schnieke und außergewöhnliche Look beider Sette-Versionen ist indes nicht nur ein Gedankenblitz eines Mühlendesigners, er erfüllt tatsächlich eine besondere und ebenso einzigartige Funktion:
Jede handelsübliche (elektrische) Kaffeemühle ist vertikal ausgerichtet. Das heißt, der Motor, der das Mahlwerk antreibt, befindet sich direkt unter diesem Bauteil. Bei der Baratza Sette 270W befindet sich der Antrieb allerdings hinter dem Mahlwerk. Und das hat enorme Vorteile:
Der Wärmeproduzent Motor wird von den empfindlichen Kaffeebohnen weg gerückt und das Aroma kann sich besser entfalten.
Das Kaffeemehl fällt praktisch direkt aus dem Mahlwerk in den cleveren Auffangbehälter und so bleiben weniger Kaffeerückstände in der Maschine gefangen. Der Totraum, der euch sonst die perfekte Dosierung (und Reinigung) erschwert, wird hier also auf super schicke Weise reduziert.
Einziges Manko an der Sache ist, dass viele von euch vermutlich die Organisation Ihrer Arbeitsfläche bzw. Kaffeeecke ein wenig überdenken müssen, da die Maschine mit ihrem Sieben-förmigen Popo ein wenig stärker in die Breite bzw. Tiefe geht als manch andere Heim-Barista-Maschine.
Der überaus hochwertige Eindruck, den die Baratza Sette 270W in allen Belangen auf mich gemacht hat, hat übrigens auch die Specialty Coffee Association of America überzeugt, die der Glorreichen Sieben gleich mal den Titel „Best New Product“ verliehen hat.
Noch ein paar Details, die viele von euch zunächst ebenfalls interessieren dürften:
Der Stand ist bombenfest, ohne Diskussion.
Der Bohnenbehälter kann 300 bis 400 Gramm aufnehmen. Mehr als genug für eine ordentliche Portion Filterkaffee und Co.
Der Siebträgerhalter ist gleichzeitig eine Klammer für den Auffangbehälter, sodass ihr hier jederzeit wechseln könnt, ohne lange umzubauen.
Und weil Baratza Trends erkennt, könnt ihr zum Beispiel den Hario V60 Handkaffeefilter ebenfalls direkt befestigen – Hurra! Dazu aber später noch einmal ein kleines „Ja, aber…“
Was mich nur als Nebenschauplatz interessiert, ist die Bluetoothfähigkeit der Maschine. Die entsprechende App soll laut Baratza demnächst erscheinen. Auch gut.
All diese Innovationen und Innovatiönchen mögen für manche von euch vielleicht noch kein Grund sein, knapp 600 Euro zu investieren. Schließlich sind Alternativen wie etwa die Eureka Mignon ebenfalls hervorragend und nur halb so teuer.
Für mich löst die Baratza Sette, besonders als 270W, aber so viele altbekannte Probleme der Mühlen für den Home-Barista auf, dass ich gar nicht anders konnte, als zuzuschlagen. Und im weiteren Testverlauf habe ich immer mehr Anhaltspunkte dafür gefunden, genau die richtige Entscheidung getroffen zu haben.
Das Mahlwerk und die Einstellungen der Baratza Sette 270W
Ein 40 mm-Kegelmahlwerk aus gehärtetem Edelstahl allein würde vielen Testern in anderen Fällen ein freundliches Schulterzucken entlocken. Doch was die Baratza Sette damit anstellt, macht sprachlos.
3,5 bis 5,5 Gramm pro Sekunde Mahlleistung sind der Stoff, aus dem normalerweise Profiträume sind. Und das auch noch mit einem stufenlosen Mahlwerk, das sowohl grob, als auch fein kaum Wünsche in Sachen Nachjustierung und Genauigkeit offenlässt.
Und das „Fein“ hier ernst gemeint ist, zeigt sich schon daran, dass ihr bei einer allzu feinen Einstellung zu Beginn durchaus einmal mit ein wenig Verstopfung rechnen müsst.
Ansonsten gelingt euch das Einstellen des Mahlwerks bzw. der Dosierungen besonders einfach, zumal die Waage ihre Ergebnisse deutlich im Display an der Front mitteilt.
Hier findet ihr auch drei Knöpfe für eure individuellen Programme sowie sinnvoll schlichte Knöpfe für Start, Stopp und zum Verstellen der Mahlzeit.
Während ich etwa die schon erwähnte Eureka Mignon eher für eine wahre Espressomühle halte, gibt es bei der Baratza in meinen Augen eigentlich keinerlei Beschränkung.
Da alle Mahlgradeinstellungen auf den Punkt sind und auch noch ABGEWOGEN werden (das kann ich wirklich nicht oft genug betonen!), gibt es keinen Grund, sich nicht kopfüber in alle Zubereitungsmethoden zu stürzen!
An dieser Stelle habe ich aber auch manche Stimmen gehört, die den „klassischen“ Weg der Sette 270 besser finden, weil die Wiegemethode der 270W durchaus auch etwas fehlerbehaftet sein kann bzw. finden viele die Grind on Time-Version besser, um akkurate Ergebnisse zu erzielen.
Das mag in vielen Punkten stimmen, allerdings ist eine aktive (!!!!!) Wiegemethode perfekt, wenn ihr gerne verschiedene Kaffees und Zubereitungsmethoden ausprobiert, bei denen es mit unterschiedlicher Dichte zur Sache geht.
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser! Ich habe nachgewogen. Nicht mit irgendeiner Waage, sonder mit meiner frisch geeichten Acaia Lunar. Bei 9 Gramm stimmte das Ergebnis auf 9,0 g genau und bei 35 g waren es 34,9 g. Was für ein tolles Ergebnis!
Die Baratza Sette 270W im Einsatz
Wie schon erwähnt, war es mir ein reines Blumenpflücken, die Baratza einzustellen. Tatsächlich habe ich das hier direkt viel mehr und in den unterschiedlichsten Einstellungen gemacht als normalerweise bei anderen Kaffeemühlen Tests.
Ich hatte einfach zu viel Spaß an der Sache und wurde dabei auch nicht von einer übermäßig lauten Maschine gestört. Allerdings hat die Wiegerei einen klitzekleinen Haken: Das „Wiegemodul“ von Acaia zwingt manche von euch wohl ein wenig zum Umdenken.
Kleiner Einschub für alle Neulinge: Acaia stellt nichts Anderes her als Kaffee- bzw. Barista-Waagen und passende Accessoires. Diese absolute Nischen-Firma weiß also genau, was sie da tut.
Damit die Wiegerei aber absolut genau wird, müsst ihr sehr aufpassen, dass der Behälter oder der Siebträger oder der Filter nicht den Boden berührt, sondern genau in der Halterung hängt. Und Druck solltet ihr auch nicht ausüben. Manche Grobmotoriker müssen hier sicher erst einmal üben.
Ansonsten wüsste ich im Einsatz nicht, was ich bemängeln sollte:
Das Kaffeemehl wird überaus homogen und ansehnlich – Profi-Qualität für Zuhause.
Der geringe Totraum macht sich nach dem Mahlen bzw. dabei definitiv bemerkbar. Ich habe genau nachgeschaut und praktisch keine Reste gefunden.
Ein senkrechter Auswurfschacht mit optimaler Höhe sorgt natürlich auch dafür, dass das sorgfältig gemahlene Mehl auch im Siebträger oder Behälter landet und nicht auf dem Tisch.
Selbst das oft beschriebene Problem, dass der schnelle Wechsel zwischen mehreren Mahlgraden bei vielen Mühle nicht funktioniert, erledigt sich hier dank einer äußerst gut beschrifteten Mahlwerkskala fast von allein.
Die Reinigung der Baratza Sette
Und weiter geht es mit der Lobhudelei. Auch bei der Reinigung wüsste ich nicht, was euch hier im Wege stehen sollte, denn wo der Motor nicht im Weg ist, kommt ihr noch einfacher an all die neuralgischen Punkte, auf die es ankommt.
Wie immer gilt: Wenn ihr die Maschine mehr auseinander baut, als in der Betriebsanleitung (hier auf Englisch) vorgegeben, könnte euer Garantieanspruch erlöschen – oder schlimmer, eure Hände zerquetschen!
Da ich aber sowieso nicht glaube, dass euch die Mühle in naher und fernerer Zukunft um die Ohren fliegt, sollte das lässlich sein.
Wir könnten jetzt diskutieren, ob weniger Totraum auch weniger Zwang zur Reinigung bedeutet. Aber typische Punkte, wie das Mahlwerk oder die Übergänge zwischen den einzelnen Komponenten bleiben nun einmal weiterhin anfällig für Ranz.
Und dagegen solltet ihr eher früher als später etwas unternehmen. Es wäre einfach zu schade um das Geld und die Maschine.
Reinigungsgranulate, Pinsel und Co. haben bei der Baratza Sette 270 aber schon von Natur aus einen höheren „Wirkungsgrad“, als dies bei anderen Maschinen mit mehr Gedöns der Fall ist.
Die Vor- und Nachteile der Baratza Sette 270W Kaffeemühle im Überblick
Besonders bezeichnend finde ich einen Satz, den Baratza auf der neuen FAQ-Seite zum Sette-Programm geschrieben hat: „If you make 10 double espressos per day, the grinder will last 24 YEARS.“
Ich kann mir gut vorstellen, dass restlos alle begeisterten Benutzer der Baratza Sette 270(W) ihr Gerät am liebsten für 100 Jahre verwenden würden. Obwohl das Herz bei so viel Koffein auf einmal vermutlich irgendwann durchdreht.
Worauf ich hinaus will: Diese Maschine ist eine echte Offenbarung und schafft es erstmals, all den Klimbim, der für perfekten Kaffeegenuss notwendig ist, in einer sinnvollen und innovativen Verpackung aus den Kaffeebars nach Hause zu holen.
Ganz gleich, ob ihr French Press-Fanatiker oder Espresso-Puristen seid, diese Maschine ist für euch. Zwar bringt auch sie mich nicht von der Meinung ab, dass es mehr als eine Kaffeemühle im Haushalt geben sollte. Deshalb nutze ich die Sette auch ausschließlich als Espressomühle.
Wer sich diesen (sinnvollen) Wahnsinn jedoch nicht antun will, hält mit der Baratza Sette ein perfektes Allrounder-Gerät auf ganz hohem Niveau in der Hand. Dabei muss ich besonders die einmaligen Eigenschaften unterstreichen:
Die Mahlgeschwindigkeit ist enorm und sonst nur im absoluten Profibereich mit mehr Nullen am Preisschild zu finden.
Nun könntet ihr argumentieren, dass es auf die paar Sekunden zuhause ja wohl nicht ankommt. Stimmt, auf die Sekunden nicht. Auf die Zeit, die eine Bohne im Mahlwerk verbringen muss, kommt es allerdings sehr wohl an. Je weniger, desto mehr Aroma.
Eine aktive Wiegeeinheit ersetzt einen zwingenden Zwischenschritt für die perfekte Kaffeezubereitung.
„Hey Arne, so eine Waage habe ich bereits – sogar eine von Acaia! Wozu also der Aufwand?“ Ganz einfach: Bei einer externen Waage müsst ihr in vielen Fällen mit Verlusten rechnen, die beim Umfüllen oder Wiegen passieren. Und es kommt auf jedes Stäubchen an.
Der Motor befindet sich hinter dem Mahlwerk, nicht darunter.
Darüber habe ich mich schon lang und breit ausgelassen. Einen besseren Einfall, den Totraum zu verringern und auch eine Wärmequelle zu minimieren, habe ich bis jetzt noch nicht gesehen. Zusätzlich wird das Reinigen so ebenfalls einfacher.
Letztendlich hat die Baratza Sette 270 (W) nur einen einzigen Nachteil – ihren Preis. Und dieser ist eigentlich keiner, wenn ihr euch alle Vorteile noch einmal vor Augen führt:
Einmaliges Design mit Köpfchen
Stufenlose Mahlgradeinstellung mit vielen Einstellungsmöglichkeiten
Kinderleichte Bedienung
Kein Totraum
Minimalste statische Aufladung
Sehr homogene Ergebnisse in allen Einstellungen
Sehr aromenschonendes Mahlen
Angenehme Lautstärke
Leicht zu reinigen
Innovative Auflagegabel für mehr als Siebträger und Behälter
Einfacher Wechsel zwischen den verschiedensten Mahlgraden
Profi-Qualität im Consumer-Gewand
Fazit: Für wen eignet sich die Baratza Sette 270W Kaffeemühle?
Ja, die Kaffeewelt ist ein durchgeknallter Haufen von Erbsenzählern, die ihren Kaffee vermutlich auch mit dem Mikroskop zubereiten würden, wenn es denn irgendwas bringen würde. Und genau diese Spezies Mensch wird mit der Baratza Sette unheimlich glücklich.
Baratza Sette 270W
Meine Lieblings-Mühle für Espresso
Einmaliges Design mit Köpfchen
Stufenlose Mahlgradeinstellung
Sehr leichte Bedienung
Kein Totraum
Minimalste statische Aufladung
Profi-Qualität im Consumer-Gewand
Es ist wirklich kein Zufall, dass auch unsere Freunde von Coffee Circle mit der Auslieferung kaum nachkommen und die Baratza Sette 270W (genau wie ich) zum bisherigen Testsieger Kaffeemühlen 2017 erheben. Denn was soll da im Home-Barista-Bereich bitte noch kommen?
Sie macht vor, was möglich ist und dabei ist der Preis für so viel Leistungsfähigkeit wirklich lächerlich gering. Solltet ihr diese Ansicht nicht teilen, seid ihr bei günstigeren Alternativen wie der schon benannten Eureka Mignon sicherlich auch an einer guten Adresse.
Ich kann euch aber versprechen, dass ihr bei der Baratza Sette alle Nachteile, die Kaffeemühlen unter 1.000 Euro normalerweise haben, NICHT finden werdet. Und das lässt sich über bisher keine andere Maschine sagen. Selten habe ich einer Neuerscheinung so gerne volle Punktzahl gegeben und noch seltener räume ich liebgewonnene Maschinen weg, um Platz für einen neuen Star zu schaffen.
Und ihr so? Seid ihr auch im Glorreiche Sieben-Wahn oder habt ihr noch Fragen? Dann hinterlasst mir gerne einen Kommentar!