Früher war das Leben einfach. Kandidaten in meinem Kaffeebohnen-Test 2024 mussten gut geröstet, fair gehandelt und geschmacklich überzeugend sein. Mir war wichtig, dass uns die Rösterei alle wichtigen Informationen zur Bohne liefert und uns bei der besten Zubereitungsart unter die Arme greift.
Früher war das Leben einfach. Kandidaten in meinem Kaffeebohnen-Test 2024 mussten gut geröstet, fair gehandelt und geschmacklich überzeugend sein. Mir war wichtig, dass uns die Rösterei alle wichtigen Informationen zur Bohne liefert und uns bei der besten Zubereitungsart unter die Arme greift.
Inzwischen haben die Faktoren „Nachhaltigkeit“ und „Direkthandel“ jedoch so sehr an Bedeutung gewonnen, dass es manchmal schwer wird, in den Bewertungen balanciert zu bleiben. Ein superfairer Espresso oder Kaffee schmeckt gefühlt auch dann um Längen besser, wenn die Rösterei ihr Handwerk nicht ganz so gut versteht.
Umso schöner ist es, dass es Kleinröstereien wie Elephant Beans aus Freiburg gibt. Ich kenne das Unternehmen und Inhaber Jörg schon lange. Zwei Röstungen habe ich bereits vor einigen Jahren vorgestellt.
Hier sind Direkthandel, Transparenz und Nachhaltigkeit schon immer Teil des Selbstverständnisses gewesen. Jörg und ich haben bereits Interviews zum Direkthandel mit Kaffee geführt und sprechen immer wieder über das Thema.
Dabei ist es für Kleinröstereien gar nicht so einfach, beste Qualität aus der ganzen Welt zu beziehen, die alle Anforderungen an Direct Trade erfüllt, aber trotzdem einen guten Preis hat.
Der Microlot Magda Saucedo von Elephant Beans zeigt jedoch, dass das prächtig funktionieren kann – wenn man die richtigen Kooperationen eingeht und sich nach geeigneten Partnern umschaut.
Doch das Wichtigste: Diese Kaffeebohnen aus Guatemala sind auch geschmacklich eine echte Gourmet-Nummer und das Richtige für alle, die sich ironiefrei als Kaffeegenießer bezeichnen.
Microlot Magda Saucedo Bio-Kaffee: Im Überblick
Wenn Direkthandel damit beginnt, dass wir die Kaffeebauern hinter der Röstung mit Namen und Gesicht kennen, geht es eigentlich nicht besser als beim Microlot Magda Saucedo.
Denn Magda Saucedo ist eine echte Kaffeebäuerin, die auf rund einem Hektar in Guatemala Bio-Kaffee anbaut und das Ökosystem ihrer Parzelle mit viel Hingabe pflegt. Sie ist Teil einer kleinen Kooperative, die guatemaltekische Bio-Produkte direkt nach Übersee exportiert.
Diese Kooperative mit Namen DeLaSelva sitzt praktischerweise direkt in Freiburg am Breisgau und damit wiederum in direkter Nachbarschaft von Elephant Beans.
Wie Magda aussieht, welche Geschichte sie zu erzählen hat und wie der Kaffee aus dem Regenwald nach Freiburg kommt, könnt ihr in der Februar/März-Ausgabe 2023 des Crema-Magazins in einer „Bean Story“ rund um diese Röstung lesen.
Unterm Strich ist der Microlot Magda Saucedo ein Beispiel dafür, wie sich Direct Trade in jeder Rösterei umsetzen lässt – selbst, wenn sie die komplette Weltkarte mit ihren Röstungen abdeckt und nicht jeden einzelnen Kaffeebauern besuchen kann.
Zwar handelt es sich bei DeLaSelva technisch gesehen wiederum um einen Zwischenhändler, den der Direkthandel eigentlich ausschalten will. Allerdings kauft dieser Händler seine Waren nicht irgendwo, sondern ausschließlich (und eben direkt) an einem bestimmten Ort unter allen Bedingungen für Specialty Coffee.
Das machen wir mit unserem Kaffee schließlich auch: Wir setzen auf Ocafi als Partner, der die Bohnen in einem klar umgrenzten Gebiet in Brasilien nach den SCA-Bewertungen anbaut, sie aufbereitet und zu uns nach Deutschland bringt.
Während ihr im Shop von Elephant Beans hauptsächlich Informationen zum Handel und zur Beschaffung des Magda Saucedo findet, sagt euch die Bohnenpackung alles, was ihr zur Zubereitung und zum Kaffeegenuss wissen müsst:
Elephant Beans Microlot Magda Saucedo | |
---|---|
Röstprofil | Filter (2 von 6) |
Bohne | 100% Arabica |
Herkunftsland | Guatemala |
Herkunftsort | Aldea Valenton Union Cantinil |
Handelsweg | Direkt und fair gehandelt über DeLaSelva Freiburg |
Varietät (Pflanze) | Caturra, Pace |
Aufbereitung | Gewaschen |
Zubereitungsempfehlung | Handfilter, French Press, Aeropress |
Röstdatum | Ja („MHD minus 1 Jahr“) |
Füllmenge | 250 g |
Preis pro kg (im Verhältnis zur Füllmenge) | 38,40 Euro |
Eine gewaschene Aufbereitung deutet stets auf ein recht frischebetontes Geschmacksprofil hin, das ihr am besten mit Filtermethoden herausarbeitet. Im Paket aus Freiburg liegt netterweise auch eine hübsch gestaltete Karte mit einer Zubereitungsempfehlung speziell für diesen Kaffee.
Demnach wählt ihr Chemex oder Handfilter, einen mittelgroben Mahlgrad und eine Brew Ratio von 17 Gramm Kaffeepulver auf 250 Milliliter Wasser. Ich habe zweimal den Handfilter mit jeweils 250 Milliliter aufgegossen, da ich eine ganze Menge probiert und getestet habe.
Bohnenbild
Auf den ersten Blick wirken die Bohnen in der Kaffeetüte ziemlich unruhig. Da wären einerseits die unterschiedlichen Größen. Caturra als Lateinamerika-King unter den Varietäten produziert relativ kleine Bohnen, während Pace größere Klopper bietet.
Das erklärt zum Teil, warum die Röstung an sich ebenfalls sehr unruhig ist. Trotzdem ist die Optik nicht die Beste – daran lässt sich nichts rütteln.
Geruch
Ich habe es mir zur Gewohnheit gemacht, Kaffee ohne Blick auf die Tasting-Notizen der Rösterei zu testen, um mich nicht von den Informationen zu schiefen Bewertungen verleiten zu lassen.
Ihr braucht definitiv keine trainierte Nase, um den intensiven Keksgeruch wahrzunehmen, der aus den Bohnen steigt.
Ob ihr darin sofort Butterkekse erkennt, wie es die Packung verspricht, ist in meinen Augen völlig egal. Dieser Duft macht richtig Lust auf den Kaffeegenuss!
Weniger feinteilig könnten wir das Ganze als Süße definieren, die mit einem Hauch Vanille dann doch wieder bei Keksen rauskommt.
Als Gegengewicht wird uns fruchtige Säure in Form von Mandarine angekündigt, online noch ergänzt um roten Apfel. Solche Noten finden jedoch weniger in der Nase als auf der Zunge statt, weshalb es kein Wunder ist, dass sie im Geruch nicht wirklich durchkommen.
Geschmack & Säure
Falls ihr endlich mal den Unterschied zwischen Frische und Säure verstehen wollt, kann ich euch nur raten, den Magda Saucedo zu probieren. Er schmeckt, wie eine geschälte Zitrusfrucht riecht – nach fruchtigen Noten und zitrischen Elementen, die jedoch vollkommen ohne saure Elemente auskommen.
Die Mandarine ist für mich zwar nicht so klar zu definieren, aber ihr schmeckt sofort, dass da etwas zart-fruchtiges im Spiel ist, dass die Süße ausgleicht und aufhellt.
Dieser Kaffee ist lieblich im schönsten Sinne – weder zu süß noch zu fruchtig, weder zu hell noch zu dunkel. Wenn ihr die Brew Ratio etwas hoch oder runtersetzt, könnt ihr die Balance jeweils stärker in eine Ecke schieben. Doch genau in der Mitte ist dieser Kaffee aus Freiburg am allerbesten aufgehoben.
Spart euch übrigens Milch, Zucker und jegliche Milchalternativen. Ich habe alle drei Varianten für dieses Review ausprobiert und bin davon überzeugt, dass dieser Kaffee unbedingt pur genossen werden will. Sonst drückt ihr die zahlreichen sanften Facetten platt.
Körper & Mundgefühl
Wenn mir eine Tasting-Notiz mit „seidig-fruchtig“ kommt, verdrehe ich erstmal die Augen. Allerdings ist mir für diesen „Elefant-Kaffee“ nichts Treffenderes eingefallen. „Weich“, „sanft“, „rund“ und „zartschimmernd“ wären auch nur Abwandlungen dieser Kombination.
Gerade die Seidigkeit begeistert mich, der Kaffee schleicht sich auf Zunge und Gaumen. Trotzdem sorgt er mit seiner schönen Frische dafür, dass er im gesamten Mundraum stattfindet.
Abgang & Nachhall
Auch in Abgang und Nachhall mangelt es dem Magda Saucedo nicht an Eleganz und guter Laune. Dafür, dass er so sanft ist, bleibt er euch schön lang erhalten.
Ich habe die letzte Tasse extra lange stehen lassen und finde den Kaffee kalt fast noch besser als warm. Dann haben die zartblumig-frischen nämlich ihren ganz großen Auftritt.
Ich habe ihn zwar nicht als Cold Brew zubereitet, würde aber im Sommer dazu tendieren, ihn nach der Empfehlung der Kaffeerösterei normal aufzubrühen und abkühlen zu lassen. Das so entstehende geschmackliche Gerüst erscheint mir für einen leichten, koffeinhaltigen Sommerdrink perfekt.
Für wen ist der Microlot Magda Saucedo geeignet
Ein edler Microlot mit einem Preis von fast 40 Euro pro Kilo ist zwar ganz klar ein Ausdruck von Kaffeekultur und ein Fest für Kaffeegenießer. Allerdings fände ich es schade, diesen Kaffee nur zu „besonderen“ Anlässen zu trinken.
Mit seiner frischen Leichtigkeit und Lebendigkeit ist er ein Kaffee für jeden Tag, von dem viele sicher nicht genug bekommen werden.
Er ist allerdings kein Moccamaster-and-go-Kaffee: Wenn ihr ihn nur in die Kaffeemaschine schmeißt – selbst wenn es sich um eine gute Variante handelt – gehen viele geschmackliche Informationen verloren.
Nehmt euch Zeit für die Zubereitung und arbeitet die feinen Nuancen mit einem Filter heraus. Der Aufwand lohnt sich auf jeden Fall.
Falls ihr eher auf dichten Kakaogeschmack wie bei meinen Kaffeebohnen steht und schon beim Aufbrühen das Gefühl haben wollt, dass eine dicke Ladung an starken Noten in der Tasse landet, seid ihr hier falsch. Dafür hat die Kaffeerösterei aus Freiburg im Breisgau sicher bessere Kandidaten im Angebot.
Allerdings geht auch der Saucedo noch dichter: Ihr könnt ihn auch als Bio-Espresso bestellen und erhaltet vermutlich eine kompaktere Form meiner beschriebenen Eindrücke. Sollte jemand von euch den Saucedo schonmal als Espresso getrunken haben, bin ich sehr gespannt auf eure Eindrücke und Bewertungen!
Elephant Beans Microlot Magda Saucedo: Kaffeegenießer-Qualität aus Freiburg im Breisgau
Ich mag es sehr, wenn eine Rösterei völlig unaufgeregt und ohne allzu erhobenen Zeigefinger daran arbeitet, dass die Kaffeekultur nachhaltiger und besser wird. Mit dem Elephant Beans Microlot Magda Saucedo beweisen die Freiburger, wie das funktioniert.
Das etwas unruhige Bohnenbild tut eurem Kaffeegenuss keinen Abbruch. Der Arabica-Spezialitätenkaffee ist direkt und fair gehandelt, trägt sogar den Namen seiner Schöpferin und ist auch geschmacklich absolut transparent.
Dieser Microlot fügt meinem Kaffeebohnen-Test 2024 eine wichtige Spielart der Bemühungen um mehr Nachhaltigkeit hinzu und sorgt außerdem dafür, dass ich bei all den Ostafrikanern und Brasilianern nicht vergesse, dass Mittelamerika ebenfalls richtig tollen Kaffee zu bieten hat.
Wer kennt diesen Microlot oder hat noch weitere Tipps für tolle Kaffee- und Espressobohnen aus dieser Region? Hinterlasst mir gerne einen Kommentar!