Wenn wir von richtig gutem Kaffee in perfekter Zubereitung reden, sprechen wir unterschwellig immer von richtig guten Kaffeebohnen, einer richtig guten Kaffeemühle und einer mindestens anständigen Kaffeewaage für die korrekte Dosierung.
Wenn wir von richtig gutem Kaffee in perfekter Zubereitung reden, sprechen wir unterschwellig immer von richtig guten Kaffeebohnen, einer richtig guten Kaffeemühle und einer mindestens anständigen Kaffeewaage für die korrekte Dosierung.
Diese drei Punkte sind wesentlich wichtiger als die beste Siebträgermaschine oder das optimale Zubehör zum Filtern.
Wer gerade erst anfängt, diesen Kaffee-Dreiklang zu verstehen, ist mit all den Geräten und Preisklassen auf dem Markt heillos überfordert. Darum ist es schön, dass es Angebote wie die Melitta Calibra mit Kegelmahlwerk gibt:
Sie bietet viele Mahlgradeinstellungen für jede Art der Kaffeezubereitung, spart euch dank integrierter Waage ein Extragerät und hat auch noch ein gut lesbares LCD-Display an Bord. Wie es sich für Melitta gehört, wird hier also viel Funktion zum übersichtlichen Preis abgeliefert.
Dabei gibt es nur ein Problem: Für einen Preis von etwas über 100 Euro müsst ihr bei allen Geräten in meinem Kaffeemühlen-Test Abstriche machen. Und zwar umso mehr, je mehr sie können sollen.
Um diese (erwiesene) Theorie anständig zu erproben, habe ich die Melitta Calibra Kaffeemühle ein paar Wochen in unserem Büro verwendet.
Dabei ist mir vor allem wieder klar geworden, dass Melitta einfach weiß, wie man eine genau abgegrenzte Zielgruppe glücklich macht. Das Motto könnte hier problemlos „Mahlen nach Zahlen“ lauten – ihr müsst nix vom Mahlen verstehen und könnt trotzdem tollen Kaffee genießen.
Melitta Calibra
Funktionsstarker Allrounder
Integrierte Kaffeewaage und Display
Sehr genau
Einfache Einstellung
Etwas billige Verarbeitung
Statische Aufladung
Recht laut
Melitta Calibra im Preis- und Funktionsvergleich: Ganz schön viel Kaffeemühle
Eine Kaffeemühle um 100 Euro ist ein Einstiegsmodell – egal, auf welcher Stufe sie der Hersteller sieht. Bei der Melitta Calibra (Modellnummer 1027-01) in Schwarz ist das ziemlich offensichtlich. Und nach meinen Erfahrungen mit der Marke auch so gewollt.
Kategorie | Eintrag |
---|---|
Name | Melitta Calibra |
Mahlwerk | Kegelmahlwerk Edelstahl |
Mahlgrade | 39 |
Gehäusematerial | Kunststoff |
Mahlleistung | – |
Größe Bohnenbehälter | 375 g |
Abschaltautomatik | Ja |
Display | Ja |
Grind-on-Time | Ja |
Grind-on-Demand | Ja |
Siebträgerhalterung | Nein |
Gewicht | 1,4 kg |
Maße | 18 x 10.5 x 26.5 cm |
Besonderheiten/Extras | entnehmbarer Bohnenbehälter, intgerierte Kaffeewaage |
Optisch wirkt sie zuallererst wie ein Mix aus Espressomühle und klassischer Filterkaffee-Mühle: schlanker, hoher Aufbau (Espresso), breiterer Auslauf mit Auffangbehälter für viel Kaffeemehl (Filter).
Ihr Gewicht ist nicht besonders hoch, schließlich setzt sie außerhalb von Mahlring bzw. Mahlwerk praktisch ausschließlich auf Kunststoff. Das lässt sie für meinen Geschmack etwas billig wirken. Kann aber auch am glänzenden Schwarz liegen.
Die Einstiegsklasse zeigt sich zudem an „nur“ 39 Mahlstufen (die ihr individuell einstellen könnt) und dem Kegelmahlwerk aus Edelstahl. Stahl gilt als weniger fein als ein Scheibenmahlwerk aus Keramik. Das ist zwar Quatsch, trägt aber zur Preisbildung bei.
Richtig spannend wird es bei den zusätzlichen Features. Die Melitta Calibra greift euch beim Mahlvorgang eurer Kaffeebohnen nämlich freundlich unter die Arme:
Integrierte Kaffeewaage
3 Mahlprogramme: Mahlen nach Gewicht, Tassenmenge oder individuellen Vorgaben
LCD-Display mit Programm-, Sekunden- und Grammangabe
Entnehmbarer Bohnenbehälter
Großer Ausgabebereich zum Unterstellen von Filterhalter, Tasse usw.
Die Kaffeemenge nach Tassen ist laut Bedienungsanleitung für Filterkaffee und French Press vorgesehen, nach Gewicht mahlt ihr für Pour Over (also Handfilter) und Cold Brew. Auch Melitta springt also auf den Hype auf. Besser superspät als nie, wa?
Für French-Press-Kaffee gibt Melitta eine Mahlmenge von acht Gramm (pro 100 Milliliter) bei mittlerem Mahlgrad an. Das ist ziemlich viel, sechs bis sieben Gramm sind Standard.
Aber aus unserem Kaffeevollautomaten Test wissen wir schon lange, dass Melitta pro Bezug stets sehr viel Kaffeemehl verwendet.
Spätestens beim Thema „Siebträger und Kaffeepulver für Espresso“ beweist Melitta, dass die Calibra eine Kaffeemühle für Einsteiger ist.
Die korrekte Menge für einen Shot wird mit „gefüllter Siebträger“ angegeben. Die Sekundenangabe als rudimentäre Grind-on-Time-Funktion soll euch bei der Dosierung helfen.
Kaum irgendwo ist die exakte Füllmenge wichtiger als bei Espresso – wir haben schließlich nur wenige Sekunden pro Bezug Zeit, das volle Aroma aus dem Pulver zu extrahieren. Mit der Mengenangabe „Füllung“ kommen wir also nicht weit. Für eine perfekte Extraktion sehe ich da eher Schwarz.
Zudem bringt die Calibra keinen Siebträgerhalter mit. Der „gefüllte Siebträger“ lässt sich also nur ungefähr und relativ unbequem mahlen. Das macht sie eindeutig weniger zur Espressomühle, auch wenn sie mit allen Einstellungen am Kegelmahlwerk und den sonstigen Features Allroundtalente beweist.
Wie bei jeder Kaffeemühle im Test lohnt sich auch für die Calibra ein kurzer Vergleich mit der Konkurrenz, die in derselben Preis- oder Zielgruppenliga spielt.
Melitta Calibra vs Baratza Encore
Die Baratza Encore ist meine absolute Empfehlung als günstige Kaffeemühle für alles außer Espresso, da sie in den mittleren und groben Mahlgradstufen hervorragende Homogenität auf Knopfdruck bietet. Sie besitzt jedoch keine Waage, ebenfalls keinen Halter für den Siebträger und wirkt zudem nicht so modern wie die Calibra.
Ihr Schwarz ist jedoch ein bisschen edler – auch wenn sie Kaffeebohnen ebenfalls nur mit 40 Mahlgraden bearbeitet. Der höhere Preis bei weniger Funktionalität ist gerechtfertigt, weil sich die Baratza ganz auf das konzentriert, was sie wirklich kann und eurem Kaffee jeden Fitzel Aroma entlockt.
Profi-Mahlen in einer Einsteigermühle, sozusagen. Auf diese Stufe gelangt die Calibra nicht.
Melitta Calibra vs. Graef CM 800
Die Graef CM 800 ist das Espresso-orientierte Äquivalent zur Melitta Calibra. Ihr Mahlergebnis beweist vor allem in den feinen Stufen Qualität. Außerdem ist das Graef-Design anders als bei der Melitta praktisch vollständig auf die Zubereitung im Siebträger ausgerichtet – inklusive Halterung und Kontaktschalter.
Die Graef-Mühle lässt noch wesentlich feinere Mahlgradeinstellungen zu, kann aber wiederum nicht mit integrierter Waage oder Mahldauer-Programmen protzen. In Sachen Lautstärke sind sich beide Mühlen sehr ähnlich – sie sind einfach ziemlich laut.
Für einen überschaubar höheren Preis macht die Graef neben einer Espressomaschine eine wesentlich bessere Figur als die Melitta. Neben einer Moccamaster jedoch nicht. Sie hat zudem bereits mehrfache Langzeittests überstanden und erhält von Dauernutzern immer wieder eine Top-Bewertung. Es nervt jedoch ungemein, sie zu reinigen.
Mahlgradeinstellungen & Handhabung: Ganz genau
Vertrauen in die Mahlgradeinstellungen ist gut, Kontrolle der Waage noch besser. Ich habe meine Acaia Lunar Kaffeewaage rausgekramt und der Melitta Calibra aufs Gramm geschaut – sie liegt nicht nur richtig, sie ist auch erstaunlich präzise.
Viele Küchenwaagen erfassen zwar das Gewicht korrekt, sind aber träge in der Anzeige. Bei Kaffee kann jedoch jeder Krümel zu viel die Extraktion versauen, was insbesondere bei hochwertigen Kaffeesorten, die als einzelne Tasse Filterkaffee zubereitet werden sollen, mehr als nervig ist.
Bei der Calibra müsst ihr euch darüber kaum Sorgen machen. Darüber hinaus arbeitet das Kegelmahlwerk homogen und ausreichend fein. Wenn ich also sage, dass sich die Mühle mit integrierter Waage nicht für den Espresso-Mahlgrad eignet, meine ich damit nur die Handhabung:
Da ihr den Siebträger nirgendwo ablegen und das Kegelmahlwerk auch nicht per Kontaktschalter starten und stoppen könnt, wird die Angelegenheit zum Balanceakt und zur Sauerei.
Besser, ihr fangt das Mahlgut im Auffangbehälter mit geräumigem Fassungsvermögen auf und dosiert später. Oder nehmt für Espresso die Konkurrenz.
Überhaupt ist das mit der Dosierung gar nicht so einfach. Denn wie es von einer Mühle mit viel Kunststoff zu erwarten ist, gibt es auch viel statische Aufladung. Das Mahlgut klebt am Auffangbehälter, am Auslass, in der Mühle selbst – und gelangt damit nicht in der genau bemessenen Zahl in eurer Tasse.
Zwar könnt ihr das dank integrierter Waage korrigieren. Aber der Verlust an Kaffee ist hochgerechnet dann doch immens.
Mit einer gemessenen Lautstärke von 87,1 Dezibel arbeitet die Melitta Calibra außerdem praktisch auf Düsenjet-Niveau. Mahlwerk aus Stahl, was will man erwarten?
Ob ein Scheibenmahlwerk aus Keramik hier tatsächlich leiser wäre, lasse ich dahingestellt. Denn die Isolierung um das Mahlwerk drumherum ist so oder so billig.
Doch wenn wir uns auf die Einstellungen und die Programme der Mühle konzentrieren, spielt Melitta mal wieder seine volle Stärke aus: Ihr müsst weder wissen, wie eine Mühle wirklich funktioniert, noch was das Ergebnis beeinflusst. Tasten und Display sind selbsterklärend und idiotensicher.
Die Reinigung: Geht nicht auf den Pinsel
Ein abnehmbarer Bohnenbehälter garantiert euch, dass ihr die Kaffeemühle bis zum Mahlwerk auseinandernehmen und einer gründlichen Reinigung unterziehen könnt.
Denn aus Bohnen treten Öle und Fette, die durch Sauerstoff und Wärme (Stahl und Reibung) irgendwann ranzig werden.
Zum Säubern reicht der beigelegte Pinsel auf jeden Fall aus, auch wenn ich und andere Mühlenprofis am liebsten die elektrische Abkürzung nehmen und zum handlichen Akkustaubsauger greifen.
Durch die statische Aufladung hat die Melitta Calibra öfter mal eine genauere Reinigung nötig, auch wenn ihr keine extra Reinigungsbohnen oder ähnliches kaufen müsst.
Für wen ist die Melitta Calibra Kaffeemühle gedacht?
Am Ende meiner Review der Melitta Calibra bin ich mir nicht ganz sicher, wo ich sie in meinem Kaffeemühlen-Test einordnen soll. Ihre Waage begeistert mich fast mehr als ihr eigentlicher Job als elektrische Kaffeemühle.
Melitta Calibra
Funktionsstarker Allrounder
Integrierte Kaffeewaage und Display
Sehr genau
Einfache Einstellung
Etwas billige Verarbeitung
Statische Aufladung
Recht laut
Sie ist nun mal sehr laut, ihr Design ist relativ klobig und die statische Aufladung spürbar. Das disqualifiziert sie als Testsieger. Dennoch hat sie mich als Mühle überzeugt, die Anfänger und Einsteiger mit allem versorgt, was sie für guten Kaffee brauchen.
Als Espressomühle ergibt sie definitiv keinen Sinn, auch wenn ihr Kegelmahlwerk einen passenden Mahlgrad ausgeben könnte. Insgesamt steht sie auf einer ähnlichen Qualitätsstufe wie etwa die Rommelsbacher EKM 200, streckt sich aber in Richtung Baratza Encore.
Bei Kunden scheint sie jedenfalls sehr beliebt zu sein, da sie zwischendurch immer wieder ausverkauft ist. Oder die Lieferketten-Krise ist schuld. So oder so ist diese Mühle ihr Geld wert, auch wenn es für eine top Bewertung definitiv an Professionalität fehlt.
Habt ihr schon mit dieser Kaffeemühle gearbeitet oder interessieren euch weitere Details zum Mahlen, dem Mahlgrad oder zu Kaffee im Allgemeinen? Hinterlasst mir gern einen Kommentar!