Zombie Kaffee Test: Nur für den Kick, für den Augenblick?

Moin! Ich bin Arne. Nach einigen Jahren als Barista habe ich mich einer Mission verschrieben: mehr guten Kaffee unter die Leute zu bringen. Dafür stellen mein Team und ich eine breite Wissensbasis zum Thema Kaffee für euch bereit.

Wie wir testen | Unser Team

Wie ich mir im vergangenen Jahr fest vorgenommen habe, will ich 2019 wieder mehr Kaffeebohnen und Espressobohnen für euch testen. Schließlich funktioniert Coffeeness nicht ohne die wichtigste Zutat für guten Kaffee.

Zombie Kaffee im Barista Test

Wie ich mir im vergangenen Jahr fest vorgenommen habe, will ich 2019 wieder mehr Kaffeebohnen und Espressobohnen für euch testen. Schließlich funktioniert Coffeeness nicht ohne die wichtigste Zutat für guten Kaffee.

Das neue Kaffeejahr hätte gleich mit einem echten Knaller anfangen können. Denn gegen die typischen Durchhänger im Januar gibt es Kaffeebohnen von Zombie Kaffee. Das Motto lautet hier „Erweckt Tote zum Leben“ – dank eines erhöhten Koffeingehalts und der Robusta-Bohne.

Zombie Kaffee vermarktet sich selbst als „The World‘s strongest Coffee Beans“. Und die stärkste Variante Zombie Kaffee 300, um die es in diesem Test geht, ist sicher kein zarter Blumenkuss.

Zombie Kaffeebohnen

Doch wenn man das ganze Getue und Branding mal abzieht, bleibt am Ende nur ein ziemlich platter Robusta übrig. Dieser funktioniert an einigen Stellen ganz gut – nur nicht da, wo wir es erwarten. Und über das vollkommen hirnrissige Marketing, das über fehlende Inhalte hinwegtäuschen soll, werde ich absolut nicht fertig. Aber lest selbst.

Der Zombie Kaffee 300 im Überblick

EintragWert
Rösternicht angegeben (Zombie Kaffee)
NameZombie Kaffee 300
Herkunft„aus dem tiefsten Urwald Afrikas“
Varietätnicht angegeben
Aufbereitung„geheime Wunderröstung“
Preis pro kg37,80 Euro
Empfohlen fürnicht angegeben

Allein das Datenblatt zum Zombie Kaffee 300 zeugt schon von einem riesigen Haufen Marketing-Bullshit, durch den ihr euch auf dem Weg zur Wahrheit wühlen müsst. Nirgendwo gibt es Angaben zur Bohne, ihrer Herkunft oder der Verarbeitung und Aufbereitung. Was eine „geheime Wunderröstung“ ist, muss man mir auch mal erklären.

Ich habe auch beim Röster ein Fragezeichen gesetzt. Denn hinter Zombie Kaffee steht laut Impressum die Mind the Gap Inc. & Co KG aus München. Diese Firma widmet sich dem „Vertreiben von Produkten und Produktinnovationen, insbesondere aus dem Bereich Lebensmittel, Marketingsoftwares und Unterhaltungselektronik“, wie es im Registereintrag heißt.

In der Eigendarstellung ist von „Konzernlenkern und Headbangern, Kung-Fu Meistern und Fußball-Profis, Webdesignern und Feng-Shui Beratern […] [v]on Piloten, Bodyguards und DJ’s“ als Entwickler die Rede.

Von Kaffee- oder Röstexpertise kann hier also erst einmal keine Rede sein. Und weil ich gerade so schön im Rant-Modus bin, gebe ich euch gleich noch meinen „Lieblingsauszug“ aus der Kaffeebeschreibung auf der Packungsrückseite wieder:

„Afrika: schwarzer Kontinent. Heimat der Voodoo-Priester und Schamanen. Aber auch Wiege der Menschheit und Ursprung des Kaffees.“

Ach ja, Schwärmereien mit Klischees im Kolonialismus-Stil machen sich auch 2019 super als Werbeslogan. Nicht.

Die gesamte Unternehmensseite ist pickepacke voll mit Cultural Appropriation, leeren Worten und ganz viel Text – aber echte Informationen könnt ihr vergessen.

Angaben auf der Verpackung beim Zombie Kaffee

Sicher ist nur, dass der Zombie Kaffee 300 zu 100 Prozent aus Robusta-Bohnen besteht. Diese Bohne ist die kleine, etwas bäuerliche Schwester der Arabica-Bohne. Sie verlangt viel Wissen und Sorgfalt bei der Röstung, denn sonst schmeckt sie einfach rumpelig und ziemlich sauer-platt. Im direkten Vergleich zwischen Arabica und Robusta hat die Tieflandbohne aber einige unbestreitbare Vorteile:

  • Robusta hat einen höheren Koffeingehalt

  • Sie ist unempfindlicher gegen das Klima und ertragreicher – und damit günstiger

  • Sie sorgt aufgrund ihrer speziellen Eigenschaften für eine tolle Crema auf dem Espresso

Reine Robusta-Kaffees sind auf dem Markt jedoch selten. Denn der „typische“, etwas erdige und „In your Face“-Geschmack passt einfach nicht zum Arabica-verwöhnten Massengaumen. Und schon gar nicht ins blumige Third Wave-Konzept.

Huber Robusta 100 %

Dennoch trauen sich einige Röster an die unterschätzte Bohne. Und manchmal kommt dabei etwas sehr Großartiges heraus. Das gilt zum Beispiel für den Robu 100 aus der Robu Espresso Kollektion von Huber Kaffee, die in meinem Test hervorragend abgeschnitten hatte.

Hier zeigte sich, warum die Robusta-Bohne wirklich unterschätzt ist: Natürlich hatte der fertige Kaffee vor allem eine überaus belebende Wirkung. Aber gleichzeitig überzeugte er auch mit runder Schokolade, Getreide und Nuss und einem vollen Mundgefühl, das förmlich Lust auf noch mehr Schlucke machte.

Bei Zombie Kaffee steht in jeder Hinsicht der „utopische Koffeingehalt“ im Vordergrund. Laut Tasting-Noten des Herstellers kommen Nüsse, Kakao, Karamell und eine „regelrechte Geschmacksexplosion“ dazu.

Der Zombie Kaffee 300 im Geschmackstest

Ich bin mir immer noch nicht ganz sicher, an welche Zielgruppe sich Zombie Kaffee eigentlich richtet. Denn es gibt keinerlei Zubereitungsempfehlung. Man könnte also davon ausgehen, dass hier Kaffeekenner gefragt sind, die schon wissen, was sie tun. Aber das Branding und die überladene Website deuten auf das Gegenteil hin.

Ich würde einen reinen Robusta nie in der French Press oder mit dem Handfilter zubereiten. Diese Sorte ist ein Fall für den Siebträger, die Herdkanne oder (mit Abstrichen) den Kaffeevollautomaten.

Im Vollautomaten ist der Grat zwischen der perfekten Einstellung für Robusta-Espresso und einer ungeeigneten Einstellung, die nur Brühe erzeugt, ziemlich schmal.

Damit wäre die Espressomaschine die erste Wahl. Aber ich bin zu dem Schluss gekommen, es bei diesem Kaffee Test mit dem Espressokocher für den Herd zu versuchen. Denn ich glaube auch, dass viele Coffeeness-Leser eher eine günstige Herdkanne als eine teure Siebträgermaschine besitzen – oder bereit sind, dafür Geld auszugeben.

Natürlich zaubert die Kanne keinen echten Espresso, einfach weil es an Druck fehlt. Aber die klassische italienische Zubereitungsmethode auf dem Herd ist bei uns sträflich unterrepräsentiert, geht überaus schnell und ist faktisch idiotensicher. Und ich hatte einfach mal wieder Lust, damit zu hantieren. Zudem kann ein „Kannen-Espresso“ überaus spannend sein.

Für den Zombie Kaffee Test habe ich folgende Parameter umgesetzt:

  • Mahlgrad = mittel bis fein (ca. Stufe 4 von 10)

  • Kaffeemenge = 1 Siebfüllung

  • Wassertemperatur = wenn’s kocht, dann kocht‘s

  • Wassermenge = kurz bis unter Ventil

Das Schöne an der Herdkanne ist, dass ihr (bis auf den Mahlgrad) hier kaum etwas falsch machen könnt, weil alle Parameter vom Kannenbau vorgegeben sind. Ist alles eingefüllt und gut verschraubt, geht es auf den Herd. Dass der Kaffee fertig ist, hört ihr daran, dass das Gluckern aufhört. Je nach Kannengröße und Herdart geht das richtig fix. Mein Test-Zombie mit Induktionskanne war nach nicht einmal zwei Minuten fertig. Easy peasy. Widmen wir uns nun aber den Ergebnissen in der Tasse.

Bohnenbild

Was auch immer die „geheime Wunderröstung“ ist, scheint sie doch halbwegs zu funktionieren. Allerdings ist das wohl ein Glücksspiel. Die ersten Bohnen, die ich aus dem Alubeutel mit Ausgasventil und sofort beschädigtem Zip-Verschluss geholt habe, sahen sehr gut und gleichmäßig aus.

Kaffeebohnen vom Zombie Kaffee

Beim Intensiv-Test nebst Foto-Session und entsprechend genauem Licht zeigten sich dann doch Farbunregelmäßigkeiten und ein paar unschöne Bohnen-Patzer. Doch ehrlich gesagt habe ich dennoch Schlimmeres erwartet.

Schön ist auch, dass die Farbe noch hell genug ist, um an eine Trommelröstung zu glauben. Speziell Robusta-Bohnen gehen schnell einmal den Weg der Industrie, auf dem die Bohnen bis zur Unkenntlichkeit totgeröstet werden, um ihre Minderwertigkeit im Schnellverfahren zu kaschieren.

Beim Robusta kommt es besonders darauf an, den richtigen Röstgrad zu erwischen. Denn erst ab einer bestimmten Stufe wird die hier sehr konzentrierte Chlorogensäure abgebaut.

Diese Säure ist für die Magenverstimmungen verantwortlich, die viele nach dem Kaffeegenuss beklagen. Auch Zombie wirbt damit, dass der Kaffee besonders säurearm geröstet wurde. Mmmh…

Geruch

Beim ersten Öffnen der Packung dominieren zwei Aromen die Nase: Getreidemühle und Erde. Mehr hat der Zombie 300 an dieser Stelle nicht zu melden. Die versprochenen Schokonoten kann ich beim besten Willen nicht finden.

Das gilt auch nach dem Mahlen. Dann addiert sich eine eindeutig „würzige“ Note hinzu, die aber nicht nach Hölzern oder anderen aromatischen Nuancen duftet, die in einem starken Kaffee funktionieren würden. Nach einigem Geschnüffele kam ich drauf: Es riecht nach Maggi.

Ein bisschen Karamell und Nuss will ich dem Duft aber nicht absprechen. Nur ist das ganze Gebilde einfach nicht überzeugend und viel zu platt, um die „regelrechte Geschmacksexplosion“ vorweg zu nehmen.

Säure

Wenigstens in dieser Hinsicht hält der Zombie 300 sein Versprechen – zumindest, was das Bauchgefühl bei einer Tasse betrifft. Auf der Zunge sieht das schon anders aus. Da ist die Säure nämlich präsent, und das stärker als beim Robu 100 von Huber. Aber ich muss auch zugeben, dass die Zombie-Säure durchaus angenehm ist und nicht nach widerlichem Essigkonzentrat schmeckt.

Nach mehreren Testschlucken hatte ich aber ein „Kaffeegefühl“ im Bauch, das ich mir eigentlich seit Jahren abtrainiert habe. Über die Säurearmut, die der Inverkehrbringer meint, könnte man also noch einmal diskutieren.

Übrigens: die Säure (oder netter „Frucht“) wird umso geschmackvoller, je kälter der Zombie 300 wird. Darum frage ich mich gerade ernsthaft, ob dieser Robusta entgegen aller Vernunft nicht ausgerechnet als ballernder Cold Brew oder Drip funktionieren könnte? Sozusagen als Alternative für alle, die vom blütensanften Äthiopier die Nase voll haben.

Körper & Mundgefühl

An Präsenz im Mund mangelt es dem Zombie 300 definitiv nicht. Aber statt auf ein rundes, volles Gefühl setzt er eher auf einen Quader. Er hat Ecken und Kanten, die sich an den Geschmacksknospen festhaken und nicht so richtig zusammenkommen wollen. Da die Säure dabei auch noch aus der Reihe tanzt, wird das sowieso nichts.

Außerdem peitschen die Bitterstoffe alles weg, was an Süße oder Eleganz versprochen wurde. Der Zombie 300 will mir keinen echten Charakter verraten, ich habe einfach nur richtig starken Kaffee im Mund.

Doch wenigstens habe ich auch das Gefühl, später noch ne Runde im Berghain oder zehn Stunden im Sitzungsraum verbringen zu können, ohne einzupennen. Die „Konzernlenker, Headbanger und Kung-Fu Meister“ lassen grüßen.

Abgang und Aroma

Starker Kaffee heißt langer Abgang? Jein. Dieser Faktor ist beim Zombie 300 eigentlich am überraschendsten: Nach dem Schlucken bleibt praktisch nichts im Mund zurück, was den Kaffee ins Gedächtnis brennen würde.

Er verabschiedet sich fast augenblicklich und hinterlässt auch keinen wirklichen Nachgeschmack, auf dem man rumkauen könnte. Ihr habt nur auch hier wieder eine Ahnung davon, dass der Kaffee „ballern“ wird.

Wie man das so macht, habe ich nach dem Abgang noch eine Weile nichts getrunken und auf eine Geschmackserinnerung auf meiner Zunge gewartet. Die blieb aus. Wenigstens muss ich jedoch sagen, dass der Koffeinkick ausnehmend lange anhält. Ich hatte den ganzen Nachmittag etwas davon.

Der Zombie 300 mit Milch(ersatz)

Viele Kaffees erhalten durch die Unterstützung von Milch oder Pflanzendrinks oft noch eine neue Dimension, die richtig Lust auf Cappuccino und Co macht. Und spannenderweise gilt das beim Zombie 300 in der Kombination mit Hafermilch. Aber nur, wenn der Kaffee kalt ist.

Das Hafergebräu addiert nämlich genau das, was dem Kaffee allein fehlt: eine sinnvolle Süße, die gut mit den starken Bitternoten und der präsenten Säure harmoniert. Der Geruch erinnert allerdings leicht an Katzenurin aka Ammoniak.

Bei meinem Liebling Mandelmilch ist mit dem Kaffee nichts passiert, er wurde im Gegenteil sogar vom Pflanzendrink vollkommen in den Hintergrund gedrängelt.

Auch die Kuh ist kein optimaler Partner, auch wenn sie (wie fast immer) noch ein wenig mehr Rundungen und Süße ins Spiel bringt, die gerade diesem Kaffee guttun. Nur passiert das alles bei Gradzahlen, die für einen anständigen Kaffee keinen Sinn ergeben.

Fazit zum Zombie 300 Test

Ich habe mir wirklich Mühe gegeben, dem Zombie 300 gegenüber trotz der himmelschreienden Vermarktung etwas Gutes abzugewinnen. Dennoch:

Angesichts all der negativen Eindrücke, die der Zombie 300 Kaffee bei mir hinterlassen hat, frage ich mich wirklich, warum er fast 40 Euro das Kilo kostet. Ich würde es ja begrüßen, wenn davon die Kaffeebauern etwas haben und das Ganze auf fairen Direkthandelsprinzipien beruhen würde.

Zombie Kaffee oder Kaffee für Zombies?

Da aber die Zombie-Leute dazu keinerlei Aussage machen und so ein Buhei um ihr Produkt veranstalten, gehe ich mal davon aus, dass dies nicht der Fall ist.

Kurz und gut: Der Zombie 300 ist Red Bull in Bohnenform. Hier geht es ausschließlich darum, sich mit Koffein wach zu peitschen. Aroma, Genuss und die Besonderheit einer hundertprozentigen Robusta-Röstung sind im Grunde völlig egal.

Ich halte den Machern zugute, dass die Röstung handwerklich in Teilen funktioniert und zumindest das Koffeinversprechen eingehalten wird. Der Kaffee ist insgesamt auch nicht absolut schlecht, aber sein teuer Geld einfach nicht wert.

Ihr zahlt für das Branding, den „Exoten-Bonus“ und das hippe Lifestyle-Gewäsch, das Kaffee anpreist wie Koks. Ich habe ja nichts dagegen, mal vom snobby Third Wave-Gehabe wegzugehen. Aber das kann mächtig in die Hose gehen. Siehe Zombie Kaffee.

Und was meint ihr? War ich zu fies? Gibt es noch Fragen? Habt wir was zu ergänzen? Sagt es in den Kommentaren!

Dein Kaffee-Experte
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Arne Preuss

Moin! Ich bin Arne. Nach einigen Jahren als Barista habe ich mich einer Mission verschrieben: mehr guten Kaffee unter die Leute zu bringen. Dafür stellen mein Team und ich eine breite Wissensbasis zum Thema Kaffee für euch bereit.

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