Rechnen wir mal kurz: Pro Kaffee- oder Espressobezug in Kaffeevollautomat oder Siebträger verwendet ihr etwa 7 Gramm Kaffeepulver.
Rechnen wir mal kurz: Pro Kaffee- oder Espressobezug in Kaffeevollautomat oder Siebträger verwendet ihr etwa 7 Gramm Kaffeepulver.
Selbst bei nur einer Tasse pro Tag ergibt das etwa 25 Kilo Kaffeesatz pro Jahr. Setzt ihr auf die Kaffeemaschine, sind es mindestens doppelt so viel. Zwar ist gebrauchtes Kaffeemehl keine Umweltsauerei, aber eigentlich zu schade zum achtlosen Wegwerfen.
Als passionierter Gärtner und Kaffeesatzproduzent von Beruf zeige ich euch in diesem Artikel, was ihr mit Kaffeesatz in Haushalt und Garten anfangen könnt. Die Tipps gelten natürlich auch für alle, die eine Zamioculcas nicht von einer Bougainvillea unterscheiden können.
1. Tipp: Kaffeesatz als Dünger
Kaffeesatz als Pflanzen- und Blumendünger ist ein echter Klassiker. Und wissenschaftlich bewiesen: Analog zur Kaffeebohne enthalten die Krümel viele Inhaltsstoffe, die sich zwar zu widersprechen scheinen, aber trotzdem perfekt zusammenarbeiten.
Einerseits enthält Kaffeesatz Stickstoff, der vielen Böden fehlt (bis zu 2,5 Prozent). Andererseits enthält er Koffein, der Fressfeinde und Unkraut abhalten kann (bis zu 2 Prozent). Hinzu kommen Zellulose, Kohlenhydrate, sekundäre Pflanzenstoffe und Biomasse aus Polysacchariden (vgl. etwa Horgan et al. 2023).
Das abschließende wissenschaftliche Urteil zur Wirksamkeit scheint zwar noch auszustehen, aber Gärtner warten nicht darauf – sie düngen mit Kaffee, was das Zeug hält. Erfahrungswerte zeigen, dass Kaffeesatz als Dünger:
Für die zusätzliche Nährstoffversorgung mehrjähriger Pflanzen geeignet ist
Regenwürmer anlockt, die den Boden umgraben und das Wachstum fördern
Schnecken, Ameisen und Maulwurfsgrillen fernhält
Gegen Milben (auch in Tierställen) helfen kann
Welche Pflanzen lieben Kaffeesatz?
Wer sich verschiedene Studien zu Kaffeesatz als Dünger durchliest, kommt schnell zur Erkenntnis, dass nicht jede Pflanze unbedingt ein Kaffeeliebhaber ist.
Generell solltet ihr säureverträgliche Gewächse damit füttern, da sie mit dem pH-Wert von rund 6,5 Prozent des Kaffeesatzes am besten klarkommen. Dazu gehören:
Gemüsesorten wie Gurken, Tomaten, Kürbisse & Zucchini
Beerenobstsorten wie Brom-, Heidel- & Erdbeeren
Geranien, Orchideen, Stockrosen
Herbstanemone, Hortensie & Rhododendron
Eukalyptus & Palmen
Welche Pflanzen mögen keinen Kaffeesatz?
Wer sein Hochbeet oder die Gartenfläche nicht einfach killen will, sollte bei folgenden Gewächsen auf die Verwendung von Kaffeesatz verzichten:
Aster, Borretsch, Brokkoli, Buchsbaum
Christrose, Efeu, Enzian, Fuchsien
Gladiole, Holunder, Karotten, Kresse
Lauch, Lavendel, Oregano, Radieschen
Salbei, Schmetterlingsflieder, Schmucklilie, Schnittlauch
Sonnenblumen, Veilchen, Waldmeister
Zitrone, Zwiebeln
Eignet sich Kaffeesatz auch für eine Zimmerpflanze?
Was für Blumen und Obstbäume im Garten gilt, gilt theoretisch auch für einen Zitronenbaum im Topf auf der Fensterbank. Zimmerpflanzen genießen allerdings nicht dieselbe natürliche Ventilation und Feuchtigkeitsregulierung wie Freiluft-Gemüse.
Kaffee und Feuchtigkeit ergibt Schimmel – das kennen einige von der Kaffeevollautomaten-Reinigung nur zu gut. Falls ein Gewächs von Trauermücken befallen ist, könnt ihr komplett getrockneten Kaffeesatz um die Stängel streuen.
Über das natürliche Düngemittel freuen sich unter anderem Elefantenfuß, Feigenbaum, Gummibaum, Usambaraveilchen und die Zimmertanne.
2. Tipp: Pilze auf Kaffeesatz züchten
Kaffeesatz eignet sich zur Verwertung als Anzuchterde für Pilze. Dafür müsst ihr jedoch etwas mehr vom Gärtnern verstehen – Pilzarten sind notorisch widerspenstig. Folgt zur Pilzzucht ungefähr diesem Schema:
Vermischt Kaffeesatz mit der Pilzbrut
Gebt das Substrat in einen Zuchteimer
Lasst es bei etwa 20–25° Celsius mit aufgelegtem Deckel zwei Wochen ziehen.
Stellt den Eimer für weitere zwei bis drei Wochen an einen kühleren Ort.
3. Tipp: Kaffeesatz gegen Schädlinge
Die Kaffeepflanze bildet Koffein nicht für uns, sondern gegen Fressfeinde. Das könnt ihr euch auch im Garten zunutze machen. Allerdings ist Kaffeesatz hier nicht gleich Kaffeesatz – ihr müsst ihn je nach Getier noch etwas „aufbereiten“:
Gegen Ameisen & Dickmaulrüssler: Getrockneter Satz auf den Beeten
Gegen Blattläuse: Kaffeesatz heiß aufgießen, abseien & Sud mit Sprühflasche auf die Pflanzen geben
Gegen Buchsbaumzünsler: Trockenes Pulver in den Boden einarbeiten
Gegen Engerlinge: Pulver trocken, als Sud oder als Zugabe zu Gießwasser
Gegen Mücken, Fliegen & Wespen: Trockenen Satz in feuerfester Schale verbrennen
Gegen Schnecken: Beet mit Kaffeesatz umranden
4. Tipp: Kaffeesatz gegen Moos & Unkraut
Gegen Moos im Rasen verteilt ihr das trockene Pulver am besten drei- bis viermal jährlich als Rasendünger auf eurer Grünfläche.
Als Faustregel gilt eine Menge von etwa 50 Gramm je Quadratmeter. Nach und nach zersetzt sich das Hausmittel, gibt seine Nährstoffe ab und macht das Gras dadurch kräftiger und widerstandsfähiger.
Gegen „spezielles“ Unkraut hilft Kaffeesatz zwar nicht, allerdings stärkt das organische Mittel Rasenflächen und macht sie resistenter gegenüber einigen invasiven Gewächsen. Gegen Giersch oder gegen Klee bringt das allerdings nichts.
5. Tipp: Kaffeesatz „gegen“ Hunde & Katzen
Hunde sind die besseren Menschen, Katzen erst recht. Manchmal muss man die kleinen Trottel allerdings vor sich selbst schützen – oder den Garten vor ihnen und ihren Hinterlassenschaften und Buddeleien.
Glücklicherweise streunen sie nicht auf euren Beeten herum, wenn ihr Kaffeesatz darüber streut. Etwa Katzen mögen es gar nicht, kaffeeverschmutzte Pfoten zu säubern. Gott sei Dank sind sie lernfähig.
6. Tipp: Kaffeesatz als Kosmetik
Im Grunde lässt sich alles, was sich in den Körper reinschütten lässt, auch irgendwo darauf anwenden. Ob Kaffee gesund ist, wird komischerweise nur gefragt, wenn es ums Trinken geht. Bei Beauty-Ideen mit Kaffeesatz fragt keiner.
Das kann natürlich daran liegen, dass es nicht wirkt – oder nicht so, wie wir denken. Im Zusammenhang mit Kaffee lese ich immer wieder von einer „entschlackenden“ Wirkung, die ihr irgendwie über die Haut erhalten solltet.
Gleich vorweg: Das ist kompletter Blödsinn. Schlacken sind Abfallprodukte der Metallproduktion – sie kommen im Körper nicht vor. Für den Abbau damit gemeinter Stoffwechselendprodukte sorgt der Körper außerdem von ganz allein. Funktionieren eure Leber und Nieren, muss also doppelt nix entschlackt werden.
Ähnlicher Schwachsinn ist der Einsatz von Kaffeesatz gegen Cellulite. Dabei handelt es sich um Veränderungen des Fettgewebes, die genetischer oder physischer Natur sein können. Egal, was online oder in Frauenzeitschriften steht: Man kann nix gegen Cellulite tun. Sie ist einfach eine Tatsache und verursacht absolut keinen Schaden.
Wenn ihr trockenes Kaffeepulver – am besten im Filterkaffee-Mahlgrad – zwischen den Fingern zerreibt, merkt ihr sofort eine leicht schmirgelnde (abrasive) Wirkung. Darum wird Kaffee auch oft als Peeling empfohlen.
Dagegen habe ich nichts, da ein Kaffee-Peeling abgestorbene Haut entfernt und einen ziemlich erfrischenden Effekt hat. Mischt ihr es selbst – zum Beispiel aus Kaffee und einem natürlichen, pflanzlichen Fett wie Sheabutter – spart ihr Geld und Chemie. Allerdings gelten wichtige Einschränkungen:
Achtet auf die Fettverbindung. Etwa zu viel Kokosöl verstopft die Poren und sorgt langfristig für Pickelbildung. Darum solltet ihr das Peeling zum Beispiel beim Duschen anwenden und nach dem Rubbeln gut abwaschen.
Gebt das Pulver nicht auf die empfindliche Hautpartie unter den Augen. Hier ist es zu abrasiv.
Kaffee bzw. Koffein kann müden Haarwurzeln wieder etwas auf die Beine helfen, auch wenn der direkte Effekt nur daraus besteht, dass ihr den Kaffeesatz auf die Kopfhaut massiert, hier also auch ein kleines Peeling vornehmt und gleichzeitig die Durchblutung fördert.
Ob die Haare von einer Maske profitieren, kann ich weder bestätigen noch widerlegen. Die Bedeutung der Bestandteile für die Haare ist wissenschaftlich etwas wacklig.
Wichtig ist, dass ihr die Mischung anschließend wieder gründlich aus den Haaren entfernt – am besten mit einer guten Spülung.
7. Tipp: Kaffeesatz zur Reinigung & gegen Gerüche
Kaffee im Kühlschrank aufbewahren, damit er frisch bleibt? Kompletter Humbug. Kaffee(satz) in den Kühlschrank stellen, damit er Gerüche aufnimmt? Supergute Idee!
Als Küchen- und Reinigungshelfer ist Kaffeesatz noch um Längen besser geeignet als zum Katzen vertreiben oder gegen Raupen und Unkraut im Rasen. Die Ratschläge habe ich alle schon ausprobiert und kann sie bestätigen:
Eine Schale Kaffee im Kühlschrank (offener Behälter) bindet die Gerüche von Käse, Wurst etc.
Reibt ihr die Finger nach dem Schneiden von Zwiebeln oder Knoblauch mit Kaffeesatz ein, haben sich die Gerüche auch hier erledigt.
Gegen Eingebranntes oder den verschmutzten Grillrost ist Kaffeesatz das natürlichste Scheuermittel der Welt. Nur Ceran ist tabu.
Kaffeesatz: Nicht nur für Tomaten nachhaltig & praktisch
Ich bin immer ein Fan davon, wenn wir etwas kostenlos bekommen. Zum Beispiel Dünger für einen blühenden Garten. Oder schöne Haare, oder eine saubere Dusche. Kaffeesatz kann auf jeden Fall mehr als Entsorgung.
Nicht jede Anwendung ergibt Sinn – siehe Cellulite oder Falten. Aber bei Humus, dem Kompostieren und in Vasen darf er meiner Erfahrung nach nicht fehlen. Natürlich gibt es noch viele weitere Tipps. Darum seid ihr gefragt:
Wie lautet eure Kaffeesatz-Empfehlung? Worauf wollt ihr in Zukunft nicht mehr verzichten oder was ist euch beim Anwenden aufgefallen? Hinterlasst auf jeden Fall einen Kommentar!
FAQ
Kaffeesatz ist gut zur Schädlingsbekämpfung, als Düngemittel für Pflanzen oder als Allrounder im Haushalt einsetzbar. Einfach trocknen, lagern und bei Bedarf rausholen!
Kaffeesatz ist für Pflanzen wie Bambus, Hortensien und Rhododendren, die eher sauren Boden lieben, gut. Sie freuen sich über die Zugabe von Kaffeesatz. Im Gemüsebeet und Obstgarten vertragen zum Beispiel Gurken, Rhabarber, Tomaten, Zucchini und viele rote Beeren die Düngewirkung des organischen Mittels.
Für Pflanzen, die kalkhaltige bzw. basische Böden mögen, ist Kaffeesatz nicht gut. Dazu gehören viele Lauchgewächse und Kräuter
Sammelt Kaffeesatz in einer Dose, lasst ihn trocknen und verteilt ihn dann auf euren Beeten. Bei Balkon- und Topfpflanzen reicht es aus, den Kaffeesatz unter die neue Blumenerde zu mischen. So bekommen die Gewächse viele Mineralstoffe ab.