Lange Zeit habe ich abgewunken, wenn ihr in meinem Kaffeevollautomaten Test 2024 nach einem Modell gefragt habt, das neben Espresso und Cappuccino auch Filterkaffee zubereitet. Was den Filter angeht, winke ich noch immer ab. Beim Kaffee hingegen hat sich etwas getan.
Lange Zeit habe ich abgewunken, wenn ihr in meinem Kaffeevollautomaten Test 2024 nach einem Modell gefragt habt, das neben Espresso und Cappuccino auch Filterkaffee zubereitet. Was den Filter angeht, winke ich noch immer ab. Beim Kaffee hingegen hat sich etwas getan.
Aus Kundensicht war es schon immer logisch, dass ein guter Kaffeevollautomat neben Milchschaum auch eine Kanne Kaffee hinbekommen sollte. Aus Herstellersicht ist diese Idee nahezu innovativ.
Nach und nach kommen Automaten mit einer sogenannten Kannenfunktion auf den Markt, die Kaffee in großen Mengen verspricht. Allerdings weckt dieses Feature manchmal falsche Erwartungen.
Ich bleibe dabei: Wenn ihr den ultimativen Kaffee in der Thermoskanne haben möchtet, ist eine simple Kaffeemaschine jedem Kaffeevollautomaten überlegen. Das gilt für euer Zuhause genauso wie fürs Büro und die Gastronomie.
Nehmt ihr hingegen kleine Abstriche in Kauf, könnt ihr auch mit einem Kaffeevollautomaten eine ordentliche Menge Kaffee auf einmal zubereiten. Meine Favoriten stelle ich euch in diesem Artikel vor:
Der Jura Z10 führt mein Ranking der Kannen-Könner an: Ganze 1,2 Liter bereitet er auf einmal zu, sofern ihr die maximale Menge einstellt. Der DeLonghi Maestosa und der Siemens EQ.900 füllen auf Knopfdruck eine 750-Milliliter-Kanne. Falls ihr euch fragt, was ihr oben reinkippen sollt, empfehle ich euch meine speziell für Kaffeevollautomaten entwickelten Kaffeebohnen.
Kaffee entwickelt für den Vollautomaten
Mein Kaffee eignet sich bestens für alle Getränke aus dem Vollautomat.
Täglich frisch geröstet
Schokoladiges Aroma
Fair gehandelt
Für Espresso, Kaffee & Milchgetränke
Marketing beiseite: Was ist eine Kannenfunktion?
Eine Kannenfunktion bei Kaffeevollautomaten bedeutet, dass ihr eine große Kaffeemenge auf einmal zubereiten könnt. Denn eigentlich schließt sich sowas aus. Möchtet ihr mehr als zwei Personen versorgen, steht ihr ansonsten eine ganze Weile am Gerät.
Denn für jeden Bezug werden Bohnen gemahlen und jeweils alle Zubereitungsschritte durchlaufen. Zusätzlich müssen manche Modelle zwischendurch kurz abkühlen.
Setzt ihr euch endlich mit eurer Tasse an den Tisch, sind die ersten Tassen schon wieder leer – und die Kuchenplatte vermutlich auch.
Mit einer Kaffeemaschine habt ihr dieses Problem nicht. Filter rein, Kaffeepulver in gewünschter Menge dazu, Knöpfchen drücken, ein paar Minuten warten – schon ist ein Liter oder mehr fertig.
Um diese Lücke zwischen Vollautomat und Kaffeemaschine zu schließen – und damit neue Kundengruppen zu finden – statten manche Hersteller ihre Geräte mit einer Kannenfunktion aus. Oder zumindest mit einer Long Coffee-Funktion.
Diese beiden Begriffe zeigen, wie unterschiedlich die Funktion ausgelegt wird. Denn mit der Kannenfunktion lässt sich ordentlich Geld verdienen. Allerdings steckt nicht immer das dahinter, was ihr euch vorstellt.
Der DeLonghi Dinamica, mein alter Testsieger der Kaffeevollautomaten um 500 Euro, hat eine Long Coffee-Funktion an Bord, die maximal 250 Milliliter Kaffee liefert. Das ist mehr als eine herkömmliche Tasse, aber lange nicht genug für drei oder vier Personen.
Wie so oft beim Long Coffee wird diese Getränkevariante mit mehr Wasser und einer etwas größeren Menge Kaffeepulver zubereitet. Das schmeckt in den meisten Fällen genauso wässrig, wie es klingt.
Von einer echten Kannenfunktion können wir erst sprechen, wenn die Menge in der Kanne halbwegs an die Portionen einer Filterkaffeemaschine herankommt – wie etwa beim Z10. Allerdings hat dieser Luxus seinen Preis: Zum Zeitpunkt dieses Artikels kostet der Automat bei Media Markt rund 2.150 Euro. Viel weniger kosten ähnliche Modelle auch nicht.
Der DeLonghi Maestosa und der Siemens EQ.900 werden ebenso mit einer Kannenfunktion beworben. Die einstellbare Maximalmenge liegt hier jeweils bei 750 Millilitern.
Auch die Preisschilder dieser beiden Geräte sind wuchtig: Der DeLonghi Maestosa ist zum Zeitpunkt dieses Ratgebers für rund 2.150 Euro zu haben, für den Siemens EQ.900 werden 1.800 Euro fällig.
Vorteile Kaffeevollautomat mit Kanne
Viel Kaffee auf einmal (auch mehr als ein Liter nach Modell)
Mehrere Bezüge werden automatisch ausgelös
Nachteile Kaffeevollautomat mit Kanne
Richtige Kannenfunktion nur bei preisintensiven Oberklasse-Modellen integriert
Für eine Kannenfüllung wird sehr viel Kaffeepulver verbraucht
Automaten-Kaffee kommt nicht an echten Filterkaffee heran
Testsieger mit Mahlwerk-Luxus & großer Kannen-Kapazität: Jura Z10
In Sachen Kannenfunktion hat der Jura Z10 die Nase vorn. Bis zu 1,2 Liter Kaffee kann dieser Vollautomat auf einmal zubereiten.
Dazu müsst ihr vorher im Menü die Zahl der „Hübe“ eingeben. Als Hub bezeichnet der Hersteller das Mahlen und Aufbrühen einer 240-Milliliter-Portion Kaffee.
Maximal fünf Hübe sind pro Kanne möglich. Vom Kännchen bis zur Kaffeekranz-Kanne ist also alles drin.
Als derzeit größtes Modell der innovativen Z-Reihe liegt der Z10 in Sachen Ausstattung, Funktionalität und Kaffeespezialitäten auch in anderer Hinsicht ganz weit vorn:
Kunststoffgehäuse mit Aluminiumfront
Bedienung über Display, Rotary Switch und App
Milchsystem: Cappuccinatore (Milchbehälter nicht im Lieferumfang)
Mahlgrad elektronisch stufenlos einstellbar
Viele Einstellungen: Kaffeestärke, Kaffeetemperatur, Milch- und Milchschaum-Temperatur
Wassertank & Tassenpodest beleuchtet
Brühgruppe fest verbaut & selbstreinigend
Dank der vielen Einstellmöglichkeiten könnt ihr mit dem Z10 alles aus euren Kaffeebohnen herausholen. Nicht nur für heißen Kaffee oder Latte Macchiato, sondern auch für kalte Getränke.
Der Z10 kann Cold Brew. Oder zumindest etwas in der Art: Der Automat stellt den Heizblock ab, nimmt ein bisschen Druck raus und lässt das Wasser etwas langsamer durch das Kaffeepulver in der Brüheinheit laufen.
Das Ergebnis ist ein sahnig-cremiger Cold Brew Espresso. Regelt ihr die Milchschaum-Temperatur runter und gebt etwas Eis ins Glas, ist auch ein kalter Cappuccino drin.
Viel wichtiger als der kalte Kaffee ist in meinen Augen aber das elektronische Mahlwerk des Jura Z10, der Product Recognising Grinder – kurz P.R.G. Mit diesem könnt ihr den Mahlgrad wahlweise manuell elektronisch anpassen oder automatisch an eure Bohnen anpassen lassen.
Das Zusammenspiel aller Komponenten sorgt für abenteuerlich gute Ergebnisse: Meine Kaffeebohnen verwandelt die Maschine jura-typisch in einen vollen, runden und schokoladigen Kaffee. Dieser fällt allerdings erwartungsgemäß etwas dünner aus, wenn ihr die Menge auf Kannenlevel hochschraubt.
Auch wenn der Jura Z10 im Preisvergleich mit dem DeLonghi Maestosa den Kürzeren zieht, ist er mein Favorit. Mit exzellenter Extraktion, komplett elektronischer Steuerung, übersichtlicher Bedienung und hochwertigen Materialien bietet er das beste Gesamtpaket. Sogar als Kanne.
Funktionsmonster mit Milchaufschäumer & Kannenfunktion: DeLonghi Maestosa
Klappbares TFT-Touchdisplay mit 5 Zoll
Mehr als 20 voreingestellte Getränke
6 individuelle Nutzer-Profile
Feinteiliges Einstellen von Temperatur, Füllmenge, Kaffeemenge & Schaumkonsistenz
Vollständig per App steuerbar
Außerdem kann er dank seines Milchschaumsystems inklusive Mixkaraffe auch sehr gut mit Kakao umgehen. Diese Spielerei macht Spaß, hat aber weniger Innovationskraft als das Doppelmahlwerk.
Bis zur Mahlwerk-Revolution von DeLonghi musstet ihr den Mahlgrad manuell über einen Drehknopf im Bohnenbehälter einstellen. Beim Maestosa nehmt ihr die Einstellung einfach über das Display oder die App vor. Zudem sorgt die „Adaptive Grinding Technologie“ dafür, dass sich das jeweils angewählte Mahlwerk allein justiert.
Da ihr alle wichtigen Parameter für euren Espresso, Kaffee oder Latte Macchiato feinteilig einstellen könnt, seid ihr dennoch Herr und Meister über die Maschine – egal, ob ihr sie über das Display oder die Smartphone-App bedient.
Beim Zählen der voreingestellten Getränke ist DeLonghi wenig bescheiden vorgegangen: Jede Einzel- und Doppelportion sowie verschiedene Teewassertemperaturen haben ihren Weg auf das Produktdatenblatt gefunden.
Der Long Coffee aka Kannenfunktion ist sehr beeindruckend: Zum einen, weil ihr damit ganze 750 Milliliter in einem Rutsch zubereitet. Zum anderen, weil die Zubereitung recht nah am typischen Filterkaffee ist. Jedenfalls was einen niedrigeren Druck und eine geringere Brühzeit angeht.
Beim Reinigen macht der Maestosa etwas mehr Aufwand als andere Automaten. Das liegt unter anderem am Doppel-Mahlwerk und dem umfangreichen Zubehör. Zudem ist im Inneren der Maschine viel Technik verbaut, Bauteile wie die herausnehmbare Brühgruppe sind teilweise regelrecht gestapelt. Mehr dazu erfahrt ihr in meinem ausführlichen Testbericht zum DeLonghi Maestosa.
Oberklasse-Automat mit Tassen- & Kannenfunktion: Siemens EQ.900
Der leise Siemens EQ.900 gehört wie der Jura Z10 und der DeLonghi Maestosa zur preisintensiven Oberklasse. Er ist genauso funktionsverliebt und hochwertig wie die Konkurrenten:
Elektronische steuerbares Keramikmahlwerk (je nach Modellvariante auch zwei)
Riesiges Touchdisplay
App-Steuerung
BeanIdent System für die automatische Erkennung verschiedener Röstungen
Comfort- und Barista-Modus für die einfache Zubereitung bzw. feinteilige Einstellungen
Integriertes Schaumsystem mit Milchbehälter
Komplexes Clean System mit verschiedenen Programmen für die Reinigung
Der EQ.900 ist der Nachfolger des Siemens EQ.9 und ist wie dieser in verschiedenen Varianten erhältlich. Vier davon sind für Tasse und Kanne gleichermaßen geeignet:
TQ907DF5
TQ907D03
TQ905DF9
TQ905D03
In meinem Praxistest konnte mich der Siemens EQ.900 mit einem exzellenten Espresso begeistern. Die Maschine hat nicht nur das erwartete kräftige Schoko-Aroma aus meinen Kaffeebohnen geholt, sondern eine feine Karamell-Note mit fruchtigen Untertönen herausgekitzelt. Auch Crema und Temperatur des Espressos aus dem EQ.900 überzeugen.
Möchtet ihr statt einer oder zwei Tassen gleich eine Kanne brühen, müsst ihr dem Automaten über das Menü die gewünschte Menge mitteilen. Dabei könnt ihr vier bis sechs Tassen auswählen. Eine Tasse wird mit 125 Milliliter kalkuliert, der Automat füllt eure Kanne also mit maximal 750 Millilitern.
Jura, Miele, WMF? Die Kannenfunktion fürs Büro
Gerade im Büro ist die Kaffeekanne unverzichtbar. Doch Consumer-Modelle kommen schnell an ihre Grenzen. Am besten schaut ihr unter anderem bei professionellen WMF Kaffeevollautomaten sowie in der Büro-Liga von Jura vorbei. Findet ihr alles in meinem Kaffeevollautomaten fürs Büro Test 2024.
Wenn ihr mehrere Mitarbeiter mit Kaffee versorgen möchtet, sind Modelle wie der WMF 1100 S mit 80 Tassen am Tag und Kannenfunktion einiges die richtige Wahl. Auch Melitta hat einige hochwertige B2B-Geräte im Angebot.
Ihr solltet hier bedenken, dass Profi-Geräte nicht nur eure Kanne füllen, sondern im Arbeitsalltag auch noch viele andere Getränke zubereiten sollen.
Eine Kannenfüllung zählt dabei so viel wie mehrere Getränke. Es dauert in den meisten Fällen relativ lange, bis die Kanne gefüllt ist, danach müssen nicht ganz so leistungsstarke Geräte meist erstmal abkühlen.
Sollte Kannenkaffee in eurem Betrieb ständig auf der Tagesordnung stehen, halte ich eine Kaffeemaschine für eine sinnvolle Ergänzung.
Von DeLonghi bis Philips: So erhaltet ihr viel Kaffee aus dem Vollautomaten
Für einen anderen Ratgeber bin ich der häufig gestellten Frage nachgegangen, ob ein Kaffeevollautomat normalen Kaffee zubereiten kann. Kann er nicht.
Aber mit ein paar kleinen Tricks könnt ihr beinahe jedes Gerät zur Kaffeemaschine für größere Mengen umfunktionieren. Jedenfalls ansatzweise.
Dass ich den Americano für die bessere KVA-Alternative zu Long Coffee und Lungo halte, erwähne ich in fast allen Kaffeevollautomaten Tests. Dafür bereitet ihr einen Espresso oder Doppio zu und streckt ihn dann mit heißem Wasser.
Im Americano steckt ein Espresso mit den korrekten Brühparametern. Dem kann auch ein Schuss heißes Wasser nichts anhaben. Er schmeckt am Ende also voller als der lange Kaffee.
Einen Espresso bekommt praktisch jeder Vollautomat schnell hin, das gilt für günstige DeLonghi Kaffeevollautomaten oder Philips-Maschinen ebenso wie für Luxus-Schlitten zum hohen Preis.
Geht es um größere Kaffeemengen, seid ihr schneller – und geschmackvoller – wenn ihr etwa zweimal zwei doppelte Espressi bezieht und sie anschließend verlängert. Je nach Mischungsverhältnis macht ihr damit aus einem Doppelpresso mit 80 Millilitern einen Großkaffee mit 400 Millilitern.
Auch hier gilt, sollte euch eine Kannenfunktion wichtig sein, solltet ihr darüber nachdenken, eine Kaffeemaschine mit Mahlwerk oder eine Kaffeemaschine plus Mühle zu kaufen. Am besten mal alle Konzepte, ihren Preis, die Reinigung usw. vergleichen!
Kaffeevollautomat mit Kanne: Mehr Marketing als sinnvolle Funktion
Wenn ihr einen Kaffeevollautomaten mit einer integrierten Kannenfunktion kaufen möchtet, müsst ihr tief in die Tasche greifen. Geräte, die euch wenigstens einen dreiviertel Liter in die Kanne gießen, gibt es aktuell nur in der preisintensiven Oberklasse.
Spitzenreiter bei der Kaffeemenge ist der Jura Z10 mit 1,2 Liter. Der DeLonghi Maestosa und der Siemens EQ.900 sind mit 750 Millilitern dabei. Da alle drei Automaten neben der Kannenfunktion über viele kluge Funktionen und Einstellmöglichkeiten verfügen, sind sie zwar preisintensiv, aber eben auch absolut empfehlenswert. Und zwar für alles, von Milch bis Kakao.
Auch mit den günstigen Geräten aus meinem Kaffeevollautomaten Test 2024 könnt ihr eine größere Menge Kaffee zubereiten. Allerdings nur auf Umwegen und nicht auf dem Niveau bester Filterkaffeemaschinen.
Meine Erfahrungen zeigen, dass sich vor allem Filterkaffee-Fans eine Kannenfunktion wünschen. Sie schaffen sich den Kaffeevollautomaten nur an, weil man das eben so macht.
Bisher ist diese Funktion bei Vollautomaten vor allem ein Marketing-Gimmick, das preisintensive Geräte an den Mann bringen soll. Die wichtigste Frage ist also: Braucht ihr die große automatische Kaffeekanne zu diesem Preis wirklich?
Alle weiteren Fragen klären wir wie immer in den Kommentaren!
FAQ
Eine Kannenfunktion, die diesen Namen verdient, findet ihr etwa beim DeLonghi Maestosa und dem Siemens EQ.900. Der Jura Z10 schafft sogar 1,2 Liter auf einmal.