Kaffee einfrieren: Gut für Aroma & Frische?

Moin! Ich bin Arne. Nach einigen Jahren als Barista habe ich mich einer Mission verschrieben: mehr guten Kaffee unter die Leute zu bringen. Dafür stellen mein Team und ich eine breite Wissensbasis zum Thema Kaffee für euch bereit.

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Wer direkt Blutdruck hat, weil ich ihm vorschreiben will, wie er seinen Kaffee aufbewahren soll, kann nach folgendem Absatz gern mit dem Lesen aufhören:

DeLonghi EC 685.BK fertiger Espresso vorne

Wer direkt Blutdruck hat, weil ich ihm vorschreiben will, wie er seinen Kaffee aufbewahren soll, kann nach folgendem Absatz gern mit dem Lesen aufhören:

Von mir aus könnt ihr euren Kaffee einfrieren. Das bringt nur überhaupt nichts. Weder fürs Kaffeearoma noch für die Frische oder Mindesthaltbarkeit. Im Froster herrschen allerdings beste Möglichkeiten, euren Kaffee richtig schön zu versauen.

Also besser keine Bohnen einfrieren? Ganz genau. Warum das so ist, lest ihr in diesem Artikel-Update zur kalten Kaffee-Aufbewahrung.

In Kürze: Kann man Kaffee & Espresso einfrieren?

  • Bei trockener Lagerung ist Kaffee theoretisch jahrelang haltbar

  • Genussreife ist bereits kurz nach Röstung erreicht, danach immer rapider Aromaverlust

  • Kaffeebohnen einfrieren verlängert weder die Haltbarkeit noch die Aromenfrische

  • Im Froster nimmt Kaffee Gerüche und Feuchtigkeit auf

  • Vakuumierte Packung schützt, aber nur für kurze Zeit

Einfach erklärt: Was passiert beim Einfrieren?

Beim Einfrieren erstarrt das Wasser in einem organischen Produkt zu Eis und ist somit keine Keimzelle für Mikroorganismen mehr. Zerfalls- und Abbauprozesse werden weitestgehend gestoppt.

Im Vergleich zum industriellen Schockfrosten dauert das Einfrieren im heimischen Gefrierfach lang. Dabei bilden sich Eiskristalle, die die Zellstruktur regelrecht sprengen. Je mehr Wasser in Lebensmitteln steckt, desto weniger sind sie fürs Einfrieren geeignet.

Beim Auftauen wird Eis wieder zum Wasser, das aus den nun wackligen Zellstrukturen entweicht. Gleichzeitig kommt Sauerstoff wieder verstärkt ins Spiel. Beides ist für den Kaffeegenuss ein großes Problem.

Kaffeebohnen oder Kaffeepulver einfrieren: Warum nicht?

Frische Kaffeebohnen in Verpackung

Eine Packung Bohnen ist keine Packung Erbsen. Aus mehreren Gründen:

  1. Röstkaffee darf gesetzlich nur noch bis zu fünf Prozent Wasser enthalten. Erbsen kommen auf bis zu 70 Prozent.

  2. Erbsen werden roh und grün weiterverarbeitet, während Kaffeebohnen beim Rösten in jeder Variante auf über 200 Grad Celsius erhitzt werden.

  3. Kaffee ist hygroskopisch, zieht also Feuchtigkeit aus der Umgebung an. Damit nimmt Kaffee Gerüche und Aromamoleküle auf, die andere Produkte in seiner Umgebung ausdünsten.

Erbsen enthalten eine so große Menge Wasser, dass sie extrem schnell verderben und Vitamine verlieren. Kaffee ist im Grunde nichts weiter als eine tote Zellstruktur, an der sich Duft- und Geschmacksmoleküle, Koffein, Chlorogensäure usw. festkrallen. Darum gilt:

Kaffee kann im Grunde nicht schlecht werden oder verderben.

Solange eine Kaffeepackung trocken gelagert und vor Schimmelbildung geschützt wird, muss schon einiges passieren, bis ihr den Kaffee nicht mehr trinken könnt. Das gilt bei Zimmertemperatur genauso wie bei –20 Grad Celsius. Die Feuchtigkeit ist der wichtigste Knackpunkt, nicht die Temperatur.

Der wichtige Unterschied zwischen Haltbarkeit & Frische

Erbsen entwickeln ihren Geschmack und ihre Inhaltsstoffe bei der Reife am Strauch. Werden sie direkt nach der Ernte schockgefrostet, wird dieser Zustand buchstäblich eingefroren, die Erbse ist beim Auftauen also fast noch „lebendig“.

Kaffee entwickelt sein Aroma jedoch erst bei der Lagerung nach dem Rösten. Über mehrere Tage (Kaffeebohnen) bzw. Wochen (Espresso) entweicht CO₂ aus den Röstbohnen und gibt den Platz nach und nach für die Entfaltung der Geschmacksmoleküle frei.

Kaffee einfrieren Bohnen roesten

Sobald das CO₂ verschwunden ist, hat der Kaffee den Höhepunkt seines Geschmackspotenzials erreicht – er gilt dann als „frisch“. Doch dieser Zustand lässt sich nicht konservieren.

Beim sogenannten Ausgasen gehen auch Elemente des Aromas flöten. Von den mehr als 800 Aromen in Kaffee liegen die meisten in flüchtiger Form vor und können von der ohnehin toten Zellstruktur nicht eingeschlossen werden. 

Wenn wir Kaffee einfrieren, halten die Verpackungen zwar das unmittelbare Entweichen auf. Sobald wir sie öffnen, machen sie sich jedoch auf und davon. Auch hier spielt die Temperatur einmal mehr keine Rolle.

Dafür kommt wiederum Feuchtigkeit ins Spiel. Kommt Kaffee damit in Kontakt, bindet er darin enthaltene Duft- und Geschmacksmoleküle an sich, die je nach Größe die eigenen Aromen verdrängen oder ersetzen. Aus all diesen Gründen solltet ihr Kaffee 

  • Direkt nach der Röstung in der Rösterei kaufen

  • Ihn bis zum Reifegrad liegen lassen

  • Danach baldmöglichst verbrauchen

Nochmal: Die Kaffeebohnen können auch lange nach diesem Zeitpunkt getrunken werden. Frisch (also maximal aromatisch) sind sie allerdings nur für wenige Monate nach Reifezeitpunkt. Und es gibt keine Methode zum (unnötigen) Konservieren, die daran etwas ändern könnte.

Hilft Vakuumieren bei der frostigen Aufbewahrung?

Manche Life Hacker empfehlen, Kaffeebohnen oder Pulver vor dem Frosten zusätzlich durchs Vakuumiergerät zu jagen. Gemahlener Filterkaffee wird im Supermarkt schließlich auch in Vakuumverpackungen verkauft und schmeckt beim Öffnen eindeutig nach Kaffee.

Industriekaffee wird direkt nach dem Rösten gemahlen. Durch die enorm große Oberfläche schaltet das Ausgasen in den Turbo, der Kaffee wird tatsächlich zum perfekten Frischezeitpunkt verpackt. 

Die enorm große Oberfläche beschleunigt allerdings auch den Turbo-Verlust sämtlicher Aromen. Das Vakuum soll dies bis zum Öffnen der Packung verhindern. Was danach mit dem Kaffee passiert, kann dem Hersteller egal sein.

Im Gefrierfach dient ein Vakuumbeutel zwar auch als Luftschutzschicht. Vorrangig soll er jedoch das Eindringen von Wasser verhindern. Ansonsten ändert sich einmal mehr nichts.

Es gibt eine Einschränkung: Würdet ihr ganze, frische Kaffeebohnen vor Ende des Ausgasens vakuumieren und frosten, könnt ihr chemisch gesehen die „Aroma-Lebensdauer“ verlängern. Das sagt zumindest der Chemiker Samo Smrke von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften.

Allerdings hält er in seinem Vortrag „The Science of Coffee Freshness” (als Transkript oder Podcast verfügbar) fest, dass trotzdem der Geschmack des Kaffees nach der Zubereitung leiden könnte. Warum das so ist, kann bisher nicht geklärt werden – siehe unser Unwissen über Kaffee.

Unterm Strich ist Vakuumieren also nur ein Schutzmechanismus gegen die Umgebungsbedingungen im Gefrierschrank, in den Kaffee sowieso nicht reingehört.

Bohnen oder gemahlener Kaffee im Tiefkühler: Was ist schlimmer?

Die Antwort könnt ihr euch inzwischen selber geben: Da die Oberfläche von Kaffee nach dem Mahlen maximal vergrößert ist, werden alle negativen Prozesse beschleunigt. Genau deswegen ist es immer besser, Kaffee nur als Bohnen zu kaufen und zu lagern. Egal, wo.

Kaffee besser im Kühlschrank aufbewahren?

Nein, Kaffee solltet ihr nicht im Kühlschrank aufbewahren. Ob ihr ihn ins Gefrierfach legt, ist mir allerdings egal. Doch im Kühlschrank hat er absolut nichts verloren. Es sei denn, ihr wollt damit Salamigerüche oder Käsemüffel einfangen.

Zudem herrschen im Kühlschrank die besten Bedingungen für die hygroskopischen Eigenschaften von Kaffee – egal, in welcher Verpackung ihr ihn verstaut. Es gibt null Gewinn für den Geschmack oder die Konservierung.

Gekochten Kaffee einfrieren: Eiskaffee-Eiswürfel für Cocktails & Drinks

Gekochten Kaffee einfrieren Eiskaffee

Gekochter Kaffee ist der einzige Aggregatzustand, in dem gefrostete Bohnen Sinn ergeben. Eiskaffee-Würfel lassen sich perfekt für Kaffee-Cocktails, Eiskaffee, Cold Brew oder Frappé einsetzen, ohne die Drinks zu verwässern.Achtet nur darauf, dass der Eiswürfel-Behälter kein Kondenswasser durch Temperaturschwankungen beim Öffnen des Eisschranks aufnimmt. Verbraucht die Würfel außerdem möglichst bald.

Dos and Don’ts bei der Aufbewahrung von Kaffee

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Dunkel, trocken, vor Wärme geschütztUmkippen in die Kaffeedose
Direkt in der Kaffeetüte (mit Kaffeeklammer)Nicht wasser- und luftdichter Behälter im Kühlschrank oder der Gefriertruhe
Bald nach Röstdatum verbrauchenZusammen mit stark riechenden Produkten
Bohnenbehälter in Kaffeevollautomat oder Kaffeemühle nur nach Verbrauch füllenAls gemahlenen Kaffee aufbewahren
Als ganze Bohnen aufbewahren und frisch in Mahlwerk oder Mühle mahlen

Fazit: Warum kompliziert, wenn’s auch einfach geht?

Kaffee ist ein ausnehmend sensibles und komplexes Lebensmittel. Es gibt keine Möglichkeit, daran etwas zu ändern. Ein Tiefkühler kann den aromatischen Verfall eures Kaffees nicht aufhalten. Er kann ihn höchstens beschleunigen.

Da Kaffee leicht Feuchtigkeit aus der Umgebung aufnimmt, geht unweigerlich Geschmack verloren. Theoretisch kann Vakuumieren und Einfrieren als Schutzmechanismus dienen, praktisch wird das Aroma so nicht konserviert. 

Kauft eure Kaffeebohnen also lieber frisch und bewahrt sie am besten in einem dunklen, trockenen, luftdichten Behälter auf. Schnappt euch eine Kaffeemühle und mahlt euch eure Bohnen – je nach Kaffeezubereitung – so verliert ihr am wenigsten Aromen.

FAQ

Theoretisch lässt sich Kaffee immer wieder einfrieren. Das bringt jedoch keinerlei Vorteile – weder für die Lebensdauer noch fürs Aroma. Ob beim ersten oder zehnten Mal.

Gemahlener Kaffee sollte gar nicht aufbewahrt werden, da er rapide an Geschmack verliert. Ansonsten ist er in seiner Tüte (luftdicht verschlossen) besser aufgehoben als in der Kaffeedose.

Solange er nicht feucht wird, kann gemahlener Kaffee lange gefroren werden. Dieses Vorgehen bietet jedoch keinerlei Vorteile. 

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Arne Preuss

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