Mich erreichen immer wieder Anfragen dazu, ob es Espressomaschinen gibt, die auch für Anfänger geeignet sind, dabei aber weitestgehend über die Begrenzungen handelsüblicher Kaffeevollautomaten hinweg gehen.
Mich erreichen immer wieder Anfragen dazu, ob es Espressomaschinen gibt, die auch für Anfänger geeignet sind, dabei aber weitestgehend über die Begrenzungen handelsüblicher Kaffeevollautomaten hinweg gehen.
Oder anders gesagt: Viele von euch suchen Maschinen, die wie frisch aus der Kaffeebar gefallen aussehen, aber nicht erst ein Barista-Diplom verlangen. Und ja, die gibt es. Ein ziemlich guter Kandidat für den Titel tolle Anfänger-Espressomaschine ist die Gastroback 42612 S Design Espresso Advanced Pro GS.
Jetzt neu auf Coffeeness die Sage Oracle Touch im Test.
Zwar deutet der Name darauf hin, dass es sich hierbei um ein Profigerät handeln könnte, aber der Praxistest, die Ausstattung und auch der Preis sagen etwas anderes.
Dieser Testbericht steht daher ganz unter dem Motto: Wie kriege ich als Anfänger tollen Espresso (und Latte und Cappuccino) hin und was macht die Maschine anders als Profi-Geräte?
Ich habe sie am 9. April 2017 bei www.amazon.de für 614€ gekauft.
Gastroback 42612 S Design Espresso Advanced Pro GS
Beste Kombi Espressomaschine mit Mahlwerk.
Sehr einfache Bedienung
Schickes Design
Hochwertige Verarbeitung
Gutes Preis-Leistungsverhältnis
Viele Lern- und Einstellmöglichkeiten
Kombi-Gerät mit den üblichen Beschränkungen
Inhaltsverzeichnis
Testüberblick – Kaufempfehlung für Gastroback 42612 S Design Espresso Advanced Pro GS?
Der Name Gastroback ist jedem ein Begriff, der in seinem Leben schon einmal irgendetwas mit der professionellen Gastronomie zu tun hatte. Allerdings umweht das Profi-Sortiment eher der Hauch von Imbiss und Großküche.
Andererseits hat sich Gastroback bequem im Consumer-Markt eingerichtet und will Geräte bieten, die professionelle Ansprüche in die heimische Küche holen. Genau in diese Kerbe schlägt die Gastroback 42612 S Design Espresso Advanced Pro GS.
Auf den ersten Blick wirkt sie tatsächlich hochprofessionell, mit all den Rädchen, Einstellungen und Skalen, die ihr von der Siebträgermaschine aus der Bar um die Ecke kennt. Beim genaueren Hinsehen macht sie allerdings viel mehr von selbst, als es ein echter Siebträger-Vertreter tun würde.
Das beginnt schon beim eingebauten Mahlwerk oder dem angeschlossenen Tamper. Wollten wir fies sein, könnten wir sagen, dass die Gastroback 42612 ein Vollautomat ist, der nur so tut, als sei er eine Siebträgermaschine.
Dagegen spricht definitiv nichts, ihr müsst euch nur darüber klar sein, dass die Leistung bei einem solchen Kombigerät am Ende immer irgendwo Abstriche macht und dass es im E-Fall fast unmöglich ist, einzelne Bestandteile kostengünstig auszutauschen. Ist eins kaputt, ist alles kaputt.
Andererseits zeigt euch die Gastroback 42612 sehr gut, welche Handgriffe und Schritte vonnöten sind, um einen brauchbaren Espresso zu ziehen. Das Gerät ist also quasi die perfekte Einstiegshilfe in die Welt der echten Kaffeekunst à la Italiano.
Dabei ist der Preis für das, was ihr bekommt, absolut gerechtfertigt und gerade kleine kluge Details, wie zwei Siebversionen oder ein Milchkännchen mit Temperaturanzeige, machen euch das Leben als angehender Home-Barista sehr viel leichter.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass viele von euch mit dieser Maschine sehr glücklich und sie lange benutzen werden. Ich weiß aber auch, dass ihr mit fortschreitender Erfahrung irgendwann in Richtung „echte“ Siebträger schielen werdet.
Nun wäre natürlich die Frage, ob diese Investition für ein „Schnupper-Gerät“ sein muss. Aber ich gehe stark davon aus, dass niemand von euch diese Maschine für höchstens einen Monat benutzt und sich dann umentscheidet. Wir reden hier eher von Jahren.
Und sollte es dann soweit sein, bin ich mir ziemlich sicher, dass die Gastroback 42612 ob ihrer hochwertigen Verarbeitung bei guter Pflege einen sehr anständigen Wiederverkaufswert hätte. Und dann steht der echten Kaffeebar zuhause nichts mehr im Weg.
Fassen wir also kurz zusammen:
Dazu noch einmal die Vor- und Nachteile im Überblick.
Vorteile Gastroback 42612 S Design Espresso Advanced Pro GS
- Sehr einfache Bedienung
- Sehr schickes Design
- Hochwertige Verarbeitung
- Sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis
- Viele Lern- und Einstellmöglichkeiten für Espresso
- Durchdachtes Zubehör/Details
- Gute Brühergebnisse
- Guter Milchschaum
Nachteile Gastroback 42612 S Design Espresso Advanced Pro GS
- Mühle könnte besser sein
- Kombigerät mit den üblichen Beschränkungen
Der erste Nachteil ergibt sich aus dem zweiten, denn Kombi heißt stets Kompromiss. Allerdings schafft es die Gastroback 42612, diese Kompromisse möglichst gering zu halten. Und das ist schon einmal eine echte Leistung.
Die Ausstattung der Gastroback 42612 S Design Espresso Advanced Pro GS
Normalerweise besprechen wir das Zubehör bei Vollautomaten oder Siebträgermaschinen eher in Nebensätzen. Bei der Gastroback 42612 S Design Espresso Advanced Pro GS ist es aber ziemlich interessant, weil es genau zeigt, warum Anfänger an der Maschine Freude haben werden. Zum Lieferumfang gehören:
- Milchkännchen 500 ml mit Temperaturanzeige
- Tamper mit Magnethalterung direkt an der Maschine
- „The Razor“ – ein Kärtchen, um das Kaffeepulver im Siebträger anständig plan zu kriegen.
- Double-Floor Siebe für Einzel- und Doppelportion und normale Siebe.
- Abnehmbarer 2 Liter-Tank
Was Double-Floor Siebe sind und warum sie wirklich für Anfänger gedacht sind, besprechen wir später noch einmal ausführlich.
Das Razor-Kärtchen ist irgendwie Blödsinn bzw. unnötig, stört aber auch nicht weiter. Ein anständiger Barista würde sich ganz sicher auch nicht mit dem Temperatur-Kännchen erwischen lassen, sondern Milchschaum nach Gefühl oder mit echtem Thermometer machen.
Der Tamper als wichtiges Zubehör für die perfekte Extraktion ist erfreulich hochwertig, obwohl er – da er neben der Freihandnutzung auch in der Halterung halten muss – nicht ganz so schwer und kompakt ist, wie ich es für richtig halte. Aber dass er überhaupt am Start ist, ist auf jeden Fall ein dicker Pluspunkt.
Ein abnehmbarer Wassertank ist natürlich eines der offensichtlichsten Merkmale für eine Kombi- bzw. Home-Maschine. Zwei Liter sind schon eine Hausnummer, zumal der Tank von hinten entnommen und dort auch wieder eingesetzt werden muss.
Schwapperei ist da mehr als möglich und bei Espressomaschinen, die nicht gerade in einem Vielkaffeetrinker-Haushalt stehen, kann es bei dieser Füllmenge schneller passieren, dass ihr an das wichtige Detail „stets frisches Wasser verwenden“ nicht denkt.
Allerdings verbraucht die Gastroback diese 2 Liter ziemlich fix – zum Spülen, für den Kaffee, für Milchschaum etc. Das bemängeln manche, ich finde es gut, weil es für die Hygiene spricht.
Technische Daten und Überblick über die Bauteile
Kategorie | Eintrag |
---|---|
Hersteller | Gastroback |
Name | 42612 S Design Espresso Advanced Pro GS |
Art | Siebträgermaschine mit eingebautem Kegelmahlwerk |
Typ | Einkreiser mit Thermoblock |
Anzahl Mahlstufen | 18 |
Maße | B x T x H: 310 x 300 x 405 mm |
Wasserfilter | ✓ |
Milchaufschäumdüse | ✓ |
Temperatureinstellung | ✓ |
Vorbrühfunktion | ✓ |
Heißwasserfunktion | ✓ |
Volumen Bohnenbehälter | 250 g |
Maximaler Pumpendruck | 15 Bar |
Gewicht | 10,4 kg |
Wassertank | 2 l |
Schaut man sich all diese Daten an, bestätigt die Maschine auch in ihren technischen Werten, dass sie ziemlich anspruchsvoll zwischen Anfänger-Vollautomaten-Anmutung und Profi-Einstellungen schwankt. Werfen wir also einen genauen Blick auf die Komponenten und Funktionen.
Temperaturkontrolle
Erster Hinweis darauf, dass es die Gastroback 42612 S mit dem perfekten Kaffee ernst meint, ist der sogenannte PID-Regler an der aktiv beheizten Brühgruppe.
Im Grunde heißt das nur, dass eine Kontrolleinheit direkt am Brühkopf permanent die Temperatur überwacht, damit der perfekte Espresso aus dem Siebträger laufen kann.
Außerdem habt ihr die Möglichkeit, die Wassertemperatur in 1 bis 2-Grad-Schritten zwischen 86 und 96 Grad Celsius zu verstellen, was euch dem optimalen Espresso nach und nach näherbringen sollte. So eine Feineinstellung gibt es bei blutigen Einsteigergeräten sonst nicht. Die Voreinstellung ist allerdings schon ziemlich gut für den Anfang.
Auch wird der Kaffee vorgebrüht, was heißt, dass das Kaffeemehl zunächst angefeuchtet wird, bevor es an die Extraktion geht. Auch das ist ein Detail, dass wir sonst nicht überall im Einsteigersegment finden.
Das Mahlwerk der Gastroback 42612 S
Dieses Bauteil ist eigentlich der Kern der ganzen Maschine bzw. das wichtigste Argument für den Kauf. Denn mit dem 18-stufigen Kegelmahlwerk, dessen Ausgabe direkt an der Front neben dem Siebträger liegt, spart ihr euch einen Zwischenschritt und natürlich ein extra Gerät.
Das Einstellen der Stufen funktioniert sehr einfach und gut beschriftet über einen Drehschalter und hier sollten Anfänger zunächst mit der feinsten Stufe beginnen und sich langsam in Richtung perfekte Extraktion tasten.
Wie immer bei solchen Einsteigergeräten bin ich davon ausgegangen, dass die Maschine mit ultrafeinen Einstellungen ein wenig Probleme hat. Hier zeigt die Gastroback auch eindeutig ihre Grenzen, denn so richtig fein mahlt sie selbst in den kleinsten Einstellungen nicht.
Daran könnt ihr, zumindest mit dem Gerät selbst, nichts ändern. Auf Dauer problematisch bzw. nervig dürfte auch sein, dass sich Mühle und Brühgruppe bzw. Maschine direkt nebeneinander befinden.
Denn obwohl der Kontaktschalter-Ausgabeschacht durchaus präzise arbeitet, geht im Alltag doch gern einmal Pulver daneben und das setzt sich dann in der Mischung mit Wasser gerne überall dort ab, wo ihr es nicht gebrauchen könnt.
Zwar solltet ihr die Auffangschale sowieso täglich reinigen, aber die Chance, dass das jedes Mal eine kleine Sauerei wird, steigen mit dieser Bauweise erheblich.
Schön ist, dass ihr die Möglichkeit habt, komplett manuell die Mahlmenge zu bestimmen oder über ein Rädchen eine Menge voreinzustellen. Auch das zeugt von professionellen Ansprüchen für eine experimentierfreudige Klientel.
Noch ein Wort zum Bohnenbehälter: Der ist mit 250 Gramm Füllmenge auf etwa 30 Shots ausgerichtet, was für einen größeren Haushalt sehr gut ist. Bei kleineren Haushalten solltet ihr diese Füllmenge nie ganz ausreizen, sondern lieber einmal öfter nachfüllen.
Milchschäumdüse und Heißwasser
Bei der Schäumdüse gibt sich die Gastroback 42612 S mehr als Mühe, einen professionellen Eindruck zu machen. Sie kommt ohne Anfängerschnickschnack aus, ist 360 Grad schwenkbar und baut an ihrer Spitze sauberen Wasserdruck auf, sodass der Wirbel im Kännchen gleichmäßig ist.
Die Heißwasserdüse ist extra gelagert (sehr schön!) und kann wie die Schäumdüse über einen Drehschalter an der Maschinenseite angewählt werden. Allerdings sitzt sie ganz schön hoch, weshalb ihr eure Hände immer in Sicherheit bringen solltet, damit ihr keine unvermeidlichen Wasserspritzer abkriegt.
Siebträger und Siebe
Kommen wir zu den ominösen Double-Floor-Sieben, die bei der Gastroback 42612 S zum Lieferumfang gehören. Über diese habe ich bereits ausführlich im Test der DeLonghi EC 685 geschrieben.
Der doppelte Boden dieser Anfänger-Siebe sorgt dafür, dass der Espresso auf der einen Seite durch viele Löcher reinläuft in die Tasse aber nur über ein Loch gelangt. Das hat den Vorteil, dass sich selbst bei fehlerhaften Voreinstellungen immer noch eine anständige Crema bildet.
Oder anders gesagt: Eurer Espresso wird in den meisten Fällen überzeugend schmecken, auch wenn geschulte Gaumen die „Sieb-Schummelei“ tatsächlich bemerken werden.
Sobald ihr euch sicherer fühlt, solltet ihr also zu den einbödigen Sieben wechseln, bei denen ihr mehr Kontrolle über die Feinheiten habt, ohne dass die Maschine „schummelt“.
Der Siebträger ist erfreulich hochwertig und lässt sich auch (nach den ersten Versuchen) recht leicht passgenau in die Halterung setzen.
Jeder Gastro-Mensch weiß, dass dieser Arbeitssschritt am Anfang der Karriere ziemlich häufig für kleine „Kaffee-Explosionen“ sorgen kann, weil der Siebträger nicht richtig sitzt. Das dürfte euch hier nur in wirklichen Ausnahmefällen passieren.
Leider gibt es in dem Siebträge ein Kunstoffinlay. Das muss eigentlich nicht sein!
Wassertank und Wasserfilter
Zum Wassertank mit 2 Liter Inhalt habe ich mich schon ausgelassen, will aber an dieser Stelle erwähnen, dass die Gastroback 42612 S einen sehr guten Wasserfilter mitbringt, den man bei blutigen Anfängergeräten ebenfalls nicht findet.
Das Bedienfeld und die Programmierung
In Sachen Programmierung gibt es eigentlich fast nichts, was ihr an der Gastroback 42612 S nicht verändern könntet. Und das ist sehr professionell. Andererseits kommt ihr auch gut über die Geschmacksrunden, wenn ihr nur den Mahlgrad verstellt, die richtige Kaffeemenge (Single oder Double Shot) auswählt und gut.
Ihr könnt drei individuelle Einstellungen speichern und alles was wichtig ist, wird auf dem Bedienfeld an der Front sehr übersichtlich und eindeutig festgehalten. Nur, wenn ihr Feineinstellungen an einzelnen Komponenten vornehmen wollt, müsst ihr unbedingt in die Betriebsanleitung schauen.
Das geht nämlich nur über ganz bestimmte Tastenkombinationen. Allerdings könnt ihr die optimale Kaffeemenge für Single oder Double Shots zu Beginn wirklich leicht festhalten.
Ebenfalls erwähnenswert sind die diversen Lämpchen und Felder, mit denen sich die Gastroback bemerkbar macht, wenn sie gereinigt oder leert werden will. Das tut sie erfreulich häufig und erfreulich eindeutig und zeigt euch durch Blinken an, welche Schritte ihr als nächstes unternehmen müsst.
Die Gastroback 42612 S Design Espresso Advanced Pro GS im Einsatz
Eigentlich haben wir mit dem Überblick über die Komponenten und Funktionen bereits geklärt, dass die Gastroback 42612 S Design Espresso Advanced Pro GS im Einsatz eine praktisch idiotensichere Figur macht.
Ich empfehle euch auf jeden Fall, erst einmal mit billigen Espressobohnen anzufangen und euch mehrere Durchgänge anhand der Betriebsanleitung zu gönnen.
Die ist nämlich ein ziemlich hervorragendes Lehrbuch in Sachen Barista-Qualitäten und ihr könnt vieles, was ihr hier lernt, später auch fast Eins zu eins für professionelle Siebträgermaschinen anwenden.
Wer damit schon Erfahrung hat, wird sich an der Maschine praktisch sofort zurecht finden – was ebenfalls für sie spricht. Im Einsatz sind mir noch einige Dinge aufgefallen, die ich bisher nicht erwähnt habe.
Lautstärke und Betriebssicherheit
Die Lautstärke bzw. meine Meckerei dazu resultiert eigentlich aus der Rumpelei des Mahlwerks, das ob seiner Kegel-Edelstahl-Bauweise natürlich nicht zu den leisesten Vertretern seiner Zunft gehört.
Dafür ist das 10-Kilo Gerät sehr standfest und selbst bei Arbeitsschritten wie dem Tampen an der Maschine (was ich nur aus Testgründen gemacht habe, normalerweise arbeite ich freihändig mit dem Tamper), ruckelt nichts rum.
Milchschäumen mit der Gastroback 42612 S
Das macht an dieser Düse richtig Spaß! Zwar ist der Druck auch hier eher Home-Barista-Niveau, aber durch die freie Beweglichkeit und das sinnvolle Kännchen könnt ihr sehr schnell Erfolge produzieren und sogar Latte Art-fähigen Schaum hinkriegen.
Durch den Gummigriff verringert ihr die Verbrennungsgefahr erheblich. Dennoch gibt es hier eine Kleinigkeit zu meckern – mal wieder aus Profisicht.
Das abschließende „Flashen“ der Milchdüse, bei dem ihr Milchreste durch erneutes, kurzes Anstellen aus der Lanze spült, kann hier aufgrund des mangelnden Platzes an der Front nur wirklich ordentlich in einen Lappen erfolgen. Bei anderen Maschinen könntet ihr auch gefahrlos in die Auffangrinne flashen.
Hier lauft ihr Gefahr, entweder euren Kaffee einzusauen oder gleich die ganze Maschine. Aber das ist nur eine Kleinigkeit.
Kaffeebezug
Letztendlich kommt es ja wirklich nur darauf an, was die Maschine an schwarzen Koffeinköstlichkeiten produziert. Und hier gibt es durchaus viele Pluspunkte, die jedoch auch ein dickes Aber mitbringen:
- Sobald ihr die einwandigen Siebe verwendet und sehr genau auf die Details eines guten Espresso achtet, zeigen sich die Grenzen der Gastroback. Denn eine mittelmäßige Mühle macht sehr viele Bemühungen um die Wassertemperatur und Dosierung etc. wieder zunichte.
- Wer beide Augen zudrückt, kommt auch mit den meisten Werkseinstellungen gut zurecht, aber die Wassermenge sollte, wie immer, unbedingt verringert, die Dosis unbedingt erhöht werden.
Im Grunde ist die Gastroback 42612 S wie typische Systemkameras: Wer damit nur im Automatikmodus fotografiert, kriegt auch nur mittelmäßige Bilder wie aus der Kompakt-Knipse. Im Profimodus kann man zwar viele Probleme ausgleichen, aber auch nicht die gleichen Ergebnisse erwarten wie bei einer echten und teuren SLR mit Knaller-Objektiven und Super-Bildsensor.
Reinigung der Gastroback 42612 S
Sagen wir es, wie es ist: Wenn eure Gastroback 42612 S nicht mehr so arbeitet, wie sie soll, weil sie dreckig ist, seid ihr in den meisten Fällen selbst schuld. Denn an Reinigungszubehör, -einstellungsmöglichkeiten und Reinigungsprogrammen mangelt es hier nun wirklich nicht.
Richtig praktisch ist, dass ihr den unvermeidlichen Gummieinsatz für den Siebträger, den Inbusschlüssel und den Pinsel sowie das Popel-Bürstchen für die kleinen Löcher immer griffbereit in einem eigenen Fach an der Maschine verstauen könnt.
Beim Wasserfilter könnt ihr die Wechselintervalle nach unten regeln und solltet das auch immer tun. Auch an das Mahlwerk kommt ihr ziemlich einfach, auch wenn ich persönlich (als erfahrener Maschinenbastler!) hier stets ein bisschen tiefer gehe, als die Betriebsanleitung vorsieht.
Eine Siebträgermaschine, vor allem als Kombigerät, sollte sowieso immer umsichtiger und mit den richtigen Reinigungsmitteln gereinigt werden als mancher Vollautomat. Das liegt einfach in der Natur der vielen verschiedenen Windungen und Funktionen, die hier auf engstem Raum zusammen spielen müssen.
Wichtig ist, dass ihr täglich die Auffangschale nebst Tresterbehälter reinigt. Auch solltet ihr bei der Milchdüse nicht mehr als einen Tag warten, um diese über Nacht einzuweichen.
Denn Milch wird noch schneller schlecht und keimig als Kaffee. Mit dem schon erwähnten Flashen schafft ihr nur das Gröbste.
Das klingt aufwendiger als es ist, sobald ihr darin Routine habt, dauert die Reinigung der Gastroback 42612 S auch nicht länger, als wenn ihr einen Teller abspült (naja, nicht ganz).
Apropos spülen: Je mehr ihr das auch am Brühkopf tut, desto besser. Auch hier wird kurz geflasht, am besten vor und nach jedem Brühvorgang.
Eine Kleinigkeit beim Thema Reinigung sollten wir auch nicht vergessen: Ihr habt euch die Gastroback 42612 S sicher auch gekauft, weil sie so schön Edelstahl-retromäßig aussieht. Und darauf sieht man leider jeden Fingerabdruck. Polieren ist also angesagt!
Und noch ein kleiner Hinweis: Kein einziger Bestandteil dieser Maschine hat in meinen Augen etwas in der Spülmaschine zu suchen, auch wenn sich das etwa beim Siebträger oder den Sieben nicht sofort erschließt. Siebträgermaschinen sind Handarbeitsgeräte!
Leider darf das Milchkännchen wegen der beknackten Temperaturanzeige auch nicht in den Spüler.
Fazit zur Gastroback 42612 S Design Espresso Advanced Pro GS
Kurz gesagt bin ich von der Gastroback 42612 S Design Espresso Advanced Pro GS ziemlich begeistert – wenn auch nicht vollständig.
Gastroback 42612 S Design Espresso Advanced Pro GS
Beste Kombi Espressomaschine mit Mahlwerk.
Sehr einfache Bedienung
Schickes Design
Hochwertige Verarbeitung
Gutes Preis-Leistungsverhältnis
Viele Lern- und Einstellmöglichkeiten
Kombi-Gerät mit den üblichen Beschränkungen
Ich halte sie für ein Top-Gerät für Anfänger in Sachen Espresso und Siebträger, finde aber, dass sie die Grenzen ihrer Kombi-Natur ziemlich bald erreicht, wenn ihr euch intensiver mit den einzelnen Komponenten eines perfekten Espresso auseinandersetzt.
Will heißen: Hätte sich der Hersteller das eingebaute Mahlwerk gespart und stattdessen lieber mehr auf die Funktionalität geachtet, hätte diese Maschine durchaus das Zeug, auch professionelle Ansprüche zu erfüllen.
Ich weiß aber auch, dass viele von euch sie gerade deswegen mögen werden, weil sie eben alles auf einmal liefert – und das in nicht unerheblichen Maße. Dafür ist auch der Preis gerechtfertigt. Ich habe sie am 9. April 2017 bei www.amazon.de für 614€ gekauft.
So kompakt wie hier kommt ihr bei der üblichen Kombination aus Siebträgermaschine und extra Kaffeemühle natürlich nicht immer weg. Doch finde ich diese Kombination tatsächlich um Meilen besser – eben weil ihr keine Kompromisse eingeht.
Das geht aber wieder ins Geld, wie wir an meinem Alternativvorschlag sehen: Die überaus schnuckelige Rancilio Silvia ist als kompaktes, ebenso einfach zu bedienendes Gerät für einen Preis in der Gegend von 500 Euro zu haben.
Dazu empfehle ich (fast immer) die Eureka Mignon Kaffeemühle, die leider auch mit rund 350 Euro zu Buche schlägt, dafür aber echte Top-Qualität liefert.
Gemeinsam sind diese beiden Geräte auch nicht wesentlich platzfressender als die Gastroback 42612 S, sehen noch einen Zacken toller aus und konzentrieren sich jeweils ganz darauf, in ihrem Arbeitsfeld perfekte Ergebnisse zu liefern.
Nichtsdestotrotz ist die Gastroback 42612 S ein empfehlenswertes Gerät, wenn sie euch sowieso schon ins Auge gefallen ist. Wer von euch aber jetzt schon weiß, dass seine Ansprüche an Kaffee irgendwann steigen werden, sollte von Anfang an eher in Richtung meiner Alternativen denken.
Denn sonst kauft ihr garantiert doppelt. Es bleibt also dabei, was ich bereits weiter oben sagte: Die Gastroback 42612 S ist die Systemkamera unter den Siebträgermaschinen. Mit allem, was an Vor- und Nachteilen hinter diesem Vergleich steht.
Lasst mich wissen, ob ich euch noch mehr erklären kann oder ob ihr selbst schon Erfahrungen mit der Gastroback 42612 S gesammelt habt – auf in die Kommentarliste!