Sage Oracle Touch Espressomaschine im Test – Crossover gelungen!

Moin! Ich bin Arne. Nach einigen Jahren als Barista habe ich mich einer Mission verschrieben: mehr guten Kaffee unter die Leute zu bringen. Dafür stellen mein Team und ich eine breite Wissensbasis zum Thema Kaffee für euch bereit.

Wie wir testen | Unser Team

Vergesst das Duell Third Wave-Kaffee vs. Dunkle Röstungen. Der eigentliche Graben in der Kaffeewelt besteht zwischen den Maschinenwelten Siebträgermaschine und Kaffeevollautomat.

Sage Oracle Touch Espressomaschine Hauptbild

Vergesst das Duell Third Wave-Kaffee vs. Dunkle Röstungen. Der eigentliche Graben in der Kaffeewelt besteht zwischen den Maschinenwelten Siebträgermaschine und Kaffeevollautomat.

Die Vollautomaten gehen in Sachen Verkaufszahlen ab wie Schmidts Katze. Doch merken viele irgendwann, dass sie mehr wollen, als nur Knöpfe zu drücken. Gleichzeitig bestehen jedoch Berührungsängste mit einer Espressomaschine. Was man da alles können, wissen und beachten muss – ohje, ohje!

Genau diese Lücke schließt nun der in Deutschland eher „unbekannte“ Hersteller Sage mit sogenannten halbautomatischen Siebträgermaschinen. Ein ähnliches Modell hatte ich euch mit der Gastroback 42612 S Design Espresso Advanced Pro GS schon vor einiger Zeit genauer vorgestellt.

Dieser Hybrid aus Vollautomat und Espressomaschine war aus einer „Zusammenarbeit“ von Sage und Gastroback entstanden. Doch jetzt will die australische Marke mit der Sage Appliances SES990 Espresso-Maschine The Oracle Touch allein Fuß fassen – und die Messlatte in dieser neuen Gerätekategorie höher legen.

Das Besondere an dieser Kategorie: Die Hybriden arbeiten grundsätzlich wie eine Siebträgermaschine. Der Kaffee wird also nicht vollautomatisch in einer internen Brühgruppe, sondern in einem extern eingesetzten Siebträger mit Wasserdruck gebrüht.

Der Clou dabei ist, dass die halbautomatischen Espressomaschinen das Zusammenspiel aller Komponenten für einen perfekten Espresso mehr oder weniger allein erledigen können. Ihr habt die Möglichkeit, einzugreifen, könntet aber im E-Fall auch fast alles der Maschine überlassen.

Dieses Crossover könnte zum nächsten großen Ding der Kaffeeautomatenwelt werden. Doch bis jetzt hat das alles noch seinen Preis. Die Sage Oracle Touch kostet zum Testzeitpunkt stramme 2.000 Euro und liegt damit weit über den Einsteiger-Siebträgermaschinen und den hitverdächtigsten Kaffeevollautomaten.

Allerdings finde ich, dass sich diese Investition lohnt. Denn die Oracle Touch schafft es wirklich, das Beste aus beiden Maschinenwelten zusammenzubringen. Sie bringt Vollautomaten-Fans und Siebträger-Verfechter harmonisch unter einen Hut und wird euch wahrscheinlich sehr, sehr lange begleiten.

Hybrider Funktionsking

Sage Oracle Touch

Der Vollautomat unter den Siebträgern

Top Mix aus Siebträger & Vollautomat

Milchschaum automatisch oder manuell

Einfache Reinigung

Hoher Preis

Die unterschiedlichen Ausführungen der Sage Oracle Touch im Überblick

Die australische Marke Sage ist in Deutschland (noch) relativ unbekannt, hat aber zum Beispiel in Neuseeland einen ähnlichen Ruf wie bei uns Melitta. Um in Europa Fuß zu fassen, haben Sage und Gastroback eine Weile lang eng zusammengearbeitet. Darum ähnelt die Gastroback Advanced Pro GS auch in so vieler Hinsicht der Oracle Touch.

Doch seit April 2018 will Sage auf eigenen deutschen Beinen stehen und wagt sich mit großen und kleinen Innovationen aus dem Nischen-Schatten. Das gilt nicht nur für die halbautomatischen Siebträgermaschinen, sondern zum Beispiel auch für die Mini-Espressomaschine Bambino Plus, die ich bald auch für euch testen möchte.

Die Australier rühren kräftig in der Werbetrommel herum und stellen zum Beispiel in Berlin ausgewiesene Promoter in die großen Elektromärkte, um die doch recht erklärungsbedürftigen neuen Maschinen unters Volk zu bringen.

Ich hatte mich einem solchen Promoter am Alexanderplatz genähert und war von seinen Barista-Fähigkeiten und seinem sympathischen Auftreten sehr angetan. Er hatte zwar leider Gorilla Kaffee im Bohnenbehälter, aber das will ich ihm mal nicht so sehr ankreiden.

Sage Oracle Touch Arne oeffnet den Bohnenbehaelter
Der Bohnenbehaelter der Sage Oracle Touch Espressomaschine.

In jedem Fall ist klar, dass Sage den Kampf gegen die Vollautomaten eröffnet hat. Und sich dabei an Menschen richtet, die bei der Zubereitung und der Natur des fertigen Kaffees weniger Kompromisse eingehen wollen.

Bei Amazon könnt ihr unterschiedliche Ausführungen der Oracle Touch mit teilweise erheblichen Preisunterschieden kaufen.

Ganz wichtig: Wird das Tampen – also Verdichten des Kaffeepucks – nicht automatisch, sondern manuell erledigt, handelt es sich um das Modell The Barista Touch. Warum das auf der Produktseite der Oracle untergebracht wurde, weiß ich nicht.

Bei der Oracle Touch jedenfalls habt ihr die Wahl zwischen einem Modell mit Touchscreen (SES990) und einem Modell mit LCD und Knöpfen (SES980). Der Preisunterschied beträgt nach Amazon-Tagesform ca. 300 Euro.

Sage Oracle Touch mit einem schoenen Touch Display.

Ob ihr die zahlen wollt, ist natürlich Geschmackssache.

Allerdings habe ich nach dem Test rein subjektiv das Gefühl, dass die Touchsteuerung noch besser auf die einzelnen Zubereitungsfaktoren abgestimmt ist und sich einfach kleinteiliger und genauer bedienen lässt. Das liegt nicht zuletzt an den digitalen Schiebereglern.

Vorteile und Nachteile der Sage Oracle Touch: Ausstattung und Funktionen

Doch was sind denn nun die besonderen Vorteile der halbautomatischen Espressomaschine Oracle Touch? Das ist schnell erklärt:

  • Es wird echter Espresso wie mit einer echten Siebträgermaschine gebrüht

  • Die wichtigsten Faktoren (Mahlgrad, Tampen, Wassertemperatur, Druck, Durchlaufzeit) werden automatisch und in einem Gerät erledigt

  • Die Maschine eignet sich für Espresso-Anfänger und für Fortgeschrittene gleichermaßen: Ihr könnt auf die Automatik vertrauen oder weitestgehend selbst ans Werk gehen

  • Der Milchschaum kann automatisch (!) oder manuell per Dampflanze (!) zubereitet werden

  • Reinigung und Handhabung sind einfacher als mit einem Vollautomaten

  • Die Edelstahlausstattung und alle Komponenten sind sehr hochwertig

Als Schnittstelle zwischen Vollautomaten und Siebträgermaschinen hat die Oracle Touch dabei zwei wesentliche Punkte aus der Automatenwelt integriert:

  • Integriertes Mahlwerkmit Tamping-Automatik – Profis am Siebträger haben immer eine extra Kaffeemühle am Start und verdichten das Kaffeemehl manuell

  • Integriertes TouchDisplaymit voreingestellten Parametern und Menüs – gibt es am Siebträger nicht

Das integrierte Mahlwerk mit der Tamping-Automatik eliminiert zwei wesentliche Fehler- und Unsicherheitsquellen bei der Zubereitung von Espresso. Denn mit dem richtigen Mahlgrad und der optimalen Verdichtung steht und fällt die Durchlaufzeit des Wassers durch den Siebträger – und damit auch die Espresso-Qualität in der Tasse.

Sage Oracle Touch Espressomaschine Auto Tampern.

Ein integriertes Mahlwerk verzichtet aber auch auf einige Feinheiten, die sich Profis mit einer extra Kaffeemühle bewusst ins Haus holen. Das ist aber für den anvisierten Nutzer der Oracle Touch verschmerzbar.

Die Voreinstellungen und die „Zubereitungsautomatik“ sind natürlich die wichtigsten Vorteile der Hybrid-Maschine. Im Grunde wird hier alles, was ihr vom Kaffeevollautomaten kennt, auf das Espresso-Prinzip übertragen.

Dieses Prinzip sorgt dafür, dass ihr einen echten Espresso mit einer echten Crema erhaltet, der dem Original aus der Profi-Siebträgermaschine nicht nur nahe kommt, sondern praktisch mit ihm identisch ist.

Ich sage praktisch, weil ein Espresso aus der Profi-Siebträgermaschine dann noch ein paar menschliche Feinheiten enthält, die jedoch für den normalen Nutzer eher keine Rolle spielen.

Wenn ihr Lust auf Cappuccino oder Flat White habt, dann macht das die Oracle Touch auch fast automatisch. Hier müsst ihr zwar extra Milch in den Edelstahl Pitcher gießen und unter die Dampflanze stellen.

Milch aufschaeumen mit der Sage Oracle Touch.

Aber dann braucht ihr nur noch der einstellbaren Automatik vertrauen, dass die Milch richtig aufgeschäumt wird. Begriffe wie „Rollphase“ oder „Anreißen“ können euch hier auch vollkommen egal sein.

Klingt alles großartig? Finde ich auch!

Das große Gegenargument ist und bleibt aber der Preis. Da es kaum bzw. keine sinnvollen Konkurrenzprodukte gibt, müsst ihr deutlich mehr bezahlen als für Vollautomaten oder Einsteiger-Siebträgermaschinen.

Außerdem sind die Voreinstellungen, wie eigentlich bei fast allen automatischen Geräten, ein bisschen Quatsch und sollten nachjustiert werden. Doch gerade diese Einstellungsmöglichkeiten und Gelegenheiten zum Lernen machen die Sage Oracle Touch so außerordentlich spannend.

Und es darf natürlich nicht unter den Tisch fallen, dass das Vollautomaten-Motto „Tasse drunter stellen, Knopf drücken, weggehen, wiederkommen, Kaffee genießen“ hier nicht funktioniert. Ihr seid ein bisschen stärker in den Zubereitungsprozess eingebunden.

Doch keine Angst, bis auf das Umsetzen des Siebträgers und das Bereitstellen des Milchkännchens müsst ihr auch nicht mehr machen.

Sage Oracle Touch
Testmodell

Sage Oracle Touch

Gehäusematerial

Edelstahl

Verfügbare Farben/Design

Typ

Zweikreiser

Bedienung

Touch-Display

Display

Ja (Touch)

Manometer

Durchmesser Siebe

58 mm

Siebe einwandig

Siebe doppelwandig

Tamper

Smart Tamping Station

Wassertank

2,5 l

Wasserfilter

Mahlwerk

Mahlgrade

45

Bohnenfach

Temperatur einstellbar

Rezepte speichern

Vorbrühfunktion

Dampflanze

Manuell + Automatisch

Heißwasserfunktion

Gewicht

21 kg

Maße

39,2 x 37,3 x 45,4 cm

Sonstiges

Aktueller Preis

1.999,00 €

Alle Spezifikationen

Inbetriebnahme und Vorbereitung der Sage Oracle Touch

Wenn ihr die Sage Oracle Touch das erste Mal auspackt und in Betrieb nehmen wollt, kommt euch die Erfahrung mit einem Kaffeevollautomaten zugute. Denn auch hier solltet ihr erst einmal:

  • Alle entnehmbaren/ losen Teile ordentlich abspülen und säubern

  • Den Mahlgrad feiner einstellen

  • Euch mit dem Menü und den Voreinstellungen vertraut machen

  • Den abnehmbaren Wassertank befüllen

  • Ggf. den Härtegrad verändern

Wie es sich für eine Maschine auf dem Weg zum Siebträgerstandard gehört, bekommt ihr bei der Sage Oracle Touch Zubehör dazu, dass ihr sonst bei einem Vollautomaten nicht erhaltet:

  • Einen Siebträger mit doppeltem Auslass

  • Ein Profi-Sieb für einen Double Shot (doppelten Espresso)

  • Ein Profi-Sieb für einen Single Shot (einfachen Espresso)

  • Einen Blindeinsatz für die Reinigung

  • Eine Knockbox zum Ausschlagen des Kaffeepucks aus dem Siebträger

  • Einen Milchpitcher aus Edelstahl

Sage Oracle Touch Espressomaschine Siebtraeger.
Sage Oracle Touch Espressomaschine Zweier Sieb.

Die Siebe sind keine Anfängermodelle mit doppeltem Boden, sondern solche Teile, wie wir sie aus der Profi-Gastronomie kennen. All diese Produkte fühlen sich genauso hochwertig an wie ihre Profi-Geschwister aus der Kaffeebar.

Obwohl das Edelstahl-Gerät mal locker 21 Kilo auf die Waage bringt, ist es nicht ganz so träge, wie ich im Vorfeld vermutet hatte. Es gibt nämlich blockierbare Räder, die ihr mittels eines Drehschalters an der Maschine entsperren könnt. Dann klappt’s auch mit dem Putzen und richtig hinstellen.

Beim Wassertank habt ihr die Wahl, ob ihr ihn nach hinten rausnehmt oder mit einer Kanne befüllt. Die meisten werden sicher die Kannenmethode wählen. Doch denkt daran:

Ein Wasserbehälter kann schnell zum Feuchtbiotop werden! Macht ihn lieber öfter zwischen den Brühvorgängen sauber!

Sage Oracle Touch Espressomaschine Wasser nachfuellen.
Sage Oracle Touch Wassertank.

Beim ersten Druck auf den Power-Button kommt ihr zwangsläufig in das Setup-Menü, das euch die grundsätzlichen Schritte erklärt. Das Touch-Menü ist sehr übersichtlich gestaltet und arbeitet vorrangig mit idiotensicheren Icons. Ansonsten sind klare Ansagen und einfache Skalen ebenso leicht verständlich.

Dann fehlen eigentlich nur noch die Bohnen und ein erster (automatischer) Spülvorgang, um loszulegen!

Espresso aus der Sage Oracle Touch

Das „Revolutionäre“ bei der Espressozubereitung in der Sage Oracle Touch offenbart sich vor allem dann, wenn man weiß, wie ein „manueller Espresso“ (mit Milchschaum) funktioniert. Für diesen müsstet ihr folgende Schritte erledigen:

  • Kaffeebohnen in der externen Mühle mahlen. Den richtigen Mahlgrad und die richtige Dosierung habt ihr vorher in Abstimmung mit der Siebträgermaschine in kleinen Schritten austariert.

  • Manuelles Tampen des Kaffeemehls im Siebträger zum Verdichten. Hier habt ihr vorher den richtigen Druck und die richtige Bewegung mit einer Küchenwaage geübt.

  • Einsetzen des Siebträgers in die Maschine. Hier habt ihr vorher ebenfalls geübt und mehrfach die Maschine säubern dürfen, weil der Siebträger durch den Druck „abgesprengt wurde“

  • Starten des Brühvorgangs. Hier habt ihr vorher die richtige Temperatur, die richtige Durchlaufzeit und die richtige Wassermenge an der Siebträgermaschine ausklamüsert.

  • Milchschäumen mit der Dampflanze. Stunde und Stunde und Liter um Liter sind für den perfekten Mikroschaum an Übungsmaterial draufgegangen.

  • Die einzelnen Kaffeevariationen und ihr Verhältnis von Kaffee und Milch kennen. Ein Flat White ist schließlich kein Cappuccino.

Sage Oracle Touch Espressomaschine Espresso beziehen.

Was so Larifari klingt, ist tatsächlich harte Lernarbeit. Und diese könnt ihr euch bei der Sage Oracle Touch vollkommen sparen. Denn diese nimmt einfach ein paar automatische Abkürzungen:

  • Mahlen, Brühen und Aufschäumen funktionieren von links nach rechts an „Stationen“ der Maschine. Ihr könnt die Stationen über das Display anwählen und steuern. Die Stationen werden euch im jeweiligen Getränke-Menü angezeigt. Ihr könnt parallel oder einzeln vorgehen.

  • Ihr müsst nur den Siebträger an den Kontakt der Mühle andocken. Das Mehl wird automatisch gemahlen und verdichtet.

  • Anschließend setzt ihr den Siebträger in die Halterung, was sehr einfach funktioniert.

  • Ihr könnt auf Wunsch auch parallel die Milch aufschäumen (lassen), während der Kaffee durchläuft. Zwei Boiler sorgen für eine unabhängige Funktionalität

  • Jeder Schritt wird deutlich im Display angezeigt

Sage Oracle Touch Espressomaschine Espresso einstellen.

Ganz ehrlich: Wer hier was falsch macht, ist selber schuld!

Ich habe den Mahlgrad der Bohnen am großen seitlichen Drehrad nach den ersten Durchgängen feiner eingestellt. Von der werkseitigen Dosierung bin ich auch nicht ganz überzeugt. Die Siebe sind etwas zu voll. Also senkt hier die Kaffeemenge in kleinen Schritten, bis das Mehl knapp unter dem Rand des Siebs vollkommen eben im Siebträger liegt.

Hierfür gibt es einen kleinen „Messstopper“, den ihr etwas nach unten setzt. Dann meldet er schneller „Siebträger voll“ an die Mahleinheit und die Maschine stoppt die Ausgabe. Ihr müsst manchmal bei unterschiedlichen Bohnen noch einmal nachjustieren, aber mit etwas Übung geht das fix.

Nach dem Mahlen kommt der Siebträger in seine Halterung an der Brüheinheit. Hier könnt ihr jetzt entweder einen Einzel-, einen Doppel- oder einen manuellen Bezug starten.

Die Standardwerte sind mit 25 Sekunden für den Einzelshot und 30 Sekunden für den Double sehr gut bemessen. Solltet ihr aber einen „hässlichen“ Espresso ohne anständige Crema, zu viel oder zu wenig Kaffee in der Tasse haben, könnt ihr auch hier noch sekundenweise korrigieren.

Sage Oracle Touch Espressomaschine zwei Espresso.

An der Temperatur müsst ihr als Laie nichts machen, diese Feinheit verändert ihr für unterschiedliche Röstungen erst dann, wenn ihr wirklich wisst, was ihr da tut.

Am Ende kommt ein sehr ordentlicher Espresso mit dem entsprechenden Crema-Look in die Tasse, der dem hundertprozentigen Original tatsächlich in kaum etwas nachsteht. Ich wüsste nicht, welche Unterschiede der Laie hier bemerken sollte. Und das Schöne ist, dass dies wirklich auch blutige Anfänger hinbekommen.

Milchschaum aus der Sage Oracle Touch

Die „automatische Dampflanze“ ist eines der größten Highlights der Sage Oracle Touch. Denn hier könnt ihr auf Knopfdruck unterschiedliche Schaumkonsistenzen mit unterschiedlichen Temperaturen zwischen 40 und 75 Grad Celsius einstellen.

Sage Oracle Touch Espressomaschine Milchschaumlanze.

Ihr könnt die Milch auf 45 Grad Celsius erhitzen, was leicht angeschlagener Milch entspricht. Zwischen 55 und etwa 60 Grad Celsius bewegen wir uns im Bereich Milchschaum für Latte Art. Ab 65 Grad kocht ihr die Milch für Schaum zwar tot, aber manchmal braucht man eben eine wirklich heiße Flüssigkeit.

Die Konsistenzstufen 1 bis 9 sagen etwas darüber aus, wie fest das Ganze werden soll. Auf Stufe 9 wären wir beim Badeschaum angelangt, den irgendein Idiot irgendwann mal als Nonplusultra für Cappuccino ausgerufen hat. Bei Stufe 3 liegen wir im Latte Art-Feld.

Ich war zunächst etwas skeptisch, wie das funktionieren soll. Schließlich käme kein Barista auf die Idee, einfach nur die Lanze in das Milchkännchen zu hängen und sich vom Acker zu machen. Aber das klappt wirklich!

Ihr könnt den Einstellungen vertrauen. Wenn der Schaum fertig ist, ist er fertig und der Vorgang wird beendet. Beim Zurückklicken der Lanze in die Halterung wird das wichtige „Durchpusten“ der Düse mit Wasserdampf automatisch erledigt. Ihr selbst müsst nur noch die äußere Lanze mit einem Lappen reinigen.

Sage Oracle Touch Espressomaschine Latte Art.

Wenn es euch richtig in den Fingern juckt, könnt ihr natürlich auch alles manuell machen und eure Barista-Fähigkeiten beim Schäumen ausweiten. Nur wüsste ich nicht, warum ihr das tun solltet, wenn es doch auf Knopfdruck schon so gut funktioniert.

Für jedes der auswählbaren Getränke gibt es natürlich eine „optimale“ Voreinstellung der Milchschaumkomponenten, die ihr so hinnehmen oder nach eurem Geschmack verändern könnt.

Interessanterweise hat die Sage Oracle Touch übrigens keine Latte Macchiato-Voreinstellung an Bord. Ich persönlich kann damit gut leben, frage mich aber trotzdem, warum das so ist.

Sage Oracle Touch Latte Macchiato.

Eine Vermutung: Ein Latte Macchiato muss „zusammengebaut“ werden, damit er wirklich funktioniert. Heißt: Erst wird die Milch richtig aufgeschäumt, dann klug ins Glas gegeben, um die richtige Schichtung hinzubekommen. Der Espresso wird extra in einem Espressokännchen gebrüht und dann auf den Milchberg im Glas geschüttet.

Alle anderen Getränke lassen sich aber direkt in der Tasse bauen – natürlich bis auf das Milchaufschäumen. Und darauf ist die Sage Oracle als Hybrid nun einmal ausgelegt.

Meine zweite Vermutung: Als australische Marke ist Sage ein Verfechter des Flat White, der ja aus Australien stammt. Und um Länge geiler ist als der bis zur Unkenntlichkeit vermilchte Latte.

Meine dritte Vermutung: Die Sage Oracle Touch ist zu kompakt, als dass die klassischen Ikea Latte Gläser drunter passen. Also spart man sich den Quatsch gleich. Das ist keine Vermutung, sondern ein messbarer Fakt.

Dank der sechs individuellen Profile könntet ihr den Latte Macchiato natürlich auch selbst definieren. Nötig wäre das aber nicht – siehe Flat White!

Die Reinigung der Sage Oracle Touch

Bei den Kaffeevollautomaten predige ich euch in einer Tour, wie wichtig die regelmäßige Reinigung ist. Insbesondere in der Brühgruppe bleibt ansonsten viel feuchtes Kaffeemehl zurück, das euch unter dem Hintern wegschimmelt und die Maschine unbrauchbar macht.

Sage Oracle Touch Espressomaschine Reinigungstools.

Ich habe eine prima Nachricht: Diese Gedanken müsst ihr euch bei Siebträgermaschinen und dem Hybriden Oracle Touch nicht machen. Zumindest nicht in dieser Form.

Zwar ist auch hier selbstverständlich ordentliches Reinigen angesagt, aber der so schimmelanfällige Kaffee befindet sich zu jeder Zeit außerhalb der Brühvorrichtungen – nämlich nur im Siebträger und am Auslass. Yeah!

Für euch bedeutet das, dass ihr vor allem dafür sorgen müsst, dass der Auslass, der Brühkopf und die Siebe sauber sind. Der sogenannte Blindeinsatz für den Siebträger sorgt dafür, dass das Wasser aus der Maschine im Reinigungsdurchgang nicht herausläuft, sondern am Brühkopf rumwirbelt. Im Grunde „gurgelt“ die Maschine dann.

Für eine Zwischenreinigung ist es vollkommen ausreichend, öfter einmal einen Brühvorgang ohne eingesetzten Siebträger zu starten. Dann wird die Brühgruppe mit heißem Wasser durchgespült und das sogenannte Duschsieb an der Maschine von Rückständen befreit.

Sage Oracle Touch Heisswasserbezug.

Für eine etwas kräftigere Reinigung am Auslass sorgt ihr mit den beiliegenden Bürsten. Ansonsten solltet ihr den Siebträger nach dem Ausklopfen des Kaffeepucks auch einmal durchsäubern und nach jedem Schäumvorgang die Lanze abwischen. Das ist auch schon alles!

Selbst das Mahlwerk könnt ihr hier erfreulich kleinteilig auseinandernehmen und säubern, und zwar fast so gut wie bei einer Profi-Mühle.

Sage Oracle Touch Espressomaschine Mahlwerk.

Ausreden zum Thema Hygiene habt ihr mit der Sage Oracle Touch jedenfalls keine mehr.

Fazit zur Sage Oracle Touch: Ich bin ein Hybrider!

Im Vergleich zur von mir getesteten Gastroback Advanced Pro GS ist die Sage Oracle Touch noch um einiges professioneller geworden, ohne von euch professionelles Können zu verlangen.

Hybrider Funktionsking

Sage Oracle Touch

Der Vollautomat unter den Siebträgern

Top Mix aus Siebträger & Vollautomat

Milchschaum automatisch oder manuell

Einfache Reinigung

Hoher Preis

Ich bin vom Verhältnis Aufwand zu Ergebnis hellauf begeistert und finde, dass die Oracle Touch den schmalen Grat zwischen Anfänger-Problemen und Fortgeschrittenen-Ansprüchen hervorragend meistert.

Natürlich ist das nicht ganz billig. Aber seht es einmal so:

  • Ihr müsst euch keine extra Kaffeemühle mit Espresso-Expertise kaufen, die sinnigerweise auch erst bei 300 Euro anfangen würde.

  • Ihr müsst euch um die Hygiene weit weniger Gedanken machen als mit einem Vollautomaten.

  • Ihr habt genauso viel oder wenig Einfluss auf das Endergebnis, wie ihr wollt.

  • Ihr könnt alle Barista-Skills erwerben/ erweitern/ festigen, die ihr schon immer haben wolltet. Und zwar ohne Trial & Error, sondern gleich mit tollen Ergebnissen.

  • Ihr erhaltet ein sehr hochwertiges Gerät, das Einsteiger-Vollautomaten in Sachen Langlebigkeit weit überholen dürfte.

  • Ihr müsst euch nicht mehr mit KVA-Espresso begnügen. Und der Unterschied ist wirklich groß.

  • Eure Espressobohnen, die ihr für teuer Geld in kleinen Röstereien kauft, kommen endlich wirklich zu Ehren.

Wird die hybride Maschine demnächst den Kaffeevollautomaten-Hype ablösen? Nein, definitiv nicht! Denn eure Mitwirkung ist an der Sage Oracle Touch nicht nur erwünscht, sondern notwendig. Und darauf hat ganz sicher nicht jeder Lust.

Wer aber schon lange von einer „echten“ Espressomaschine träumt, aber keine Zeit dafür hat, sich langwierig Fertigkeiten und Wissen anzueignen, ist hier goldrichtig. Wenn euch aber irgendwann das Barista-Fieber packt, habt ihr hiermit einen dankbaren Lehrmeister am Start.

Fragen? Kommentieren! Ich freue mich auf eure Beiträge!

Dein Kaffee-Experte
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Arne Preuss

Moin! Ich bin Arne. Nach einigen Jahren als Barista habe ich mich einer Mission verschrieben: mehr guten Kaffee unter die Leute zu bringen. Dafür stellen mein Team und ich eine breite Wissensbasis zum Thema Kaffee für euch bereit.

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