Instantkaffee – Kalorienbomben und Chemie-Cocktails

Moin! Ich bin Arne. Nach einigen Jahren als Barista habe ich mich einer Mission verschrieben: mehr guten Kaffee unter die Leute zu bringen. Dafür stellen mein Team und ich eine breite Wissensbasis zum Thema Kaffee für euch bereit.

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Diesen Artikel würde ich lieber gar nicht schreiben müssen. Instantkaffee ist ein unerfreuliches Thema. Getrockneter kalter Kaffee, aus dem man mit heißem Wasser ein zweites Mal Kaffee macht. Untoter Kaffee, könnte man auch sagen. Zum Geschmack würde die Bezeichnung passen.

Warum ist Instantkaffee ungesund?

Diesen Artikel würde ich lieber gar nicht schreiben müssen. Instantkaffee ist ein unerfreuliches Thema. Getrockneter kalter Kaffee, aus dem man mit heißem Wasser ein zweites Mal Kaffee macht. Untoter Kaffee, könnte man auch sagen. Zum Geschmack würde die Bezeichnung passen.

In Großbritannien sind ganze drei Viertel des getrunkenen Kaffees Instantkaffee, verrät die BBC. Unglaublich! Bei den genießerischen Italienern macht der Pulverkaffee nur 1 Prozent des Kaffeekonsums aus. Das ist schon eher plausibel. In Deutschland ist es knapp ein Zehntel.

Die Firma Nestlé hat den klassischen Pulverkaffee vor knapp 80 Jahren erfunden. Bis heute ist ihr Markenname Nescafé mit dem Produkt verbunden wie Tempo mit dem Papiertaschentuch.

Hier erklärt der deutsche Kaffeeverband, wie die Herstellung von Instantkaffee funktioniert. Das Ganze ist recht kompliziert. Im Prinzip läuft es aber darauf hinaus, dass heißes Wasser die löslichen Bestandteile aus geröstetem und gemahlenem Kaffee herauswäscht. Dem so entstehenden Kaffeesaft entzieht man nun Wasser – aus “Dünnsaft” wird “Dicksaft”, so die Fachsprache. Instantkaffee ist getrockneter Dicksaft.

Ich komme ja damit zurecht, dass löslicher Kaffee am Rand des Marktes ein Schattendasein fristet. Leben und leben lassen. Wenn man wirklich kein Geld oder keine Zeit hat, könnten das Gründe für Instantkaffee sein. Beim Camping oder Wandern mag er praktisch sein, oder auch als Notreserve ganz hinten in der Speisekammer, die man anzapfen kann, wenn der richtige Kaffee mal ausgeht. Mit etwas Bauchschmerzen kann ich das akzeptieren.

Schlimmer sind aber die neueren Varianten von Instantkaffee: Seit einigen Jahren bieten Supermärkte Fertigmischungen für Kaffeegetränke wie Cappuccino oder Eiskaffee in Portionspackungen an. Die haben mit Kaffee wirklich fast gar nichts mehr zu tun, werden aber immer beliebter. Ihr Absatz wuchs im Jahr 2015 um ganze zehn Prozent – ein Trend, der schon seit einem Jahrzehnt anhält.

Instant-Cappucchino: Zucker und Chemie mit einer Prise Kaffee

Der klassische pure Instantkaffee ist nur geschmacklich eine Katastrophe, denn für ihn gilt ein Reinheitsgebot. Er darf nur aus Kaffeeextrakt bestehen und keine Zusatzstoffe enthalten. Der Koffeingehalt liegt etwas niedriger als bei Filterkaffee. Purer Instantkaffee ist also genauso gesund oder ungesund wie frisch gebrühter Kaffee.

Bei Studien wird meistens die Auswirkung von Kaffee getestet, unabhängig von seiner Güte. Aber immerhin wird schwarzer Kaffee getestet. Zu einer relativ aktuelle Studie zur Wirkung von Kaffee auf die Gesundheit wird bald auf Coffeeness ein Artikel erscheinen.

Ganz anders sieht es bei Instant-Cappuccino und anderen Kaffee-Fertigmischungen aus. Denn während deren Kaffeegehalt gegen null geht, sind sie randvoll mit Zucker und Chemie.

Bereits im Jahr 2006 ging die Stiftung Warentest hart mit den Instant-Cappuccinos ins Gericht. Die Tester vergaben an 19 von 20 getesteten Produkten bei der Deklaration nur die Note “ausreichend”. Das bedeutet, dass von außen schwer zu erkennen ist, was drin ist:

  • Die Bezeichnung “Cappuccino” ist schon mal fehl am Platz, weil nur normaler Instantkaffee drin ist, und davon sehr wenig.

  • Die Mischungen bestehen zu bis zu 60 Prozent (!) aus Zucker und Süßungsmitteln, ohne dass dies leicht erkennbar wäre. Im Kleingedruckten der Zutatenliste verstecken sich Zucker und Süßstoffe hinter Bezeichnungen wie Glukosesirup oder Laktose.

  • Auf den Verpackungsbildern ist Milchschaum zu sehen. Der ist aber mehr Fiktion als Wirklichkeit. Das deuten die Hersteller bestenfalls mit der kleinen Aufschrift “Serviervorschlag” an.

Zu denselben Ergebnissen kamen die Verbraucherzentralen in einem Marktcheck aus dem Jahr 2011:

  • Weil nur wenig Kaffee in den Mischungen ist, sind sie als Wachmacher kaum zu gebrauchen.

  • Sie enthalten massig Zucker, der sich zum Teil in Zutaten wie Süßmolkenpulver, Glukosesirup und Maltodextrin versteckt und bis zu vier Zuckerwürfeln pro Tasse entspricht. Das sind dann so viele Kalorien wie zwei Stücke Schokolade.

Im vergangenen Jahr nahm der NDR in seiner Sendung “Markt” die Fertigmischungen aufs Neue unter die Lupe. Demzufolge hat sich nichts geändert. Die Produkte bestehen zu 40 bis 60 Prozent aus Zucker und nur zu 5 bis 15 Prozent aus Kaffee.

Dazu kommt die Chemie: Stabilisatoren und Trennmittel täuschen so etwas wie Milchschaum vor und verhindern Klumpen, gehärtete Pflanzenfette und -öle bewirken künstlich eine cremige Konsistenz. “Das Zusammenspiel dieser Stoffe könnte sich negativ auf die Gesundheit auswirken”, kommentiert ein Ernährungswissenschaftler.

Über die Qualität des Kaffees selbst muss ich vielleicht nicht mehr viel sagen. Es sind ja praktisch nur Spurenelemente von untotem Instantkaffee. Aber in der Masse und bei den wachsenden Marktanteilen macht es eben doch wieder etwas aus.

Dazu kommt die Chemie: Stabilisatoren und Trennmittel täuschen so etwas wie Milchschaum vor und verhindern Klumpen, gehärtete Pflanzenfette und -öle bewirken künstlich eine cremige Konsistenz. “Das Zusammenspiel dieser Stoffe könnte sich negativ auf die Gesundheit auswirken”, kommentiert ein Ernährungswissenschaftler.

Über die Qualität des Kaffees selbst muss ich vielleicht nicht mehr viel sagen. Es sind ja praktisch nur Spurenelemente von untotem Instantkaffee. Aber in der Masse und bei den wachsenden Marktanteilen macht es eben doch wieder etwas aus.

Schlechte Qualität, düstere Öko- und Sozialbilanz

Wie die anderen anonymen Massen-Billigkaffees der Supermärkte teilen auch die Instant-Produkte euch nicht mit, woher der verarbeitete Kaffee kommt. Das heißt für die Qualität: Ihr könnt getrost davon ausgehen, dass es minderwertiger Kaffee ist, den die Hersteller auf dem Weltmarkt möglichst billig einkaufen. Einen “guten” Geschmack versuchen sie ja auch mit chemischen Zusätzen herzustellen, nicht mit gutem Kaffee.

Ähnlich düster dürfte die Öko- und Sozialbilanz dieses Kaffees aussehen. Das Billigste ist eben nie nachhaltig oder fair hergestellt. Da ist es fast nur eine weitere Fußnote, dass die Portionspackungen für ein bisschen überflüssige Bequemlichkeit eine Menge Müll produzieren. Die Landwirtschaft ist grundsätzlich ein riesiger Faktor für die Ökologie. Das ist beim Kaffee nicht anders. Ausbeuterische Landwirtschaft ist immer verheerend.

Falls euch das Thema interessiert, findet ihr hier bald meinen Artikel über Fair-Trade-Kaffee.

Wer auf Instantkaffee partout nicht verzichten will, bekommt übrigens bei der Gepa ein fair gehandeltes Produkt. Besser als Nescafé oder Aldi ist das allemal. Mit Instantkaffee meine ich hier einfach löslichen Kaffee – nicht Zucker-Chemie-Mischungen mit ein bisschen Kaffee, die sich Cappuccino nennen. Auf die solltet ihr wirklich partout verzichten.

Kapselkaffee oder Instantkaffee?

Die Wahl zwischen Pest und Cholera. Über die Kaffeekapseln habe ich gerade erst im Artikel „5000 Tonnen Wahnsinn“ berichtet. Ihr tut mit beiden Varianten niemandem einen Gefallen. Beide sind teurer. Beide sind für die Gesundheit schlecht, zumindest bedenklich. Bei beiden wird besonders häufig die Umwelt in Mitleidenschaft gezogen. Versucht es doch mit richtigen, echten Kaffeebohnen. Auf dem Link findet ihr all meine Test zu echten tollen, aber auch schlechten Kaffees. Bohnenkaffee ist keine Garantie auf Genuss – aber mit ihm ist er möglich und öffnet neue Welten des Genusses.

Instantkaffee mit viel Zucker

Fazit: Warum Instantkaffee?

Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, warum Menschen für so wenig gesparte Zeit so viel Genuss und Lebensqualität opfern. Wie lange dauert es wirklich, einen schönen, richtigen Kaffee oder Espresso zu kochen? Wie beschäftigt muss man sein, dass einem die paar Minuten zu viel sind?

Außerdem ist die Zubereitung eines Kaffees etwas anderes als den Müll rauszubringen. Die Zeit für Letzteres würde ich mir auch gerne sparen. Aber jeder weiß, dass man eine gelungene selbst gekochte Mahlzeit viel mehr genießt. Das ist beim Kaffee genauso.

Es gibt ein buntes, vielfältiges Spektrum von Kaffeesorten und verschiedenste Methoden der Kaffeezubereitung. Damit könnt ihr euer ganzes Leben lang experimentieren und immer noch etwas Neues entdecken.

Aber ich will auch nicht endgültig zum Missionar werden und die Geschmäcker sind verschieden. Von den Tüten-Cappucchinos und -Eiskaffees und was es da noch so gibt solltet ihr aber schon um der eigenen Gesundheit willen die Finger lassen.

Besorgt euch guten Kaffee und ein paar Rezepte und ich garantiere euch: Ihr bekommt selbst einen tausendmal besseren Cappuccino oder Eiskaffee hin. Und auf den könnt ihr euch wirklich freuen.

Was meint ihr? War ich zu ungnädig mit dem Instantkaffee? Schmeckt er euch wirklich? Ich freue mich auf eure Kommentare.

Dein Kaffee-Experte
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Arne Preuss

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