Gaggia Kaffeevollautomat Test: Vergleich, Modelle & Ratgeber

Moin! Ich bin Arne. Nach einigen Jahren als Barista habe ich mich einer Mission verschrieben: mehr guten Kaffee unter die Leute zu bringen. Dafür stellen mein Team und ich eine breite Wissensbasis zum Thema Kaffee für euch bereit.

Wie wir testen | Unser Team

Auf einen neuen Hersteller im Kaffeevollautomaten Test 2024 bin ich immer gespannt. Schließlich könnte es sein, dass seine Angebote die Art und Weise, wie wir Kaffeespezialitäten auf Knopfdruck beziehen, komplett revolutionieren.

Auf einen neuen Hersteller im Kaffeevollautomaten Test 2024 bin ich immer gespannt. Schließlich könnte es sein, dass seine Angebote die Art und Weise, wie wir Kaffeespezialitäten auf Knopfdruck beziehen, komplett revolutionieren.

An Gaggia Kaffeevollautomaten hatte ich dabei besonders hohe Erwartungen. Denn die Italiener aus Mailand sind die tatsächlichen Erfinder der Espressomaschine. Da sollten sie es auch schaffen, das Pumpen-Drucksystem so umzumodeln, dass Espresso und Kaffee ohne Barista-Fähigkeiten mit perfektem Aroma in der Tasse landen.

Aus irgendeinem Grund hat sich Gaggia erst vor kurzem entschieden, nach den USA nun auch Deutschland mit seinen Kaffeevollautomaten zu überzeugen. Warum sie den Umweg gegangen sind, weiß ich nicht.

Der Start soll mit einem breiten Modell-, Preis- und Geräte-Angebot gelingen. Finden wir heraus, welcher Kaffeevollautomat die Kapazität zum echten Konkurrenten hat und wie Gaggia an die automatische Zubereitung unserer Kaffeebohnen geht. 

Gaggia Kaffeevollautomaten: Design, Funktionen & Preissegment in der Übersicht

Da wir noch ganz am Anfang der deutschen Gaggia-Modell-Geschichte stehen, sind einige Ausführungen mit Vorsicht zu genießen. Denn auf der automatisch übersetzten deutschen Herstellerseite fehlen Maschinen, die jedoch definitiv auch hier zu haben sein sollen.

Diese Einschränkung finde ich wichtig, da wir zum jetzigen Stand so manches Modell vor der Nase haben, bei dem ich mir nicht sicher bin, ob es den Marktstart tatsächlich mitmachen soll.

Hello again

Bisher scheint die Welt der Gaggia Kaffeevollautomaten aus zwei Teilen zu bestehen: überzeugende neue Maschinen und richtig olle Kamellen. Und das meine ich durchaus kritisch.

Das beste Beispiel dafür ist der Gaggia Anima Prestige. Er ist vom Mahlwerk bis zum Wassertank eine praktisch exakte Kopie des längst nicht mehr verfügbaren Saeco Incanto, der wiederum ein fast identisches Vorbild für den Philips 5000 LatteGo war.

Gaggia Anima Prestige Front

Zwar wurde das Milchschaumsystem für Philips von einem klassisch integrierten Milchbehälter auf ein Latte-Go-System umgerüstet, aber der Kaffeevollautomat hat sich dadurch nicht verändert. Genauso wenig wie als Gaggia-Modell.

Versteht mich nicht falsch: Mit seinem kompletten Edelstahl-Gehäuse und tollen Ergebnissen auf Knopfdruck war der Saeco zum damaligen Stand lange Zeit ein Vorbild im Kaffeevollautomaten Test. 

Auch der Gaggia-Klon macht bei der Zubereitung, der Temperatur, der Reinigung und der Verarbeitung von Milch praktisch alles richtig. 

Doch mit einem Preis von rund 700 Euro und dem Eindruck, dass uns diese Maschine in Silber als neuer Vollautomat verkauft werden soll, bin ich nicht wirklich einverstanden.

Da mir dieses Modell direkt von Gaggia zur Verfügung gestellt wurde und die drei anderen Maschinen im Test ergänzt hat, ist davon auszugehen, dass dieser Kaffeevollautomat auch in Deutschland „neu“ eingeführt werden soll. Wie gesagt: Das Produkt wird dadurch zwar nicht schlechter, die Umstände hingegen schon.

Neustart in Schwarz-Rot

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Dabei kann Gaggia auch ganz anders: Sowohl der Gaggia Magenta als auch der Gaggia Accademia sind mit ihrem individuellen rot-schwarzen Design auch ohne Lupe sofort als eigenständige Idee erkennbar und lösen ihr Neuigkeitsversprechen mit vielen tollen Details ein, die wir gleich noch näher betrachten.

Aber andere Maschinen, darunter der Naviglio, der Velasca oder der Besana, sehen wiederum aus wie alte Modelle, deren Anschaffung sich nicht mehr lohnt. Mein Eindruck hat dabei jedoch erst einmal kein Gewicht, da ich diese Geräte nicht auf Herz, Knopfdruck und Kaffee getestet habe.

Die Cadorna-Serie ist ein Zwischending dieser beiden Extreme: Viele aktuelle Funktionsangebote und eine tolle Handhabung stecken hier in einem ziemlich altbackenen Gehäuse. Aber auch dieses zitiert Schwarz und Rot.

Einstellungsmöglichkeiten, Kaffeebezug, Aroma: Was macht einen Gaggia Kaffeevollautomat aus?

Gaggia Magenta Kaffeeziehen.

Made in Italy ist hier Erbe, Versprechen und offensichtlich auch Programm. Gaggia wirbt mit der italienischen Fertigung, dem italienischen Know-how in Sachen Espresso und der Premium-Qualität seiner Produkte.

Das Espresso-Know-how unterschreibe ich sofort. Denn alle Kaffeespezialitäten von Latte Macchiato bis Lungo tragen eine unmissverständliche Aroma-Signatur: 

Während so manche andere Kaffeemaschine daran arbeitet, aus meinen (und anderen) Kaffeebohnen ein vielschichtiges und verspieltes Aroma herauszuarbeiten, hält sich Gaggia an den italienischen Kaffee-Stil. Und das heißt: kräftig, zartbitter, konzentriert und dunkel.

Zudem wird die Kaffeetemperatur meist überdurchschnittlich heiß – und zwar auf die gute Art. Vom Cappuccino bis zum verlängerten Kaffee in Schwarz erinnert die Gaggia-Zubereitung immer wieder an die Ergebnisse aus einer Espressomaschine. 

Gaggia Cadorna Prestige Espresso close up

Während etwa Jura Kaffeevollautomaten mit ihrer Extraktion noch mehr Aromen aus jeder Röstung zaubern, bleibt Gaggia (bewusst) nah am Original. Außerdem setzen die Italiener auf:

  • Hochwertiger Materialmix von komplettem Edelstahlgehäuse bis Edelstahlfront mit Glasüberzug

  • Höheres Gewicht für gute Standfestigkeit

  • Vorwiegend Scheibenmahlwerk aus Keramik

  • Schlank-sinnvolle Auswahl an Kaffeespezialitäten

  • Einfache und durchdachte Menüführung – egal, in welchem Konzept

  • Mehrere Optionen für Milchsystem (je Serie oder sogar an derselben Maschine)

  • Sinnvolle Einstellungen für Temperatur, Kaffeestärke und Menge

  • Wassertank und Bohnenbehälter mit ausreichendem Fassungsvermögen

  • Brühgruppe herausnehmbar

  • Einfache Reinigung und gründliches Entkalkungsprogramm

  • Viele Details für eine komfortable Handhabung und Kaffeezubereitung

Insbesondere der letzte Punkt hat dafür gesorgt, dass ich mich an die Testkandidaten von Gaggia so gut erinnere.

Gaggia Cadorna Prestige Cup Halterung

Ein „Espresso-Tablett“ zum einfachen Heranholen einer Espressotasse an den Kaffeeauslauf (Cadorna) oder eine aktive Tassenvorwärmung mit Timer (Accademia) sind zwar kein Grund, eine Maschine zu kaufen. Doch wenn ihr diese Funktionen verwendet, fragt ihr euch schnell, warum darauf bisher keiner gekommen ist.

Die Qualität von Kaffee und Milchschaum haben mich darüber hinaus kein einziges Mal enttäuscht. Vom Cadorna Prestige haben wir sogar den heißesten Cappuccino aller Zeiten erhalten, ohne dass darunter die Qualität von Milchschaum oder Kaffee gelitten hätte. Das nenne ich echte Expertise.

Deluxe, Prestige oder Barista: So unterscheiden sich die Vollautomaten-Serien

Neben dem offensichtlichen Unterschied – neues Schwarz-Rot-Design gegen alte Looks in Silber oder Schwarz – grenzt Gaggia seine Modelle in vielen Serien über den Milchaufschäumer ab, der zudem die Geräte-Subkategorie bezeichnet:

  • Prestige: Integriertes System (für Cadorna, Velasca und Magenta)

  • Milk oder Deluxe: Cappuccinatore (für Magenta, Naviglio, Anima)

  • Plus oder Barista Plus: Professionell geformte Milchschaumlanze (für Anima, Cadorna, Magenta)

Kaffeevollautomaten ohne Zusatz besitzen entweder nur eine einfache Schaumlanze (etwa Besana oder Gaggia Brera) oder zwei Systeme in einem (Accademia).

Wenn ihr ganz sicher gehen wollt, welcher Vollautomat vor euch steht, könnt ihr auf die Modellnummern zurückgreifen. Hinter RI9604/01 verbirgt sich etwa der Cadorna Prestige. Oder ihr sucht nach Besana RI8081 und findet dann einen rund designten Kaffeevollautomat mit einfacher Schaumlanze in der Einstiegsklasse. Die Nummer RI9305 verweist auf den Gaggia Brera.

Wie bei anderen Herstellern schwirren auch noch ältere Maschinenbezeichnungen durchs Internet – zum Beispiel Gaggia Titanium. Hier solltet ihr euch sowohl von der Optik als auch von der Funktionalität der Angebote leiten lassen: Wirkt die Maschine etwas alt und ist nur bei Drittverwertern erhältlich, ist sie vermutlich kein Kauftipp mehr.

Viva Prestige oder New Classic: Kurzer Blick auf Gaggia Siebträgermaschinen

Présentation de la machine à expresso Gaggia Classic Pro.

Als König der Espressomaschine hat Gaggia eine ganze Reihe an Siebträgervarianten im Angebot, die witzigerweise teilweise moderner – bzw. zeitloser – aussehen als die Vollautomaten. Hier gibt es die Hauptlinien Classic, Carezza, Viva und Gran Gaggia.

Analog zu den Vollautomaten sind ebenfalls Unterlinien erhältlich. Der New Classic Siebträger ist super kompakt unsd wirkt wirklich zeitlos. Er wurde schon von vielen Rezensenten gelobt und rangiert beim Preis in einer Liga mit dem Solis Barista Gran Gusto, sieht aber professioneller und mehr nach Espressomaschine aus.

Noch ein bisschen mehr Espresso-Feeling verbreitet der Carezza Deluxe mit einem Drucksystem inklusive Manometer. Auch hier könnt ihr euch über die Nummern der Modelle genauer informieren und beispielsweise über Ri9303 11 den wirklich oldschooligen Gaggia Classic finden.

Solltet ihr zur Espressomaschine auch eine passende Kaffeemühle suchen, könnt ihr das mit der Gaggia MD 15 erledigen. Diese kostet um 90 Euro und kann von Siebträger auf Dose für Kaffeepulver umgerüstet werden. Wenn ihr wollt, unterziehe ich sie einem Kaffeemühlen-Test – hinterlasst einfach einen Kommentar!

Gaggia Accademia: Ein Flaggschiff, auf das Achille Gaggia stolz wäre

Top Nutzerfreundlichkeit

Gaggia Accademia

Maximale Freiheit von der Bedienung bis zum Milchschaum.

Flexible Bedienung

Manueller und integrierter Milchschaum ohne Umstecken

Sehr kräftige Getränke

Gelungene Alltagsdetails

Hochwertiges Glas-Finish an der Front

Touchmenüs etwas klein gehalten

Gäbe es den Gaggia Accademia in seiner neuen Auflage nicht (Nummer RI9781), hätte ich wohl nicht eine so hohe Meinung vom Hersteller. Denn dieser Vollautomat in der Preisklasse knapp unter 2.000 Euro begeistert:

  • Gehäuse im Materialmix aus Edelstahl und Glas (Schwarz-Rot)

  • Freie Bedienung über Touchscreen und/oder Rotary-Knöpfe und Touchtasten

  • Aufschäumen über professionelle Milchschaumlanze und integrierten Milchaufschäumer direkt am Produkt

  • Kaffeeauslauf komplett herausnehmbar, um To-Go-Becher zu befüllen

  • Keramikmahlwerk mit acht Stufen

  • Sehr kräftige Getränke möglich (dank OptiAroma-Einstellungen plus Extrashot-Funktion)

  • Tassenwärmer mit An- und Abschaltautomatik

  • 4 Benutzerprofile

Im Test musste ich Gegenargumente mit der Lupe suchen und habe sie höchstens bei etwas zu kleinen Menüpunkten auf dem Display gefunden. Auch bei der Kaffeetemperatur waren andere Gaggia-Maschinen noch überzeugender.

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Ich bin mir sicher, dass Latte-Art- und Flexibilität-Fans mit diesem Kaffeevollautomat einen tollen Kompromiss zwischen Automat und Siebträger finden, der in Handhabung und Zubereitung einfach Spaß macht.

Andererseits könnten wir fast 2.000 Euro auch in wesentlich modernere Technik investieren – zum Beispiel ein elektronisches Mahlwerk wie beim DeLonghi PrimaDonna Soul für einige hundert Euro weniger. Auch der Saeco Xelsis Suprema mit riesigem Touchscreen und viel Auswahl kann mehr für weniger.

Gaggia Cadorna: Ein heißer Vollautomat sucht seinen Weg

Hochwertig & Präzise

Gaggia Cadorna Prestige

Funktioneller Oldschool-Ansatz.

Sehr intuitive Bedienung

Hervorragend heiße Getränke

Sinnvolle Einstellungen

Sehr schöner Milchschaum

Gründliche Reinigungsmöglichkeiten

Mahlgrad nur mit Werkzeug einstellbar

Kaffee könnte voller sein

Beim Gaggia Cadorna Prestige bin ich mir trotz allen Lobes im Test nicht ganz sicher, wo ich ihn hinstecken soll. Ihn gibt es auch in den Varianten 

  • Plus Barista, 

  • Cadorna Plus oder 

  • Cadorna Milk. 

Doch ich finde, dass die integrierte Karaffe hier am besten passt.

Die Bedienung über eine Anti-Rutsch-Tasten-Farbdisplay-Kombination funktioniert hervorragend und könnte nicht intuitiver sein. Die Getränke gehören zu den heißesten im gesamten Test – ohne, dass darunter die Qualität leidet.

Der Gaggia Cadorna Prestige bereitet heissen Milchschaum zu

Mit dem schon erwähnten Espresso-Tablett zeigen die Gaggia-Entwickler hier ihre Fähigkeiten als Benutzerversteher und das Gerät ist insgesamt eine runde Sache.

Auf der anderen Seite ist der Cadorna für etwa 900 Euro eben auch ein Vertreter des Oldschool-Ansatzes von Gaggia, den ich beim aktuellen Stand der Technik nicht ganz verstehe. 

Das klobige Design und die Tatsache, dass ihr den Mahlgrad im Scheibenmahlwerk aus Keramik nur mit einem speziellen Werkzeug verstellen könnt (als Kaffeevollautomat-Zubehör enthalten), sind nicht mehr zeitgemäß.

Für Gaggia sind 900 Euro Mittelklasse, im gesamten Kaffeevollautomaten Test 2024 bewegen wir uns bereits ein bis zwei Stufen höher. Als Vergleich gäbe es hier viele Alternativen – zum Beispiel den taufrischen Siemens EQ.700.

Gaggia Magenta Milk: Überzeugend eigenwillig

Tolles Konzept

Gaggia Magenta Milk

„Italienischer Vollautomat“ – im besten Sinne.

Sehr intuitive Bedienung

Kräftige und heiße Getränke

Sinnvolle Einstellungen

Mahlwerk und Zubereitung laut

Latte Macchiato nicht vorprogrammiert

Mit dem Gaggia Magenta Milk als Kaffeevollautomat für um die 600 Euro bin ich auf Anhieb warm geworden – buchstäblich. 

Denn auch er schafft es im Test, superheiße Getränke auf Knopfdruck zuzubereiten. Gerade beim Cappuccino ist das beachtlich, weil der Milchschaum trotz der hohen Temperatur absolut gelungen und modern ist.

Auch der Rest der Maschine in aktueller Schwarz-Rot-Optik denkt einmal mehr an die Kunden und überzeugt mit einer absolut intuitiven Bedienung und genau dem richtigen Maß an Funktionen. Das Display-Knopfdruck-Prinzip ist simpel, aber zeitgemäß umgesetzt.

Gaggia Magenta Display

Leider steht auch ein recht lauter Vollautomat vor uns, der trotz Keramik im Scheibenmahlwerk beim Mahlen genauso Alarm macht wie mit seinem Pumpen-Drucksystem. 

Dass wir nur dann einen Latte Macchiato auf Knopfdruck beziehen können, wenn wir ihn „manuell“ programmieren, ist zwar nervig, aber verzeihbar. Cappuccino und andere Kaffeespezialitäten können zudem auch was.

Im Preisvergleich mit anderen Marken und Modellen steht dieser Kaffeevollautomat sehr selbstbewusst da. Eine Alternative, wenn auch knapp 100 Euro teurer, wäre der DeLonghi Dinamica Plus.

Gaggia Anima: Und dreimal grüßt das Murmeltier

Klassiker unter neuem Namen

Gaggia Anima Prestige

Dritte Auflage des Incanto-Erfolgs.

Hochwertig mit viel Edelstahl

Einfache Bedienung

Heiße Getränke

Kräftiger Epresso

Schöner Milchschaum

Preis-Leistungs-Verhältnis passt nicht

Kleinigkeiten stören die Anwendung etwas

Ich würde dem Gaggia Anima Prestige gern eine eigenständige Bewertung geben. Doch ich finde, das ist unmöglich. Wer den Saeco Incanto kopiert und obendrein auch noch beim Philips 5000 LatteGo spickt, kann seine Existenz nicht wirklich erklären.

Wären Incanto und Philips 5000er topaktuelle Modelle, hätte ich sicher weniger Probleme. Schließlich ergibt es Sinn, innerhalb eines Konzerns dasselbe System mehrfach zu verwerten, um andere Kunden anzuziehen. Das machen Autobauer nicht anders.

Aber der Anima kopiert ein Produkt, das bereits vor mehreren Jahren veraltet war. Das seht ihr insbesondere am Display und der One-Touch-Knopfdruck-Bedienung an einem offensichtlich in die Jahre gekommenen Design in Silber.

Wir müssen aber auch festhalten, dass der Edelstahl-Kaffeevollautomat weiterhin eine sehr gute Leistung bringt und kräftiges Aroma in der Tasse sowie sämigen Milchschaum für Latte und Cappuccino erzeugen kann.

Gaggia Anima Prestige Latte Macchiato close up

Der Gaggia-Preis ist mit rund 600 Euro jedoch zu hoch angesetzt. Wenn wir die Parallelen zu Saeco Kaffeevollautomaten noch weiter ziehen wollen, könnten wir zum Beispiel mit dem Saeco GranAroma für knapp 650 Euro mühelos mehr fürs Geld bekommen.

Der Witz dabei ist, dass auch der GranAroma eine weitestgehende Kopie ist. Er hat die Funktionen des alten Saeco Xelsis in die Mittelklasse geholt und für die obere Preisklasse stattdessen den Suprema erfunden.

Wo der Gaggia-Klon im Vergleich zum Vorbild jedoch teurer geworden ist und sich an einem richtig alten Prinzip orientiert, hat Saeco ein großes Paket an modernen Funktionen günstiger gemacht. Und das gefällt mir aus Kundensicht natürlich wesentlich besser.

Gaggia & die Konkurrenz: Wer macht besseren Kaffee & Espresso?

Gaggia Accademia bereitet Kaffee zu

Mit DeLonghi und natürlich Saeco gibt es genug italienischen Wettbewerb auf dem Vollautomatenmarkt. Dabei fällt nicht nur im Test auf, dass sich Gaggia am stärksten am klassischen Espresso-Kaffeegenuss orientiert. Saeco setzt auf sehr moderne Kaffeespezialitäten, DeLonghi auf sehr individuellen Kaffee.

Gaggias Ansatz gefällt mir trotzdem hervorragend. Wer das automatische Drucksystem erfunden und die Espressomaschine populär gemacht hat, weiß eben ganz genau, was er tut – alle anderen schreiben nur ab. 

Doch welche Unterschiede oder Besonderheiten zwischen einem Gaggia Vollautomat und der Konkurrenz gibt es noch? Schauen wir uns eine Auswahl an.

Gaggia vs. DeLonghi: Leistung gegen Leistung

DeLonghi Kaffeevollautomaten lieben es, Konkurrenten mit mehr Funktion pro Quadratzentimeter Maschine auszustechen. Und das zu einem immer wieder überraschend günstigen Preis.

DeLonghi bot im Maestosa das erste vollelektronische Mahlwerk auf dem Markt und war in Sachen Touchscreen-Display ebenfalls ganz vorn dabei. 

Nicht alle DeLonghi-Getränke sind der ganz große Wurf und es hat lange gedauert, bis diese Italiener ihren Charakter gefunden haben. Heute bespielen sie sämtliche Preisklassen – vom Einsteigerking DeLonghi Magnifica ECAM 22.110.B bis zum Doppelelektroniker Maestosa.

Delonghi Magnifica S ECAM 22.110.B

Im Einsteigersegment wäre der Gaggia Besana für rund 270 Euro einen Direktvergleich zum Magnifica wert – auch wenn ich mir in Sachen Design nicht sicher bin, ob mir der runde Knubbel gefällt. 

Er besitzt allerdings ein für die Preisklasse ungewöhnliches Keramikmahlwerk. Das lässt sich jedoch nur in fünf Stufen verstellen – da sind die 13 Stufen im DeLonghi-Mahlwerk theoretisch feiner. Hier könnte aber ein Test Aufschluss geben. Interesse?

Gehen wir mit dem Preis nach oben, kann sich der Magenta im 600 Euro-Feld bequem behaupten, zumal ihr hier die Wahl habt, wie ihr eure Getränke mit Milch am liebsten zubereiten wollt. Ob ihr lieber auf integrierte Behälter oder doch mein Gerät aus dem Test mit Cappuccinatore setzt, ist letztendlich fast Geschmackssache.

Ganz oben ist beim Gaggia Accademia Schluss, wo DeLonghi gerade erst anfängt. Der schwarz-rote Accademia ist dabei auf schöne Weise so speziell, dass mir auf Anhieb kein Vergleichsgerät von DeLonghi einfällt. 

Da sich DeLonghi auf die moderne Funktion und Gaggia auf die flexible Anwendung spezialisiert, ist dieses Duell mehr oder weniger unentschieden.

Gaggia vs. Jura: Angebote der Kaffee-Gegensätze

Jura Z10 Kaffeevollautomat Latte Macchiato Bezug

Jura Kaffeevollautomaten bringe ich nur ins Spiel, weil ich sie mit jedem Hersteller im Kaffeevollautomaten Test vergleiche. Die Schweizer sind derzeit die Aroma-Könige und präsentieren uns in einer Tour Produkte, bei denen Kaffee, Kaffeetemperatur und Milchschaum überragend sind.

Das gilt zwar auch für Gaggia, doch tun sich hier klare Gegensätze auf: Während Jura für einen modernen, tiefen und facettenreichen Kaffee aus meinen Kaffeebohnen steht, stellt sich Gaggia „stur“ und bleibt italienisch kräftig bei Kaffee und Cappuccino. Das eine ist nicht besser als das andere, spricht aber andere Kunden an.

Abseits der Kaffeespezialitäten ist Jura in den meisten Fällen Gaggia überlegen: Das beginnt bei der sleeken Jura-Optik gegenüber den anachronistischen Gaggia-Modellen und endet bei modernster Technik und Anwendung.

Allerdings ruft Jura für so manche Maschine einen übertriebenen Preis auf, der sich bei Gaggia zumindest in Teilen (Verarbeitung, Edelstahl-Anteil und Anwendungsdetails) oft besser rechtfertigen lässt.

Wer allerdings die neuesten Maschinen mit absoluter Leistung sucht, ist zum Beispiel mit einem Jura Z10 mit elektronischem Mahlwerk, einem Jura J8 mit süßem Milchschaum oder einem Jura S8 EA als Preis-Leistungs-Hit der Marke besser bedient. Selbst der ansonsten tolle Gaggia Accademia kommt dagegen einfach nicht an.

Gaggia vs. Philips: Eher Schwippschwager als Cousins

Philips 3200 Lattego im Ueberblick

Der Markenzusammenhang von Gaggia und Philips Kaffeevollautomaten besteht nach meiner Ansicht nur auf dem Papier. Trotz der Verwandtschaft von Anima Prestige und Philips 5000.

Gemeinsam haben sie höchstens, dass ihr praktisch null Erfahrungen im Umgang mit einem Vollautomaten haben müsst, um aus ihnen Espresso, Kaffee oder ordentlichen Latte Macchiato zu beziehen.

Das gilt natürlich nur für alle Versionen, die One-Touch-Knopfdruck-Milch ermöglichen. Bei Philips ist das ab der 3000er-Stufe mit dem LatteGo 3200 verfügbar, bei Gaggia in jeder Serie, die euch mehrere Varianten anbietet. Oft genannte Versionen wie der Gaggia Brera fallen damit flach.

Ansonsten sehe ich ein Philips-Modell eher in einer Küche, die es auch bei Kaffee und Espresso geradeaus und günstig mag, während Gaggia-Produkte mehr mit Image und Barista-Attitüde daherkommen.

Saeco vs. Gaggia: Welcher Kaffeevollautomat kann mehr Italien?

Saeco GranAroma Uebersicht mit Latte Macchiato

Während Philips und Gaggia nicht wirklich verwandt sind, stehen sich Saeco Kaffeevollautomaten und Gaggia-Produkte von Natur aus näher. Der Modellvergleich ist jedoch nicht ganz fair. 

Saeco war zwischenzeitlich komplett von der Bildfläche verschwunden und ist nun ausschließlich mit supermodernden Geräten am Start, die vom Display bis zur Qualität der Kaffeegetränke im Test alles bieten, was wir von zeitgemäßem Espresso und Milchschaum erwarten. Das beginnt beim recht leisen Mahlwerk und endet bei der Reinigung.

Gaggia war nie weg, hat sich aber erstens auf das Segment Espressomaschine und zweitens auf andere Märkte als Europa konzentriert.

Wenn ich zwei Versionen gegenüberstellen wollte, käme auf Gaggia-Seite der Magenta infrage, der sich mit dem Saeco GranAroma messen darf. 

Hier geht der Punkt trotz super Kaffeetemperatur und schönem Milchschaum bei Gaggia letztendlich an Saeco. Einmal mehr ist das Preis-Leistungs-Verhältnis ausschlaggebend.

Zudem fällt auf, dass Saeco „modernen italienischen Espresso“ bevorzugt, während Gaggia den klassischen Weg wählt. Auch hier lautet also das Fazit: Ihr müsst euch entscheiden, was ihr wollt.

Ersatzteile & Reparatur: Neues Leben für einen alten Gaggia Kaffeevollautomat?

Ich habe herausgefunden, dass ihr eure Gaggia-Geräte über die PROVENERO GmbH reparieren lassen könnt, falls das Pumpen-Drucksystem mal den Geist aufgibt, die Brühgruppe leiert oder das Keramikmahlwerk spinnt. 

Eine andere Werkstatt tut’s wahrscheinlich, allerdings ist der Gaggia Kundendienst innerhalb der Garantiezeit kostenlos.

Ob sich dieser Weg überhaupt lohnt, halte ich stets für fraglich. Ich würde es daran festmachen, welchen Preis ihr für euer Gerät auf den Tisch gepackt habt, wie alt es ist und wie ihr es generell gepflegt habt. Für einen Gaggia Besana aus Kunststoff, der schon etliche Jahre nuddelt, sehe ich eher schwarz. 

Gaggia Kaffeevollautomat kaufen: Meine Empfehlung?

Ein Modell wie der Gaggia Accademia ist zweifelsohne eine tolle Ergänzung im Reigen der Geräte im Kaffeevollautomaten Test 2024. Er hat viele eigene Einfälle und Ideen, die sich auf tolle Weise von der Konkurrenz abheben. Auch der Gaggia Magenta Milk ist eine Empfehlung.

Gaggia Accademia Kaffeebezug

Vor der breiten Markteinführung in Deutschland sollten die Italiener jedoch unbedingt ihre Modell-Range entrümpeln und so dafür sorgen, dass sich die Marke direkt mit einem klaren Charakter etablieren kann.

Bleiben alt-neue Modelle im Portfolio, werden viele sicherlich beim Preisvergleich auf Amazon und Co stutzig oder denken (wie ich), dass es sich um überholte Kaffeevollautomaten handelt. Selbst, wenn das nicht stimmen sollte.

Steht ein Gaggia im Elektromarkt neben einem supermodernen Konkurrenten zum ähnlichen Preis, weiß ich aus dem Stand, für welche Version die Entscheidung fallen wird.

Damit entgeht aber so manchem Espresso-Fan ein klassisches Maschinenprinzip, dass sich dem Vorbild Espressomaschine aus vollem Herzen verschrieben hat und sich von Gebrauch bis zur Reinigung viele Freunde machen könnte.

Wie steht ihr zur Marke Gaggia? Habt ihr einen Gaggia Babila, einen Magenta Plus, Titanium, Naviglio Deluxe oder andere Geräte zu Hause und wie findet ihr sie? Hinterlasst mir gerne einen Kommentar.

FAQ

Auch wenn es im Preissegment von fast 2.000 Euro so manches funktionsstarke Modell gibt, ist der Gaggia Accademia als flexibler und durchdachter Kaffeevollautomat eine klare Empfehlung.

Gaggia Milano ist als Erfinder der Siebträgermaschine gestartet, gehört aber heute mehrheitlich zu Saeco und damit auch zu Philips. Diese Verwandtschaft zeigt sich zum Beispiel beim Gaggia Anima, der nahtlos an den Saeco Incanto und den Philips 5000er Series anschließt.

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