Nivona oder Jura 2023 – Wer baut den besseren Vollautomat?

Moin! Ich bin Arne. Nach einigen Jahren als Barista habe ich mich einer Mission verschrieben: Mehr guten Kaffee unter die Leute zu bringen. Dafür stellen mein Team und ich eine breite Wissensbasis zum Thema Kaffee für euch bereit.

Wie wir testen | Unser Team

Gibt es ein horizontales Verwandtschaftsverhältnis, das zwischen Geschwistern und Cousins liegt? Falls ja, gehören Nivona Kaffeevollautomaten und Jura Kaffeevollautomaten in diese Kategorie.

Nivona 825 Arne mit Cappuccino

Gibt es ein horizontales Verwandtschaftsverhältnis, das zwischen Geschwistern und Cousins liegt? Falls ja, gehören Nivona Kaffeevollautomaten und Jura Kaffeevollautomaten in diese Kategorie.

Auch wenn sich die Maschinen auf den ersten Blick in Design, Bedienung, Preissegment und Technik zu unterscheiden scheinen, ist ihre DNA doch unglaublich ähnlich.

Sie haben fast dieselbe Zielgruppe, einen vergleichbaren Anspruch an die Kaffeezubereitung und manchmal ähnlich bescheuerte Einfälle, wie man eine Maschine mit möglichst viel Marketing-Geschwurbel an den Mann bringt.

Was noch wichtiger ist: Im Kern lassen sie entscheidende Bauteile wie die Brühgruppe sogar beim selben OEM-Lieferanten (Erstausrüster) herstellen.

Dennoch komme ich im Kaffeevollautomaten Test 2023 oft zu unterschiedlichen Gesamturteilen über die beiden Hersteller. Tendenziell scheint Jura mehr Testsieger zu produzieren als Nivona. Aber stimmt das wirklich? Und welcher Kaffeeautomat ist denn nun die bessere Wahl? Das klären wir ein für allemal im Duell Nivona vs. Jura!

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Jura oder Nivona: Unterschiede & Gemeinsamkeiten

Bevor wir einzelne Vollautomaten direkt gegeneinander antreten lassen, schauen wir kurz, warum ich überhaupt auf die Idee komme, die Kaffeemaschinen der Hersteller nebeneinander zu stellen.

Dabei geht es weniger um Details wie die Anzahl der Kaffeespezialitäten oder die Touch-Funktion an einem bestimmten TFT-Farbdisplay. Es geht eher um den Gesamteindruck beider Marken. Und der ist relativ identisch:

NivonaJura
ImageZuverlässig, benutzerfreundlich und langlebigHohe Qualität und Eleganz
PreisklassenMittel- bis hochpreisigHochpreisig bis Luxussegment
DesignBenutzerfreundlich-modern in Schwarz oder SilberEdel und elegant in Schwarz oder Silber
SteuerungEinfache Bedienung am Display; Smartphone-App macht ProblemeEinfache Bedienung am Display; App gut
InnovationsgradMittelHoch
Geschmack Espresso und KaffeeSehr gutHerausragend
MilchschaumSehr gut bis herausragendSehr gut bis herausragend
ReinigungSehr einfachWeitestgehend automatisiert (fest verbaute Brühgruppe)
VertriebAusschließlich FachhändlerFachhändler + Elektromärkte (außer Plattformen)
Preis-LeistungSehr gutMittel bis sehr gut

Unterm Strich halte ich Nivona Kaffeevollautomaten für „vernünftiger“ und „alltagstauglicher“ als unmittelbare Jura-Kollegen. Im Preisvergleich ist jede Nivona-Baureihe „günstig“ im gehobenen Sinne, während wir bei Jura so manches Modell preislich rechtfertigen müssen.

Andererseits habe ich bisher in keinem Nivona-Testbericht eine derartige Jubelarie auf Kaffee, Espresso und Co verfasst wie auf die neuesten Jura-Geräte. Die Nivona-Qualität ist zwar hoch, reicht aber nicht an die offensichtliche Perfektion heran, die Jura mit Vorbrühsystem, Wasserdruck und Einstellmöglichkeiten erreicht.

Nivona Kaffeevollautomat Espressobezug

Dennoch ist das „Aromatica System“ von Nivona mindestens genauso gut wie das Pendant bei Jura. Und wir dürfen das Thema „fest verbaute Brüheinheit“ nicht vergessen. Vorerst müssen wir uns blind darauf verlassen, dass die fest verbaute Brühgruppe von Jura nach jedem Brühvorgang perfekt automatisch gereinigt wird.

In nicht allzu langer Zeit wissen wir mehr. Denn ich habe jüngst einen Langzeittest mit Jura und Krups-Modellen gestartet, bei dem wir nach einem Jahr im Dauerbetrieb die Geräte komplett auseinander bauen werden. Das wird im April 2022 soweit sein. Wir sind schon gespannt.

Doch trotz aller Jubelarien auf Jura bleibt die Tatsache, dass ihr generell mehr für Jura zahlt, als eine Baureihe vielleicht wert ist. Es gibt (nach meiner Erfahrung) Aufschlag fürs Design und das Image, schwurbelige Marketingbegriffe und das Flair von Langlebigkeit.

Ob das stimmt, schauen wir uns am besten in einem Direktvergleich in verschiedenen Preisklassen an. Dabei fällt auf: Es ist nicht schwer, Konkurrenten zu identifizieren. Auch das ist ein Zeichen dafür, wie ähnlich die Vollautomaten am Ende sind.

Geräte für Einsteiger: Jura A1 gegen Nivona CafeRomatica NICR 520

An welcher Zielgruppe die beiden Konkurrenten interessiert sind, zeigt sich schon daran, was sie unter einem Einsteigermodell verstehen. Von Preisen wie beim DeLonghi Magnifica 22.110.B sind wir meilenweit entfernt. Von einer ähnlich umfangreichen Ausstattung in Teilen auch.

Bei den Schweizern geht es mit dem Jura A1 Kaffeevollautomat ohne Milchschaumsystem ab ungefähr 600 Euro los. Bei den Nürnbergern ist der Nivona CafeRomatica NICR 520 zwar knapp 200 Euro günstiger. Auch besitzt er einen gelungenen halbautomatischen Milchaufschäumer.

Doch spätestens nach einem Test hat kaum noch jemand Lust auf den 520. Sein Mahlwerk ist zwar fein und gut. Aber die Geräuschqualität liegt auf Zahnarztbohrer-Niveau. Aua.

Währenddessen ist der A1 zwar hochwertig und solide. Aber milchschaumlose Kaffeevollautomaten sollten wir doch lieber bei Melitta kaufen. Etwa der supergünstige Caffeo Solo macht genau das, was Jura macht. Wollt ihr eine ähnlich gute Kaffeequalität, empfehle ich den Melitta Purista. Der kostet ebenfalls rund 300 Euro weniger.

Beide Duell-Maschinen wirken, als wären sie etwas halbherzig zusammengezimmert worden, um wenigstens den Anschein zu erwecken, man kümmere sich auch um preissensiblere Kunden. Macht man ja auch, aber eben nicht wirklich überzeugend.

Bestes Preis-Leistungs-Verhältnis: Jura E8 gegen Nivona CafeRomatica NICR 825

Schon ein paar Preisstockwerke höher ist der Eindruck wesentlich besser. Auch wenn rund 1.000 Euro sicher kein Pappenstiel sind.

Bei Jura lohnt es sich, einen Blick auf ein schon etwas betagtes Modell zu werfen: Obwohl der Jura E8 nicht zu den neuesten und besten Kaffeevollautomaten der Schweizer gehört, ist er ein sehr gelungenes Stück Kaffee-Technik.

Er kann 17 Kaffeevarianten auf Knopfdruck, ist App-kompatibel, hat bereits die 10-stufige Einstellbarkeit der Kaffeestärke an Bord und besitzt ein top Mahlwerk. Zwar müsst ihr hier noch auf die stufenlose Verstellbarkeit verzichten, doch das fällt nicht auf.

Nivona CafeRomatica NICR 825 Kaffeevollautomat Uebersicht mit Arne

Der Nivona NICR 825 spart sich die App. Gut so. Denn er lässt sich am besten am komfortablen und großen Display bedienen. Wie bei Nivona üblich, könnt ihr alle Getränke während der Zubereitung programmieren und habt auch sonst sehr viele Eingriffsmöglichkeiten.

In Sachen Kaffee, Espresso, Cappuccino und Milchschaum hat der E8 nur das „Problem“, dass ich meine Coffeeness-Kaffeebohnen inzwischen in noch bessere Jura Kaffeevollautomaten kippen durfte, die geschmacklich noch mehr aus den Schoko-Akzenten herausarbeiten.

Der 825-Kaffee ist hingegen ganz auf Nivona-Linie: geradlinig schokoladig, sehr gut trinkbar und bestens geeignet für den Soloauftritt oder ein Duett mit Milch. Das löst zwar keine Erweckungsgefühle aus. Aber es schmeckt, wie es soll.

Und zwar für ebenfalls um die 1.000 Euro, für die ihr bei Nivona eine modernere Funktionalität, ein schickes Design und nach meiner Ansicht einen herausragenden CafeRomatica-Prototyp erhaltet, an dem keine Schraube zu viel ist.

Beste Innovation: Nivona CafeRomatica NICR 1040 gegen Jura Z10

Normalerweise würde ich keinem Nivona Kaffeevollautomaten besondere Innovativität unterstellen. Denn meistens gehen technische Spielereien nach hinten los. Die App wurde jüngst aus den Play Stores entfernt, weil sie nicht gescheit funktioniert.

Das „Barista in a Box“-Prinzip (Regulierbarkeit der Durchlaufgeschwindigkeit von Wasser) klingt zwar super, macht aber den besten Kaffee, wenn ihr es nur in der Standardeinstellung verwendet, also dieses „Aroma Balance System“ ignoriert.

Nivona NICR 970 Kaffeevollautomat Display mit Flying Picture Mode

Der neueste Wurf ist der „Flying Picture Mode“ am NICR 970. Das sehr geräumige Display kann eure persönlichen Fotos abbilden und während der Zubereitung kleine Animationsfilmchen abspielen. Und dieser Modus nervt!

Wenn wir uns dagegen neue Jura Kaffeevollautomaten anschauen, haben die Schweizer das Prinzip Digitalisierung verstanden. Sie hauen in einer Tour neue technische Ideen raus – vom elektronischen Mahlwerk bis zu fast abenteuerlichen Zubereitungsmöglichkeiten.

Schon deshalb könnten wir darüber streiten, ob der Nürnberger Duell-Kandidat Nivona NICR 1040 tatsächlich als Innovation gelten darf.

Dieser Kaffeevollautomat macht im Grunde nur vier Dinge: Er liefert einen riesigen Wassertank, eine große Auffangschale, einen ebenso großen Auffangbehälter für Trester und eine etwas schnellere Einsatzbereitschaft nach jedem Bezug. Gut, 18 Benutzerprofile sind auch nicht ohne. Das alles kostet euch rund 2.000 Euro.

Ist das wirklich so außergewöhnlich? Es ist.

Der CafeRomatica 1040 ist der erste Kaffeevollautomat, bei dem ihr wahre Bürotauglichkeit im überschaubaren Consumer-Paket kaufen könnt.

Nivona NICR 1040 Kaffeevollautomat Uebersicht mit Arne und Mauricio

Indem einfach alles größer wird, was sonst alle paar Minuten im geschäftigen Büro nach Leerung und Reinigung schreit, qualifiziert sich dieses Nivona-Modell aus dem Stand für alle Unternehmen, die sich sonst einen Jura-Automaten hinstellen würden. Oder die sogar nach riesigen Gastromaschinen schauen.

Selbst der Jura Giga 6, der theoretisch dieselbe Zielgruppe wie der 1040 ansprechen will, hat bei der grundsätzlichsten Anforderung gepennt: Die Bauteile sind genauso fipsig wie in den kleineren Maschinen! Trotzdem kostet der Jura-Gigant um die 3.000 Euro. Okay, es gibt ein doppeltes, elektronisch steuerbares Mahlwerk dazu. Trotzdem.

Jura GIGA 6 Kaffeevollautomat Uebersicht Arne gluecklich

Mit dem CafeRomatica 1040 Kaffeevollautomaten beweist Nivona aufs Großartigste, dass Innovationen und Kundenorientierung nichts mit Digitalisierung oder atemberaubenden Funktionen zu tun haben müssen.

Andersherum ist tolle Technik nun wirklich nicht zu verachten. Und mit dem Jura Z10 haben die Schweizer jüngst einen Spielautomaten der Extraklasse auf den Markt geworfen.

In dieser Fortsetzung der zurecht erfolgreichen Z-Reihe könnt ihr erstmals auch „Cold Brew“ zubereiten. Sagt Jura. Ihr könnt höchstens „Coldpresso“ zubereiten, sage ich.

Die Marketingabteilung hat sich durch Insta gescrollt und den wichtigsten Kaffeetrend der vergangenen Jahre in ein automatisches Prinzip überführt. Oder zumindest so getan. Denn Cold Brew ist in keinem Kaffeevollautomaten möglich. Es sei denn, der Kaffee darf bis zu 24 Stunden darin herumsuppen.

Zuerst hat sich naturgemäß alles in mir gegen solchen Bullshit gewehrt. Aber die „kaltgepresste“ Brühe (normaler Espresso mit weniger Pumpendruck und nicht erhitztem Wasser) ist eine Wucht. Ihr entdeckt tatsächlich völlig neue Aromaprofile – solange ihr guten Bohnen nehmt, versteht sich.

Auch jenseits dieser völlig überflüssigen (aber tollen) Erfindung ist der Z10 ein Modell, dass euch einfach Freude bereiten wird. Das Bedienkonzept ist super, die Milchgetränke gelingen hervorragend, die Technologie funktioniert von vorn bis hinten.

Dass wir dafür ungefähr 2.600 Euro übrig haben müssen, ist fast schon selbstverständlich. Zumindest für Jura.

Jura? Nivona? Wer baut denn nun die besten Vollautomaten?

Wenn wir es genau nehmen, kommen die besten Vollautomaten von Eugster Frismag. Dieser Hersteller für Bau- und Ersatzteile liefert die Kernelemente fast aller Kaffeevollautomaten auf dem deutschen Markt.

Eine Brühkammer von Miele, die Extraktion bei Nivona, die Kaffeetemperatur bei Jura – in Sachen Hardware sind alle austauschbar. Demnach könntet ihr euch genauso gut eine günstige Melitta-Maschine statt eines hochpreisigen Nivona Kaffeevollautomaten zulegen. Oder das Jura-Modell zugunsten einer Miele-Version ignorieren.

Kaffeevollautomaten Vergleich Krups, Jura und DeLonghi

Siemens, Philips und DeLonghi gehen jeweils einen eigenen Weg. Das merkt man ihren Maschinen auch irgendwie an.

Doch warum nehmen wir Nivona und Jura Kaffeevollautomaten dennoch so unterschiedlich war? Reicht da schon ein etwas anderer Milchbehälter oder ein leicht verändertes Bluetooth-Modul? Im Grunde schon.

Im Kaffeevollautomaten Test zeigt sich immer wieder, dass jeder Anbieter anders mit seiner Hardware umgeht und beim letztendlichen Design der Maschine andere Prioritäten setzt.

Diese Prioritäten sind es, die euch beim Kauf anleiten. Wollt ihr einen Vollautomat auf dem neuesten technischen Stand und seid bereit, dafür mehr Geld als marktüblich zu bezahlen? Dann setzt auf Jura.

Wollt ihr lieber Einfachheit, Zuverlässigkeit und sehr benutzerfreundliche Geräte mit klarem Vernunft-Preisschild? Dann sind Nivona Kaffeevollautomaten eure Wahl.

Besser oder schlechter ist keiner der beiden. Nur anders. Wie seht ihr das? Ich freue mich auf eure Kommentare!

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