Ich trinke meinen Kaffee schwarz, ohne Zucker, ohne Zusätze. Aber nicht, weil das angeblich gesünder ist, sondern weil es keinen direkteren Weg gibt, den Charakter von Kaffeebohnen kennenzulernen und zu feiern.
Ich trinke meinen Kaffee schwarz, ohne Zucker, ohne Zusätze. Aber nicht, weil das angeblich gesünder ist, sondern weil es keinen direkteren Weg gibt, den Charakter von Kaffeebohnen kennenzulernen und zu feiern.
Trotzdem habe ich nichts gegen einen Flat White oder Zucker und Milchschaum. Zwischen der Schwarzer-Kaffee-Fraktion und Menschen, die nicht ohne Kaffee-Milch-Kombi können, verläuft ein tiefer Graben. Doch warum eigentlich? Und was macht schwarzen Kaffee wirklich aus?
Was ist schwarzer Kaffee?
Schwarzer Kaffee ist eigentlich nichts weiter als ein Getränk, das ohne Milch oder färbende Zusätze auskommt. Es kann sich also genauso um Espresso wie um Filterkaffee handeln. Der Kaffee kann aus der Kaffeemaschine, dem Vollautomaten, der Herdkanne, French Press oder Siebträgermaschine stammen.
Uneigentlich ist schwarzer Kaffee auch ein kultureller Ausdruck – und meint in jedem Land was anderes. Wir Deutschen verstehen darunter Filterkaffee, die Italiener Espresso, ums Mittelmeer kommt schwarzer Kaffee aus der sog. Ibrik (kleiner Krug, Kännchen).
Es geht wirklich nur darum, dass gemahlene Kaffeebohnen über einen bestimmten Zeitraum mit Wasser in Kontakt kommen und so extrahiert werden. Und das bedeutet, Kaffee in seiner „reinen“ Form zu trinken.
Schon an dieser Stelle stellt sich übrigens heraus, dass die Kalorien-Frage bei Kaffee eine Falle ist: Schwarzer Kaffee ist auch mit Zucker immer noch schwarz.
Wie viel Koffein hat schwarzer Kaffee?
Wie viel Koffein eine Tasse schwarzer Kaffee mitbringt, haben wir in unserer Koffein-Studie genauer untersucht. Absolute Zahlen bringen hier wenig, da der Koffeingehalt entscheidend davon abhängt:
Welche Bohnen ihr verwendet und wie heiß diese geröstet wurden
Wie fein ihr den Kaffee mahlt
Wie lange ihr ihn ziehen lasst (bzw. die Durchlaufzeit)
Bei welcher Temperatur ihr den Kaffee brüht
Welche Zubereitungsmethode ihr verwendet
Grundsätzlich könnt ihr davon ausgehen, dass eine Tasse schwarzer Kaffee (Füllmenge 200 Milliliter) zwischen 80 und 100 Milligramm Koffein erreichen kann. Ein 25 Milliliter-Espresso schafft 68 Milligramm Koffein. Rein nach mg-pro-ml-Konzentration sind Ristretto und Espresso allerdings absolute Koffeingewinner.
Schwarzer Kaffee & die Kcal-Frage: Sind die Kalorien wichtig?
Wenn ihr Google oder viele Ratgeber fragt, hat schwarzer Kaffee rund zwei Kilokalorien auf 100 Gramm – ist also praktisch ein flüssiges TicTac. Was sagen uns diese Kalorien-Zahl oder der Vergleich? Am besten nichts.
Das Thema Kalorien ist erstens komplex. Zweitens ist es insbesondere im Zusammenhang mit Kaffee Blödsinn. Und drittens habe ich das Thema bereits an anderer Stelle sehr genau behandelt. Lest dazu einfach meinen Text „Wie viele Kalorien hat Kaffee?“
Hat schwarzer Kaffee Kohlenhydrate?
Irgendwo müssen die Kalorien ja herkommen. Kaffeebohnen bzw. schwarzer Kaffee enthalten als organische Materie Fette, Kohlenhydrate und Proteine. Da Kaffee je nach Zubereitungsart eine Lösung, Emulsion und Suspension ist (manchmal sogar alles zusammen), kommen diese Stoffe in unterschiedlicher Konzentration in die Tasse.
Gesundheit: Ist schwarzer Kaffee ungesund?
Kaffee enthält rund 1.000 verschiedene Stoffe, nicht alle sind bisher chemisch entschlüsselt. Das zeigen unzähligen Studien zum Thema Kaffee und Gesundheit – und meine stetig wachsende Batterie an wissenschaftlichen Ratgebern und Untersuchungen zu dem Thema.
In meinem Text „Ist Kaffee gesund oder ungesund?“ findet ihr eine Übersicht. Spezieller wird es zum Beispiel hier:
Gesundheitliche Vorteile & Nachteile für den Körper
Sagen wir es so: Kaffee hat ganz sicher eine Wirkung auf den Körper. Allein schon, weil Koffein ein bewiesener ergogener Wirkstoff ist und immer etwas mit uns macht. Ob das gut oder schlecht ist, hängt von einigen Dingen ab:
Regelmäßiger Kaffeekonsum vs seltener Genuss von Kaffee
Aufgenommener Kaffee in Menge & Verteilung
Allgemeiner körperlicher Zustand
Genetik, Geschlecht, Alter
Ich kann nur nochmal betonen, wie unfassbar undurchsichtig die wissenschaftliche Lage ist, obwohl Medien sehr gern behaupten, sie hätten den Kaffee-Gesundheitscode für alle Menschen geknackt. Absolut nichts ist bewiesen – nicht einmal Binsenweisheiten zur Wirkung auf den Magen (schlecht), die Leber (gut), den Stuhlgang (richtig gut).
Nicht einmal bei der empfohlenen Menge Kaffee am Tag gibt es einen anständigen Standard. Das liegt vor allem daran, dass die Angabe „Tasse“ keinen Sinn ergibt. Ob nun schwarzer Kaffee drin ist oder Milch, Kakao und Zucker-Kaffee. Genaueres zu diesem Aspekt erfahrt ihr im Ratgeber „Wie viele Tassen am Tag sind gesund?“
Schwarzer Kaffee vs schwarzer Tee: Was ist gesünder?
Kaffee hat in etwa doppelt so viel Koffein wie schwarzer Tee, während Tee wiederum andere tolle Stoffe enthält, die Kaffee nicht mitbringt. Wer besser für den Blutzucker oder andere Gesundheitsaspekte ist? Ihr ahnt meine Antwort. Falls nicht, lest einfach meinen Vergleich Kaffee vs. Tee.
Stoffwechsel: Abnehmen mit schwarzem Kaffee & Intervallfasten?
Kaffee beim Abnehmen ist eines meiner liebsten Hass-Themen. Wer YouTube guckt, muss sich zum Beispiel oft mit den bescheuerten Werbevideos des Fakefluencers Jasper Caven rumschlagen, in denen er irgendwas von Fettlebern und Kaffee-Extrakten erzählt. Da ist er nicht der einzige.
Ob und wie schwarzer Kaffee den Stoffwechsel ankurbelt oder eine Fettverbrennung anheizt, weiß die Wissenschaft nicht einmal halb so genau wie der letzte YouTube-Werbedödel. Das sollte uns einiges sagen.
Zubereitung ohne Milch & Zucker: So schmeckt schwarzer Kaffee
Eine Kaffeebohne enthält mehr als 800 Aromen. Diese nehmt ihr vor allem über die Nase und die Zunge wahr. Die Düfte sind der Wegweiser und helfen euch bei der Kategorisierung. Textur, Geschmack und Mundgefühl runden den Eindruck ab.
In jedem guten Kaffeebohnen Test findet ihr deshalb „schmeckende“ Begriffe wie „bitter“ oder „süß“ und Duft-Einordnungen wie Pfirsich, Gras, Honig. Das klappt jedoch nur, wenn Milch und Zusätze Pause haben.
Schwarzer Kaffee bildet nicht nur den Charakter seiner Kaffeebohnen genau ab, er unterstreicht auch, warum es verschiedene Zubereitungsmethoden gibt.
Kaffeemaschine: Volles Aroma mit feinen Untertönen
In der Kaffeemaschine wird Wasser ohne Druck langsam durch das Kaffeemehl befördert und passiert anschließend einen Filter. Dieser hält Kaffeeöle und Bitterstoffe zurück. Darum ist schwarzer Kaffee aus dem Filter auch perfekt für sehr feine, fruchtige und vielseitige Eindrücke.
Wird schwarzer Kaffee mit Zitrone oder Zitronentorte, Hagebuttentee oder Obstkorb verglichen, ist das ein Kompliment. Dafür solltet ihr aber entweder auf den Handfilter oder auf einen Testsieger wie den Moccamaster setzen.
Gute Alltagskandidaten in meinem Kaffeemaschinen Test 2024 – zum Beispiel Melitta Enjoy Top Therm – eignen sich besser für kräftigere Nuancen wie Karamell, Toffee und einen guten Mix aus Schwarz und Milch.
Kaffeevollautomat: Schwarzer Kaffee mit Selbstbewusstsein
In meinem Kaffeevollautomaten-Test 2024 haben sich die Zeiten Gott sei Dank geändert. Früher war schwarzer Kaffee eher zu nah am Wasser gebaut, inzwischen bieten die meisten Kandidaten einen Geschmack, der wie ein Espresso mit mehr Wasser wirkt – aber auf die gute, volle und kräftige Art.
Zum Ausprobieren empfehle ich die günstige DeLonghi Magnifica S (Testsieger in der Kompaktklasse). Wenn ihr es lieber High-End haben wollt, schaut euch beispielsweise den Jura Z10 an. Der macht sogar Cold Brew und zeigt, was schwarzer Kaffee aus dem Vollautomaten kann – übrigens gern aus meinen Kaffeebohnen für Vollautomaten.
Kaffee entwickelt für den Vollautomaten
Mein Kaffee eignet sich bestens für alle Getränke aus dem Vollautomat.
Täglich frisch geröstet
Schokoladiges Aroma
Fair gehandelt
Für Espresso, Kaffee & Milchgetränke
French Press: Manuell Kaffee wie für Profis zubereiten
Die gute alte French Press hat noch lange nicht ausgedient. Denn sie bereitet tollen Kaffee zu. Die Zubereitung ist auch super easy: Ihr gebt frisch gemahlenes Kaffeepulver in die Kanne, schüttet heißes Wasser darüber und wartet ein paar Minuten. Dann drückt ihr den Stempel runter und ab in die Kaffeegläser.
Ihr könnt mit der French Press wunderbar experimentieren. Ich empfehle euch, die Bohnen mittelgrob zu mahlen (am besten mit einer Kaffeemühle), rund 5,5 Gramm Kaffee pro 100 Milliliter Wasser zu nehmen und für die Extraktion 95 Grad heißes Wasser zu wählen.
Der Kaffee könnte kaum direkter sein und ähnelt den Voraussetzungen, unter denen Profis Kaffee verkosten. Jede Sorte zeigt hier ihr ungeschminktes Gesicht – ob im Guten oder Schlechten.
Schwarzer Kaffee kann sich hier nicht hinter einem Filter verstecken oder durch eine schnelle Extraktion etwas ausgleichen. Darum nehmt Qualität und eine mittlere Röstung. Zum Beispiel aus dem Coffeeness-Shop.
Welche Bohnen eignen sich für schwarzen Kaffee?
Schwarzer Kaffee entsteht aus allen Bohnensorten. Wichtiger ist, dass die Röstung zur Methode passt.
Wenn ihr eure Bohnen sorgfältig mahlt, könnt ihr sie mit jedem Gerät verwenden und das beste Aroma herauskitzeln. Mehr zum Thema Bohnen und Röstung gibt es in meinem Kaffeebohnen Test 2024 und im Espressobohnen Test 2024.
Einfach Kaffee schwarz: Ehrlich & voller Überraschungen
Auch wenn schwarzer Kaffee sonst nicht in eure Tasse kommt: Probiert es einmal mit guten Bohnen und lasst euch auf den Geschmack ein.
Dabei entdeckt ihr plötzlich Säuren und Fruchtaromen, die ihr vielleicht noch nicht kanntet. Oder ihr entdeckt, dass schwarzer Kaffee wie ein Brownie schmecken kann. Oder ihr findet heraus, dass es bisher nur an der richtigen Zubereitungsmethode gefehlt hat.
Schwarzer Kaffee ist euch zu schwarz? Auch gut. Wenn Milch und Zucker im Spiel sein sollen, kann ich damit hervorragend leben. Schließlich hat Kaffee viele Gesichter.
Schwarzer Kaffee – was haltet ihr davon? Hinterlasst gern einen Kommentar!
FAQ zu schwarzem Kaffee
Schwarzer Kaffee ist sehr vielschichtig und wirkt auf jeden Menschen anders. Die Wissenschaft hat bisher keine abschließende Antwort gefunden.
Ja, in schwarzem Kaffee ist Zucker, denn er enthält von Natur aus einen Anteil an Kohlenhydraten. Die Menge ist jedoch gering.
Schwarzer Kaffee ist nicht gut oder schlecht. Seine Wirkung hängt von individuellen Faktoren ab. Gut ist schwarzer Kaffee vor allem, wenn er aus guten Bohnen zubereitet wird.