KFE Bonga Bio Espresso Test: Loblied der Langeweile

Moin! Ich bin Arne. Nach einigen Jahren als Barista habe ich mich einer Mission verschrieben: mehr guten Kaffee unter die Leute zu bringen. Dafür stellen mein Team und ich eine breite Wissensbasis zum Thema Kaffee für euch bereit.

Wie wir testen | Unser Team

Manchmal muss man aus seiner Komfortzone rausgetrieben werden, um Neues zu entdecken – und dann ist die Überraschung manchmal groß. Geht euch das auch so? Für unseren großen Kaffeemarktplatz Test habe ich Kaffee- und Espressobohnen bestellt, die ich sonst bewusst ignoriert oder schlichtweg übersehen hätte.

KFE Bio Bonga Espressobohnen Uebersicht

Manchmal muss man aus seiner Komfortzone rausgetrieben werden, um Neues zu entdecken – und dann ist die Überraschung manchmal groß. Geht euch das auch so? Für unseren großen Kaffeemarktplatz Test habe ich Kaffee- und Espressobohnen bestellt, die ich sonst bewusst ignoriert oder schlichtweg übersehen hätte.

In die zweite Kategorie gehört der KFE Bonga Bio Espresso, den ich einmal bei Kaffee24 und einmal direkt im Onlineshop der Rösterei geordert habe. Interessant daran ist, dass sich die Rösterei aus Landau den perfekten Marktplatz für den breit gestreuten Vertrieb ausgesucht hat – zumindest optisch.

Denn sowohl Kaffee24 als auch der eigene Onlineshop „überzeugen“ mit einem Corporate Design aus der Hölle, das aussieht wie ein alter Hausschuh – vorsintflutlich, wenig animierend und einfach oll.

Das hat natürlich erst einmal keine Auswirkungen auf die Qualität der Bohnen. Andererseits ergänzen sich Look und Espresso dann doch wieder perfekt. Denn dieser Espresso bietet euch nichts Spannendes. Zumindest, wenn ihr einen halbwegs trainierten Gaumen und moderne Ansprüche an die Geschmacksnuancen habt.

Ist das ein Nachteil? Finde ich nicht. Denn obwohl ich der Meinung war, dass ich die zwei Kilotüten, die bei mir nach dem Marktplatz Test rumlagen, niemals loswerde, haben sich für diesen Kaffee engagierte Abnehmer gefunden. Die Fans stehen dabei für eine besondere Kategorie Kaffeetrinker.

Der KFE Bonga Bio Espresso im Überblick

EintragWert
RösterKFE
NameBonga Bio
RöstprofilEspresso
Bohne100 % „wilder“ Arabica, Single Origin
HerkunftslandÄthiopien
HerkunftsortKaffa, Bonga Forest
HandelswegFair Trade
Varietätk.A.
AufbereitungNatural
ZubereitungsempfehlungVollautomat, Siebträger, Filter, French Press
RöstdatumNein
Füllmenge1000 g
Preis pro kg (im Verhältnis zur Füllmenge)24,10 EUR

Ein Bio-Siegel und eine etwas diffuse Angabe zum fairen Handel komplettieren das Bild eines Kaffees, wie er ursprünglicher nicht wirken könnte. Die Datentabelle zum KFE Bonga Bio Espresso liest sich wie eine Bilderbuchreise zum Ursprung der Kaffeebohne. Er stammt aus der Region Kaffa in Äthiopien – der wir nicht nur den Getränkenamen, sondern Kaffee überhaupt verdanken –, ist wildwachsend (also quasi „natürlich“ in Reinkultur) und wird natural aufbereitet.

Ein bisschen irritierend sind die Zubereitungsempfehlungen. Auf der Tüte steht groß und fett Espresso. Die Farbe der Bohnen (also das Röstprofil) deutet aber klar darauf hin, dass wir hier einen Omniroast in den Händen halten, der sich für alle Spielarten eignet.

Zufällig habe ich das abseits des Tests auch zelebriert, ohne mich mit der Bohne direkt auseinanderzusetzen. Ich habe den KFE mal direkt aufgegossen, mal durch den Handfilter gejagt und schließlich für diesen Test in der Siebträgermaschine zubereitet. Meist habe ich die Bohnen dazu benutzt, um irgendwas zu kalibrieren oder auszuprobieren.

Ein Kilopreis von nicht einmal 25 Euro wirkt unter all diesen Voraussetzungen sicherlich sehr freundlich – für meinen Geschmack fast zu freundlich. Wie die Rösterei in Rheinland-Pfalz das wirtschaftlich kalkulieren will, ist mir ein kleines Rätsel.

Bohnenbild

Wie schon erwähnt, hatte ich die KFE Bonga-Bohnen dauernd am Wickel, ohne mich wirklich mit ihnen auseinanderzusetzen. Deshalb ist mir auch erst beim Fotografieren aufgefallen, dass sich das Bohnenbild in mehrfacher Hinsicht wirklich sehen lassen kann.

KFE Bio Bonga Espressobohnen Bohnenbild

Zwar würde ich mir eine gleichmäßigere Färbung der Bohnen untereinander wünschen, aber davon abgesehen sind schöne Schattierungen auf der Bohne selbst immer uniform. Bruch, Fraßlöcher oder andere Probleme habe ich ebenfalls nicht gefunden. Alles, was doch irgendwie komisch aussieht, hake ich unter „Naturprodukt-Eigenschaften“ ab.

Auch finde ich, dass sich die Bohnen hervorragend anfühlen – was ich nur deswegen erwähne, weil sich an der Haptik oft viel ablesen lässt: Sie haben das richtige Gewicht, eine sauglatte Oberfläche mit der richtigen Portion Glanz und wirken frisch, ohne euch mit ihrer Frische anzuschreien.

Geruch

Ab dem Punkt „Geruch“ und allen folgenden sensorischen Merkmalen des fertigen Produkts sollte eigentlich lieber jemand anderes den Test weiterschreiben. Denn für mich persönlich funktioniert ab hier nichts mehr. Das hat einen simplen Grund: Der KFE ist von einem frischen Äthiopier so weit entfernt wie Ostafrika von Grönland.

Nun weiß ich, dass ein Äthiopier nicht immer teeartig ist und nicht immer mit seiner vorwitzigen Frische spazieren geht. Aber ich finde es dennoch faszinierend, dass man einem Single Origin aus Äthiopien wirklich jeglichen Charakter dieser Richtung austreibt. Schon allein aus Marketinggründen.

Ich gestehe dem Duft zu, dass er das Versprechen „feinwürzig“, welches er auf der Verpackung gibt, auf jeden Fall einhält. Es sind sehr mineralische Noten, die diesen Eindruck bestimmen – als ob ein aromatisches Kraut direkt aus einer nackten Felsspalte wächst.

Ansonsten gibt es nur etwas sehr robuste Kakaonoten, die alles andere als rund und voll wirken. Stattdessen tatsächlich so, als würdet ihr reines Kakaopulver durch die Nase ziehen.

Das Ganze summiert sich zu einem reißbrettartigen Dufteindruck, den viele Supermarktkaffees auch hinkriegen. Ehrlich gesagt kann ich nicht allzu viele Unterschiede zur Krönung entdecken. Vielmehr riecht der KFE sogar noch etwas weniger nach Kaffee als die Krönung.

Geschmack und Säure

Wenn der KFE eins nicht hat, dann auch nur einen Hauch von präsent wirkender Säure. Das ist auch so gedacht, wenn wir der Beschreibung im Onlineshop folgen. Da wird davon geredet, dass durch die schonende Trommelröstung „ungewünschte Säuren und Reizstoffe“ entfernt wurden.

KFE Bio Bonga Espressobohnen Espresso zubereiten

Ich habe aber das Gefühl, dass die völlige Abwesenheit dieser Säuren exakt das Problem des Geschmacks darstellt. Dadurch wird der Kaffee – und zwar in jeder Zubereitungsart – eine recht profillose Angelegenheit, die sich jedoch gleichzeitig schwer auf die Geschmacksknospen legt.

Denn der Gesamteindruck ist „alt“ – nicht im Sinne von „die Bohnen leben schon zu lange“, sondern im Sinne von „ein solches Geschmacksprofil wurde vor zwanzig Jahren gefeiert“.

Der leichte Kakaoeindruck aus dem Duft weicht einem klaren Bittereindruck, dem es aber sowohl an Breite und Tiefe als auch an Nuancen fehlt. Wiederum wirkt es, als hättet ihr reinen Kakao in Wasser aufgelöst. Manche mögen das ja.

Hier kommen die ausgesprochenen KFE-Fans in meiner Umgebung ins Spiel. Denn die sagen, dass diese Bohnen unaufgeregt und geradlinig auf der guten alten Kaffeeschiene fahren, ohne euch mit Hype-Gedönse und Third-Wave-Blödsinn auf den Keks zu gehen.

Sie lieben die kräftige Natur des Ganzen (auch in Zubereitungsarten mit größerer Verdünnung) und können nicht verstehen, warum ich seine „Langeweile“ so doof finde. Für sie ist diese Langeweile eine schöne Abwechslung zwischen all den Säure-Muskelmännern oder Yogurette-Röstungen.

Körper & Mundgefühl

Ausgerechnet als Espresso hat der KFE Bonga Bio Espresso ein Problem damit, seine Linie bei Körper und Mundgefühl durchzuhalten.

Zunächst wird eure Zungenspitze mit dem Eindruck „kräftig“ aktiviert. Doch danach passiert im Mund überhaupt nichts. Kein Film, kein Körper, nichts. Erst am Ende stellt sich ein leichtes, angenehmes Kitzeln gen Rachen ein, wenn doch noch ein paar Säureaktivatoren hervorgebracht werden.

KFE Bio Bonga Espressobohnen Espresso

Dieser Eindruck eines Geschmackslochs wird übrigens auch als Filterkaffee oder Direktaufguss deutlich. Da ist es aber nicht so konzentriert. Das wiederum macht den KFE zu einem richtigen „Sturzgetränk“, bei dem ihr rein zweckorientiert vorgeht: einmal wachmachen, ohne dass ich viel davon merke, Bitteschön! Ich kann euch sagen, dass das auf jeden Fall funktioniert.

Abgang & Nachhall

Die Moral aus dem Körper ist für den Abgang und Nachhall eindeutig: Der KFE rauscht ohne Halt durch den Rachen und verabschiedet sich nur mit einem etwas eckigen Eindruck von Würze, der gefährlich nah am Rand zu „überröstet“ turnt.

Für wen ist der KFE Bonga Bio Espresso geeignet?

Ich bin mir nicht sicher, wo beim KFE Bonga Bio Espresso die Grenze zwischen „mein subjektiver Eindruck“ und „Unrecht tun“ verläuft. In meinem Espressobohnen Test reicht es nur für durchschnittliche Noten, die sich vor allem an der Piefigkeit des Stils festmachen. Diese Röstung liefert keinerlei Argumente, die euch nachhaltig und positiv im Gedächtnis bleiben.

Andererseits weiß ich: Kaffeebohnen, die exakt diese Argumentlosigkeit mit dem richtigen Maß an Absicht verfolgen, müsst ihr heute mit der Lupe suchen. Zumindest, wenn man genug Verstand hat und Supermarktkaffee wie die Pest meidet.

KFE Bio Bonga Espressobohnen closeup

Wo andere Röstungen immer irgendwie vorlaut auf einen besonderen Röststil verweisen oder auf den Trendzug aufspringen, unterstelle ich der KFE Rösterei, dass sie sich bewusst davon fernhält – und das auch noch zu einem Preisschild, das aus Kundensicht für eine fair gehandelte Bio-Röstung eines Wildkaffees sehr gut ist. Wie diese Rechnung für die Erzeugerseite aufgeht, lasse ich mal dahingestellt.

Ich finde: Genau diese Art Kaffee zu rösten, muss es auch geben. Ich werde sie zwar niemals zu meinem Lieblingsstil zählen können. Aber ich bin offensichtlich mit diesem Espresso überhaupt nicht gemeint.

Seid ihr es? Hinterlasst mir einen Kommentar!

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Arne Preuss

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