Ich hätte eine neue Challenge, wie ihr arrogante Über-Baristas in der hippen Kaffeebar zum Weinen bringen könnt. Geht rein, schließt wortlos die Beem Basic Selection Pour Over Filterkaffeemaschine an, lasst sie Kaffee machen und schaut zu, wie der Barista seinen ganzen Lebensentwurf über den Haufen wirft …
Ich hätte eine neue Challenge, wie ihr arrogante Über-Baristas in der hippen Kaffeebar zum Weinen bringen könnt. Geht rein, schließt wortlos die Beem Basic Selection Pour Over Filterkaffeemaschine an, lasst sie Kaffee machen und schaut zu, wie der Barista seinen ganzen Lebensentwurf über den Haufen wirft …
Auch ich habe mich kurzzeitig gefragt, ob ich nicht doch noch umsatteln und vielleicht Pferdewirt oder Teilchenphysiker werden sollte. Denn diese Kaffeemaschine ist ein durch und durch clever konstruiertes Teil, das alle Aspekte der modernen Kaffeekultur komplett begriffen hat.
Beem Basic Selection Pour Over
Genialer Lückenschluss zwischen Handfilter und Kaffeemaschine
Handfilter-Prinzip perfekt in Automatik übersetzt
Eingebaute Kaffeewaage
Sehr ruhige, saubere und präzise Extraktion
Schöne Optik
Viele individuelle Einstellmöglichkeiten
Für den Preis etwas zu günstige Materialien
Sie hat dafür gesorgt, dass alle Anwesenden beim Test Video zur Beem Basic Selection Pour Over hinter ihren Kameras hervorgekrochen sind, um sich das Ganze aus der Nähe zu betrachten. Denn dieses Maschinchen wiegt das Kaffeepulver automatisch ab, berechnet die nötige Wassermenge und gießt dieses Wasser dann in kreisenden Bewegungen langsam auf.
Klingt, als ob alle Parameter für guten Kaffee aus dem Handfilter oder der Chemex automatisch gemacht werden? Eben! Meine Frage im Test lautete deswegen:
Ersetzt diese Kaffeemaschine am Ende das Getue, dem wir uns mit Hario V60 Filter, Brew Station und dem ganzen anderen Brimborium an Kaffeewissen sonst aussetzen? Hier erfahrt ihr es.
Inhaltsverzeichnis
Der Überblick: Häkchen für alle Punkte auf der Hipster-Checkliste
Schon auf den ersten Blick wird deutlich, dass sich die Designer der Beem Basic Selection Pour Over ganz genau bei Instagram umgesehen haben und alle typischen Stil-Elemente des modernen Kaffee-Hipsters in ihrer Maschine vereinen wollten:
Minimalistischer Aufbau mit viel Luft und klaren Linien: Check
Glaskaraffe im Chemex-Design statt langweiliger Kaffeekanne: Check
Digitale Elemente: Check
Das Chemex-Design ist nicht geschützt, weshalb sich auch jeder schamlos am Sanduhr-Format bedienen darf. Der wichtigste Unterschied ist meist die „Halskrause“. Diese besteht bei Beem aus einem wirklich sexy designten Silikon-Ensemble mit Kunstleder-Touch, das sogar einen Gürtel verpasst bekommen hat. Das Holz beim Original wirkt dagegen schon fast piefig.
Ein krasser Unterschied besteht aber in der Glasqualität. Das Borosilikatglas, wie es bei beiden Versionen zum Einsatz kommt, ist bei Chemex eindeutig dicker, schwerer und vertrauenserweckender.
Überhaupt scheint Beem ein Fan von leichten Materialien zu sein. Die gesamte Konstruktion aus Karaffe und Maschine wirkt etwas wackelig und hohl. Das muss zwar nichts heißen, doch die Frage für mich ist, wie lange die Maschine den Dauereinsatz mitmacht. Aber das sieht man auf Instagram ja nicht.
Der eigentliche Witz der Beem Basic Selection ist aber nicht der Look, sondern die Funktionsweise. Und die lässt aufhorchen. Denn die Standfläche für die Kaffee-Karaffe fungiert gleichzeitig als Waage. Das Gerät ermittelt automatisch, wie viel Kaffeepulver ihr in den Filtereinsatz (nebst Filter!) getan habt – und stimmt dementsprechend das Wasser ab.
Der zweite Witz ist, dass das Wasser nicht einfach – wie sonst bei Filterkaffeemaschinen üblich – direkt nach dem Erhitzen durch die Schläuche läuft. Vielmehr wird die Gesamtmenge gekocht und erst dann über das Kaffeepulver gegeben.
Dass dies wirklich einen Unterschied macht, habe ich schon im Test der Philips HD 5407/60 Café Gourmet positiv bemerkt.
Drittens greift die Beem Basic Selection das Thema Pre-Infusion auf. Sie benetzt also erst einmal das gesamte Kaffeemehl mit Wasser, bevor es an die eigentliche Extraktion geht. Dieser Schritt wird von Laien gern vergessen, sorgt aber tatsächlich dafür, dass ihr wirklich alle Aromen, die die Kaffeebohne hergeben will, auch in die Kanne bekommt.
Bis hierhin hat die Maschine einfach bei anderen Erfolgskonzepten der automatischen Kaffeezubereitung gespickt und damit zumindest unser Interesse geweckt. Aber beim Aufgießen waren wir plötzlich alle aus dem Häuschen.
Denn Beem spuckt das Wasser nicht einfach aufs Kaffeemehl und gut ist. Sie besitzt eine rotierende Scheibe, durch deren Düsen der Wasserstrahl sehr gleichmäßig und in unterschiedlichen Richtungen auf das gesamte Kaffeemehl trifft.
„Kreisende Bewegungen“ sind eine Kardinalsregel des Kaffee-Aufgießens und wurden bisher doch von allen Maschinen konsequent ignoriert. Dabei zeigt die Beem, wie einfach und offensichtlich es ist, dies auch automatisch zu erledigen.
Um den aktuellen Preis bei Amazon von 189,90 Euro wirklich einzuschätzen, sollten wir uns die genialen Einfälle der Beem Basic Selection Pour Over Filterkaffeemaschine noch einmal im Überblick zu Gemüte führen:
Eingebaute automatische Kaffeewaage
Wasser wird immer vollständig erhitzt
Pre-Infusion
Rotierender Wasserauslass für gleichmäßiges Aufgießen
Stilvolles Design
Timer-Funktion
Temperatur und Kaffeemenge einstellbar
Ganz ehrlich – dieses Funktionspaket erhaltet ihr häufig nicht einmal bei einem Kaffeevollautomaten.
Eintrag | Wert |
---|---|
Modellname | Beem Basic Selection Pour Over |
Produktkategorie | Filterkaffeemaschine |
Gefäß / Material | „Chemex“-Karaffe aus Glas |
Fassungsvermögen in Liter | 0,75 |
Tassenportionen | individuell |
Permanentfilter | Nein |
Filtern entnehmbar | Ja |
Einhandbefüllung | Ja |
Extras | Automatische Waage, Timer, Sensor, Rotierender Brühkopf, Ständer |
Brühtemperatur einstellbar | Ja |
Kaffeestärke einstellbar | Ja |
Gewicht in kg | 4,02 |
Größe in cm | 25 x 15 x 43 |
Preis (Preis zum Kaufzeitpunkt) | 189,90 Euro (165,99 Euro) |
Eine Gegenfrage ist jedoch berechtigt: Warum sollte ich so viel Geld ausgeben, wenn eine Chemex für rund 40 Euro zu haben ist, eine Kaffeewaage bei rund zehn Euro losgeht und ich Wasserkocher und Co. sowieso zu Hause habe?
Sollte man gar nicht. Die Beem Basic Selection ist der Gipfel der Faulheit, an sich eine völlig überflüssige Maschine und für ihre Kategorie auch noch abenteuerlich teuer. Sie hat ja nicht einmal ein Mahlwerk, um wirklich frische Kaffeebohnen zu garantieren!
Aber ich steh drauf! Und zwar richtig. Einfach, weil sie es als erste Maschine auf meinem Radar geschafft hat, typische Probleme der Filtermaschinen-Kategorie hinwegzufegen. Man muss sie ganz sicher nicht besitzen. Aber sie macht einfach unglaublich viel richtig und setzt in Teilen sogar Maßstäbe. Was ist dagegen einzuwenden?
Nur die leichte Klapprigkeit gibt mir etwas zu denken. Hier würde es mich stark interessieren, ob jemand von euch die Maschine besitzt und uns Langzeiterfahrungen mitteilen kann.
Anwendung und Umsetzung: Spielen bis zum Kaffeekollaps
Normalerweise hole ich eine Betriebsanleitung nur heraus, wenn mich die Maschine verwirrt. Bei der Beem wollte ich wissen, ob es die Betriebsanleitung mit der Kaffee-Expertise genauso genau nimmt wie das Gerät.
Auch hier gibt es erfreulich viele Tipps und Hinweise zur richtigen Vorbereitung und Umsetzung, von denen nicht ein einziger kompletter Quark ist. An mancher Stelle wird mir sogar richtig warm ums Herz:
Bei der Zubereitung von Pour Over Kaffee geht es um mehr als nur den schnellen Kaffee zwischendurch. Hinter dem Begriff versteckt sich eine ganze Philosophie. Es geht darum, sich Zeit zu nehmen und die Zubereitung sowie den frisch gebrühten Kaffee in vollen Zügen zu genießen.
Einsatz für die Streicher.
Die Maschine selbst kapiert ihr eigentlich von allein – zumindest, wenn ihr schon einmal eine Waage und ein manuelles Kaffeegerät benutzt habt.
Am wichtigsten ist, dass ihr die Waage vor dem Brühvorgang erst einmal tariert, also mit dem gewünschten Gefäß auf 0 stellt – logisch. Solange nichts daneben schwappt, könnt ihr praktisch jedes Gefäß unter den Auslass stellen.
Ihr müsst nur darauf achten, dass der Filterhalter ordentlich platziert ist und solltet nicht vergessen, dass dieser Halter für eine schöne Extraktion nicht allzu weit vom Auslass entfernt sein darf. Zur Kalibrierung der Waage drückt ihr auf „Tare“, wenn das Gefäß (nebst Halter!) auf der Platte steht.
Erst danach kippt ihr das Kaffeemehl in den Filter. Hier könnt ihr rein nach Gefühl vorgehen, den Filter vollhauen oder leerer lassen. Wählt zuvor für die Kaffeebohnen einen mittleren Mahlgrad und das war’s. Vergesst Kaffeelote oder die olle Regel „Ein Löffel pro Tasse plus einen für die Maschine“.
Gerade dieser Aspekt ist genial, weil wahre Kaffee-Enthusiasten ihre Kaffeewaage oft noch mit mehr Inbrunst aussuchen als ihr Pour Over-Equipment. Ich habe auch nachkontrolliert: Die Waage an der Beem misst ausnehmend genau.
Im Auto-Modus müsst ihr jetzt nichts weiter machen, als den Startknopf zu drücken. Dann beginnt der leise Tanz aus Wasser kochen, Pre-Infusion und rotierendem Aufbrühen. An diesem Tanz kann man sich gar nicht sattsehen und bekommt unbändige Lust, sensationell viel Kaffee zu kochen.
Ihr habt zudem die Möglichkeit, im manuellen Modus euren eigenen Geschmack einzubringen und das Kaffee-Wasser-Verhältnis fast nach Gutdünken festzulegen. Neben der Standardeinstellung 1:15 gibt es noch die Wahl zwischen 1:10 (stärker) und 1:20 (schwächer).
Solltet ihr so gar keinen Bock auf Kaffee haben, könnt ihr das Ding auch explizit als Wasserkocher missbrauchen. Da niemals irgendwo Kaffee in die Maschine gelangt, ist der Wechsel kein Problem. Und im Gegensatz zu anderen Geräten, wo das ja schließlich auch ginge, würde ich das hier tatsächlich tun.
Denn die Brühtemperatur ist mit rund 90 Grad Celsius sehr super. Weil das aber nicht ausreicht, könnt ihr auch noch eine individuelle Einstellung zwischen 80 und 98 Grad einstellen. Und nicht vergessen: Erst wird vollständig gekocht, dann abgelassen. Merkt man, dass ich verknallt bin?
Lediglich eine Sache hat mich gestört: Wenn ich am Handfilter stehe und mir Kaffee koche, hat das viel Zen-Potenzial. Ich liebe es, die einzelnen Schritte in Ruhe durchzuziehen und mich aktiv auf den Kaffee zu freuen. Das sieht schließlich auch die Betriebsanleitung so.
Bei einer „automatischen Handfiltermaschine“, wie ich die Beem für mich ab jetzt kategorisiere, fällt das natürlich weg. Darum habe ich im Video auch die ganze Zeit wie ein Irrer auf dem Gehäuse rumgekloppt – ich hatte ja sonst nichts zu tun.
Ich werfe dies mal unkommentiert in den Raum – und würde mich freuen, wenn ihr mir die Frage beantwortet, ob das eigentliche Kaffeemachen für euch auch so wichtig ist wie für mich.
Der Kaffee: Was soll schon schiefgehen?
Meine innige Beziehung zum Handfilter resultiert ganz klar aus meiner Liebe zu fruchtigen Kaffees. Ich mag es einfach, wenn mich Zitrus-Essenzen und florale Düfte anspringen und mit einem ganzen Obstkorb am Gaumen kitzeln.
Für solche Kaffeeröstungen sind normale Filtermaschinen meist zu plump, der Kaffeevollautomat zu sehr auf die Espresso-Stilistik ausgerichtet und eine Siebträgermaschine fällt auch eher raus. Wer die schüchterne Eleganz heller Röstungen herauskitzeln will, muss meist selbst Hand anlegen.
Angesichts all der geflöteten Komplimente an die Beem Basic Selection wäre es ein echtes Unding, wenn sie meine fruchtigen Bohnen in der Kanne platt gemacht hätte. Denn dann wäre die Maschine in ihrer grundsätzlichen Ausrichtung (und mit ihrem Preis) völlig am Ziel vorbeigeschossen.
Doch allein schon der Duft mit knackiger Frucht in der Karaffe machte mir deutlich, dass sich die Tüftelei gelohnt hat. Auch geschmacklich konnte mich das Ergebnis bestens überzeugen. Der Umkehrschluss lautet, dass sie von Hause aus eher für moderne Röstungen gedacht ist, die sich in den helleren Nuancen bewegen. Aber das gilt sowieso für alle guten Filtervarianten.
Fazit: Werde ich Pferdewirt oder nicht?
Solltet ihr euch fragen, warum ich dieses Mal nichts zur Reinigung gesagt habe, ist die Antwort ganz simpel: Einfacher als hier geht es nun wirklich nicht. Auch das ist Teil der tollen Einfälle, die die Beem Basic Selection Pour Over Filterkaffeemaschine für euch bereithält.
Beem Basic Selection Pour Over
Genialer Lückenschluss zwischen Handfilter und Kaffeemaschine
Handfilter-Prinzip perfekt in Automatik übersetzt
Eingebaute Kaffeewaage
Sehr ruhige, saubere und präzise Extraktion
Schöne Optik
Viele individuelle Einstellmöglichkeiten
Für den Preis etwas zu günstige Materialien
Ab und zu solltet ihr einen Entkalkungsvorgang auf den Weg bringen, damit die Düsen nicht verstopfen. Alles andere – Karaffe, Filterhalter – reinigt ihr nach der Nutzung sowieso. Das ist ebenfalls ein Vorteil der Nähe zum Handfilter: Ihr macht automatisch vieles von Hand und im Schlaf.
Wenn wir meine schiere Begeisterung über die Idee hinter der Beem mal beiseite lassen, ist sie natürlich nichts weiter als ein ziemlich gelungenes, aber recht preisintensives Modell.
Ich würde dagegen aufwiegen, dass sie auch nicht wesentlich teurer ist, als wenn ihr euch eine große Chemex, einen anständigen Wasserkocher, eine feinteilige Kaffeewaage, vielleicht noch einen sexy Dauerfilter sowie eine Schwanenhalskanne kauft.
Die Investition in eine gute Kaffeemühle müsst ihr in beiden Fällen tätigen. Nimmt man all das Equipment zusammen, verbraucht die Beem wesentlich weniger Platz als eine Brew Station.
Dabei dürfen wir jedoch nicht vergessen, dass die Beem in ihrer Materialwahl ein wenig fauler erscheint und mehr klappert, als sie es bei dem Preis sollte. Das lässt Fragen zur Haltbarkeit aufkommen, die ich in diesem Test kaum beantworten kann.
Ich denke, dass die Beem Basic Selection Pour Over Filterkaffeemaschine auf jeden Fall noch viel Beachtung und vielleicht noch viele Nachahmer finden wird. Irgendwie schließt sie eine Marktlücke, nach der zwar keiner explizit geschrien hat, die aber trotzdem sehr viel Sinn ergibt.
Da es mir persönlich aber wirklich auf den Keks geht, dumm neben der Maschine rum zu hampeln, werde ich doch kein Pferdewirt, sondern nehme lieber den Handfilter. Das ist aber nur mein Gefühl. Und eures? Mögt ihr die ganze intelligente Automatik samt kreisenden Bewegungen? Lasst es mich gern wissen!