Kann man Kaffee mit Leitungswasser kochen?

Moin! Ich bin Arne. Nach einigen Jahren als Barista habe ich mich einer Mission verschrieben: mehr guten Kaffee unter die Leute zu bringen. Dafür stellen mein Team und ich eine breite Wissensbasis zum Thema Kaffee für euch bereit.

Wie wir testen | Unser Team

Als Kaffee-Nerd hat man’s nicht leicht. Ständig müssen wir umzählige Parameter im Blick haben, um Filterkaffee oder Espresso mit optimalem Geschmack zu erhalten.

Leitungswasser trinken

Als Kaffee-Nerd hat man’s nicht leicht. Ständig müssen wir umzählige Parameter im Blick haben, um Filterkaffee oder Espresso mit optimalem Geschmack zu erhalten.

Trotzdem führt die Frage, ob man Wasser aus der Leitung zum Kaffeekochen verwenden kann, zu weit. Oder nicht? Deutsches Leitungswasser ist das am besten kontrollierte Lebensmittel, praktisch jeder dreht zum Befüllen von Wassertank oder -kanne einfach den Hahn auf.

Warum machen wir es unnötig kompliziert? Weil die Kaffeezubereitung mit Leitungswasser trotz allem nicht (immer) optimal ist. Schauen wir also genauer auf die Rohrperle.

Überblick: Ist Kaffee mit Leitungswasser trinken eine gute Idee?

Wasser aus dem Hahn ist günstig, nachhaltig und sicher. Ob für Kaffee oder als Durstlöscher. Ein Liter aus der Leitung kostet durchschnittlich nur rund 0,4 Cent und liefert dieselben Mineralien, die in Mineralwasser aus der Flasche enthalten sind – wenn auch in geringerer Konzentration.

Jeder regionale Wasserversorger führt die Inhaltsstoffe seines Produkts detailliert auf. Etwa in Berlin sieht das so aus:

Quelle: Berliner Wasserbetriebe (BWB)

Für die Kaffeezubereitung gibt es nur ein Problem: Ein hoher Gehalt an Calcium beeinflusst nicht nur den Wasserhärtegrad, sondern auch den Geschmack von Kaffee sowie die Funktionalität von Kaffeevollautomaten, Siebträgern und Co.

Leitungswasser in Deutschland, Mallorca, Italien …

Während wir nur die Kaffee-Frage stellen müssen, ist Wasser woanders oft auch eine Gesundheitsfrage. Im Environmental Performance Index des Yale Centers teilen wir uns den ersten Platz mit Ländern wie Finnland oder Griechenland. Je weiter südlich und ärmer das Land, desto problematischer wird das Wasser.

Bei uns reguliert die Trinkwasserverordnung die Qualität und schreibt Versorgern vor, wie oft sie ihr Wasser kontrollieren müssen, welche Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen sind usw. Allerdings gibt es dabei einen Haken:

Die Versorger sind nicht für die letzte Meile, also den Weg des Wassers durch eure Hausleitung, verantwortlich. Sind hier alte Bleirohre verbaut oder wurde die Hausanlage nicht richtig gewartet, kann es trotz allem zu gesundheitlichen Risiken kommen. 

Darum ist es wichtig, das Wasser eine Weile laufen zu lassen, wenn ihr den Hahn länger nicht aufgedreht habt. So vermeidet ihr keimhaltiges Wasser im Glas oder im Kaffee.

In anderen Ländern solltet ihr außerdem bedenken, dass Leitungswasser stellenweise mit Chlor behandelt wird, um Keime und Verunreinigungen zu desinfizieren. Chlorhaltiges Wasser ist in der erlaubten Konzentration zwar kein Problem für eure Gesundheit – schmeckt aber nach Pool.

Wasserhärte vs. Wasserqualität: Der entscheidende Unterschied

Bei der Wasserqualität geht es laut Trinkwasserbericht des Umweltbundesamtes um Substanzen, die niemand im Trinkwasser will – etwa Rückstände von Arzneimitteln, Pflanzenschutzmitteln, Blei, Nitrat, Keime oder Bakterien. 

Die Wasserhärte, also der Gehalt an Kalk im Wasser, hat fürs Umweltbundesamt nichts mit Qualität zu tun. Kalk ist nicht gefährlich, sondern ein wichtiger Bestandteil von Wasser.

Wenn wir allerdings aus Sicht der Zubereitung von Kaffee von Trinkwasserqualität sprechen, meinen wir vorrangig den Kalkgehalt bzw. Härtegrad. Woher kommt diese unterschiedliche Sichtweise?

Wie die Wasserhärte den Kaffeegeschmack beeinflusst

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Die Wasserhärte (in Grad deutscher Härte; °dH) bezeichnet den Gehalt an Kalzium- und Magnesium-Carbonaten im Wasser (CaCO3 und MgCO3). Wird Wasser erhitzt, entweicht die Kohlensäure (H2CO3), sodass Calcium und Magnesium als Kalk-Ablagerungen übrig bleiben.

Wollten wir es genau nehmen, müssten wir nicht nur Härtegrade, sondern auch den pH-Wert und Begriffe wie Karbonathärte ins Spiel bringen. Für uns ist allerdings vorranging der Härtegrad bzw. Wasserhärtegrad wichtig. Dieser wird in mehrere Bereiche auf einer Skala unterteilt:

Härte in °dHBezeichnungHärtebereich
< 7Sehr weiches bis weiches Wasser1
7 bis 14Weiches bis mittelhartes Wasser2
14 bis 21Mittelhartes bis hartes Wasser3
> 21Hartes bis sehr hartes Wasser4

Nehmt ihr (stark) kalkhaltiges Wasser für euren Kaffee, gibt es zwei Probleme. Einerseits besitzt Kalk einen kreidig-sauren Eigenschmack, der die Kaffeearomen übermalt. Andererseits verschiebt Kalk die Extraktion in die falsche Richtung. 

Das geschmackliche Grundgerüst von Filterkaffee, Espresso und Co. besteht aus Säuren und Bitterstoffen. Je mehr Kalk im Wasser vorhanden ist, desto weniger sind Säuren und Bitterstoffe in Balance. Ganz ohne Kalk geht es aber auch nicht: 

Für perfekten Kaffee sollte euer Wasser nicht zu weich sein, denn Kalk ist buchstäblich so etwas wie Salz in der Suppe.

Was ist die optimale Wasserhärte für Kaffee?

Die Leitungswasser-für-Kaffee-Frage beruht vor allem auf der Tatsache, dass in vielen Gegenden hartes bis sehr hartes Wasser fließt. Die Großstädte sind dabei nicht am schlimmsten betroffen.

Während etwa Berlin je nach Bezirk eine Wasserhärte zwischen 14 °dH und 25 °dH aufweist, sind es in Hamburg-Wilhelmsburg nur 6,4 °dH. Das härteste Wasser Deutschlands gibt es derzeit in Schloßkulm in Thüringen mit über 46°dH.

Der ideale Härtebereich für Kaffee liegt aber zwischen 4 und 8°dH. Filterkaffee mag es weicher als Espresso. Der ph-Wert sollte zudem möglichst neutral sein.

Wasserhärte testen – So geht’s

Jeder Wasserversorger teilt euch den Härtegrad eurer Region mit – zum Beispiel über eine Karte wie für die Wasserhärtebereiche in Hamburg.

Wenn ihr es genau wissen wollt, gibt es Wasserhärte-Teststreifen. Die meisten Kaffeevollautomaten und Siebträger liefern einen solchen Test mit. Und zwar nicht ohne Grund.

Probleme durch Kalk im harten Wasser: Tschüss, Kaffeevollautomat?

Zu viel Kalk ist nicht nur schlecht für den Geschmack und die Aromen, sondern auch für sämtliche wasserführenden Geräte. Die Kalzium-Magnesium-Schicht setzt sich in Leitungen und auf Boilern, an Düsen und Ventilen fest.

Das macht sich nicht nur im steigenden Stromverbrauch, sondern auch in einer sinkenden Leistung und natürlich in der Zubereitung bzw. den Aromen bemerkbar.

Darum gilt: Ob Siebträgermaschine, Kaffeevollautomat oder Old School Filter: Kaffeemaschine entkalken ist Pflicht! In meinem Shop findet ihr Entkalkungsratgeber für viele beliebte Kaffeevollautomaten sowie den passenden Entkalker.

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Je nach Gerät und Vorlieben entkalkt ihr mit Reinigungstabletten, Pulver oder einer Alternative wie Backpulver. Dabei solltet ihr jedoch eines bedenken:

Bei der Reinigung eures Kaffeevollautomaten sind Hausmittel wie Essig oder Zitronensäure zu aggressiv, ihr erreicht damit das Gegenteil einer gut funktionierenden Maschine.

Trotz hartem Leitungswasser guten Kaffee kochen: So geht’s

Wer etwa in der Region Schloßkulm wohnt, hat vermutlich einen immensen Verbrauch an Wasserfiltern. Durchlauffilter gibt es unter anderem als Filtersysteme für den Tisch, für den Vollautomaten-Wassertank oder die Wasserentnahmestelle.

Ein solcher Wasserfilter kann Kalkablagerungen zwar nicht verhindern, aber deutlich minimieren – und somit auch den Härtegrad senken. Je nach Leistung und Typ lässt sich der Gesamthärtegrad um bis zu 50 Prozent reduzieren.

Wasserfilter für den Tisch

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Ein Tischwasserfilter eignet sich für sämtliche Arten der Kaffeezubereitung – ob French Press, Handfilter, Espressokocher oder Vollautomat. Es gibt zig Hersteller und Modelle, allen voran den BRITA Wasserfilter.

Das Prinzip ist bei allen gleich: Das Leitungswasser wird durch einen mehrstufigen Filter von Mineralien befreit und der pH-Wert balanciert. Ich persönlich bin kein Fan, da Tischfilter bei falscher Handhabung schnell verkeimen und ihre Filterleistung begrenzt ist.

Filter im Wassertank für Vollautomaten

Ein Filter im Vollautomat erreicht dasselbe wie der Tischfilter, allerdings direkt im Gerät und automatisch. 

Vollautomat Wasser ziehen

Die vorherrschenden Marken sind BRITA und Claris, einige Hersteller bieten Eigenprodukte. Wichtig ist nur, dass ihr Filterkartuschen verwendet, die zur Kaffeemaschine passen.In meinem Artikel über Kaffeevollautomaten-Wasserfilter findet ihr eine Übersicht.

Bedenkt in jedem Fall, dass ihr Filter nur für den Kalk-Aspekt nutzen solltet. Keime oder Verunreinigungen können sie kaum verringern. Im Gegenteil: Unreine Filter sind ein Spielplatz für Bakterien und Algen. Außerdem funktionieren sie nur, bis sie gesättigt sind.

Kosten vs. Nutzen: Leitungswasser oder Mineralwasser aus der Flasche?

Aus den genannten Gründen plädieren viele Kaffeekocher dafür, nur weiches Wasser direkt aus der Flasche zu verwenden, um dem Espresso-Geschmack und der Lebensdauer der Kaffeemaschine auf die Sprünge zu helfen.

Wer das tun will, kann das tun. Ich gebe nur zu bedenken, dass selbst das günstigste stille Mineralwasser für etwa 19 Cent pro Liter ungefähr 50-fach teurer ist als ein Liter Leitungswasser. 

Fazit: Leitungswasser hat einen Fanclub verdient

Wer Kaffee nicht mit Leitungswasser kocht, macht sich zu viele Gedanken. Wenn euer Wohnort im deutschen Durchschnitt liegt, schafft euch für die Kaffeezubereitung höchstens einen Wasserfilter an und bleibt ansonsten entspannt.

In Deutschland genießen wir das Privileg, hervorragendes Trinkwasser direkt aus dem Hahn zapfen zu können. Seien wir uns dieses Privilegs also bewusst.

Macht ihr euren Kaffee mit Leitungswasser aus dem Hahn oder seid ihr Team Flasche? Verratet es mir in den Kommentaren!

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Aktualisiert: 18. Juni 2025
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