Espresso gegen Kopfschmerzen: Warum das funktioniert

Moin! Ich bin Arne. Nach einigen Jahren als Barista habe ich mich einer Mission verschrieben: mehr guten Kaffee unter die Leute zu bringen. Dafür stellen mein Team und ich eine breite Wissensbasis zum Thema Kaffee für euch bereit.

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Ich erzähle euch sicher nichts Neues, wenn ich vom „Geheimtipp“ Espresso mit Zitronensaft gegen Kopfschmerzen erzähle. Immer wieder habe ich festgestellt, dass diese Kombination überraschend gut funktioniert.

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Ich erzähle euch sicher nichts Neues, wenn ich vom „Geheimtipp“ Espresso mit Zitronensaft gegen Kopfschmerzen erzähle. Immer wieder habe ich festgestellt, dass diese Kombination überraschend gut funktioniert.

Wie es sich für einen Investigativ-Blogger gehört, habe ich mich mal auf die Suche nach den Gründen für dieses Wirkempfinden gemacht und herausgefunden, was erfahrene Mediziner dazu sagen.

Dabei ist mir einmal mehr klar geworden, dass das Koffein, um das es hier hauptsächlich geht, tatsächlich ein Stoff mit zwei völlig gegensätzlichen Gesichtern ist. Zumindest in einer Hinsicht kann ich die Frage „Ist Kaffee gesund?“ inzwischen aber eindeutig beantworten:

Ich nehme lieber einen Schluck Espresso mit Zitronensaft statt gleich die Chemiekeule, wenn mich ein ungefährliches Wehwehchen plagt. Und das kann ja wohl nicht schlecht sein.

Wie entsteht Kopfschmerz?

Wenn wir von Kopfschmerzen reden, meinen wir damit zahllose unterschiedliche Varianten und noch mehr mögliche Ursachen. Und es versteht sich von selbst, dass wir in diesem Artikel nicht über chronische oder krankheitsbedingte Kopfschmerzen reden, sondern über die Varianten, die allgemein unter Spannungskopfschmerz und/ oder leichter Migräne laufen.

Laut Weltgesundheitsorganisation WHO leiden rund 80 Prozent aller Erwachsenen im Laufe eines Jahres (in der EU) irgendwann einmal unter Kopfschmerzen. Im „Weltatlas der Kopfschmerzsyndrome und möglicher Gegenmittel (2011)“ wurde sogar festgehalten, dass diese Zahl höher ist als in allen anderen WHO-Regionen. Seit der Wahl von Trump könnte ich mir aber vorstellen, dass die USA uns längst überholt haben.

Wir könnten jetzt darüber diskutieren, ob sich die Europäer öfter mal verkrampfen als andere Weltenbewohner. Aber das lassen wir. Viel interessanter ist, dass es rund 240 Kopfschmerzarten gibt, von denen für uns die Gruppe der sogenannten idiopathischen (primären) Kopfschmerzen interessant ist.

Hier treten die Symptome aus dem Nichts auf, beziehungsweise sind sie keine (sekundären) Symptome einer anderen Krankheit. Zu den primären Arten gehören neben der Migräne und den Clusterkopfschmerzen die Spannungskopfschmerzen.

Während man bei sekundären Kopfschmerzen meist eine eindeutige Ursache-Folge-Kette aufstellen kann, ist das bei primären Kopfschmerzen nicht möglich.

Einerseits ist es durchaus möglich, dass namensgebende Verspannungen der Hals- und Nackenmuskulatur der Auslöser sind. Genauso kommen aber auch Risikofaktoren wie Stress, Wetterumschwünge mit Luftdruckveränderungen, zu viel Alkohol, zu wenig Schlaf, zu wenig Flüssigkeitszufuhr usw. dafür infrage. Manchmal spielen die Hormone eine Rolle, manchmal die Genetik …

Zudem steht nicht immer fest, ob wir es nun mit Spannungskopfschmerzen (also der rein akuten, Trigger-basierten Form) oder einer leichten Migräne (mit Tendenz zum Chronischen) zu tun haben.

Die große Varianz der Einflussfaktoren erklärt, warum die Kopfschmerzen so häufig bei einer so großen Bevölkerungsgruppe auftreten. Der Berufsverband Deutscher Internisten hat auch noch ein andere interessante Erklärung:

„[Die Betroffenen] sind häufig sehr ehrgeizige Persönlichkeiten, die sich und ihre Umwelt bewusst oder unbewusst unter Druck setzen. Bei Stress, seelischer Belastung oder auch einem plötzlichen Wetterwechsel reagieren sie mit Verspannungen, die Kopfschmerzen auslösen können.“ Also doch die „German Angst“ an der Arbeit?

Was passiert bei Kopfschmerzen im Körper?

Um zu verstehen, warum der Espresso mit Zitrone (scheinbar) etwas gegen Kopfschmerzen ausrichten kann, müssen wir erst einmal verstehen, was Kopfschmerzen eigentlich sind.

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Allerdings wird uns das angesichts der unterschiedlichen möglichen Ursachen und dem immer noch rudimentären Forschungsstand nur bedingt gelingen. Den Schmerzimpuls sendet jedenfalls der Nervus trigeminus, doch was der Trigger ist, ist nicht geklärt.

Auch wenn wir oft das Gefühl haben, dass unser Gehirn weh tut, hat dieses Organ selbst kein Schmerzempfinden. Vielmehr werden Nerven an der Hirnrinde angesprochen. Und vergessen wir nicht die zahlreichen Nerven, die direkt unter der Kopfhaut und den angeschlossenen Arealen verlaufen.

Tatsache ist lediglich, dass die Durchblutung des gesamten Bereichs eine nicht unerhebliche Rolle beim Entstehen oder Verschwinden von Kopfschmerz spielt. Das leuchtet auch ein, schließlich sind die Blutbahnen für den Transport aller Botenstoffe und „Nervenaktivatoren“ verantwortlich, die uns zu einer Reaktion herausfordern.

Nur müssen wir weiterhin fragen, ob die (gestörte) Durchblutung dabei eine direkte Ursache, eine Folge oder nur ein Zwischenschritt ist. Richtig detailliert und genau wird euch das Ganze bei der Deutschen Schmerzgesellschaft erklärt.

Was hat Koffein mit Kopfschmerz zu tun?

Kommen wir zum Knackpunkt und dem Kaffeestoff, der Forschern aus allen Richtungen Kopfzerbrechen bereitet. Koffein als Alkaloid kann nämlich sowohl Kopfschmerzen auslösen als auch Kopfschmerzen beseitigen – und für beide Befunde existieren Studien und Gegenstudien.

Bewiesen ist, dass Koffein auf das vegetative Nervensystem wirkt und zum Beispiel das Herz zu einer erhöhten Pumpleistung animiert. Darum wird Menschen mit stark erhöhtem Blutdruck auch zu einem vorsichtigen Kaffeegenuss geraten.

Von dieser Pumpleistung kann der Kopfbereich profitieren – oder dadurch in Mitleidenschaft gezogen werden. Kann das Blut leichter fließen, werden die angrenzenden Areale besser mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Dadurch lassen sich bestimmte Kopfschmerzursachen minimieren. Außerdem kommt das Koffein – sofern es eine positive Wirkung hat – schneller in den betreffenden Arealen an.

Koffein wird oft auch eine leicht zusammenziehende Wirkung auf Blutgefäße attestiert. Bei Migräne ist inzwischen bewiesen, dass die Blutgefäße erweitert sind und damit zum Schmerzempfinden beitragen. Hier kann Koffein also offensichtlich gegenwirken.

Allerdings gibt es auch Lehrmeinungen, die davon ausgehen, dass eine erhöhte Pumpleistung durch Koffein wiederum den Transport von Entzündungsbotenstoffen fördert, die am Kopfschmerz beteiligt sein können. Wieder andere stellen die analgetische, also schmerzlindernde Wirkung, des Koffeins in den Mittelpunkt.

Es soll die Freisetzung von Noradrenalin fördern und gleichzeitig die Ausschüttung der Schmerzhormone Prostaglandine behindern. Die Studien dazu wurden jedoch wieder mal nur an Mäusen vorgenommen und müssen unter Vorbehalt akzeptiert werden – als mögliche Erklärung zu klinischen Beobachtungen, wie es auch im Abstract heißt.

Nicht vergessen: Zu Koffein existieren haufenweise Studien, die allesamt nur Schlaglichter sind und unter gewissen Prämissen durchgeführt wurden. Bewiesen ist so gut wie nichts.

Die „Beweise“ reichen aber aus, damit Koffein als gern beworbener Turbo in Schmerzmitteln zum Einsatz kommt. Das kann natürlich auch damit erklärt werden, dass Koffein je nach Verdauungsaktivität und körperlichem Zustand sehr schnell in hoher Verwertbarkeit im Körper seine Arbeit aufnimmt.

Wenn vieles, was ich hier sage, widersprüchlich oder irgendwie verschwurbelt klingt, dann liegt das in der Natur der Sache: Zu kaum einem anderen Genussmittel wird so viel geforscht und Widersprüchliches herausgefunden wie zum Kaffee.

Das liegt an einem merkwürdigen Heilsversprechen, dass dem Kaffee seit einigen Jahren unterstellt wird. Mehr dazu habe ich im Artikel „Ist Kaffee gesund?“ und in der Betrachtung zur Chlorogensäure untergebracht.

Fest steht für mich nur: Kaffee ist so vielschichtig, dass es fast unmöglich ist, eindeutige Ja/Nein-Empfehlungen zu geben.

Wozu brauche ich Zitronensaft im Espresso?

Während eine Tasse Espresso allein sowohl als Kopfschmerztrigger als auch als Kopfschmerzlöser gelten könnte, ist die Kombination Espresso und Zitronensaft praktisch ein unbezweifeltes Hausmittel. Also muss die Zitrone hier eine wichtige Rolle spielen.

Das tut sie auch – und zwar durch ihr Vitamin C. Dieses Vitamin soll die Bildung eines Botenstoffs anregen, der den Schmerz sehr schnell lindert. Darum wird vielen modernen Medikamenten zur Selbsttherapie neben Koffein eben auch Vitamin C beigefügt.

Grundlage sind auch hier wieder Studien, die die schmerzlindernde Wirkung zumindest nahelegen. Auch hier ist die Beweislage immer noch dünn. Viele warnen sogar vor einer zu hohen Vitamin C-Zufuhr. Dennoch ist die Lehrmeinung hier grundsätzlich positiv eingestellt.

So gesehen könntet ihr zum Espresso auch eine Kiwi essen oder – noch viel besser – an etwas Brennnessel mümmeln. Denn die hat mit rund 330 Milligramm Vitamin C pro 100 Gramm mehr zu bieten als eine Zitrone mit gerade einmal 53 Milligramm.

Espresso Gegen Kopfschmerzen Zitronen

Aber es geht ja gerade darum, dass ihr mit einem schnellen Schluck Espresso gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagt. Apropos: Ich habe noch eine eigene Theorie, warum der Zitronen-Espresso-Kick auch bei meinen Kopfschmerzen oft so großartig hilft:

Hausmittel wirken nicht, weil die Inhaltsstoffe so gut sind …

Ich glaube, dass der Espresso mit Zitrone durchaus wirkt – entgegen aller medizinischen Einschätzung sogar bei einem kaffeetrainierten Menschen wie mir. Ich glaube aber auch, dass das noch weitere Gründe als nur die Wirkstoffkombi hat.

Wenn ich unspezifische Kopfschmerzen verspüre und in die Küche laufe, um mir an der Siebträgermaschine einen Espresso zu zaubern, habe ich schon eine wichtige Voraussetzung für die Schmerzlinderung erfüllt: Ich habe mich aus meiner typisch verspannten Haltung vor dem Rechner herausgenommen und mich bewegt. Die Muskeln verschaffen sich also schon einmal etwas Linderung.

Außerdem ist die Kaffeezubereitung für mich eine Betätigung mit höchstem Zen-Faktor. Beim Hantieren mit Espressobohnen und der Maschine bin ich ganz bei mir und konzentriere mich nur auf den Augenblick.

Espresso Gegen Kopfschmerzen Kaffeebohnen

Und schon habe ich wieder einen weiteren Faktor, der Kopfschmerzen auslösen kann, minimiert – den Stress und die Anspannung, den nächsten Test oder nächsten Beitrag besonders gut machen zu wollen.

Habe ich die Zitrone zum Espresso gegeben (und das Ganze mit lecker Honig abgerundet), dann genieße ich auch dieses Gebräu mit mehr als einem Sinn. Ich stürze den Kaffee nicht blind herunter, sondern versuche, die Mischung aus sauer, bitter und süß aktiv zu empfinden. Und das tue ich meist im Stehen neben der Maschine, mit nicht fokussiertem Blick und ein wenig Durchzug im Hirn.

Ganz ehrlich: Das eigentliche Hausmittel ist weniger wichtig als das, was drumherum passiert! Denn eine Schmerztablette würde ich mir ohne Nachdenken innerhalb weniger Sekunden direkt am Tisch genehmigen und sofort mit meiner Arbeit weitermachen. Das ist beim Espresso mit Zitrone nicht möglich.

Übrigens: Der Espresso ist nur deswegen das Mittel der Wahl, weil er in einer „Arzneiportion“ daher kommt und sein Koffein sehr konzentriert mitbringt. Ihr könntet theoretisch auch einen starken Kaffee aus dem Handfilter mit Zitrone versehen. Aber ganz ehrlich: einen ganzen Becher gesäuerten Kaffee zu trinken, wäre dann doch zu hart.

Zum Schluss auch noch eine Warnung: Wenn ihr wie ich nur ab und zu Kopfschmerzen habt, die offensichtlich aus der primären Kategorie stammen, und ihr nicht unter schwerer Migräne leidet, ist das Hausmittel sicher besser als die Tablette oder der Arztbesuch. Halten die Beschwerden aber an, solltet ihr einen Arzt aufsuchen und mögliche andere Ursachen abklären lassen.

Mich interessiert, wofür ihr Kaffee als Hausmittel noch so einsetzt oder, welche Erfahrungen ihr mit der Espresso-Zitronenmischung gemacht habt. Schreibt gern einen Kommentar!

Dein Kaffee-Experte
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Arne Preuss

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