Hilft Kaffee gegen Kopfschmerzen? Espresso, Koffein & Co aus wissenschaftlicher Sicht

Moin! Ich bin Arne. Nach einigen Jahren als Barista habe ich mich einer Mission verschrieben: mehr guten Kaffee unter die Leute zu bringen. Dafür stellen mein Team und ich eine breite Wissensbasis zum Thema Kaffee für euch bereit.

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Mit jedem neuen wissenschaftlichen Ratgeber über den Einfluss von Kaffee bzw. Koffein auf den Körper wird mir eines klarer: Wir haben keine Ahnung, wie Kaffee funktioniert. Oder unser Körper. Und das gilt nicht nur für uns Laien, sondern auch für die Wissenschaft.

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Mit jedem neuen wissenschaftlichen Ratgeber über den Einfluss von Kaffee bzw. Koffein auf den Körper wird mir eines klarer: Wir haben keine Ahnung, wie Kaffee funktioniert. Oder unser Körper. Und das gilt nicht nur für uns Laien, sondern auch für die Wissenschaft.

Viele von uns bekämpfen Kopfschmerzen mit Kaffee und Espresso. Andere meiden Koffein, weil sie davon überhaupt erst Kopfschmerzen oder Migräne bekommen. Der Witz ist: Beide haben recht. Oder vielleicht auch nicht.

Ich habe mir Kopfschmerzen und Kaffee als Hausmittel näher angeschaut und in der aktuellen Forschung gewühlt. Wie immer ersetzen meine Informationen weder eine ärztliche Beratung noch sind sie als ärztlicher Rat bei Beschwerden zu verstehen. Logisch.

Kaffee gegen Kopfschmerzen: Das Wichtigste im Überblick

  • Die Wirkung von Koffein auf den Menschen ist nicht ansatzweise umfassend geklärt
  • Koffein kann sowohl Schmerzen lindern als auch Kopfschmerz auslösen
  • Die schmerzstillende Wirkung des Koffeins entfaltet sich hauptsächlich in Kombination mit Ibuprofen oder Paracetamol in speziellen Schmerzmitteln
  • Kaffee als Getränk scheint eher negative Auswirkungen auf viele Kopfschmerzarten zu haben
  • Die Mischung aus Espresso und Zitrone oder Zitronensaft als Mittel gegen Kopfschmerz wirkt durch das Vitamin C, nicht nur durch den Espresso
  • Es gibt keine allgemeingültigen Aussagen zum „kopfschmerzsicheren“ Kaffeekonsum

Mindestens eine Studie1 legt nahe, als Migräne-Patient höchstens 200 Milligramm Koffein pro Tag zu sich zu nehmen und den Kaffeekonsum möglichst konstant zu halten.  Zu Spannungskopfschmerzen und ähnlichen Kopfschmerzarten konnte ich bisher keine entsprechenden Informationen finden.

Kopfschmerzen & Migräne: Das passiert im Körper

Ähnlich wie bei Kaffee und Blutdruck oder Kaffee und Stoffwechsel fällt auch bei Koffein bzw. Kaffee und Kopfschmerzen auf, dass sich zwar jeder etwas unter dem Begriff vorstellen kann, aber nicht sagen könnte, was Kopfschmerz genau ist.

Wir haben höchstens das diffuse Gefühl, dass unsere Blutgefäße im Kopf, unser Gehirn und das Nervensystem daran beteiligt sind. Wie bei allen anderen Körperfunktionen kommen aber auch noch Hormone, Impulse von außen und nicht zuletzt die Genetik ins Spiel.

Kopfschmerzen und Koffein

Jede Form von Kopfschmerzen kann unterschiedliche Ursachen haben. Etwa Spannungskopfschmerzen können durch eine Fehlhaltung des Kopfes oder Halses entstehen, andere sind eine Reaktion auf Stress oder zu wenig Wasser.

Ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt für den Schmerz ist der Nervus trigeminus oder fünfter Hirnnerv. Er überträgt unter anderem Eindrücke und Informationen von der Kopfhaut, Blutgefäßen im Kopf und von der Hirnhaut.

Werden Kopfschmerz-Trigger (unter anderem Stress, zu viel Licht im Auge oder bestimmte Gerüche) aktiv, senden schmerzempfindliche Nozizeptoren Signale über den Hirnnerv an den Thalamus. 

Dieser wiederum sendet Signale an verschiedene Hirnareale, die einerseits Schmerzen, andererseits weitere Symptome wie Schwindel, Übelkeit, Lichtempfindlichkeit usw. aktivieren.2

Ein ebenso wichtiges Element und ein körperlicher Hauptgrund der Entstehung von Kopfschmerzen sind Veränderungen des Blutflusses im Gehirn.3 Bei Migräne spielt wohl eine gestörte Anpassungsfähigkeit der Blutgefäße eine Rolle, die sich in plötzlichen Erweiterungsreaktionen mit entsprechenden Schmerzen äußern kann. Zusätzlich spielt der Botenstoff Dopamin hinein.4

Kaffee & Kopfschmerzen: Freunde oder Feinde?

Der weitaus größte Teil der Kaffee-Kopfschmerz-Forschung befasst sich mit Migräne als wiederkehrende Schmerzerkrankung, deren Ursachen noch nicht vollständig erforscht sind, aber viele Menschen betrifft.

Hierbei geht es vor allem darum, ob ein regelmäßiger Kaffeekonsum ein Trigger für eine Migräneattacke ist. Wie bei praktisch allen Aspekten der FrageIst Kaffee gesund?muss die Antwort nebulös bleiben. Vielleicht sogar nebulöser als bei Koffein und Sport oder Koffein und Abnehmen.

Tendenziell kommen zahllose Studien zum Schluss, dass die Gefahr einer Kopfschmerzattacke mit zunehmendem Kaffee-Konsum steigt.5 

Denn Kaffee bzw. Koffein greift in die Dopamin-Ausschüttung des Gehirns ein.6 Außerdem manipuliert Koffein den Blutfluss im Gehirn.7 Es verengt die Blutgefäße, was die Blutgefäße im Migräne-Kopf zu einer explosiven Gegenreaktion animieren kann. 

Geht es aber darum, bereits bestehende Kopfschmerzen zu bekämpfen, ist Koffein Bestandteil vieler Migräne-Medikamente. Denn das Alkaloid hat auch analgetische Eigenschaften, ist also eine Art Schmerzmittel.8

Wir können es zwar nicht mit Paracetamol oder Ibuprofen gleichsetzen, aber Koffein scheint die Wirkung der Schmerzmittel in Kombinationspräparaten zu steigern. Darum gleich an dieser Stelle:

Bei Spannungskopfschmerz und Co helfen garantiert keine Koffeintabletten und auch keine volle Ladung Espresso. Setzt lieber auf die Hilfe von klassischen Schmerzmitteln.

Unterm Strich zeigt Kaffee jedoch einmal mehr ein uneindeutiges Gesicht, das sich ziemlich gut auf eine Formel zusammendampfen lässt:

Caffeine can both relieve and trigger migraine attacks

Koffein kann Migräneattacken gleichzeitig auslösen und mildern.9

Wenn ich mir die Informationen in den Studien zu Wirkungen und Wirksamkeit im Überblick ansehe, komme ich vor allem zu einem Zwischenergebnis:

Geht es um die Bildung und Bekämpfung von Kopfschmerzen, müssen wir dringend zwischen Drink und Substanz(en) unterscheiden. Denn Kaffee oder Espresso sind eine Kombination aus mehr als 1.000 Stoffen, von denen Koffein nur einen kleinen Teil ausmacht.

Das mag auch der Grund sein, warum Kaffee oder Espresso eher als Trigger gelten, während Koffein an sich als Tabletten-Zusatz empfohlen wird.

Kaffee als Trigger können wir übrigens auf mehreren Ebenen verstehen: Viele Forscher weisen darauf hin, dass auch der (plötzliche) Entzug von Kaffee Kopfschmerzen oder Migräne auslösen kann und dieser Mechanismus eines Tages helfen könnte, sowohl Kaffee als auch Kopfschmerzen besser zu verstehen.

Wenn euch das Thema Kaffee-Entzug näher interessiert, schaut auch mal in meine Ratgeber zu Koffein und Schlaf und Koffein-Überdosis.

Kaffee hilft bei Kater: Stimmt das?

So ziemlich jeder weiß, wie sich ein Kater anfühlt: flauer Magen, Müdigkeit, Druck im Kopf und kein Spaß am Leben. Doch was ein Kater eigentlich genau ist, weiß nicht einmal die Wissenschaft.

Fest steht, dass die Symptome auftreten, wenn der Körper Ethanol abbaut. Dabei entstehen diverse Enzyme, Proteine und andere Abbauprodukte, die negativ auf unseren Körper wirken.10 

Die Frage, ob und wie Koffein in diesen Abbauprozess eingreift, kann die Wissenschaft bisher nicht eindeutig beantworten. Einigkeit scheint nur darüber zu herrschen, dass eine Tasse Kaffee als Kater-Gegenmittel vor allem eine flankierende Wirkung hat, bei der wir uns ein bisschen was vormachen:

Kaffee bzw. Koffein vertreibt Müdigkeit. So viel ist klar. Alkohol wiederum sorgt für einen schlechteren Schlaf 11, den wir aber bräuchten, um den Körper beim Alkoholabbau zu unterstützen. 

Wenn wir eine Tasse Kaffee als „Gegenmittel“ trinken, nehmen wir zumindest das Müdigkeitsgefühl weg und haben daher den Eindruck, fitter zu sein. Auf biologischer Ebene beeinflusst Koffein allerdings die Interaktion zwischen Blutgefäßen und dem umgebenden Gewebe, was den Abbauprozess behindert.12

Auch die Wirkung auf den Blutfluss dürfen wir nicht unterschätzen – was wiederum Kopfschmerzen als eines der schlimmsten Kater-Symptome verstärken kann. Wenn ich die Studienlage richtig interpretiere, geht es beim Kater-Killen vor allem um eins: Wasser, Wasser und nochmals Wasser. 

Alkohol ist ein Diuretikum, entzieht also dem Körper Flüssigkeit. Kaffee wird das ebenfalls nachgesagt. Dieser Mythos wurde inzwischen jedoch weitestgehend demontiert. Zwar ist Koffein selbst tatsächlich ein Diuretikum, doch seine Wirkung wird durch die Flüssigkeitsmenge, die eine Tasse Kaffee liefert, scheinbar ausgeglichen.13

Wenn ihr bei einem Kater zur Wasserflasche statt zum Kaffee greift, erreicht ihr jedoch so oder so deutlich mehr. Denn mehr Wasser im Körper verbessert den Blutfluss, hilft beim Stoffwechsel und beendet den Kater damit schneller.

Lust auf mehr Mythen-Entzauberung? Dann schaut mal in meinen Ratgebern zum Coffee Nap und zu Glow Coffee vorbei.

Zitrone & Espresso gegen Kopfschmerzen: Gesund & ein Killer-Hausmittel?

Espresso gegen Kopfschmerzen Zitronen

Nach allem, was wir bis jetzt erfahren haben, dürfte das bewährte Hausmittel Espresso mit Zitrone gegen Kopfschmerzen theoretisch nicht funktionieren. Tut es aber für viele trotzdem. Die Wirksamkeit beruht aber nicht auf der Kombination von Espresso und Zitrone oder Zitronensaft. Im Grunde geht es einzig und allein um die Zitrone:

Mehrere Studien legen nahe, dass Vitamin C als akuter Kopfschmerzkiller wirken kann.14 Gleiches lässt sich aber auch über Magnesium, Vitamin D, Vitamin B3 und andere Stoffe sagen.15 Darum wäre es theoretisch egal, welches Mineral, Vitamin oder Spurenelement ihr in die Tasse gebt.

Wer Espresso mit Zitrone super verträgt, gehört einfach zu den Erwachsenen, die sowieso keine Probleme mit Kaffee haben und deshalb die negativen Auswirkungen der Saft-Kaffee-Kombination nicht mitbekommen.

Im Grunde bleibt aber auch hier nur die Aussage, dass es sowohl Pro- als auch Contra-Argumente gibt. Wenn ihr das Gefühl habt, es geht euch nach einem Espresso mit einem Spritzer Zitrone besser, dann ist das ebenso gut wie ein „echtes“ Schmerzmittel.

Fazit: Schwarzer Kaffee als Schmerzmittel?

Blut, Magen, Kopf: Sowohl medizinische Experten als auch Kaffeeliebhaber dürften sich darüber einig sein, dass Kaffee und Koffein immer einen Effekt haben. Ob nun gut oder schlecht, ob mit starker oder geringer Wirkung.

Wenn ihr mich fragt, ist Kaffee (oder auch Cola) niemals die bessere Alternative zu korrekten Tabletten. Wenn ihr mich nochmal fragt, solltet ihr euch bei Spannungskopfschmerz und Co sowieso vor allem fragen, ob ihr zum Beispiel zu viel Stress oder heute schon genug getrunken habt.

Und wenn ihr mich ganz allgemein fragt, komme ich wieder zu dem Schluss, zu dem ich immer komme: 

Kaffee ist keine Medizin, sondern ein Genussmittel! Behandelt es nicht als Arznei, hört auf euren Körper und gönnt euch im Zweifel lieber ein Glas Zitronensaft.

Welchen Medizin-Mythos rund um Koffein und Kaffee soll ich als Nächstes entzaubern? Hinterlasst mir gern einen Kommentar!

FAQ zu Kaffee gegen Kopfschmerzen

Laut aktueller Forschung hilft Espresso als Getränk nicht unbedingt bei Kopfschmerzen. Koffein als Substanz scheint aber bei verschiedenen Kopfschmerzen zu helfen und ist deshalb Bestandteil entsprechender Präparate.

Ob und wie viel Kaffee bei Kopfschmerzen getrunken werden sollte, ist eine absolut individuelle Frage. Bei der Neigung zu Migräne wird zumindest zu einem geringeren Konsum geraten.

Zitrone enthält Vitamin C, das nachweisbar bei Kopfschmerzen hilft. Der Espresso spielt hier in den meisten Fällen entweder eine ambivalente oder nur eine sehr untergeordnete Rolle bei der Schmerzbekämpfung.

Quellen:

  1. Nowaczewska et al (2020): The Ambiguous Role of Caffeine in Migraine Headache: From Trigger to Treatment ↩︎
  2. National Institute of Neurological Disorders and Stroke (2024): Headache ↩︎
  3. Vgl. etwa Micieli et al (1998): Cerebral hemodynamics in primary headaches: the transcranial Doppler experience ↩︎
  4. Akerman & Goadsby (2007): Dopamine and migraine: biology and clinical implications ↩︎
  5. Zum Vergleich etwa Zhan et al (2023): Association between dietary caffeine intake and severe headache or migraine in US adults oder Cho et al (2024): Coffee consumption and migraine: a population-based study ↩︎
  6. Vgl. Solinas et al (2002): Caffeine Induces Dopamine and Glutamate Release in the Shell of the Nucleus Accumbens ↩︎
  7. Addicott et. al (2009):The effect of daily caffeine use on cerebral blood flow: How much caffeine can we tolerate? ↩︎
  8. Vgl. Goldstein et al (2006): Acetaminophen, aspirin, and caffeine in combination versus ibuprofen for acute migraine: results from a multicenter, double-blind, randomized, parallel-group, single-dose, placebo-controlled study. ↩︎
  9. Zdunska et al (2023): Caffeine for Headaches: Helpful or Harmful? A Brief Review of the Literature ↩︎
  10. Zur Übersicht: Zakhari (2006): Overview: How Is Alcohol Metabolized by the Body? ↩︎
  11. Vgl. Park et al (2015): The Effects of Alcohol on Quality of Sleep ↩︎
  12. Zum Vergleich: Institute of Medicine (2014): Caffeine in Food and Dietary Supplements: Examining Safety: Workshop Summary. ↩︎
  13. Vgl. Killer et al (2014): No evidence of dehydration with moderate daily coffee intake: a counterbalanced cross-over study in a free-living population ↩︎
  14. Vgl. Etwa Zheng et al (2024):Association of dietary vitamin C consumption with severe headache or migraine among adults: a cross-sectional study of NHANES 1999–2004 ↩︎
  15. Vgl. Nattagh-Eshtivani et al (2018): The role of nutrients in the pathogenesis and treatment of migraine headaches: Review ↩︎

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