Kaffeemarken – Was im Supermarktregal steht und wer dahinter steckt

Moin! Ich bin Arne. Nach einigen Jahren als Barista habe ich mich einer Mission verschrieben: mehr guten Kaffee unter die Leute zu bringen. Dafür stellen mein Team und ich eine breite Wissensbasis zum Thema Kaffee für euch bereit.

Wie wir testen | Unser Team

Dieser Beitrag steht schon lange auf meiner Liste und ich habe mich bisher immer ein wenig dagegen gesperrt, ihn zu schreiben. Warum? Weil ich – wie ihr alle wisst – nie in den Supermarkt gehe, um mir meine Kaffeebohnen zu besorgen.

Kaffeemarken im Überblick

Dieser Beitrag steht schon lange auf meiner Liste und ich habe mich bisher immer ein wenig dagegen gesperrt, ihn zu schreiben. Warum? Weil ich – wie ihr alle wisst – nie in den Supermarkt gehe, um mir meine Kaffeebohnen zu besorgen.

Das mag an meiner komfortablen Stellung als Kaffeeblogger liegen. Schließlich fragen mich genug kleine Röstereien im Direktvertrieb an, ihre Produkte zu testen. Aber dahinter steht vor allem meine Überzeugung, dass Kaffee aus dem Supermarkt kaum weiter von dem entfernt sein könnte, was ich mit Coffeeness versuche.

Die andere Seite der Medaille: Viele von euch steigen gerade erst in die Welt des Kaffees ein, finden mit uns vielleicht ihren Kaffeevollautomaten oder probieren sich zum ersten Mal mit Mühle, Handfilter und eben ganzen Kaffeebohnen aus.

Und da ist es völlig legitim, die ersten Schritte zunächst einmal mit ganzen Bohnen aus dem Supermarktregal zu wagen und sich an bekannte Kaffeemarken zu halten.

Oder einfacher gesagt: Das Thema Kaffeebohnen aus dem Supermarkt interessiert euch brennend und ich erhalte immer wieder Anfragen, ob wir nicht einmal einen Test der beliebtesten Produkte durchführen könnten.

Schümli Kaffee

Ich stelle mir natürlich die Frage, ob es unter den ganzen Blindgängern auch Einäugige gibt, die sich als König der Supermarktbohne entpuppen.

Demnächst werdet ihr darum auf Coffeeness einen ehrlichen und detaillierten Test zu Kaffeebohnen aus dem Supermarkt finden und ich freue mich schon jetzt auf eure Vorschläge und Kommentare, welche Mischung/Marke/Bohne dabei definitiv nicht fehlen sollte.

In diesem Artikel beschäftigen wir uns erst einmal mit dem „System Kaffeemarken“ und schauen uns an, welche Konzerne sich hinter welchen Marken verstecken. Wir gucken uns an, wie diese ihren Kaffee beschaffen und verarbeiten und wofür ihr am Ende wirklich bezahlt.

Außerdem versuche ich noch einmal aufzudröseln, was das grundsätzliche Problem an Supermarktkaffee ist und ob es vielleicht Alternativen gibt, die ihr ebenso einfach kaufen könnt.

Ja, dieser Artikel wird es ein wenig an Objektivität missen lassen. Eben weil ich mit jeder Faser dagegen bin, was die „Kaffeekonzerne“ uns da auftischen wollen. Das heißt aber nicht, dass ich euch nicht dennoch alle Informationen gebe, damit ihr euch selbst ein Urteil bilden könnt.

Kaffee aus dem Supermarkt? Nein, danke!

Im Coffeeness YouTube-Kanal findet ihr neben meinen üblichen Tests und Erklärvideos auch eine 15-minütige Tirade gegen Supermarktkaffee. Mit „Supermarkt-Kaffee? Nein, danke!“

haben wir uns zahlreiche Kommentare und Fragen eingehandelt, ob wir die einzelnen Punkte auf der Liste nicht noch einmal genauer erklären können. Können wir!

1.Kaffeebohnen aus dem Supermarkt sind häufig von minderwertiger Qualität

Für diese Erkenntnis muss man noch nicht einmal ein Kaffee-Experte sein: Wenn ihr gerade sehr günstige Bohnen einmal genauer anschaut, dann sehen diese oft sehr unterschiedlich aus, dazwischen gibt es eine Menge Bruch und es fehlen oft sogar typische Charakteristika einer Röstung.

Das Problem daran: Diese Anzeichen deuten immer darauf hin, dass für den Kaffee nicht gerade 1A-Ware verarbeitet wurde, sondern in der Röstmaschine das landet, was am Kaffeesack kleben bleibt. Und schlechte Rohstoffe werden nie zu guten Produkten.

Nun entsprechen die Mist-Bohnen zwar grundsätzlich allen Vorgaben des Lebensmittelrechts, aber der Unterschied zwischen diesen Mischungen und „echtem“ Kaffee ist halt genauso groß wie der zwischen Tütensuppe und selbstgekochter Brühe.

Beispiel: Bei Rewe gibt es jetzt einen Kaffee aus dem Hause Origo, der im traditionellen Trommelröstverfahren hergestellt ist. So weit, so gut. Wenn ihr aber die Tüte für 12 Euro das Kilo aufmacht, schlägt euch ein definitiver Schimmelgeruch entgegen. Obwohl die Bohnen an sich wirklich in Ordnung scheinen und keine Schimmelbildung vorhanden ist.

Jacobs Kaffee

2.Kaffeebohnen aus dem Supermarkt werden im Schnellverfahren geröstet

Wenn Mist in der Röstung landet, setzen Hersteller meist alles daran, die minderwertige Qualität zu kaschieren. Und das klappt am besten im industriellen Schnellverfahren, bei dem die Bohnen in etwa einem Fünftel der angebrachten Röstzeit bis zur Unkenntlichkeit verbrannt werden.

Das ist nicht nur für die Aromenentfaltung schlecht, es entstehen auch sensorische Nebenprodukte, die ebenso einfach zu entschlüsseln sind.

Gerade bei den Ultrabillig-Bohnen der Eigenmarken riecht ihr oft stechende Noten im Duft, sobald ihr die Tüte aufmacht. Und der Kaffee selbst hat immer eine verbrannte Unternote, egal, welche Zubereitungsmethode ihr wählt.

3.Kaffeebohnen aus dem Supermarkt sind meist alt

Über den Unterschied zwischen Mindesthaltbarkeitsdatum und Lagerfähigkeit bei Kaffee habe ich jüngst im Artikel zu Kaffeedosen ausführlich referiert. Tatsache ist, dass ein Kaffee nach dem Rösten noch eine Reifezeit benötigt, damit sich die Aromen vollends entfalten können.

Dann beginnt die Phase der Lagerfähigkeit, die etwa nach zwei Monaten durch ist. Danach hat sich das Kaffeearoma auf die letzten Grundmauern reduziert. Das Mindesthaltbarkeitsdatum reicht darüber natürlich noch weit hinaus.

Bevor ein Supermarktkaffee aus der Rösterei in den Regalen steht, vergeht einiges mehr an Zeit als bei einem Direktvertrieb. Ist ja auch klar, schließlich müssen hier viele logistische Zwischenstationen durchlaufen werden.

Außerdem rösten die großen Unternehmen nicht nach Bedarf, sondern auf Vorrat, damit die Regale auch ja immer gut gefüllt sind. Und ein Röstdatum wird schon gar nicht angegeben.

Die übliche Faustformel für die Frische von Supermarktkaffee lautet:

MHD – 24 Monate = Röstdatum

Und dann müsstet ihr weiterrechnen:

Röstdatum + ca. 1 Monat (je nach Röstung) = Reifezeitpunkt + 8 Wochen = Ende optimales Verbrauchsdatum.

Wer sich diese Mühe einmal macht, wird vor dem Regal meist sehr schnell feststellen, dass er sich das Geld für den Supermarktkaffee auch sparen könnte.

4.Kaffeebohnen aus dem Supermarkt beuten aus

Bei meinen Recherchen zu diesem Artikel und gerade im Hinblick auf die Handels- und Eigenmarken bin ich über einen sehr pointierten Satz in einem Forum gestolpert.

Ein User sagt dort sinngemäß, dass man von den lächerlichen Kilopreisen doch auch noch {Kaffeesteuer}, Einbrandverlust, Logistik etc. abziehen müsse. Und da bleibe am Ende nicht mehr viel für die Rohware übrig.

Das Problem daran: Die Kaffeekonzerne werden einen Teufel tun und diese geringe Gewinnmarge selbst tragen. Sie laden das Problem bei den Erzeugern ab. Und wie wir alle wissen, kommt Rohkaffee nun einmal nicht aus Ländern mit hohem Lebensstandard.

Darum wird uns das Thema Preisgestaltung auch im Folgenden besonders beschäftigen, wenn ich euch die größten Player der Kaffeewelt vorstelle. Eure Schlüsse müsst ihr daraus selbst ziehen.

Die größten Kaffeekonzerne der Welt – Wer kontrolliert den Kaffeemarkt?

Es ist sicherlich keine Neuigkeit, dass auch der Weltmarkt von Kaffee von ganz wenigen Konzernen kontrolliert wird. Insgesamt zehn Konzerne teilen sich den Lebensmittelmarkt allgemein und vor einiger Zeit bin ich einmal auf eine ziemlich erhellende Grafik gestoßen, die das perfekt illustriert.

Diese Grafik könnt ihr im gesamten Netz finden, der besseren Lesbarkeit wegen habe ich die Darstellung bei Oxfam America gewählt. Und hier braucht ihr nicht lange suchen, um die Big Player in Sachen Kaffee zu identifizieren:

Nestlé

War ja klar. Mit Nescafé und Nespresso beherrscht der größte Lebensmittelkonzern der Welt mit Sitz in der Schweiz vor allem den Convenience-Markt und ist für Verbrechen am Kaffeegenuss wie Kaffeekapseln oder Instantkaffee praktisch im Alleingang verantwortlich. Auch Caro-Kaffee gehört zum Portfolio.

Das wirklich Erschreckende ist, dass es für Nestlé allein mit diesen Systemen zur regelmäßigen Marktführerschaft reicht. Ohne auch nur einen echten Bohnenkaffee unter einer eigenen Marke anzubieten!

JAB

Jetzt wird es ein bisschen tricky und wirtschaftlich. Denn die (zumindest in der Breite) völlig unbekannte JAB Holding unter Federführung der Familie Reimann ist ein echter Krake von einem Unternehmen, die in verschiedensten Tochter-Holdings mehrere wichtige Kaffeemarken auf dem deutschen Markt kontrolliert.

Das bekannteste Unternehmen dieser Holding ist Jacobs Douwe Egberts, das selbst wiederum aus der Zusammenführung der Firmen Acorn Holdings B.V und Mondelēz International entstanden ist. Und so kommt es, dass aus einem Hause folgende Marken kommen:

  • Senseo Kaffeepadsysteme

  • Tassimo-Kapselsysteme

  • Jacobs Kaffee

  • Onko Kaffee

  • Café Hag

Richtig interessant daran ist, dass JAB noch relativ neu auf dem Kaffeemarkt ist und die Holding nur deswegen ihre Markeneinkaufstour begonnen hat, weil sich der Kaffeemarkt, gerade auch in Deutschland, von finanzieller Seite überaus lohnt.

Holding-Manager Peter Harf erklärte etwa in einem WELT-Porträt, dass Kaffeetrinker erstens eine ziemlich krisenfeste Klientel und zweitens überaus markentreu sind sowie dass es drittens auch große Röstereien praktisch schon für einen Appel und ein Ei zu kaufen gibt. Aha.

Tchibo

Geht es nur mir so oder habt ihr bei Tchibo auch nie das Gefühl, ihr hättet es mit einem Konzern zu tun? Irgendwie schafft es das Unternehmen aus Hamburg sehr bodenständig und „von hier“ zu wirken – auch wenn eine Tchibo-Filiale an jeder Ecke zu finden ist und die Tchibo-Zeilen praktisch jeden Supermarkt dominieren.

Vielleicht liegt es daran, dass Tchibo einen erheblichen Teil seines Milliardenumsatzes tatsächlich in Deutschland macht und ein Großteil (7.900 im Jahr 2016) der rund 12.000 Mitarbeiter hier agiert.

Vielleicht liegt es auch daran, dass sie es schon lange vor dem Einzug von Starbucks auf dem deutschen Markt geschafft haben, eine gewisse Art von moderner Coffeeshop-Kultur in Deutschland zu etablieren – nur eben nicht für die Basic Hipster, sondern für die Funktionsjacken-Generation.

Tchibo Kaffee

Es mag aber auch daran liegen, dass bei Tchibo immer draufsteht, was drin ist. Hier versteckt sich kein Konzern hinter unzähligen Marken, Tchibo ist immer Tchibo, ob nun mit Bohnenkaffee oder Kapselsystem.

Und da machen die Hamburger bei ihrer Zielgruppe alles richtig, wenn wir JAB-Manager Harf glauben dürfen.

Diese Big Three dominierten 2016 den deutschen Kaffeemarkt praktisch komplett, wobei es der neue Superkonzern Jacobs Douwe Egberts (sprich: JAB) auf satte 23,2 Prozent Anteil brachte. Insgesamt brachten es drei Konzerne auf fast die Hälfte des Umsatzes. Und zwar mit Kapselkaffee, löslicher Brühe und der ein oder anderen Bohne.

Bekannte Kaffeemarken aus dem Supermarkt unter der Lupe

Wesentlich interessanter wird es daher, wenn wir uns die andere Umsatzhälfte angucken, bei der weitere bekannte Kaffeemarken, die nicht zu den Big Three gehören, eine Rolle spielen. Hier geht es auch wesentlich diverser zu, vor allem, was Espresso- und Kaffeebohnen betrifft.

Im Folgenden habe ich die bekanntesten Kaffeemarken einmal genauer aufgelistet, damit ihr ab jetzt immer wisst, wer euch da etwas andrehen möchte.

Dallmayr

Zwar dümpelt die Alois Dallmayr KG in Sachen Umsatz unter der Milliardengrenze und damit abgeschlagen hinter den drei Großen, doch in Sachen Markenbekanntheit bei den Deutschen hat der „vollendet veredelte Spitzenkaffee“ Prodomo immer wieder die Krone auf – zumindest in Silber hinter der Krönung.

Laut eines schon etwas älteren Artikels der Wirtschaftswoche bezieht Dallmayr seine Bohnen hauptsächlich aus Äthiopien und ist für das Land einer der wichtigsten Abnehmer.

Ein Zahlenbeispiel: 2016/2017 hat Äthiopien laut Meldungen 221.000 Tonnen Kaffee exportiert. Davon gingen 18 % nach Deutschland. Das sind rund 40. 000 Tonnen. Wenn Dallmayr als Einzelunternehmen hier einen großen Teil abnimmt, dürfen sie auch bestimmen, wohin der Hase in Sachen Preis läuft.

Kaffeesorte Dallmayr

Das merkt ihr spätestens, wenn wir uns das Dallmayr-Angebot kurz mal genauer angucken: Neben der Prodomo-Bohne, die als ganze Version im hauseigenen Online-Shop einen Kilopreis von 16,40 Euro hat, gibt es jetzt auch hier so genannte „Ursprungskaffees“, also Single Origins.

Die „Einsteigervariante“ namens Dallmayr Ethiopia, die laut Eigenaussage aus dem Sidamo-Dunstkreis kommt (also noch nicht so richtig Single Origin ist), kostet im hauseigenen Shop 12,98 Euro pro Kilo. Erst der sortenreine Yirgacheffe bringt einen vernünftigen Kilopreis von 33,60 Euro ins Spiel.

Melitta

Was Melitta aus Kaffee macht, wissen wir ja alle. Und auch ich bin ein ziemlicher Fan des Traditionsunternehmens. Zumindest, wenn es um Kaffeemaschinen oder IFA-Mitarbeiter geht.

Zum Unternehmen gehören auch Marken wie Swirl oder Toppits, weshalb es einleuchtet, dass das Mindener Unternehmen trotz Milliardenumsatz nicht zu den großen Playern des Kaffeegeschäfts gehört. Wenigstens, wenn man nur die Zahlen betrachtet.

Denn Melitta und Filterkaffee sind und bleiben nun einmal ein Synonym und Filterkaffee ist der Deutschen liebstes Gebräu – stellt auch der Kaffeereport 2017 (im Auftrag von Tchibo) fest.

Trotz aller Freundlichkeit und Kundennähe im Image darf eines nicht unter den Tisch fallen: Der durchschnittliche Kilopreis für die „Auslese“ liegt bei um die 6 (!) Euro, die ganzen Bohnen unter den Markennamen Bella Crema oder Mein Café überschreiten nie bis selten die 10 Euro.

Richtiggehend frech wird die Sache, wenn wir uns die „Bella Crema Selection des Jahres“ 2017 angucken. Hier stammen die Bohnen laut Hersteller aus Papua Neuginuea. Dieser kleine Inselstaat besteht fast ausschließlich aus kleinen Familien-Kaffeeplantagen, der gesamte Anbau ist Handarbeit.

Dieses Anbaugebiet ist für sehr spezielle Kaffees bekannt, vor UNZEITEN hatte ich auch schon einmal einen Kaffee Papua Neuguinea von Coffea im Test. Auch mir fiel die verborgene Grandezza dieser zu Recht ziemlich teuren Bohnen auf. Und was macht Melitta? Verkloppt das Ganze für 10 Euro pro Kilo! Kann das richtig sein? Nein.

Melitta Kaffee

Eduscho – Gala

Könnt ihr euch auch noch an die Zeit erinnern, als der durchschnittliche Kaffeetrinker überlegte, ob er lieber Tchibo oder Eduscho trinkt? Und an die Verwirrung, als Eduscho plötzlich zu Tchibo gehörte und wir alle von „Tchibuscho“ sprachen?

Die Marke Eduscho aus Bremen trat gerade in den Neunzigern dem direkten Konkurrenten Tchibo mächtig in die Hacken und hatte ebenso eigene Geschäfte und eine starke Markenpräsenz. Und dann ging dem Unternehmen wegen mangelnder Kundenbegeisterung die Luft aus, Eduscho wurde an Tchibo verkauft. Und damit praktisch pulverisiert.

Allerdings hat Eduscho in einer ziemlich bekannten Form überlebt: im Gala Kaffee. Die Varietät „Nr. 1“ ist dabei so etwas wie die direkte Antwort auf Jacobs Krönung und enthält eine kleine Besonderheit: Hier ist nicht nur Arabica-Kaffee drin, ein gewisser Anteil Robusta darf auch mitspielen.

Das ist im „100% Arabica“-Consumer-Segment durchaus eine Besonderheit, wird aber von Gala auch nur klein geschrieben. Denn offensichtlich wird mit Gala immer wieder gern bestätigt, warum so viele Kaffeetrinker etwas gegen Robusta haben.

Wird hier minderwertige Qualität eingesetzt, schmeckt der Kaffee muffig, angebrannt und einfach falsch. Und dieses Urteil hat auch die Stiftung Warentest über Gala schon mehrfach gesprochen. Bei einem Kilopreis von um die 10 Euro ist das auch irgendwie kein Wunder.

Darboven – Idee, Eilles, Café Intencion und Mövenpick

Jeder, der irgendwann einmal in einer Kaffeebude gearbeitet hat, hatte schon einmal mit Darboven zu tun. Zumindest mit einem der sehr engagierten Vertreter des Unternehmens.

Die J.J. Darboven GmbH & Co. KG hat ihren Sitz in Hamburg und erwirtschaftet rund 300 Mio. Euro Umsatz jährlich.

Damit ist Darboven zwar keine große Marke in Sachen Kaffee, gehört aber zu den pfiffigsten Konglomeraten. Und das liegt im Wesentlichen an Chef Albert Darboven. Der hat nämlich recht frühzeitig erkannt, dass die Gastronomie in Sachen Kaffee noch viel Luft nach oben bietet und hat sich viele Lieferverträge gesichert.

Mövenpick Kaffee

Außerdem hat er sich mit der Marke Eilles, die es auch für Kaffee gibt, vor allem im „Edel“-Tee-Segment für Gastronomien etabliert und zusätzlich sehr früh den Chai-Trend erkannt.

Dem Ottonormalverbraucher ist aber der Name Idee Kaffee eher ein Begriff. Der wurde zeitweilig als super-magenfreundlich beworben, was gerichtlich untersagt wurde. Tatsache ist aber, dass hier wirklich auf die Kunden gesetzt wird, die Angst vor reizenden Stoffen im Kaffee haben.

Daran mag es auch liegen, dass Idee Kaffee in Sachen Kilopreis eher zu den teureren Varianten des Endverbrauchersegments gehört. Überhaupt will Darboven nichts mit Kaffee-Plebejern zu tun haben, was sich zum Beispiel auch am Edel-Image des Mövenpick Kaffees zeigt. Bei einem Kilopreis von rund 10 Euro ist aber auch das nur Marketing.

Eines muss man dem Unternehmen jedoch wirklich zugute halten: Darboven ist Vorreiter auf dem Breitenmarkt in Sachen Fairtrade-Kaffee. Mit Café Intention hat sich das Unternehmen schon früh in diese Sparte gewagt. Und ist damit zwar nicht gescheitert, doch eher zur Trittleiter für andere geworden.

Hauptanbaugebiete sind laut Unternehmenskommunikation Peru und Honduras. Und ein Kilopreis von rund 20 Euro ist zwar noch nicht das Nonplusultra, aber liegt schon wesentlich näher an dem, was Kaffee eigentlich kosten sollte.

Idee Kaffee

Lavazza

Kommen wir jetzt endlich einmal zu den Espressobohnenmarken und einem meiner liebsten Hassobjekte aus dieser Kategorie. Wenn mir jemand Bohnen von Lavazza andrehen will, nehme ich Reißaus.

Einzig die Tatsache, dass die Marke dafür sorgte, dass italienische Kaffeekultur auch in den deutschen Gefilden Fuß fassen kann, rechne ich der Bude aus Turin an.

Woher mein Hass? Ganz einfach: Lavazza machte auch 2016 rund 1,9 Milliarden Euro Umsatz mit einfach schlechtem Kaffee!

Bisher hat mir noch keine einzige der zahlreichen Mischungen im Supermarkt wirklich geschmeckt. Der Lavazza Espresso Perfetto ging ja noch, der Lavazza Caffe Crema ist eine Frechheit in jeder Hinsicht.

Das Problem ist vor allem, dass die Bohnen schon beim ersten Hinschauen offenbaren, wie schlecht deren Qualität ist – und dass hier natürlich im großen Stil und mit wenig Muße geröstet wird. Das Ergebnis ist das Rumpeligste und Schrecklichste, was Espresso aus dem Supermarkt so zu bieten hat.

Lavazza Kaffee

Illy

Illy ist sozusagen der kleine aber blasierte Bruder von Lavazza, wenn es um den Bekanntheitsgrad und Erfolg außerhalb Italiens geht.

Das Unternehmen aus Triest hat nicht einmal 1.000 Mitarbeiter und macht rund 300. Mio. Euro Umsatz pro Jahr. Und das mit Espresso, der preislich (nicht nur in Supermarkt-Dimensionen) auf jeden Fall in der Oberliga spielt.

Das Preisversprechen kann Illy aber nicht einlösen, wie mein Illy Espresso Test einmal so schön festgehalten hat. Hier spielen Präsentation (Blechdose) und Image auf jeden Fall mit hinein. Ja, der Kaffee sieht etwas besser aus als die Konkurrenz. Nein, wie eine sorgfältige Espressoröstung sieht er nicht aus.

34 Euro pro Kilo wären vollkommen okay, wenn ihr dafür sorgfältig ausgewählte Single Origins oder Spitzenkaffees bekommt. Hier handelt es sich aber um eine Panscherei aus neun verschiedenen Sorten von drei Kontinenten. Und das auch noch ohne Robusta-Anteil.

Das könnte man natürlich als sorgfältige Komposition hinstellen, wie es die Mitarbeiter von Illy in einem alten ZEIT-Artikel so gern tun. Oder man sieht es als die Geldschneiderei, die sie ist.

Illy Kaffeesorte

Segafredo

Segafredo Zanetti ist ebenfalls vielen aus der Gastronomie ein Begriff. Ich verbinde damit vor allem immer die schrecklich unbequemen eckigen Tassen. Das Besondere an diesem italienischen Unternehmen aus der Provinz Bologna ist, dass es eine eigene Kaffeeplantage in Brasilien besitzt und die gesamte Kaffeeproduktion „Inhouse“ erledigt wird.

Nun könnte man diskutieren, ob in diesem Fall der Kilopreis von rund 10 Euro für die Intermezzo-Consumer-Bohne vielleicht angemessener ist als bei anderen. Schließlich werden Zwischenhändler und unnötige Vertriebswege hier einfach ausgeschaltet.

Das mag zu einem gewissen Teil der Kosten stimmen. Und auf der Unternehmenswebsite wird auch ausführlich über die Corporate Social Responsibility geredet. Nur: Wo kein Richter, da kein Henker.

Bei einer vertikalen Integration ist es ungleich schwieriger, von außen die Arbeitsbedingungen für die Kaffeebauern im Vertragsverhältnis mit Segafredo einzusehen.

Eigenmarken bei Kaffee: Wer steckt dahinter?

Wenn ich von Kaffeemarken aus dem Supermarkt spreche, darf ich natürlich auch nicht vergessen, die zahlreichen Discounter bzw. deren Handels- und Günstigmarken zu erwähnen.

Auch hier erzähle ich euch nicht viel Neues, wenn ich sage, dass hinter mancher Eigenmarke ein großer Player steht. Aber es ist nicht einmal halb so einfach herauszufinden, wer den Kaffee von Aldi und Co. wirklich macht.

Grund für die Geheimniskrämerei, und das weiß ich aus erster Hand, wenn auch nicht für Kaffee:

Die großen Handelsunternehmen diktieren den Herstellern zahlreiche Bedingungen, damit deren Produkt unter dem Handelsnamen laufen darf. Nicht alle diese Bedingungen sind wirklich fair. Und meistens geht es um den Preis.

Die Hersteller bzw. Röster wissen aber, dass sie sich einen sehr komfortablen und sicheren Absatz ins Haus holen, wenn sie eines der Handelsunternehmen für sich gewinnen können.

Da hier viel gemauschelt, diktiert und manchmal auch „erpresst“ wird, halten alle Beteiligten lieber die Klappe, damit das Geschäft läuft.

Allerdings ist das Netz voll von Vermutungen und Bestätigungen, welche große Marke hinter welchem No Name Produkt steckt. Für Kaffee ist es aber am schwersten, bis zum Produktionsursprung vorzudringen.

Klar, sonst müsste man ja offenlegen, was man bei der Kaffeebeschaffung so alles falsch macht und wie sehr hier die Preise gedrückt werden.

ALDI

Bei Aldi Nord setzen die Röstereien angeblich auf Trommelröstung statt auf den üblichen Industriekrempel, was natürlich erst einmal hervorragend klingt. Es wird aber nicht gesagt, ob dies für die Marke Markus Kaffee oder Moreno Kaffee oder beides gilt.

Wenn ich die Online-Informationen richtig interpretiere, ist Markus Kaffee eine hundertprozentige Aldi-Tochter und kümmert sich ausschließlich um Tee und Kaffee. Woher die Bohnen kommen und was da sonst noch wichtig wäre, ist hier leider nicht ersichtlich.

Die Italo-Marke Moreno bei Aldi Nord wird wohl von unterschiedlichen Herstellern beliefert, je nachdem, ob es sich um Kapseln, Pads oder Bohnen handelt.

Angeblich steht hinter den ganzen Espressobohnen Cellini, ein italienisches Unternehmen, das ich in Sachen Qualität trotz Supermarkt-Attitüde gar nicht schlecht finde. Bestätigen kann ich das alles bisher nicht.

Bei Aldi Süd gibt es noch die Marke Belmont, die auf den Mist von Nestlé gewachsen ist. Amaroy soll wohl ebenso wie Markus Kaffee aus Weyhe bzw. einem der anderen Standorte in Herten, Ketsch oder Mühlheim an der Ruhr stammen.

Aldi Kaffee

Lidl

Die Marke Bellarom von Lidl kommt laut Online-Einträgen aus der Kaffeerösterei Minges in Breitengüßbach, die neben Lidl auch Netto, Norma und Feinkost Käfer mit Kaffee versorgt.

Bei Eigenprodukten und der Käfer-Kooperation ist Minges recht freigiebig mit Informationen, geht es um den Lidl-Kaffee, sieht die Sache schon wieder anders aus.

Wie gesagt, die Discounter bzw. Handelsunternehmen sind sehr verschwiegen, wenn es um Kooperationen für ihre Eigenmarken geht.

EDEKA & NETTO

Die Eigenmarke „Gut & Günstig“ von Edeka und Netto (das Rote) kommt laut eines Kaffee-Wikis zu Handelsmarken aus dem Hause J.J. Darboven.

Bei Netto gibt es noch die Marke Cafèt, die allerdings nur für Kaffeekapseln gilt und auf die Rösterei Tempelmann zurückgeht. Diese sitzt in Dorsten und hat auch eigene Produkte mit starker Fairtrade-Komponente im Angebot.

Zusätzlich hat Kaffee bei Edeka wohl in einigen Gebieten bzw. bei einigen Lizenznehmern einen eigenen Stellenwert. So gibt es in Ostwestfalen-Lippe eine Familien-Kaffeerösterei, die direkt an die Edeka-Märkte im Besitz eben jener Familie Schenke angeschlossen ist bzw. diese beliefert. Davon hätte ich gern mehr!

Lidl Kaffee

REWE & PENNY

Rewe vertreibt eine ganze Batterie an Eigenmarken – vom Ultragünstig-Segment unter der Marke „Ja!“ bis zu REWE Bio, „Rewe Beste Wahl“ oder „Rewe Feine Welt“. Man muss der Kette zugute halten, dass sie auch Single Origins und Co. verkauft, aber auch dafür wieder lächerliche Kilopreise verlangt.

Hier ist es mir wirklich nicht gelungen, auch nur einen einzigen Hinweis auf die Röstereien und Hersteller zu finden. Vielleicht kann uns einer von euch dabei weiterhelfen?

ROSSMANN & DM

Viele von uns rennen jetzt immer öfter in die Drogerie statt in den Supermarkt, wenn sie Lebensmittel kaufen wollen. Und auch hier stehen Markenprodukte neben Eigenmarken im Kaffeeregal. Die Eigenmarke „Laudatio“ von Rossmann stammt angeblich ebenso aus dem Hause Tempelmann wie einige Edeka-Produkte. Die Marke „enerBio“ bleibt vollkommen gesichtslos.

Beim direkten Konkurrenten DM, der sich schon etwas auf seine Transparenz und Nachhaltigkeit einbildet, sieht es für die Marke dmBio ähnlich aus.

Kaffeemarken: Und was ist nun mit dem Geschmack?

Kommen wir zum Schluss noch kurz auf den Punkt, der mir Bauchschmerzen bereitet, den meisten von euch aber am wichtigsten ist, geht es um Kaffeemarken aus dem Supermarkt: dem Geschmack.

Ich weiß, dass es einige geschmacklich vernünftige Mischungen im Supermarktregal gibt. Cellini hatte ich schon erwähnt. Auch der Rewe Bio Kaffee ist in Ordnung. Selbst die Aldi Nord Variante und Tchibos Privatkaffee könnten schlimmer sein.

Bei anderen weiß ich ebenso, dass sie einfach schrecklich sind. Die gesamte Ja!-Linie fällt darunter, Tchibos Feine Milde ist ebenso grausam wie die wirklich furchtbare Barista-Linie.

Und ich werde mich für euch dieser Herausforderung gern noch einmal detailliert in einem eigenen Test zu Supermarktkaffee stellen.

ABER: All das ändert nichts an der Tatsache, dass das gesamte System für Supermarktkaffee, von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, vollkommen krank ist. Und zum Beweis braucht ihr nur auf den Kilopreis zu gucken.

Das hat nichts mit Snobismus zu tun. Sondern schlicht mit der Tatsache, dass jeder, der sich auch nur kurz mit der Kaffeeherstellung auseinandersetzt, zwangsläufig zu einem Schluss kommt: Diese ist viel zu aufwendig und mit zu vielen Schritten verbunden, als dass ein Billigpreis gerechtfertigt wäre.

Und billige Preise gehen zwangsläufig immer auch auf Kosten der Qualität. Und auf Kosten derer, die den Preisdruck ausbaden müssen.

Während bei Klamotten der Preis allein ganz sicher nicht dafür sorgt, dass ihr statt Sweatshop-Ware verträgliche Kleidung kauft, sieht das bei Kaffee in gewisser Hinsicht schon anders aus. Und sobald ein Hersteller über die Herkunft seiner Bohnen keine Angaben macht, müsst ihr hellhörig werden.

Das ist meine Meinung und die Grundlage von Coffeeness. Ich weiß aber auch, dass euch Kaffeemarken aus dem Supermarkt dennoch wichtig sind.

Darum meine Frage: Welche Marken Produkte oder Versionen wollt ihr im ausführlichen Test sehen? Habt ihr noch Fragen oder wollt eure Meinung zu Kaffee aus dem Supermarkt sagen? Dann nichts wie los in die Kommentarspalte!

Dein Kaffee-Experte
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Arne Preuss

Moin! Ich bin Arne. Nach einigen Jahren als Barista habe ich mich einer Mission verschrieben: mehr guten Kaffee unter die Leute zu bringen. Dafür stellen mein Team und ich eine breite Wissensbasis zum Thema Kaffee für euch bereit.

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