Deutschland spricht schon von Kaffeekultur, wenn die Bevölkerung mal nicht zur billigsten Kaffeemarke im Angebot greift, sondern extra zu Tchibo geht, um sich „echte“ Qualität und Leidenschaft in Kaffeebohnenform zu gönnen.
Deutschland spricht schon von Kaffeekultur, wenn die Bevölkerung mal nicht zur billigsten Kaffeemarke im Angebot greift, sondern extra zu Tchibo geht, um sich „echte“ Qualität und Leidenschaft in Kaffeebohnenform zu gönnen.
Seitdem ich das letzte Mal über bekannte Kaffeemarken und die Nahrungsmittelhersteller dahinter geschrieben habe, hat sich aber (ein bisschen) was getan.
Menschen entdecken, wie Qualität und Geschmack in der Tasse wirklich zusammenhängen. Sie kaufen Kaffeebohnen oder Espressobohnen nicht mehr nach Marke, sondern nach Sorten. Gala und Onko sind verschwunden, Eduscho irgendwie auch und Markus Kaffee von Aldi heißt jetzt anders.
Darum habe ich meine Übersicht zu Kaffeemarken im Supermarkt aktualisiert und erweitert. Wir schauen auch mal (kurz) nach Italien und in die Welt, um eine Idee zu erhalten, wie wenige Marken den ganzen Globus dominieren.
Wenn ihr mehr zum Geschmack von Supermarkt-Bohnen erfahren wollt, schaut in die Ergebnisse meines Supermarkt-Kaffee-Test 2024.
Bekannte deutsche Kaffeemarken: Wer ist am beliebtesten?
Während ich am liebsten über Jacobs Krönung Witze mache und Tchibo Kaffee am lautesten verteufle, hat Deutschland ganz andere Marken-Favoriten. In der letzten aktuellen Erhebung 2022 haben Kunden folgende Top-5-Marken angegeben:
Dallmayr (rund 14,3 Mio. Kunden)
Jacobs (rund 13 Mio. Kunden)
Melitta (rund 12,7 Mio. Kunden)
Tchibo (rund 10,6 Mio. Kunden)
Lavazza (rund 9,8 Mio. Kunden)
“Produkte von Aldi” und “Produkte von Lidl” landen auch ziemlich weit vorn, während mit GEPA nur ein Unternehmen vertreten ist, das sich dem fairen Handel von Kaffeebohnen (und anderen Dingen) verschrieben hat.
Gepa-Kaffee ist ein Aushängeschild für Fairtrade Kaffee, was zumindest schonmal ein Anfang ist. Ob und welche Röstereien mit Direct Trade unter „Andere Marken“ vertreten sind (Schlusslicht der Erhebung), kann ich nicht sagen.
ch behaupte, dass Dallmayr gerade deswegen auf Platz 1 gelandet ist. Denn “Prodomo” ist nach meiner Erfahrung ständig irgendwo im Angebot und generell günstiger als Jacobs. Auch “Produkte von Discounter XY” unterstreichen diese These. Die gesamte Statistik sieht so aus:
Weltweit beliebte internationale Kaffeemarken
Laut European Coffee Report 2022/2023 sind wir in Deutschland zwar die konsumfreudigsten Kaffeeliebhaber, aber längst nicht die einzigen.
Auch andere Länder haben beliebte (billige) Bohnen. Einige davon landen in unseren Regalen, andere Kaffeesorten gibt es nur vor Ort. Ich habe mal einen kleinen Streifzug durch die Welt gemacht und fühle internationalem Kaffee auf den Zahn.
Italienische Kaffeemarken
Wenn ihr in einen italienischen Supermarkt rennt, werdet ihr von italienischen Kaffee-Marken praktisch erschlagen. Das wundert natürlich niemanden.
Dank unserer Leidenschaft für Espresso, Cappuccino und Latte sowie dem unaufhaltsamen Aufstieg des Kaffeevollautomaten ist der Marktanteil italienischer Kaffeemarken auch in Deutschland hoch. Dafür stehen insbesondere drei Marken.
Die Coffeeness Community weiß, wie sehr ich Lavazza-Kaffeebohnen verabscheue. Trotzdem sind sie die italienische Marke auf dem deutschen Markt.
Lavazza aus Turin erzielte laut Statistik 2023 ganze 3,1 Milliarden Umsatz weltweit – mit nachweislich schlechten Kaffeebohnen, die in meinem Espresso Test bisher ausnahmslos durchgefallen sind. Die Kaffeemarke steht für zu viel Säure in der Tasse, einen hohen Preis und Bohnen ohne jegliche Transparenz.
Illy Kaffee aus Triest finde ich im Geschmack zwar nicht ganz so schrecklich, fühle mich hier allerdings unter anderem vom ungerechtfertigten Preis-Leistungs-Verhältnis veralbert.
Die Bohnen in der charakteristischen Dose erzielten mit einem vergleichsweise überschaubaren Mitarbeiterstamm im Jahr 2023 fast 600 Millionen Euro Umsatz.
Kein Wunder, sind sie nach Kilopreis (35 Euro) im Verhältnis zu Qualität und Transparenz-Anforderungen doch deutlich teurer als die Konkurrenz. Mehr zu meiner Meinung und Erfahrung lest ihr im Illy Espresso Test.
Segafredo ist vor allem eine Gastronomie-Marke, die sämtliche Aspekte der Kaffeewertschöpfung vertikal integriert hat. Das heißt: Segafredo aus der Provinz Bologna besitzt eine eigene Plantage in Brasilien, importiert die Bohnen selbst und ist auch selbst Kaffeeröster.
Das könnte ein Grund sein, warum der Kilopreis mit rund 10 Euro für eine Tüte „Intermezzo“ so unfassbar niedrig ist. Bei einer vollständigen vertikalen Integration guckt kein Außenstehender, wie es um die Arbeitsbedingungen der Kaffeebauern und Mitarbeitenden steht. Meine Vermutung: Nicht allzu gut.
Segafredo ist übrigens Teil der Massimo Zanetti Beverage Group, die 2023 laut Unternehmensangaben 1,1 Milliarden Euro Umsatz gemacht hat.
Französische Kaffeemarken
Fällt euch auf Anhieb eine französische Kaffeemarke ein? Mir auch nicht. Frankreich ist zwar ein ausgewiesenes Kaffeeland, doch geht es dabei mehr um die Performance als das Produkt. Berühmte oder bekannte Kaffeespezialitäten wie Café au lait werden einfach mit irgendwelchem Kaffee gemacht, Röstung und Geschmack sind relativ egal.
Das ändert sich zwar gerade, Frankreich entdeckt die Vielfalt und die Facetten von Kaffeegenuss. Trotzdem wundert es nicht, dass ich Schwierigkeiten hatte, überhaupt irgendwelche Marken aufzutun.
Ich habe einen Umweg durch französische Supermarkt-Prospekte genommen und bin immer wieder auf Carte Noire gestoßen. Diese gehört allerdings zum Kaffeehersteller Lavazza und fällt damit in Sachen Geschmack vermutlich ebenso durch wie die Hauptmarke.
Ansonsten gibt’s Nespresso oder Lavazza selbst, so weit das Auge reicht. Darum meine Frage an frankophile Kaffeeliebhaber: Kennt jemand eine große französische Marke, die sich wirklich lohnt?
Spanische Kaffeemarken
Spanische Kaffeebohnen sind international nicht besonders bekannt, nach Angaben einiger Marken wird der Kaffee hauptsächlich für die eigene Bevölkerung produziert. Das könnte daran liegen, dass eine typische spanische Röstung eine Nummer für sich ist:
Sogenannte Torrefacto-Kaffeesorten setzen auf eine Mischung aus üblichen Arabica-Kaffeebohnen und karamellisierten bzw. kandierten Bohnen. Der Anteil an kandiertem Kaffee schwankt je nach Röstung und beeinflusst damit den Geschmack spanischer Kaffeespezialitäten.
Laut Einheimischen und Spanienfans zählt Cafés Candelas, ein Unternehmen aus Galizien, zu den beliebtesten spanischen Kaffeebohnen. Jährlich werden laut Eigenaussage rund 800 Millionen Tassen Candelas Kaffee weltweit serviert.
Torrefacto gibt es übrigens nicht nur in Spanien. Auch in Deutschland ist man schonmal auf den Kandierter-Kaffee-Trichter gekommen. Die ehemalige DDR-Marke Röstfein bietet mit „Rondo“ ebenfalls eine kandierte Röstung an.
Geht es übrigens um portugiesische Kaffeemarken, steht ein Produkt im Mittelpunkt: Delta Kaffee ist bei Spaniens Nachbar in etwa so berühmt wie hier Melitta Auslese, Gala oder Jacobs Krönung.
Österreichische Kaffeemarken
Wir wissen, wie viel sich die Österreicher auf ihre Kaffeekultur einbilden. Das können sie auch, schließlich pflegen sie die Kaffeehaus-Tradition wie kaum ein anderes Land. Geht es um den dafür passenden Kaffee, ist es mit der Leidenschaft doch nicht mehr so weit her.
Das Ranking der beliebtesten Kaffeebohnen in Ösiland ähnelt stark der deutschen Übersicht:
Eduscho war auch in Deutschland mal eine große Nummer. Seit der Übernahme durch Tchibo hat sich das hier allerdings geändert. In Österreich wird Eduscho allerdings fast eigenständig geführt und konnte sich deshalb aus dem Tchibo-Schatten befreien.
Geht es um wirklich österreichische Kaffeemarken, fällt auch in der Übersicht vor allem ein Name: Meinl Kaffee. Mit einem Marktanteil von 9% ist die Großrösterei aus Wien ebenso beliebt wie Lavazza, Illy und Nescafé.
Hinter dem heimisch klingenden Namen Hofer Kaffee, der mehrfach in der Österreich-Statistik auftaucht, verbirgt sich eine Eigenmarke von Aldi. Genauso wie Markus wird sie jedoch bald aus den Statistiken verschwinden. Warum, klären wir weiter unten.
Schweizer Kaffeemarken
Die Schweizer haben eine ziemlich ausgeprägte Leidenschaft für Kaffee und sind laut vieler landestypischer Angaben große Fans des Vollautomaten. Genau diese Leidenschaft hat meiner Meinung nach für eine unglaubliche Kaffee-Verwirrung gesorgt.
Die Delica AG aus Birsfelden vertreibt sowohl Schümli als auch Schwiizer Schüümli und hat damit in meinen Augen dafür gesorgt, dass wir an besondere Crema-Kaffeebohnen glauben, die ein besonderes Getränk mit extra viel Schaum erzeugen können.
Bei den Schweizern selbst heißt Schümli (als Kaffee) allerdings Café Crèma und lebt von einer ungewöhnlich hellen Espresso-Röstung, die mit weniger Druck als üblich zubereitet wird. Der fertige Kaffee lässt Säure genauso zu wie Bitterstoffe oder Schokolade. Doch ein solches Aroma kann man der deutschen Kaffee-Erfahrung (noch) nicht zumuten.
Sei’s drum: Für die Schweizer selbst ist Schümli (als Marke) nicht so interessant wie Chicco D’Oro oder La Semeuse. Werden die Schweizer nach den bekanntesten Kaffeemarken gefragt, fällt ihnen allerdings zuerst Nespresso ein. Und zwar mit Abstand.
Das könnte daran liegen, dass Mutterkonzern Nestlé seinen Hauptsitz in der Schweiz hat und von dort den globalen Kaffeemarkt mit einem riesigen Markenportfolio in den Bereichen Instant-Kaffee, Kaffeekapseln und Bohnenkaffee dominiert.
„Vielfalt“ im Supermarkt: Welche Kaffee-Marken dominieren Deutschland und die Welt?
Einerseits ist es natürlich super, dass ihr euren Favoriten-Kaffee praktisch überall auf der Welt bekommt. Andererseits ist dies aber auch ein klares Zeichen für wenig Kaffee-Nachhaltigkeit, Fairness oder gar Aroma-Expertise.
Ein Espresso aus einer globalen Marken-Mischung muss je nach Kulturkreis immer möglichst das gleiche Aroma mitbringen und dabei möglichst wenig kosten. Die Röstverfahren sind standardisiert, anstatt sich an den Vorgaben der Kaffeesorten zu orientieren. Kaffee wird so zum Fast Food, die Röstung zum Einheitsbrei.
Ich sage dies nur, weil es nach meiner Erfahrung fast egal ist, welche Röstung, welche Kaffeebohnen, welche Marke, welches Produkt ihr aus dem Regal nehmt: Am Ende schmeckt alles irgendwie gleich und es verdienen nur sehr wenige große Konzerne und Unternehmen daran.
Ob wir über Kaffee, Schokoriegel oder jedes andere ess- und trinkbare Produkt reden: Die Schweizer von Nestlé aus Vevey haben garantiert ihre Finger drin. Das macht sie zum größten Nahrungsmittelproduzenten der Welt.
2023 lag der Umsatz bei 93 Milliarden Schweizer Franken, über ein Viertel davon wurde laut Unternehmensbilanz mit Nespresso und Nescafé erzielt. Was auffällt: Bei Nestlé gehören weder klassischer gemahlener Kaffee noch ganze Bohnen zum Sortiment.
Die Marktmacht beruht auf Instant-Kaffee, Kapseln und Kaffee-Ersatz wie Caro Kaffee und Zichorienkaffee (Linde’s).
Zwar hat Nestlé auch den europäischen Vertrieb für die amerikanische Marke Starbucks übernommen, lässt aber auch hier nur seine Expertise in Sachen Kapseln und Pads spielen.
Wollte ich euch die genauen Besitz- und Eigentumsverhältnisse hinter dem Konglomerat Jacobs Douwe Egberts Peet’s erklären, säßen wir morgen noch hier.
Für uns ist nur wichtig, dass einerseits Mondelez als siebtgrößter Lebensmittelkonzern der Welt seine Finger im Spiel hat, während andererseits zahlreiche bekannte Kaffeemarken dazu gehören:
- Senseo Kaffeepads
- Tassimo Kapseln
- Jacobs Kaffee
- Onko Kaffee (alte Marke)
- Café Hag
Daneben ist JDE dick im professionellen ToGo-Geschäft vertreten und unterhält Gastromarken, von denen die meisten von uns noch nie gehört haben. Dazu gehören zum Beispiel Piazza D’Oro oder Splendid.
So sehr ich meine Probleme mit Tchibo habe: Das Unternehmen aus Hamburg schafft es mühelos, sich trotz eines Umsatzes von über drei Millionen Euro im Jahr 2023 als „familiärer Betrieb von hier“ zu inszenieren.
Wie viel von diesem Umsatz allerdings auf Kaffee und wie viel auf das NonFood-Geschäft entfallen, habe ich nicht herausfinden können.
Das Tchibo-Markenportfolio für Kaffee ist sehr überschaubar: Neben der Hauptmarke Tchibo existieren noch Eduscho und das „nachhaltige“ Kapselsystem Qbo. Bis 2022 existierte auch Gala Kaffee, der dann allerdings zu Eduscho sortiert wurde.
Vor einigen Jahren hat das Unternehmen trotz steigender Produktionskosten und der immer ressourcenintensiveren Herstellung von Kaffee einfach mal die Kaffeepreise gesenkt, andere Kaffeemarken zogen zwangsweise nach.
Gerade erst hat Tchibo eine Preiserhöhung durchgeführt. Der mediale Aufschrei war groß. Plötzlich fragten wieder alle „Warum ist Kaffee so teuer?“ – und haben einmal mehr nichts begriffen.
Seit meiner letzten Auflage dieser Analyse hat sich die Alois Dallmayr KG aus München umsatztechnisch nicht weiterentwickelt. Die Einnahmen belaufen sich immer noch auf etwas über 900 Millionen Euro im Jahr.
Dafür hat Dallmayr Prodomo die Krönung als beliebteste Marke der Deutschen abgelöst. Wie schon anklang, hat das wohl weniger mit einem besonderen „Prodomo“-Aroma oder großer Produkt-Expertise zu tun.
Anders als viele andere Marken fährt Dallmayr eine Monostrategie und vertreibt sämtliche Varianten von Kaffeebohne bis Kapsel unter seinem Hauptnamen.
Mit seinem dritten Platz bei der deutschen Kaffeekauf-Hitparade zeigt Melitta aus Minden, dass es mit dieser urdeutschen Marke doch noch nicht vorbei ist. Immer wieder ist mir in den vergangenen Jahren aufgefallen, dass es um den Erfinder des Filterkaffees und den Erbauer guter Kaffeemaschinen ziemlich ruhig geworden ist.
Laut Unternehmensaussagen soll 2022 ein besonders schlimmes Jahr gewesen sein, Geschäftszahlen für 2023 lagen zum Zeitpunkt dieses Updates noch nicht vor. Der Kaffeeumsatz belief sich 2022 jedenfalls auf etwas über eine Milliarde Euro, was laut Kennzahlen deutlich unter den Vorjahreswerten lag.
Im Unterschied zu den meisten Kaffee-spezifischen Marken verkauft Melitta nicht nur den Kaffee, der in der Tasse landet, sondern auch das Equipment für die Zubereitung. Um Melitta Kaffeevollautomaten ist es dabei besonders ruhig geworden, während eine Melitta Kaffeemaschine immer noch ein Dauerbrenner ist.
Wer jemals auf irgendeine professionelle Art mit Kaffee zu tun hatte, kennt die J.J. Darboven GmbH & Co. KG aus Hamburg genau. Auch wenn etwa mit Café Intencion und Mövenpick mehrere Marken im Supermarktregal anzutreffen sind, ist Darboven vor allem in Gastro, Hotellerie und Co. vertreten.
Auch wenn sich am Umsatz von um die 300 Millionen Euro seit Jahren nichts zu ändern scheint, bleibt das waschechte Familienunternehmen ein interessanter Mitspieler im Markt. Das liegt vor allem daran, dass Dallmayr ein fast beängstigendes Gespür für Trends hat, die auch im Supermarktsegment funktionieren.
Café Intencion war der erste gut sichtbare Fairtrade-Kaffee, mit der Marke Eilles hat sich Darboven früh im Segment für Kaffeealternativen positioniert. Idee Kaffee darf heute zwar nicht mehr als „magenfreundlich“ beworben werden, aber die Werbung hallt noch nach – und der Kaffee war ein absoluter Vorreiter im Health-Trend rund um die Frage Ist Kaffee gesund?
Eigenmarken & Discounter-Kaffee: Welche Marke steckt dahinter?
In der oben zitierten Statistik zu deutschen Kaffeemarken fallen drei Einträge besonders auf: „Produkte von Aldi“, „Produkte von Lidl“ und „andere Handelsmarken“ stehen jeweils ziemlich weit oben. Auch das ist nicht verwunderlich.
Die Preissensibilität bei Kaffee führt dazu, dass wir lieber eine No-Name-Röstung kaufen als teuren Mövenpick oder eine Jacobs Meisterröstung. Seit dem Anstieg der Inflation dürfte dies noch wichtiger geworden sein. Zahlen dazu liegen aber noch nicht vor.
Nun ist es längst kein Geheimnis mehr, dass viele Eigenmarken von namhaften Herstellern stammen, die mit den Handelsketten einen einträglichen Deal eingehen. Bei Kaffee ist das nicht anders. Wer da welches Produkt erzeugt, verraten die meisten Händler aber höchst ungern. Sonst würde ja keiner mehr den Premium-Preis für die echte Marke zahlen.
Alle meine folgenden Angaben zur Herkunft bzw. Herstellung sind deshalb ohne Gewähr. Bei manchem Kaffee haben wir nur Indizien, die ein oder andere Röstung ist freigiebiger mit Informationen.
Ich habe mich auf die am weitesten verbreiteten Ketten konzentriert und lasse Supermärkte wie Kaufland oder Norma (Caffeeciao) erstmal außen vor. Wenn ihr wollt, recherchiere ich aber gern nochmal tiefer.
Ein Begriff wie “gut und günstig” ist beim Kaffeegenuss in meinen Augen zwar fehl am Platze, doch können wir Edeka nicht ganz verteufeln. Es gibt Hinweise, dass der Eigenmarken-Kaffee mit der roten Ecke von Darboven kommt, allerdings gibt es dafür keine Belege (mehr).
Ich finde es jedoch wirklich prima, dass Edeka in ganz Deutschland mit echten Kaffeeröstereien kooperiert und ihnen Plätze im Regal freiräumt. Regionalität, Fairness und Nachhaltigkeit kommen so auf Umwegen zu den Supermarktkaffee-Kunden.
Meiner Erfahrung nach ist es zwar schwer, Leute davon zu überzeugen, dass sich der Aufpreis für eine Röstung absolut lohnt. Aber irgendwo müssen wir ja anfangen, Qualität in die Köpfe zu bringen.
Da Netto (in Rot) zu Edeka gehört, müssen die Spekulationen zu Cafet Kaffee ähnlich nebulös bleiben. Ursprünglich gab es Cafet nur als Kapsel, inzwischen heißt das ganze Angebot so.
Hier habe ich den Hinweis gefunden, dass die „Handelsmarkenrösterei“ Tempelmann aus Dorsten die Finger im Spiel hat. Beweisen kann ich es (bisher) allerdings nicht.
Aldis Kaffee-Sortiment bestand vormals aus verschiedenen Marken, die je nach Zubereitung und Röstung Markus (Filterkaffee) oder Moreno (Espresso für Siebträger und Vollautomat) hießen. Jetzt gibt es nur noch Barissimo. Bis auf den Namen hat sich allerdings nichts verändert. Wer steckt hinter Barissimo?
Hinter Barissimo steckt die hauseigene Rösterei Markus Kaffee GmbH & Co. KG, die in Herten und Weyhe produziert. Gab es früher noch eine eigene Website, auf der ihr mehr zur Herstellung und wenig zur Herkunft erfahren konntet, leitet der Link jetzt nur noch auf die Werbeseite Aldis um.
Konkurrent Lidl leistet sich keine eigene Rösterei, sondern bezieht die Produkte der Marke Bellarom von der Rösterei Minges aus Bamberg. Diese arbeitet nicht nur für Lidl, sondern unter anderem auch für Käfer und (angeblich) für viele weitere Handelsketten.
Sämtliche Varianten von ja!-Kaffee bei Rewe (bis auf die Instant-Angebote) sind ein Produkt der Schirmer Kaffee GmbH aus Dortmund, die wiederum zu Dallmayr gehört.
Im Unterschied zu anderen Handelsketten ist Rewe freigiebiger mit den Informationen und druckt den Schirmer-Namen direkt auf die Packungen.
Dafür habt ihr es hier schwerer, eine handwerkliche Röstung aus einer guten Rösterei zu finden. Ich habe bisher noch keine regionalen Angebote gesehen. Ihr?
Da Penny zu Rewe gehört, werden sämtliche Kaffees der Eigenmarke PENNY ebenfalls bei Schirmer geröstet. Auch hier steht der Name auf der Verpackung, ihr erhaltet höchstwahrscheinlich dasselbe Aroma und dieselbe Arabica-Mischung wie bei Ja-Kaffee.
Weder ich noch irgendwer sonst konnte bisher herausfinden, woher Drogerie-Kaffee kommt. Das wundert mich schon, da gerade DM mit seinem Hang zu Transparenz-Gerede und Biokaffee-Angebot eigentlich mehr verraten sollte.
Ich bezweifle auch stark, dass Rossmanns Laudatio-Kaffee selbst geröstet ist, auch wenn die Kette als Hersteller auf der Packung verzeichnet ist.
Welche Kaffeemarke ist die beste: Empfehlungen aus dem Supermarkt
Um meine Einstellung zum „Kaffeegenuss“ aus der Kaufhalle zumindest in Sachen Geschmack zu hinterfragen, kaufe ich ab und zu einen Espresso oder Filterkaffee und versuche, die Aromen der Röstung neutral zu bewerten.
Dabei fällt mir jedoch immer wieder auf, dass sich die Angebote höchstens in Sachen Stärke bzw. Intensität unterscheiden. Der Geschmack ist meistens unfassbar gleichförmig – oder zeigt schlimme Anwandlungen von Säure oder Bitterkeit.
Neulich habe ich mir zum Beispiel ein Melitta-Heißgetränk gegönnt und mich gefragt, warum sie im Hals kratzt. Bei meinem Entkoffeinierte Kaffeebohnen Test 2024 galt für die Supermarken meist der Geschmack „Kaffee halt“.
Mein einziger Tipp: Der Edeka Bio-Kaffee (ganze Bohne) für Filterkaffee hat eine gute Säure-Bitterstoff-Balance und sogar einen Hauch von Schokolade.
Genauer will ich das allerdings nochmal in einer Neuauflage meines Supermarkt-Kaffee Tests untersuchen, für den ihr gern eure liebste Röstung nominieren könnt.
Qualität definiert sich nunmal nicht über Logos oder Namen, sondern über hochwertige Arabica- und Robusta-Bohnen, die nach ihren individuellen Anforderungen verarbeitet und geröstet werden. Erst, wenn aus jeder Tüte andere Aromen herauskommen, können wir wirklich von einer Meisterröstung reden.
Wie das aussehen kann, erfahrt ihr zum Beispiel in meinem Coffeeness Kaffee-Shop. Hier findet ihr Kaffeebohnen für Vollautomaten (oder auch mal Siebträger und French Press), die das Aroma nicht von den Methoden, sondern von der Bohne her denken. Ob mit oder ohne Koffein.
Kaffee entwickelt für den Vollautomaten
Mein Kaffee eignet sich bestens für alle Getränke aus dem Vollautomat.
Täglich frisch geröstet
Schokoladiges Aroma
Fair gehandelt
Für Espresso, Kaffee & Milchgetränke
Fazit: Kaffee & Espresso aus dem Supermarkt? Och nö!
Ich weiß, auf welch hohem Ross ich sitze. Für mich sind Kaffeebohnen oder Espressobohnen keine Grundnahrungsmittel, sondern Luxus, dessen Herstellung Auswirkungen auf die gesamte Welt hat.
Mir ist klar, dass ich dafür gute Preise zahlen und etwas genauer hinsehen muss. Mir ist auch klar, dass sich nicht jeder die beste Kunst des Röstens leisten kann. Ich hoffe nur, dass unser aller Kaufverhalten eine etwas andere Richtung nimmt, damit die großen Hersteller ihre Methoden überdenken.
Ist das zu viel verlangt oder genau richtig? Diskutiert gern in den Kommentaren!
FAQ
Von Kaffee Hag über Cellini bis zu Mövenpick oder allen bekannten Namen gibt es unzählige Kaffeemarken, die jedoch unter der Kontrolle von nur wenigen Konzernen stehen.
Italien bietet eine riesige Palette an Espresso-Röstungen unterschiedlicher Hersteller. Unangefochtener Anführer ist hier Lavazza.
Deutschland bevorzugt laut aktueller Daten Dallmayr Prodomo noch vor Jacobs Krönung, Melitta und Schümli. Beliebteste ausländische Marke ist Lavazza.