Als französische Kolonialherren in den 1850er Jahren Kaffeebohnen nach Vietnam brachten, begann die lokale Bevölkerung, eigenen Kaffee anzubauen. Mittlerweile produziert Vietnam rund 1,8 Millionen Tonnen Rohkaffee jährlich (Stand 2023). Damit ist das Land der zweitgrößte Kaffeeproduzent der Welt – nach Brasilien mit ca. 3 bis 3,5 Millionen Tonnen Kaffeebohnen jährlich.
Als französische Kolonialherren in den 1850er Jahren Kaffeebohnen nach Vietnam brachten, begann die lokale Bevölkerung, eigenen Kaffee anzubauen. Mittlerweile produziert Vietnam rund 1,8 Millionen Tonnen Rohkaffee jährlich (Stand 2023). Damit ist das Land der zweitgrößte Kaffeeproduzent der Welt – nach Brasilien mit ca. 3 bis 3,5 Millionen Tonnen Kaffeebohnen jährlich.
Ihre Kaffeebohnen gibt es überall. Allerdings sind die Kaffeespezialitäten des Landes bisher relativ unbekannt. Das mag daran liegen, dass Geschmack und Zubereitung bei vietnamesischem Kaffee völlig anders ist, als wir es von Cappuccino, Espresso und Co gewohnt sind.
Ausnahme: Der Cà phê sữa (Aussprache ka fe sua) mit Kondensmilch wird besonders in Kaffee- und Foodie-Kreisen immer beliebter. Deswegen habe ich den dunklen, starken Kaffee und seine Varianten für euch getestet und verrate, worauf ihr bei der Zubereitung der Kaffee-Rezepte achten müsst.
Herkunft & Geschichte: Kaffeekultur mit Kondensmilch in Vietnam
Die Franzosen führten während der Kolonialzeit in Vietnam die Tradition des Kaffeetrinkens ein. Sie bauten Kaffee im zentralen Hochland an und deckten damit die wachsende Nachfrage in Europa. Der Kaffeeanbau wurde bald zu einer wichtigen wirtschaftlichen Aktivität.
Heute ist Vietnam mit einem durchschnittlichen, jährlichen Wachstum von rund acht Prozent nach Brasilien der zweitgrößte Kaffeeexporteur der Welt. Der Umsatz des vietnamesischen Kaffeemarktes wird im Jahr 2024 voraussichtlich rund 511 Millionen US-Dollar erreichen.
Vietnam baut überwiegend Robusta-Kaffeebohnen an, die etwa 40 Prozent der weltweiten Kaffeeproduktion ausmachen.
Durch die erfolgreiche Kaffeewirtschaft entstanden Cafés im ganzen Land. Heute gibt es in gefühlt jedem Haus ein Café. Dort trinken Vietnamesen ihren ca phe sua in verschiedenen Varianten: Schwarz, mit Kondensmilch, kalt, mit Eiswürfeln oder gemischt mit Kokosmilch oder Ei. Die Cafés sind von früh bis spät nachts geöffnet und Treffpunkt für soziale Aktivitäten und Gespräche unter Freunden.
Was ist vietnamesischer Kaffee?
Im Laufe der Zeit entwickelten Vietnamesen ihren ganz eigenen Kaffee-Stil. Ihre Erfindungsgabe und Kreativität sorgte dafür, dass der vietnamesische Cà phê sữa heute einen ganz eigenen Twist besitzt. Denn in Vietnam gab es früher keine Milchwirtschaft, deshalb fügten sie ihrem Kaffee importierte Kondensmilch hinzu.
Zum Einsatz kommt meistens Trung Nguyen Kaffee. Das Unternehmen ist Kaffeemarktführer in Vietnam und gehört im Land zu den beliebtesten Kaffeemarken. Während Trung Nguyen sehr populär ist, gibt es auch viele andere Marken und lokale Röster, die ihr in vietnamesischen Cafés entdecken könnt.
Kaffeefilter aus Metall oder Edelstahl: Nur so gelingt vietnamesischer Kaffee
Der aus Metall oder Edelstahl bestehende Phin Kaffeefilter – eine Mischung aus Pour Over und French Press – ist das Herzstück der vietnamesischen Kaffeezubereitung. Ohne ihn könnt ihr keinen Cà phê sữa zubereiten. Er besteht aus einem Sieb, einer Filterpresse, Filterkammer und einem Deckel.
Traditionell wird der Phin für eine Einzelportion verwendet. Ihr bekommt den Tropffilter allerdings auch für größere Portionen. Er kostet selten mehr als 10 Euro und ist online oder im Asiamarkt erhältlich. Filterpapier braucht ihr für ihn nicht.
CÀ PHÊ SỮA: Anleitung & Rezept für vietnamesischen Filterkaffee
Der Kaffee tropft durch den Phin langsam über die gesüßte Kondensmilch ins Glas oder die Tasse. Verwendet hierfür heißes, aber nicht kochendes Wasser. Ideal sind Temperaturen von 92 bis 94 Grad Celsius.
Zutaten
2 Esslöffel gemahlenen vietnamesischen Kaffee
Rund 150 ml heißes Wasser (Menge richtet sich nach Größe des Filterbehälters)
2 EL gesüßte Kondensmilch
Mahlgrad für den Filter
Ein vietnamesischer Kollege hat mir folgenden Tipp gegeben:
„Wenn du den Mahlgrad so einstellst, dass der erste Tropfen innerhalb von zwei Minuten und der letzte Tropfen innerhalb von 5 Minuten fließt, bekommst du einen guten Kaffee“.
In der Praxis läuft es darauf hinaus, dass ihr den Kaffee mittel bis grob mahlen solltet. Stellt eure Kaffeemühle auf Mahlgrad 4 von 5. Mahlt ihr die Bohnen zu fein, wird der Kaffee zu bitter.
Zubereitung
Gebt zwei Esslöffel Kondensmilch ins Glas oder die Tasse.
Setzt darüber zuerst das Filtersieb und dann den Filterbehälter.
Gebt das Kaffeepulver in den Filter.
Lasst die Filterpresse vorsichtig auf den Kaffee fallen.
Gießt nun zwei bis drei Esslöffel heißes Wasser darüber.
Lasst das Ganze rund 30 Sekunden lang quellen.
Füllt dann das restliche Wasser bis zum oberen Rand des Filterbehälters.
Gebt den Deckel auf den Filter und wartet rund 5 Minuten, bis der Kaffee durchgelaufen ist.
Verrührt den Kaffee mit der Kondensmilch und serviert ihn.
CÀ PHÊ SỮA ĐÁ: Die Eiskaffee-Variante
Cà phê sữa wird in Vietnam auch als kalter Kaffee getrunken und nennt sich dann Cà Phê Sữa Đá. Đá bedeutet übersetzt mit Eis. Die Zubereitung ist die gleiche. Ihr gebt einfach nur ein paar Eiswürfel zur Kondensmilch ins Glas und brüht den vietnamesischen Kaffee direkt darüber auf. Fertig ist der vietnamesische Eiskaffee!
CÀ PHÊ TRỨNG: Rezept für die vietnamesische Kaffeespezialität mit Ei
Kommen wir zu spezielleren Varianten des vietnamesischen Kaffees. Der Cà phê trứng ist zwar nicht so verrückt wie der problematische Kopi Luwak (von der Schleichkatze ausgeschiedene Bohne der Kaffeekirsche zu Kaffee verarbeitet), aber mit aufgeschlagenem Eigelb auch nicht jedermanns Sache. Jedenfalls auf den ersten Blick. Denn einmal probiert, merkt ihr, dass Cà phê trứng wie flüssiges Tiramisu schmeckt.
Zutaten
2 Esslöffel gemahlenen vietnamesischen Kaffee
Rund 150 ml heißes Wasser (Menge richtet sich nach Größe des Filterbehälters)
2 EL gesüßte Kondensmilch
1 – 2 Eigelb
Zubereitung
Schlagt das Eigelb mit gesüßter Kondensmilch im Mixer oder dem Schneebesen zu einer cremigen Konsistenz auf.
Bereitet den vietnamesischen Kaffee wie oben beschrieben zu.
Gebt die aufgeschlagene Eigelb-Mischung auf den Kaffee.
CÀ PHÊ CỐT DỪA: Kaffeespezialitäten mit Kondensmilch & Kokos
Eine weitere Option, die euch in vietnamesischen Kaffeebars angeboten wird, ist Ca Phe Cot Dua. Bei diesem Getränk kommt zur Kondensmilch noch ordentlich Kokosmilch und Crushed Eis dazu.
Zutaten
2 Esslöffel gemahlenen vietnamesischen Kaffee
Rund 150 ml heißes Wasser (Menge richtet sich nach Größe des Filterbehälters)
3 – 4 EL gesüßte Kondensmilch
100 ml Kokosmilch
Eiswürfel
Zubereitung
Mischt Kondensmilch, Kokosmilch und Crushed Ice im Mixer und stellt die Mischung ins Gefrierfach.
Bereitet den vietnamesischen Kaffee wie oben beschrieben zu.
Stellt ihn in den Kühlschrank.
Sobald die Kokosnussmischung leicht angefroren ist, nehmt ihr sie aus dem Gefrierfach und mischt sie vorsichtig mit einer Gabel durch.
Gebt die Mischung auf den abgekühlten Kaffee.
Serviert das Ganze mit einem langen Löffel und einem Strohhalm.
Der Kaffeeanbau in Vietnam: Was macht den Unterschied?
Nach dem Vietnamkrieg stand das Land vor massiven Herausforderungen. Der Kaffeeanbau wurde zur wirtschaftlichen Rettung. Dank intensiver Unterstützung durch die Regierung und die Hilfe der Weltbank wuchs die Robusta-Produktion ab 1975 rasant.
Heute stemmen rund 1,2 Millionen einheimischen Kleinbauern die Kaffeeherstellung. Sie pachten ihre Plantagen für rund 50 Jahre vom Staat, wobei die Regierung die Anbauflächen streng reguliert. Um die Einflussnahme großer internationaler Konzerne zu verhindern, darf jeder Haushalt nur ein bis zwei Hektar Land bewirtschaften.
Die Qualität des vietnamesischen Kaffees variiert, da oft Kunstdünger eingesetzt wird. Das führt zu durchschnittlichen Güteklassen. In den letzten Jahren findet glücklicherweise ein Umdenken statt: Die junge Generation von Kaffeebauern legt zunehmend Wert auf zertifizierte, nachhaltige Anbaumethoden und produziert auch Spezialitätenkaffee.
Die Anbaugebiete in Vietnam
Der größte Teil des Kaffeeanbaus erfolgt im mittleren Teil des Landes, dem sogenannten Trung Bộ. Vor allem das zentrale Hochland Vietnams (Tây Nguyên) mit seinen fruchtbaren Vulkanböden ist für die Kaffeeerzeugung von großer Bedeutung.
Bohnen: Welche Sorte für vietnamesischen Kaffee?
Vietnamesischer Kaffee wird meist aus starken, dunkel gerösteten Robusta-Bohnen zubereitet. Diese haben einen ca. 50 bis 70 Prozent höheren Koffeingehalt als Arabica-Bohnen. Der Geschmack ist erdig, kräftig und hat schokoladige Noten. Da etwa 80 bis 90 Prozent des vietnamesischen Kaffees exportiert werden, könnt ihr ihn auch in Deutschland und anderen Ländern kaufen.
Die bekanntesten Kaffeemarken sind:
Trung Nguyen ist Vietnams beliebteste Kaffeeröstung. Sie exportiert in mehr als 60 Länder. Ihr könnt über die Marke verschiedene Mischungen, Robusta-Kaffee und Arabica-Kaffee sowie vietnamesischen Instantkaffee beziehen. Allerdings bietet Trung Nguyen nur Kaffeepulver an.
Vinacafe, ein staatliches Unternehmen und Tochter der Vietnam National Coffee Corporation aus Hanoi.
Highlands Coffee, das erste nicht von einem Einheimischen gegründete Kaffeeunternehmen in Vietnam. David Thai, ein Amerikaner mit vietnamesischen Wurzeln, schuf die vietnamesische Highlands Coffee-Kette als Antwort auf den Starbucks-Boom in den USA.
Cong Ca Phe, eine neue Marke für qualitativ hochwertigen Kaffee. Besonders bekannt ist sie für ihren Kokosnusskaffee.
Trâm Anh Kaffee, ein Familienunternehmen, das eine helle Trommelröstung anwendet und die Bohnen mit Butter und Alkohol wie Rum oder Cognac verfeinert, was für ein spezielles Aroma sorgt.
Auch meine Coffeeness-Bohnen KRÄFTIG für Vollautomaten eignen sich für gut für vietnamesischen Kaffee. Es sind zwar Arabica-Bohnen, doch haben sie einen vollen Körper mit Aromen von Karamell und dunkler Schokolade, sodass hier ebenfalls starker Kaffee in der Tasse landet.
Kaffee entwickelt für den Vollautomaten
Mein Kaffee eignet sich bestens für alle Getränke aus dem Vollautomat.
Täglich frisch geröstet
Schokoladiges Aroma
Fair gehandelt
Für Espresso, Kaffee & Milchgetränke
Cà phê sữa: Vietnams süßes Kaffee-Duo
Kaffee-Rezepte mit Kondensmilch kennen wir schon vom südkoreanischen Dalgona Kaffee, dem griechischen Frappé, dem spanischen Café Bombón und Barraquito. Doch in der vietnamesischen Kaffeespezialität Cà phê sữa gefällt sie mir am meisten.
Der Kontrast zwischen starkem, erdigem Kaffee aus dem Phin und gesüßter Milch passt einfach. Für diesen Genuss lass ich meinen Espresso auch mal in der Ecke stehen.
Habt ihr Vietnamesischen Kaffee schon ausprobiert? Kennt ihr noch eine Variante, die ich hier nicht genannt hab? Hinterlasst mir gern einen Kommentar!
FAQ zu vietnamesischem Kaffee
Das Besondere an vietnamesischem Kaffee ist die Zubereitung. Verwendet wird ein spezieller Metallfilter namens Phin.
In Vietnam wird für jede Art des Kaffees süße Kondensmilch verwendet.
Kondensmilch ist aus der Not heraus geboren. Da es früher in keine Milchwirtschaft gab, behalfen sich die Vietnamesen mit der importierten, süß-cremigen-Milch. Daraus ist im Laufe der Zeit eine Tradition geworden.